Im Mai 1969 endete in England nach insgesamt 33 Folgen die 6. Staffel der TV-Serie „The Avengers“, die in Deutschland Mit Schirm, Charme und Melone hieß. Nach dem Ausscheiden von Diana Rigg als Emma Peel (4. und 5. Staffel, die den Höhepunkt der Reihe markierten – dazu später noch etwas mehr), hatte man den „Versuch unternommen, durch die Einbindung der neuen Rolle Mutter der 6. Staffel ein neues Profil zu geben. Man wollte weg von den immer phantastischer gewordenen Geschichten. Jedoch fehlte nun nach Ansicht vieler Zuschauer der Charme der omnipotenten Emma Peel. Diese Lücke konnte die eher naive Nachwuchsagentin Tara King, gespielt von Linda Thorson, nicht schließen. Als die Serie in den USA floppte, wurde sie eingestellt.“ (de.wikipedia.org)
Es dauerte dann annähernd sieben Jahre bis 1976, bis man unter dem Titel The New Avengers mit einer Wiederbelebung der Serie begann (in Deutschland weiterhin als „Mit Schirm, Charme und Melone“ erschienen). Dem Zeitgeist entsprechend „wandte man sich einem neuen Konzept zu, ohne sich jedoch zu weit von den Ursprüngen zu entfernen. Aus den erfolgreichen früheren Staffeln blieben die unverkennbare Musik von Laurie Johnson sowie Patrick Macnee als John Steed erhalten.“
John Steed ist in „The New Avengers“, die eigentlich aus zwei Staffeln a 13 Folgen (1976 und 1977) besteht, deutlich älter und damit besonnener geworden. An seiner Seite agieren nun Mike Gambit (gespielt von Gareth Hunt) und Purdey (gespielt von Joanna Lumley). Gareth Hunt dürfte uns eigentlich nur noch aus einer Nebenrolle aus dem Film Wilde Kreaturen (mit John Cleese und Kevin Kline) bekannt sein. Er ist inzwischen verstorben. Joanna Lumley ist dagegen eine durchaus erfolgreiche Schauspielerin, die ich u.a. aus den Inspektor-Clouseau-Filmen Der rosarote Panther wird gejagt (Trail of the Pink Panther) und Der Fluch des rosaroten Panthers (Curse of the Pink Panther), beide aus dem Jahr 1983, kenne und die als (Naomis englische) Tante Emma in dem neuen Film von Martin Scorsese The Wolf of Wall Street mit Leonardo DiCaprio zu sehen ist.
Steed ist jetzt der väterlich wirkende Veteran, der seine ganze Erfahrung ausspielt, während Purdey („Purdey? Und weiter …?!“ – „Nur Purdey!“) und Gambit als das dynamische Agenten-„Paar“ sozusagen die Nachfolge von Steed und seiner Partnerin angetreten haben. Das neue Konzept sah deutlich mehr Action-Elemente vor als die früheren Staffeln. Bombenexplosionen und Schießereien traten in den Vordergrund und verdrängten die subtile Herangehensweise, die insbesondere die Peel-Ära ausgezeichnet hatte. Eine Entwicklung, die Patrick Macnee schon während der Entstehung der Serie kritisierte.
Ich habe ab Mitte November bis ins neue Jahr fast alle der 26 Folgen so peu à peu angeschaut. Vom alten Charme der Serie ist nicht mehr allzu viel übrig geblieben. John Steed ist zwar immer noch der elegante Gentleman, den aber jetzt öfter seine Vergangenheit als Agent, der früher im Osten Europas agierte, einholt. Auch äußerlich hat sich einiges getan: Statt seines alten Bentley aus den 20-er Jahren (siehe: Emma mit Elan) nutzt er zumeist einen Jaguar XJ 5.3C oder einen Rover 3500. Und statt der kuscheligen, von der 60-er Jahren geprägten Wohnung ist er in ein Herrenhaus umgezogen. Mit Mike Gambit kommt aber ein gänzlich anderer Männertyp daher, der mit dem britischen Gentleman nicht mehr viel zu tun hat. Er ist eher der kesse Sonnyboy, der nie um einen markigen Kommentar oder eine anzügliche Bemerkung verlegen ist. In den Mittelpunkt ist Purdey gerückt, die vor ihrer Agententätigkeit Tänzerin in einem Ballett war. Sie „wird durch die Serie hindurch insbesondere durch die Bemerkungen von Steed und Gambit als ganz besonderer Mensch vergöttert und ist dadurch von der Aura einer hehren Lichtgestalt umgeben. Dabei ist sie eigenständig und durch Entschlossenheit geprägt, bringt aber ein emotionales Element in die Serie hinein.“
The New Avengers (1976-1977) – Vorspann
Die letzten Folgen spielen in Kanada, aus welchem Grund auch immer, vielleicht, um die Zuschauer auch dort für die Serie zu begeistern. Die beiden New Avengers-Staffeln sind zwar solide gemacht worden, aber wohl durch das große Angebot anderer Serien mit ähnlicher Thematik mehr oder weniger untergegangen. So kam dann mit Ausstrahlung der letzten Folge im November 1977 auch das endgültige Ende der Serie.
siehe auch:
Mit Schirm, Charme und Melone
Mit Schirm, Charme und Melone – die ersten drei Staffeln
Mrs. Peel – we ’re needed
Emma mit viel Elan
Emma & William: Ein Sommernachtstraum
Emma, John & James