So ziemlich kurz vor Weihnachten deckten uns die öffentlich-rechtlichen Sender (ARD und ZDF) gleich mit 2 ½ Kriminalfilme ein, die in Bayern spielen. Der ½ Krimi war eben nur ein Halber. Um es gleich zu sagen: Mir haben alle drei Filme sehr gut gefallen. Die skurrilen Typen waren einfach köstlich. Und das sage ich als Norddeutscher. Norddeutsche haben eigentlich nicht gerade eine Affinität zu allem, was südlich des Weißwurstäquators liegt. Dabei haben nach meiner Meinung Norddeutsche und Bayern doch einiges gemeinsam, z.B. die Sturheit und Kratzbürstigkeit – und die lakonische Ausdrucksweise. Und wenn man sich nicht innerlich sperrt und sich einfach darauf einlässt, dann kommt man als Nordgewächs auch mit der bayerischen Mundart zurecht.
Da gab es zunächst im Ersten Seegrund – ein Klufingerkrimi mit Herbert Knaup als skurrilen Kommissar Kluftinger – Regie: Rainer Kaufmann, dem Regisseur u.a. der Martin Walser-Verfilmung Ein fliehendes Pferd. Natürlich ist der Fall ‚weithergeholt’, aber darauf kommt es gar nicht an. Es sind die Menschen (und natürlich die Landschaft), die den Fall ausmachen.
Diesem Krimi folgte ebenfalls in der ARD Dampfnudelblues u.a. mit Sebastian Bezzel als Dorfpolizist Franz Eberhofer, Lisa Maria Potthoff als Franz’ Freundin Susi und Stephan Zinner als Metzger Simmerl, dem Kumpel vom Franz – Regie: Ed Herzog. Auch hier wurde kriminalistisch ziemlich ‚dick’ aufgetragen. Aber das glichen die köstlich gezeichneten Charaktere (allen voran Eisi Gulp, den ich lange nicht mehr gesehen habe) ganz schnell wieder aus. Der genannte halbe Krimi war dann, diesmal im Zweiten, Die Gruberin. Hier spielt Lisa Maria Potthoff als Sofie Gruber, eben die Gruberin, die Hauptrolle, Sebastian Bezzel ist der Schwager (und ebenfalls Polizist) und Stephan Zinner der zu Tode gekommene, ungeliebte Ehemann – Regie: Thomas Kronthaler.
Ja, ich liebe Krimis mit Lokalkolorit, eben auch mit bayerischen, wie dem Oberbayern-Krimi Tod in Garmisch. Und allem Anschein nach haben Krimis aus der Provinz immer wieder Hochkonjunktur. Da braucht man nur zur Tatort-Serie in der ARD schauen.
Ich habe ein besonderes Faible für Inseln. Erst vor kurzem spielte so ein Tatort-Krimi auf Langeoog, eine der Ostfriesischen Inseln. Schon früher gab es aus Hamburg gleich drei Insel-Tatort-Fälle (mit Stoever und Brockmüller). Überhaupt den 1. Stoever-Tatort (noch ohne Brockmüller), der Helgoland (Haie vor Helgoland 1984) als Ausgangspunkt hat. Dem folgten Krimis wie Tod auf Neuwerk (1996) und Tod vor Scharhörn (2001), dem letzten Fall des Hamburg-Ermittler-Duos.
Jetzt so in der Vorweihnachtszeit, in der es schon am Nachmittag früh dunkel wird, bietet es sich an, abends vielleicht den einen oder anderen alten Tatort aus der eigenen Videothek hervorzuholen, um ihn in Ruhe wiederzusehen. Dazu mummelt man sich mollig ein und legt sich auf die Couch. Allein die insgesamt 46 Tatort Schimanski- bzw. Schimanski-Folgen reichen da für den halben Winter aus.