Jorge Luis Borges : Ein Traum

    Er wollte einen Menschen bis in die kleinste Einzelheit erträumen und ihn der Wirklichkeit aufzwingen.

    Jorge Luis Borges: Die kreisförmigen Ruinen – Erzählung

„All das deutet auf die buddhistische Vorstellung der Welt als Traum und auch auf den halluzinatorischen Charakter des Universums im Sinne des Idealismus hin, zwei philosophische Systeme, die letztlich in Schopenhauer münden, der sich mit seiner Forderung nach der Abschaffung des Willens, um auf diesem Weg zum befreienden Nichts zu gelangen, sehr dem buddhistischen Nirwana nähert.“ (José A Friedl Zapata zu Borges)

    Jorge Luis Borges

Die drei wußten es.
Sie war Kafkas Gefährtin.
Kafka hatte von ihr geträumt.
Die drei wußten es.
Er war Kafkas Freund.
Kafka hatte von ihm geträumt.

    Die drei wußten es.
    Die Frau sagte zu dem Freund:
    Ich möchte, daß du mich heute nacht begehrst.
    Die drei wußten es.
    Der Mann antwortete: Wenn wir sündigen,
    Wird Kafka aufhören, von uns zu träumen.

Einer hat es gewußt.
Es war niemand mehr auf der Erde.
Kafka sagte sich:
Da nun die beiden fort sind, bin ich allein zurückgeblieben.
Ich werde aufhören, von mir zu träumen.

Hierzu Borges: „Dieser Traum wurde mir eines Morgens in East Lansing diktiert, ohne daß ich ihn verstand, ohne daß er mich sonderlich beunruhigte; ich konnte ihn später nachschreiben. Wort für Wort. Natürlich handelt es sich um eine bloße psychologische Kuriosität oder, sofern der Leser großmütig genug ist, um ein harmloses Gleichnis des Solipsismus.“

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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