- Turn up the wick. Burn a little brighter.
Ian Anderson (2013)
Diesmal hat Gerald Bostock (ja, der von ‚Thick as a brick’) wieder zur Feder gegriffen und sich eines verstaubten, bisher unveröffentlichten Werkes eines Amateurhistorikers namens Ernest T. Parritt (1873-1928) mit dem Titel „Homo Britanicus Erraticus“ angenommen. Bostock hatte wohl den ‚berühmten’ Matthew Bunter Old Library Buchladen (siehe u.a. auch unter StCleve.com) in der kleinen Ortschaft Linwell besucht und dort das Manuskript an sich genommen. In dem Machwerk geht es um die Geschichte der frühen Zivilisation Britanniens. Außerdem scheint es Zukunftsszenarien zu prophezeien. Der gute Parritt war zwei Jahre vor seinem Tod vom Pferd gefallen und hatte dabei wohl arg gelitten. Er war nach dem Sturz mit der übermächtigen Überzeugung erwacht, frühere Leben als historische Figuren genossen zu haben (awoke with the overwhelming conviction of having enjoyed past lives as historical characters, wie Anderson schreibt): als einen vorgeschichtlichen, nomadisierenden Siedler der Jungsteinzeit, einen Schmied der Eisenzeit, als einen sächsischen Invasoren, einen christlichen Mönch usw. – bis hin zu Prinz Albert, dem Ehemann von Königin Viktoria.
Ja, im April des nächsten Jahres soll das nächste Album von Jethro Tull’s Ian Anderson auf den Markt kommen: Homo Erraticus, der umtriebige, herumirrende Mensch, auch ist Land- bzw. Stadtstreicher gemeint (was Assoziationen zu Aqualung weckt). Die Musik soll im Folk-Rock-Metal-Stil gehalten sein (Ian Anderson: „But you can call it Prog.”).
Man ahnt es bereits: Jedes Lied wird sich einer Epoche der britischen (Vor-)Geschichte widmen und Herr Anderson wird einmal als jungzeitlicher Nomade auftreten, dann mit Kutte als Mönch und zuletzt als Prinz Albert, dem deutschen Moralisten im sündigen England (heute ist Prinz Albert eigentlich nur noch für ein bestimmtes Genitalpiercing bekannt, aber dazu wird sich Herr Anderson wohl kaum äußern, oder?). Das Ganze erinnert an TAAB2, in dem Anderson versucht hat zu beschreiben, was alles aus einem etwa 50-jähriger Gerald Bostock, dem fiktiven Autoren von TAAB, hätte werden können. Und natürlich erinnert es an TAAB selbst, denn der fiktive Autor des Ganzen soll ja wieder Gerald Bostock sein.
Allein schon dieser geschichtsträchtigen Lyrik wegen, könnte ich mich für das neue Album interessieren. Die Phantasie Ian Andersons treibt seltsame Blüten. Wenn dann auch noch die Musik halbwegs ‚stimmt’, dann ist alles gut. Gespannt bin ich allemal.
Übrigens: Ian Anderson hat wohl für etwas Ordnung in seinem Dachstübchen gesorgt. Andere nennen es Archiv, Ian Anderson „Attic“. Es darf gekramt werden …