Es war Franz Beckenbauer, der Anfang der 90er Jahre den Beginn eines goldenen Zeitalters des deutschen Fußballs beschwor. Grund: Die Wiedervereinigung bescherte dem Deutschen Fußballbund (DFB) viele Spieler der ehemaligen DDR: Sammer, dann Ballack – um nur einige Namen zu nennen. Aber der große Erfolg blieb aus. Man hatte einfach die Nachwuchsförderung vernachlässigt. Als man begriff, dass ‚fertige’ Spieler nicht wie Pilze aus dem Boden schießen, investierte man endlich in die Jugend – und in die Integration von Migrantenkindern, die in Deutschland geboren und aufgewachsen sind.
Der erste große Erfolg dieser Nachwuchsarbeit zeigte sich 2009 bei der U-21-Fußball-Europameisterschaft in Schweden. Deutschland gewann dieses Turnier der Unter-einundzwanzigjährigen mit Spielern wie Manuel Neuer im Tor, Jérôme Boateng, Mats Hummels und Benedikt Höwedes in der Abwehr, Sami Khedira und Mesut Özil im Mittelfeld. Diese Spieler bilden heutigentags die halbe Nationalmannschaft der Senioren.
Besonders ein Stern ging bei dieser U-21-EM 2009 strahlend auf, der von Mesut Özil. Mir klingen noch immer die englischsprachigen Kommentare (im Internet) im Ohr, die bewundernd den Namen riefen: Ooooooziiil!
Dann kam die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Und ich denke da besonders an das Spiel gegen Argentinien – immerhin mit dem Weltfußballer Lionel Messi -, das Deutschland überlegen mit 4:0 gewann. Zum Weltmeistertitel reichte es dann zwar nicht, noch nicht, aber besonders die jungen Spieler rückten in das Interesse der großen Vereine – und so wechselte neben Sami Khedira auch Mesut Özil, der es immerhin in die Liste der 10 Anwärter für den Goldenen Ball (bester Spieler) bei der Fußball-WM in Südafrika geschafft hat, zu Real Madrid.
Neben Özil ist es nun ein weiterer junger Spieler, der von sich reden macht: Mario Götze, gerade 19 Jahre alt. Erste Aufmerksamkeit erregte er ebenfalls 2009 bei der U-17-Fußball-Europameisterschaft, als er mit der Mannschaft Europameister im eigenen Land wurde.
Mesut Özil ist inzwischen Spielgestalter, besser noch Designer, wie man ihn adelnd in Spanien nennt, der Königlichen aus Madrid. Mario Götze muss sich sicherlich noch ‚seine Sporen verdienen’ (neben dem U-17-Europameistertitel hat er immerhin in der letzten Saison mit Borussia Dortmund die Deutsche Meisterschaft gewonnen). Aber was er jetzt schon zeigt, zeugt von einer Kreativität, die seinesgleichen sucht. Während Özil gewissermaßen ‚der Spanier’ a la Iniesta des deutschen Teams ist, spielt Götze wie ein Brasilianer.
Aber ich möchte einen weiteren offensiven Mittelfeldspieler nicht vergessen, der im Qualifikationsspiel gegen Österreich am letzten Freitag für einige sehr schöne Torvorlagen gesorgt hat: Thomas Müller.
Mit so viel Kreativität, Spielwitz und Spielfreude, konnte es mit dem deutschen Fußball nur bergauf gehen. Die Qualifikation zur nächsten Europameisterschaft ist so vorzeitig gesichert (achter Sieg im achten Spiel). Heute nun gibt es ein Testspiel gegen einen der EM-Gastgeber des nächsten Jahres, Polen. Bundestrainer Löw kündigte an, auf insgesamt sieben Positionen zu experimentieren. Besonders in der Abwehr zeigen sich noch Defizite, die behoben werden müssen. Neben der Verbesserung der Feinabstimmung hier muss das Hauptaugenmerk jetzt auf die taktische Ausrichtung gelegt werden.
Das Maß aller Dinge sind die Mannschaften Spaniens und der Niederlande. Will das deutsche Team im nächsten Jahr Europameister werden, und das will sie natürlich, dann muss sie Wege und Mittel finden, auch diese Mannschaften zu besiegen. Besonders wichtig ist dabei, Dominanz zu zeigen, um besonders die schnellen Kombinationen des spanischen Kurzpassspieles zu unterbinden. Bundestrainer Löw hat jetzt neun Monate Zeit, um eine homogene Elf zu formen. Die hervorragenden Spieler dazu hat er in der Anzahl wie selten zuvor. Dann dürfte die deutsche Mannschaft nicht nur attraktiv und schnell, sondern auch erfolgreich sein.
Alle Länderspiele bis zur EM 2012: Der Fahrplan bis zum Turnier in Polen und der Ukraine vom 8. Juni bis 1. Juli 2012