Was gibt es Absurderes als eine Fußball-Weltmeisterschaft in einem Wüstenstaat wie Katar oder olympische Winterspiele in einem Sommerbadeort wie heute mit den Eröffnungsfeierlichkeiten (17 Uhr 14 MEZ, 20 Uhr 14 Ortszeit) beginnend in Sotschi am Schwarzen Meer. Höchstens noch eine Sommerolympiade auf dem Mond …
Wenn’s denn nur die klimatischen Verhältnisse wären … Es geht vor allem um Menschenrechtsverletzungen und ausgebeutete Arbeiter sowie im Zusammenhang mit den Winterspielen in Sotschi um Umweltzerstörung, exorbitante Kosten, gigantische Sicherheitsvorkehrungen und unfertige Hotels.
Die Herren des Weltfußballverbandes FIFA oder die des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) scheint das alles nicht weiter zu kratzen. Im Gegenteil: Man hat eine Vorliebe für autokratisch geführte Länder wie Russland. Man begegnet sich schließlich mit Herrn Putin ‚auf Augenhöhe’. Und Probleme, welcher Art auch immer, werden vor Ort von den Sicherheitskräften ‚gelöst’.
Die Winterspiele in Sotschi werden schon länger als Putins Spiele bezeichnet. Der russische Präsident hat nicht nur höchstpersönlich den Badeort als Austragungsstätte auserkoren, er hat sich bis zuletzt in alle wichtige Fragen zu Sotschi eingemischt. Sotschi, das ist Putins Prestige-Projekt.
Putin (Владимир Владимирович Путин) spielt Eishockey
Teamplayer und alte Kumpel: Autokrat Putin und Europas letzter Diktator Lukaschenko in einem Eishockey-Team (Путин и Лукашенко)
Kundigen Kritikern, Ex-Politikern und ermittelnden Behörden zufolge ist das Kernproblem der gigantischen Kosten von gut 50 Milliarden Dollar jedoch der verschwundene Teil des Geldsegens. Was den Verdacht nährt, dass das Projekt so gewaltig ausfallen musste, damit es genügend abwirft für die beteiligten Kräfte. So schaffte es das ehrbare russische IOC-Mitglied Shamil Tarpischew, im Handumdrehen vom Tennistrainer Boris Jelzins über den Chefposten im nationalen Sportfonds zum Milliardär aufzusteigen (Quelle u.a. Sueddeutsche.de)
Und dann wäre da noch das Problem mit dem Doping. Kommt es eigentlich überraschend, dass wieder eine russische Biathletin wie Irina Starych wenige Tage vor den Spielen des Dopings überführt wurde? Aber es kommt noch schlimmer: So bot ein international renommierte Mitarbeiter der Russischen Akademie der Wissenschaften mit Sitz in Moskau einen verdeckt arbeitenden Reportern das Molekül Full Size MGF zum Kauf an, das in seiner Einrichtung im staatlichen Auftrag wegen seiner pharmakologischen Wirkung erforscht wird. „Das Mittel wirkt im Muskel doppelt so stark wie ein herkömmlicher Wachstumsfaktor und kann von keinem Dopingfahnder aufgespürt werden“, bewarb der Wissenschaftler das Mittel (Quelle: sportschau.de). Kann man da anders, als Russlands Dopingbekämpfung in Frage stellen? Und welchen Einfluss haben höhere Stellen auf diese ‚pharmakologische’ Forschung?
Sport hat auch immer etwas mit Politik zu tun, besonders solche Großveranstaltungen wie Fußball-WM oder die Olympischen Spiele. Den veranstaltenden Staaten dienen diese zur Imagepflege (besonders, wenn das Image angeschlagen ist). Für die globalen Sportverbände (FIFA, IOC) sind sie zudem sprudelnde Einnahmequellen (es fragt sich, wohin manch große Summe der Gelder fließt). Mit Sport hat das am Ende nur noch wenig zu tun.
Wer nun denkt, unter dem neuen IOC-Präsident Thomas Bach würde alles besser werden, dürfte sich getäuscht sehen. Der sieht alles schön und sieht nirgends ein Problem. Okay, es sind seine ersten Spiele als IOC-Präsident, da muss man sich selbst Mut machen und betrachtet dann das, was auf einen zukommt, gern durch die rosarote Brille. Aber was kommt dann, Herr Bach?