Hallo Wilfried,
schön, dass Du wieder da bist !
Ich schließe mich Deiner Meinung an, dass Folk-Musik oft einen politischen Hintergrund hat. Per Definition ist es Musik des Volkes, und eben dieses Volk hatte jahrhundertelang unter der Obrigkeit zu leiden. Eine Auseinandersetzung mit den Missständen in einer Gesellschaft ist bereits Politik. Mir sind etliche Traditionals von den Dubliners oder den Pogues bekannt, in denen Klerus oder Adel verwünscht werden. Verglichen damit sind die Songs des Mr. Anderson in der Tat „nur“ rustikal.
Warum Mr. Anderson mehr Lieder vom Wald live darbietet als von „Heavy Horses“, kann ich nicht sagen. Vielleicht liegt es am spieltechnischen Aufwand ? Obwohl, dass hat ihn noch nie von irgendetwas abgehalten…
Welches der beiden Alben der Meister besser findet, ist für mich zweitrangig. Ich habe schon vor einiger Zeit bemerkt, dass unser Musikgeschmack nicht 100% deckungsgleich ist. Aber an dieser Stelle noch einmal deutlich: „Songs from the Wood“ ist für mich kein schlechtes Album, im Gegenteil !
Einige Texte dieses Albums sind wirklich jugendgefährdend. In „Velvet Green“ und „Hunting Girl“ bleibt der Meister nicht nur bei verdeckten Anspielungen, sondern spricht pikante Dinge unverblümt aus. Allerdings wirkt es nie anstößig oder vulgär. Das liegt entweder an seinem sprachlichen Geschick oder an meiner fortgeschrittenen Verrohung.
Sobald ich etwas mehr Zeit habe, werde ich versuchen, einige Seiten des Songbooks einzuscannen. Ist nicht so einfach, wie es sich anhört: Mein Scanner stammt aus der Frühzeit der EDV und hat einen vielpoligen Anschluss (Scart?), den ich in meinen PC nicht unterbringen kann. Ergo muss ich das Ding an den PC der Zwillinge anschließen und versuchen, ob ich noch damit umgehen kann. Der letzte Einsatz des Scanners liegt Jahre zurück.
Ich wusste nicht, dass der Beginn von „Songs from the Wood“ vom Band kommt !!!!
Hätte ich es gewusst, wäre ich darüber garantiert hergezogen !!!!!!!
Mir ist lediglich aufgefallen, wie wunderbar die Musiker diese bestimmt nicht leichte Stelle hinbekommen. In meiner Naivität habe ich das mit der Klasse der Musiker erklärt. So nach und nach kommen doch immer mehr Tricks des Meisters ans Tageslicht. Wenn wir sein Denkmal irgendwann vollkommen demontieren müssen, würde mir doch etwas fehlen.
Die aktuelle Homepage von Francis habe ich mir kurz angeschaut. Was ich dort gesehen habe, lässt mich nicht an eine Therapie glauben.
Deinen Äußerungen zur musiktheoretischen Betrachtung der Tull’schen Orchestermusik kann ich nicht mehr folgen. Ganz bestimmt ist alles korrekt, was Du dazu schreibst, aber es entzieht sich meinem Verständnis und damit meiner Beurteilung. Es ist mir einfach zu hoch, sorry !
Zu Youtube und Kate Bush:
Dein Hinweis, dass der User noch viel mehr eingestellt hat als das, was ich entdeckt habe, war wieder symptomatisch: Ich zeige Dir einen Baum und Du zeigst mir den Wald ringsherum. Die Gemeinsamkeiten zwischen Mrs. Bush und Mr. Anderson haben wir an anderer Stelle bereits herausgearbeitet; es waren einige.
Morgen steht uns der große Rosenmontagszug in A. bevor. Den kleinen Umzug heute in unserem Städtchen habe ich umgehen können, aber morgen muss ich ran. Suff, Lärm und Dreck im Übermaß. Obwohl das Ausmaß der Trunkenheit in den letzten Jahren stark abgenommen hat. Ich kann mich erinnern, dass während der Karnevalstage die Schnapsleichen zu Dutzenden in den Straßen lagen. So etwas gibt es heute fast nicht mehr.
Ist der Rosenmontag in der Heide ein normaler Arbeitstag ? Bei uns sind geöffnete Geschäfte an diesem Tag die Ausnahme. Behörden öffnen natürlich nicht.
Die Gruppe Flairck ist mir unbekannt. Die Liste ihrer Instrumentierung klingt vielversprechend. Leider gibt es bei Youtube kaum Material dazu.
Viele Grüße aus dem närrischen Rheinland
Lockwood
PS. Der Begriff Rheinland ist für unsere Region eigentlich Unsinn. Wir liegen viel näher an der Maas als am Rhein.
18.02.2007
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Hallo Lockwood,
mir war auch nicht klar, dass der A-Capella-Gesang am Anfang zu „Songs from the Wood“ vom Band kommt. Auf den mir bekannten Videos sieht es so ‚echt’ aus, wie die Jungs in ihre Mikrophone trällern. Wahrscheinlich kann Barriemore Barlow keine Flöte spielen und auch das kommt vom Band. In diesem Zusammenhang fiel mir einmal auf, dass die Stimme von John Glascock der von Ian Anderson ziemlich ähnelt (man sah ihn öfter den Meister gesanglich begleiten). Man kann mutmaßen, ob auch er die Stimme Andersons untergeschoben bekam. Und weiter könnte man jetzt natürlich spekulieren: Mag Herr Anderson keinen neben sich, der singt? Oder hatten die Jungs derart ‚belegte’ Gesangsstimmen, sodass nichts anderes übrig blieb, als zu diesem technischen Mittel zu greifen?
Die deutschen Übersetzungen von „Velvet Green“ und „Hunting Girl“ würden mich schon interessieren. Ich hatte mich selbst daran versucht, aber es bald aufgegeben. Wenn es mit den Scannen bei Dir aber nicht klappen sollte, auch nicht schlimm (der vielpolige Anschluss dürfte eine serielle Schnittstelle sein – genauer: eine RS-232-Schnittstelle). Eine sittliche Verrohung bei Dir wäre zwar möglich, halte ich aber nicht für sehr wahrscheinlich (nicht schlimmer als bei mir).
Kurz zu Francis: Seine Homepage ist natürlich schon etwas älter (sozusagen: vor der Therapie entstanden). Ich meinte seine neue Präsenz bei myvideo.de als Francis_Rock. Aber auch die hat sich bereits in Luft aufgelöst (also steckt Francis mitten in der Therapie?).
Die Gruppe Flairck kenne ich schon seit Anfang der 80-er Jahre. Lt. Wikipedia stellt die Musik der Gruppe formell Kammermusik dar. Das ist schon richtig. Viele der Stücke sind um die 20 Minuten lang und werden durchweg auf akustischen Instrumenten gespielt. Neben Gitarren sind das vor allem Flöte in den verschiedensten Arten (z.B. auch Panflöte) und Geige. Ich bin irgendwie über das Anderson’sche Flötenspiel zu dieser Gruppe gekommen. Live habe ich sie leider nie gesehen und kenne sie neben einigen LPs aus dem Fernsehen. Ich bin jetzt wieder auf Flairck aufmerksam geworden, weil die Gruppe zz. in den Niederlanden auf Reunion-Tour ist (die youtube.com-Videos stammen daher – Flairck ist aber mehr als Musik auf Teekesselchen). Im Anhang ein etwas kürzeres Stück, das aber annähernd wiedergibt, was einen mit Flairck erwartet. Ich finde die Gruppe wirklich außergewöhnlich. Das liegt an der feinen Mischung aus Klassik, Folk und auch jazzigen und rockigen Elementen. Als es noch nicht das Internet wie heute gab, hielt ich immer, wenn ich in einem Plattengeschäft war, auch Ausschau nach Veröffentlichungen von Flairck. Leider kannte man in den meisten Läden die Gruppe erst gar nicht.
Flairck: The Wooden Wedding
Nun, da ich wieder meinen Rechner zu Hause habe, habe ich auch endlich den alten Plattenspieler aus der Stereo-Anlage im Wohnzimmer gelöst (bei der vielen Kabelage gar nicht so einfach) und diesen an den PC angeschlossen. So nach und nach werde ich mir alte LPs digitalisieren. Begonnen habe ich u.a. mit dem ersten Solo-Album von Ian Anderson aus dem Jahre 1983: Walk into Light. Ich brauche Dich nicht zu fragen, ob Du das Album kennst. Es dürfte Dir nicht gerade gefallen. Ich muss gestehen, dass ich es schon lange nicht mehr gehört habe – bis auf die beiden Videos: Made in England und Fly by Night.
Es ist manchmal erstaunlich, was man so findet, wenn man ‚außerplanmäßig’ im Internet sucht. So habe ich bei amazon.de nach „Ian Anderson“ gesucht und bin dabei auf einige CDs gestoßen, die mir völlig unbekannt sind, u.a.:
Hampton Rock String Quartett – Take No Prisoners – u.a. mit Aqualung
Spring String Quartett – Train Songs – u.a. mit Locomotive Breath
Placido Domingo/Brightman/Lotti u.a. – Gala Christmas in Vienna – u.a. mit Another Christmas Song
Jethro Tull und damit Ian Anderson werden immer hoffähiger im E-Musik-Bereich, z.B. wenn ein Placido Domingo einen Tull-Song dem staunendem Publikum offeriert. Wer da nun was singt, habe ich auf die Schnelle leider nicht herausgefunden.
Und den Rosenmontag gut überstanden? Ich schließe aus Deiner Mail, dass Du am Umzug in A. teilgenommen hast (teilnehmen müsstest). In welcher Art und Weise muss ich mir das denn vorstellen? Bei uns ist der Rosenmontag ein völlig normaler Werktag.
Also gute närrische Genesung. Und nicht zuviel Asche auf Dein Haupt (ist ja morgen Aschermittwoch).
Bis bald
Wilfried
20.02.2007