In einem Versandkatalog (nein, nicht Weltbild) habe ich es entdeckt: ein Schuber mit einem Textband, einer Biografie des Tschechen Josef Cermák zu Franz Kafka, und einer Dokumentenmappe mit 30 Faksimiles – neben einem Arbeitszeugnis, Postkarten und anderem findet sich hier auch sein letzter, zweifach abgebrochener Brief, der Kafkas literarisches Leben in symbolischer Weise krönt: Ich habe seit jeher einen gewissen Verdacht gegen mich gehabt: Franz Kafka – Dokumente zu Leben und Werk
Beim Textband handelt es sich um die erste Biografie eines Tschechen über Kafka – Titel des tschechischen Originals: Zápas jménem psaní. O životním údelu Franze Kafky. Brno [Brünn] 2009, deutsche Übersetzung von Rolf Simmen. Der Schuber ist im Parthas Verlag in Berlin erschienen und kostet jetzt nur noch 29,80 € statt früher 68 €.
Eine bislang unbekannte Briefpartnerin wird in die Forschung eingeführt und die umfassende Rezeptionsgeschichte des Œuvres – auch und im Besonderen in den ehemaligen Ostblockstaaten – erstmalig präsentiert. Zur Illustration der zahlreichen Verknüpfungen zwischen Leben und Werk werden diesen biografischen Eindrücken nicht wenige aussagekräftige Zitate aus seiner Prosa, seinen Tagebüchern und Korrespondenzen gegenübergestellt. Eine Vielzahl unterschiedlichster Fotografien aus Kafkas Leben, Zeichnungen, Auszüge aus seinen Manuskripten sowie andere seltene Dokumente, wie beispielsweise Cover-Reproduktionen von Erstauflagen seiner Bücher, runden diese bibliophile Kostbarkeit ab.
Mich interessieren natürlich besonders die Faksimile. Es ist dann fast so, als hätte man selbst ein Stück aus Kafkas Leben in den Händen. Um die Vorfreude für mich alten Kafka-Liebhaber zu steigern, werde ich mir den Schuber zu Weihnachten schenken lassen.
Natürlich sind mir die Bücher mit so genannten Graphic Novels zu Kafkas Werk bekannt. Nur leider waren diese lange Zeit nicht mehr erhältlich (außer zu fast unerschwinglichen Preisen aus zweiter Hand). Jetzt endlich, so als wäre eine Kafka-Renaissance ausgebrochen, gibt es wieder gleich vier solcher Werke.
Leute in meinem Alter (vielleicht auch schon jüngere) kennen bestimmt Fritz the Cat und seinen Schöpfer Robert Crumb. Die Verfilmung dieses Comicstrips war übrigens der erste Trickfilm, der in den USA erst ab 18 zugelassen war. Man wird sich denken können, warum …
Nun Crumb nahm sich zusammen mit dem Schriftsteller David Zane Mairowitz Kafka an und veröffentlichte eine Art Biografie – mit vielen Zeichnungen. Was dabei herauskommt, ist ein aberwitziges Buch: Kafka, an dem Kafka vielleicht auch seinen Spaß gehabt hätte.
Crumb hat als Meister seines Fachs ein außerordentlich präzises Auge für Stimmungen, gerade in den Illustrationen zu Kafkas Werken gelingt es ihm vortrefflich, den Schrecken in Kafkas Worten in Bilder umzusetzen. Mairowitz und Crumb bieten neben den biographischen Eckdaten und einigen beeindruckenden Innenansichten Kafkas, gespeist aus Briefen und Tagebuchaufzeichnungen, auch einen Querschnitt seines Gesamtwerkes und beleuchten die bekanntesten Erzählungen. (Quelle: literaturen.wordpress.com)
… eine Zeile gegen mich … wie man die Fernrohre … richtet!
Ebenfalls David Zane Mairowitz war es, der sich speziell Kafkas Roman Der Prozess annahm und daraus mit der französischen Comiczeichnerin Chantal Montellier eine Graphic Novel zauberte: Der Process: nach Franz Kafka
Montelliers und Mairowitz’ Adaption von Kafkas Werk ist gelungen, wenn sie stilistisch bisweilen auch etwas gewöhnungsbedürftig daherkommt. Das Tempo ist rasant und nach Beendigung der Lektüre fühlt man sich wie nach einer hektischen Irrfahrt, einer kurzen wahnhaften Episode, die so schnell endet wie sie begonnen hat. Für treue Anhänger und Kafkainteressierte ist es zweifellos einen Blick wert und immer wieder in positiver Weise überraschend, wenn Kafkas sprachlicher Stil seine zeichnerische Entsprechung findet. (Quelle: literaturen.wordpress.com)
Es gibt noch zwei weitere Comics zu Erzählungen von Kafka. Zum einen fanden sich der in Marseilles geborene Comiczeichner Éric Corbeyran (Szenario) und der in London lebende Richard Horne (Zeichnungen), Illustrator und Designer für Platten- und Buchcover sowie für Websites, zusammen, um für Die Verwandlung eine eigenständige zeichnerische Form zu finden: Die Verwandlung von Franz Kafka als Graphic Novel
Zum anderen haben Sylvain Ricard und Maël Kafkas In der Strafkolonie zu einem Comic verarbeitet.
Da Weihnachten gar nicht mehr lange hin ist, werden Kafka- und/oder Comic-Fans hier sicherlich Geschenkideen ‚für sich selbst’ finden. Und vielleicht wird auf diesem Wege der eine oder andere Kafka-Fan zum Comic-Fan – und umgekehrt.