Lars von Trier: Antichrist

Bei den Filmen von Lars von Trier tue ich mich etwas schwer. Das trifft besonders für den Film Antichrist zu, der 2009 entstand und dem russischen Filmemacher Andrej Tarkowski gewidmet ist. Wie bereits in Lars von Trier: Melancholia spielte in diesem Film Charlotte Gainsbourg diesmal die einzigste weibliche Hauptrolle – und in von Triers neuesten Projekt wird sie wieder eine Hauptrolle übernehmen.


Lars von Trier: Antichrist

Während Sie (Charlotte Gainsbourg) und Er (Willem Dafoe) Sex haben, merkt das Paar nicht, wie sich im Kinderzimmer ein schrecklicher Unfall ereignet. Der kleine Sohn klettert auf das Fenstersims und stürzt in den Tod. Sie lässt sich ein paar Monate später stationär behandeln, aber Er möchte seine Frau zu Hause therapieren. Der ruhige, analytisch denkende Psychologe scheint den Verlust des Kindes verarbeitet zu haben und ist überzeugt, eine effiziente Traumatherapie durchführen zu können. Obgleich Sie ihn als zunehmend arrogant und gleichgültig erlebt, lässt sie sich auf sein Angebot ein. Nicht die eigene Familie therapieren, nicht mit der Patientin schlafen – das sind bald vergessene Grundsätze. Um Sie mit ihren Urängsten zu konfrontieren, reist das Paar tief in die Wälder, zur Hütte „Eden“. Kaum angekommen, entdeckt Er im Unterholz einen sterbenden Fuchs und beobachtet entsetzt, wie das Tier sich selber zerfleischt. Die baldige Herrschaft des Chaos ist prophezeit…

aus: filmstarts.de

    Lars von Trier: Antichrist

Dem Film Antichrist lässt sich schwer ein Etikett aufkleben. Psychothriller mag wohl gehen; Horrorfilm, wenn auch rein optisch Elemente dieser Gattung durch die expliziten Darstellung von Gewalt zu finden sind, träfe daneben.

Ich tue mich bei diesem Film wohl so schwer, weil es eine große Kluft zwischen dem ‚Thema’ des Films und seiner optischen und akustischen Umsetzung gibt. Das Thema ist die Trauerarbeit der Frau nach dem Tod des Sohnes. Der Ehemann versucht als Therapeut, seine Frau darin zu unterstützen. Es geht um die Verzweiflung der Frau, um die Ängste, die tief in ihrem Inneren wurzeln und sie zu verzehren drohen. Es geht aber auch um irrationale Schuldzuweisungen. Daraus erwächst eine Situation, beklemmend und für beide qualvoll, die zu einem blutigen Ende eskaliert. Die seelische Qual wird zu einer körperlichen Qual, das seelische Leid endet in körperlicher Misshandlung.

Hier bedient sich der Film die ihm zur Verfügung stehenden Mittel. Ein unheilvolles Gedröhne begleitet die leicht schwankenden Bilder der Handkamera. Eicheln prasseln aufs Dach der Waldhütte. Die Natur gibt sich in vielen Anspielungen ‚bedeutungsschwanger’.

Dann eskaliert der Film aber auch thematisch: Beim Durchstöbern der Hütte findet der Mann auf dem Dachboden die unvollendete Doktorarbeit seiner Frau über Hexenverfolgungen und Frauenmorde, zusammen mit Darstellungen der Folter, Verstümmelung und Verbrennung von Frauen. Als der Mann die Frau auf seinen Fund anspricht, gesteht sie in wirren Worten, dass sie alle Frauen für von Grund auf böse halte.

In Cannes hatte Lars von Trier wiederholt mit pornografischen oder gewalttätigen Szenen in seinen Filmen oder kontroversen Äußerungen provoziert. In einem Interview mit der „Zeit“ sagte er unter anderem: „Meine Familie hatte sehr genaue Vorstellungen von Gut und Böse, von Kitsch und guter Kunst. Mit meiner Arbeit stelle ich all das in Frage. Ich provoziere nicht nur die anderen, ich erkläre mir, meiner Erziehung, meinen Werten, auch ständig selbst den Krieg. Und ich attackiere die Gutmenschen-Philosophie, die in meiner Familie herrschte.“

„Antichrist“ avancierte zum Skandalfilm. Zum einen warf man von Trier die plumpe „Instinkt-Wirkung vermeintlich emotionaler Kinobilder“ vor, zum anderen sah man in dem Film ein „verkünstlerischtes, aufgeblähtes Genrekino, das mehr sein will als Genre“. (Quelle: de.wikipedia.org)

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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