Döör de Döör döör

He geiht döör de Döör döör … Er geht durch die Tür durch – nichts anderes bedeutet dieser Singsang auf Hochdeutsch. Natürlich ist es Niederdeutsch, also Plattdeutsch. Da das Plattdeutsche keinen Duden kennt, ist die Schreibweise nicht immer eindeutig (de Döör könnte sich also auch nur mit einem Ö schreiben oder mit ÖH, auf jeden Fall wird es wie ein langes Ö gesprochen), ganz abgesehen von den regionalen Unterschieden (da gibt es für ‚dör’ auch ‚dörch’).

    Plattdeutsch - Plattdüütsch

„Als »niederdeutsch« oder »plattdeutsch« bezeichnet man Mundarten nördlich der sog. »Benrather Linie«, einer Dialektgrenze, die bei Benrath in der Nähe von Düsseldorf den Rhein überquert und entlang des Mittelgebirgsaums bis Frankfurt/Oder verläuft. Alle Mundarten, die nördlich dieser Grenze gesprochen werden, sind von einer Neuerung im Bereich des Konsonantismus ausgenommen, die sich im 7./8. Jahrhundert durchzusetzen begann. Betroffen von dieser Neuerung (Fachterminus: 2. Lautverschiebung) sind vor allem die Verschlußlaute p, t, k. In den hochdeutschen Mundarten (und selbstverständlich auch in der hochdeutschen Standardsprache) wurden diese je nach Stellung im Wort zu den Reibelauten pf/f, ts/s, und ch »verschoben«, während sie in den niederdeutschen Mundarten erhalten blieben. So heißt es im Niederdeutschen planten, maken und Tung‘ gegenüber hochdeutschem pflanzen, machen und Zunge.“ (Quelle: uni-potsdam.de)

Das Plattdeutsch klingt daher um einiges weicher, was sich besonders bei Schimpfwörtern ‚positiv’ auswirkt. So ist z.B. ein Klugscheißer auf Plattdeutsch ein Klokschieter. Und das böse S…-Wort heißt eben Schiet – ähnlich dem englischen shit – nur mit langem I. Und einige Wörter sind einfach zu herrlich wie z.B. Fellversupen für das Trinken nach einem Begräbnis (das Fell versaufen) oder Schietinnebüx für Angsthase (Hosenscheißer).

Leider bin ich des Plattdeutschen nicht mächtig. Lesen kann ich es ganz gut. Beim Hören gibt es schon größere Aussetzer – und Sprechen geht fast gar nicht. Trotzdem liebe ich diese leider zunehmend bedrohte Sprache/Mundart, da immer weniger Menschen Plattdeutsch sprechen. Nichts gegen das Hochdeutsche. Aber Platt- oder Niederdeutsch hat so seinen ganz besonderen Charme. Und wenn es ausstirbt, verlieren wir etwas. Immerhin ‚überlebt’ das Plattdeutsche in Einzelbegriffen, in Wörtern wie klönen und schnacken für sprechen, sich unterhalten – oder speziell in Orts- und Straßennamen (Töster Markt für den Tostedter Flohmarkt).

Ja, ich komme hier immer wieder aufs Plattdeutsche zu sprechen und vergesse dabei auch andere bedrohte Mundarten und Sprachen nicht (Bedrohte Sprache: HalunderBedrohte Sprachen in DeutschlandHannes Wader: Plattdeutsche LiederKomm inne Puschen!Schottland 2005: Gälisch). Wer bisschen in der Weltgeschichte herumreist (und dazu genügt das Reisen in deutschen Landen) und neben dem Land auch mit den Menschen in Kontakt kommt, der stolpert geradezu über ‚Abweichungen’ der jeweiligen Hochsprache in Form von Dialekten. Schön, dass es sie gibt.

Nun, ich habe etwas im Netz geguckt, was es da so Feines zum Thema Plattdeutsch gibt und habe einige Links zusammengestellt. Wer Lust hat, kann hier wunderbar stöbern (stövern nennt man das wohl auf Plattdeutsch):

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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