Was unterscheidet uns vom Camus’schen Protagonisten, Jean Tarrou, dem jungen Tagebuchschreiber in Die Pest, der mit der Frage nach dem Tun, um seine Zeit nicht zu verlieren, die passende Antwort samt der zu bewerkstelligen Mittel parat hatte? Ist nicht vieles ähnlich absurd, verflixt und zugenäht in unserem Leben? Um dem Ganzen die Krone der Absurdität aufzusetzen, ließ Camus, nachdem die Pest abgeebbt war, als letzten seiner Helden jenen Jean Tarrou doch noch erkranken – und sterben.
„Frage: was tun, um seine Zeit nicht zu verlieren? Antwort: sie in ihrer ganzen Länge auskosten. Mittel: tagelang auf einem unbequemen Stuhl im Wartezimmer eines Zahnarztes sitzen; den Sonntagnachmittag auf seinem Balkon verbringen; Vorträge anhören in einer Sprache, die man nicht versteht; in der Eisenbahn die längsten und umständlichsten Strecken fahren, selbstverständlich stehend; am Vorverkaufsschalter eines Theaters Schlange stehen und keine Karte lösen usw. usw.“
(Albert Camus: Die Pest – Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg – rororo 15, 1979, S. 20)