Dieser Tage lief im deutschen Fernsehen der Film „Die neun Pforten“ (Frankreich/Spanien 1999 – Originaltitel: The Ninth Gate – Regie: Roman Polanski – Darsteller: Johnny Depp, Frank Langella, Lena Olin, Emmanuelle Seigner) nach dem Roman „Der Club Dumas“ von Arturo Pérez-Reverte. Eigentlich bin ich kein unbedingter Freund von Romanen wie „Der DaVince Code“ und ähnlichem. Mich interessiert ‚handfeste‘ Psychologie. Und da ist mir ein Franz Kafka oder Martin Walser lieber. Das vorliegende Buch habe ich irgendwie, irgendwo in einer Grabbelkiste gefunden – und dann auch tatsächlich gelesen. Da ich mich nebenbei auch für Gott und die Welt interessiere, so schließt das den Teufel nicht aus. Von daher fand ich das Buch durchaus interessant.
Zunächst zum Buch:
Die Hauptfigur Lucas Corso ist ein sogenannter Bücherjäger, der im Auftrag reicher Büchersammler seltene und kostbare Exemplare aufspürt und dabei so manches Mal die Grenzen der Legalität überschreitet. Corso bezeichnet sich selbst als Söldner, der seine Dienste dem Meistzahlenden anbietet. Ein Freund von ihm bittet ihn die Echtheit eines handgeschriebenen Kapitels aus dem Roman „Die drei Musketiere“ von Alexandre Dumas zu überprüfen. Zur gleichen Zeit erhält er von einem zwielichtigen Antiquar den Auftrag, ein kostbares okkultes Buch mit den übrigen Exemplaren zu vergleichen. Auf der Reise zu Fachleuten und Privatbibliotheken wird er mit seltsamen Ereignissen konfrontiert und fühlt sich immer mehr in die Rolle einer hilflosen Romanfigur gedrängt. Bösewichte aus den Dumas-Romanen verfolgen ihn, Menschen werden umgebracht und ständig taucht ein mysteriöses grünäugiges Mädchen auf. Corso erkennt, dass er sich in einem Rätselspiel befindet und versucht es mit Hilfe seiner Kombinationsgabe zu lösen. Er erfährt, dass Boris Balkan, ein Spezialist für Dumas, der Drahtzieher dieses Spiel ist und Schauspieler auf Corso ansetzte, um an das Kapitel zu kommen. Die vielen Zusammenhänge, die Corso zwischen dem Dumas-Kapitel und dem Buch „Die neun Pforten“ zu entdecken glaubte, stellen sich als Hirngespinste heraus. In Wirklichkeit hat der Antiquar Varo Borja Corso dazu benützt, an eine Formel zur Teufelsbeschwörung zu kommen. Obwohl Corso Realität und Fiktion nicht mehr voneinander unterscheiden kann, siegt seine Vernunft und er löst das Rätsel um das teuflische Buch: Zwei leidenschaftliche Fälscher haben sich den Scherz erlaubt, das Buch zu verändern und so den Teufelsanhänger auf die falsche Fährte zu schicken.
Kurz zum Film:
In dem Film „Die neun Pforten“ geht es nur noch um das okkulte Buch. Aus Lucas wird Dean Corso und auch sonst ändert sich einiges. Hier eine ausführliche Filmbeschreibung zu „Die neun Pforten“.
Komme ich zum Buch zurück: Der Titel verrät es bereits („Der Club Dumas“ – Dumas ist der Verfasser der „Drei Musketiere“). Im ganzen Roman werden Parallelen zu den „Drei Musketieren“ gezogen und es werden ganze Szenen in der Jetztzeit dargestellt. Interessant ist auch der Name des mysteriöses grünäugiges Mädchen, das Lucas Corso immer wieder über den Weg läuft. Irene Adler ist eigentlich die Frau, die Sherlock Holmes besiegte. Überhaupt gibt es allerorts Verweise zur leichten Literatur des 19. Jahrhunderts, zu Dumas, zu Arthur Conan Doyle u.a.
Zum Buch „De Umbrarum regni novem Portis“, den neun Pforten ins Reich der Schatten: Es wurde von einem gewissen Aristide Torchia 1666 geschrieben und verlegt. Dieser wurde ein Jahr darauf von der Inquisition mit seinen Büchern verbrannt. Lediglich ein Buch blieb erhalten. Das Buch beschreibt einen Weg, den Teufel aufzurufen und in sein Reich einzuziehen, vorausgesetzt man ist in der Lage, die versteckte Botschaft des Buches richtig zu deuten. Es enthält neun Holzschnitte, welche als eine Art Bilderrätsel die Lösung beinhalten sollen. Die Inspiration zu diesem Buch holte sich der Autor aus dem Delomelanicon („Beschwörung der Dunkelheit“), einer Schrift, die von Luzifer persönlich verfasst sein soll.
Zum Schluss – der Schluss des Filmes bzw. des Buches:
Die Teufelsbeschwörung musste misslingen, weil das Buch von den beiden Buchfälschern manipuliert war. Der neunte Holzschnitt war eine Fälschung. Damit endet das Buch. Corso zieht mit dem Mädchen weiter. Open End!
Auch der Film scheint ein offenes Ende zu haben, geht aber weiter: Corso reist nach Toledo und wie durch Zufall flattert ihm eine Doppelseite, die wohl jemand aus „Die neun Pforten ins Reich der Schatten“ herausgerissen hat, vor die Füße. Auf dem Holzschnitt ist eine nackte Frau abgebildet, die vor einer lichtüberfluteten Burg auf einem Fabelwesen sitzt. Zuletzt schreitet Corso auf eine Burg zu und wandert selbst ins Reich der Schatten. Wo Licht ist, da beginnt der Schatten.
Das mysteriöse Mädchen stellt sich als die Hure Babylons heraus, die auf dem letzten der neun Holzschnitte, den neun Pforten, abgebildet ist.