Nächste Woche ist es wieder soweit. Die US-Amerikaner wählen ihren Präsidenten. Anders als bei uns im nächsten Jahr ist die Wahl in den USA richtungsbestimmend. Da ist der amtierende Präsident Barack Obama, der für ein modernes Amerika steht – und da ist sein Herausforderer Mitt Romney, erz-konservativ und besonders in der Außenpolitik unbedarft. Man mag Obama vorwerfen, nicht all seine geplanten Vorhaben in den letzten vier Jahren umgesetzt zu haben. Wen ich aber wählen würde, wäre ich US-Bürger, ist für mich klar wie klare Kloßbrühe: Obama. Bis jetzt sieht es nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen aus. Den Ausschlag dürften wieder einmal die so genannten Swing States, die Schaukelstaaten, geben, die sich einmal für Links, dann für Rechts entscheiden. Besonders hart umkämpft ist dabei Florida. Wer hier die Mehrheit der Wähler für sich gewinnt, ebnet sich den Weg ins Weiße Haus.
Ganz anders sieht es bei uns aus. Da kommt man bei der Bundestagswahl im Herbst 2013 wahrlich vom Regen in die Traufe. Die Wahl hat man zwischen Pest und Cholera, zwischen Merkel und Steinbrück. Es hat etwas gedauert, bis die SPD ihren Kanzlerkandidaten gekürt hat. Und die Wahl fiel auf Steinbrück im Wesentlichen auch deshalb, weil er die größeren Chancen auf einen Wahlsieg versprach. Wen sollte die SPD auch sonst nehmen: Gabriel, der sich gern links-populistisch gibt, oder Steinmeier, den etwas Staubtrockenen?
Ist Steinbrück nun die richtige Wahl? Im Grunde aus Sicht der SPD ja, wären da nicht die andauernden Diskussionen um seine Nebeneinkünfte. Da frage ich mich eigentlich, warum Steinbrück es sich antun will, Kanzler zu werden. Die Einkünfte eines Kanzlers dürften kaum die Einkünfte aus seinen Vorträgen usw. erreichen.
Nur zwei Wochen nach dem Hoch, das die Kanzlerkandidaten-Entscheidung der SPD bescherte, ist sie wieder auf ihr altes Niveau gefallen. Wäre jetzt Bundestagswahl, erhielten lt. ZDF Politbarometer CDU/CSU 39 Prozent (plus eins), die SPD käme jetzt wieder nur noch auf 29 Prozent (minus zwei). Im direkten Vergleich hat sich der Vorsprung von Merkel gegenüber Steinbrück deutlich vergrößert: Gefragt, wen die Deutschen lieber als Regierungschef/-in hätten, sprechen sich jetzt 52 Prozent (plus drei) für Angela Merkel und nur 37 Prozent (minus drei) für Peer Steinbrück aus (weiß nicht: elf Prozent).
Immerhin können die Grünen wieder leicht zulegen. Mit ihnen plant Herr Steinbrück ja eine Koalition in einem Jahr. Und da weder die FDP noch die Piraten den Sprung in den Bundestag schaffen würden, blieben lediglich noch die Linken, die dann allerdings das berühmte Zünglein an der Waage spielten – was bekanntlich keiner will (außer die Linken).
Herrn Steinbrück gilt als eloquent und in Wirtschaftsfragen kompetent. Manchmal ist er vielleicht zu redegewandt, denn ihm rutschen oft genug Sachen heraus, die ihn im Nachhinein reuen dürften. Selbst in eigenen Reihen hat man ihn vorgeworfen, die sich abzeichnende Finanzkrise und deren Auswirkungen viel zu lange unterschätzt zu haben. Und ich gestehe, gegen Steinbrück auch höchst persönlich meine Bedenken zu haben (z.B. die Steuerpflicht für Tagesmütter betreffend).
Aber deshalb die Merkel und ihre Vasallen wählen? Pest statt Cholera? Gottbewahre!
Nun bis zur nächsten Bundestagswahl fließt noch viel Wasser die Spree und Havel hinunter. Aber der Trend ist eindeutig: CDU/CSU vor der SPD, da mag Herr Steinbrück noch so viel in die Waagschale werfen wollen. Es werden die kleinen Parteien sein, die den Ausschlag geben werden. Und da kann sich noch einiges tun. Ob die FDP, um es vielleicht doch noch zum Einzug in den Bundestag zu schaffen, mit Leihstimmen aus dem Unionslager rechnen kann, ist heute eher mit nein zu beantworten. Aber wer weiß … Alle anderen Parteien dürften tendenziell eher die SPD unterstützen. Kommt es dann am Ende wieder zu einer großen Koalition, die Steinbrück heute noch vehement ablehnt?!