Uli Hoeneß fürchtet spanische Verhältnisse für die deutsche Fußball-Bundesliga. Denn in Spaniens erster Liga, der Primera División, verdienen nur noch Real Madrid und der FC Barcelona (siehe meinen Beitrag Das Ende des Tiki-Taka?), die anderen Vereine kämpfen mehr mit Schulden als mit dem sportlichen Gegner. Diese Verhältnisse sieht Uli Hoeneß jetzt auch auf die Bundesliga zukommen. Gerade Hoeneß muss das sagen.
Wenn es nach ihm ginge, dann hätten wir wieder ‘deutsche Verhältnisse’. Die Bayern vorn, danach erst einmal nichts, dann vielleicht Dortmund, Leverkusen und vielleicht Schalke, dann wieder nichts – und am Schluss Mannschaften wie Werder Bremen. Ach ja, Werder: die haben es nun doch geschafft und die Klasse gehalten. Gratulieren kann man dafür aber nicht gerade. Wir ahnen bereits, was da in der nächsten Saison auf uns zukommt: der Kampf gegen den Abstieg. Noch ist das Werder-Schiff nicht gesunken. Aber die mageren Jahre gehen weiter … (Übrigens: Ich fürchte, dass die Fortuna aus Düsseldorf wieder in die Relegation muss – dieses Mal gegen den 1. FC Kaiserslautern).
Apropos ‚deutsche Verhältnisse’! Es gehört wohl dazu, dass die Bayern die Konkurrenz ausschalten, indem sie den potentiellen Gegnern die Spieler abkaufen (z.B. vor vielen Jahren Klose von Werder, später dann Gómez vom VfB Stuttgart). Neben Mario Götze, den Bayerns neuer Trainer, Pep Guardiola, als den Lionel Messi der Münchner sieht, war lange Robert Lewandowski bei den Bayern im Gespräch und Borussia Dortmund dann als Konkurrent erst einmal geschwächt. Ein Wahnsinn eigentlich, denn mit Mario Mandžukić, Claudio Pizarro und Mario Gómez haben die Bayern drei etatmäßige Mittelstürmer. Und die Ausleihe Nils Petersen kehrt vielleicht auch wieder zurück. Natürlich bestreiten die Münchner solche Vorwürfe. Dort blickt man vor allem auf Europa und begehrt die Wachablösung an der Spitze des Weltfußballs zu Bayerns Gunsten.
Nun Werder ist gerettet und ein weiterer Umbruch in Sicht. Kevin de Bruyne wird und kann man nicht halten. Eljero Elia und Marko Arnautović sind und bleiben Fehleinkäufe. Spieler auf hohem Spielniveau sind mehr als rar gesät in Bremen (vielleicht Aaron Hunt und Sokratis – mehr auch nicht). Neue Spieler braucht die Stadt. Woher nehmen, wenn nicht stehlen … Es bedarf eines Wunders, wenn der SV Werder in der nächsten Saison wieder in die obere Hälfte vordringen sollte.
Die 50. Bundesligasaison geht dem Ende entgegen. Die Bayern jagen weiterhin von einer Rekordmarke zur nächsten (Werder stellt mit zz. 12 Spielen ohne Sieg auch einen vereinsinternen Rekord auf, wenn auch einen negativen – und die Serie ist vielleicht noch nicht beendet). Man kann den Bayern nur gratulieren – der Mannschaft und dem Trainer, Jupp Heynckes, dem die kaum zu glaubende Gratwanderung zwischen Mannschaft und den Herren Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Franz Beckenbauer (die immer meinen, ein gehöriges Wort mitreden zu müssen) gelungen ist, der manchmal mehr Moderator als Trainer zu sein hatte. Guardiola wird es schwer haben.
Jetzt stehen noch die Endspiele der Bayern um die Champions League (CL) am 25. Mai in London gegen Borussia Dortmund und das um den DFB-Pokal am 1. Juni gegen den VfB Stuttgart an. Okay, ich hatte auf ein CL-Endspiel Real Madrid gegen die Bayern getippt. Nun zum ersten Mal ein deutsch-deutsches Endspiel, das verdeutlich, welchen Stellenwert der deutsche Fußball inzwischen in Europa hat. Natürlich soll der Bessere gewinnen. Vielleicht ist ja Dortmund der Bessere. Schon allein, um ‚deutschen Verhältnissen’ vorzubeugen.