Nur noch neun Tage trennen uns von der Eröffnung der Fußball-Weltmeisterschaft vom 12. Juni bis zum 13. Juli 2014 in Brasilien. Nach der Eröffnungsfeier spielt dann der Gastgeber Brasilien in São Paulo um 22 Uhr MESZ gegen Kroatien. Erste Hochspannung kommt einen Tag später, am Freitag, den 13. Juni, auf, wenn um 21 Uhr MESZ das Endspiel der letzten WM gewissermaßen wiederholt wird: Spanien trifft auf die Niederlande in Salvador da Bahia, wo Deutschland am Montag, den 16. Juni, ab 18 Uhr MESZ sein erstes Spiel in der Gruppe G gegen Portugal bestreitet.
Alle Spielpaarungen der WM werden erstmals von den Fernsehanstalten von ARD und ZDF live übertragen. Die ARD zahlte für die Übertragungsrechte laut einem Medienbericht 150 Millionen Euro. Der Sender macht zur Höhe der Ausgaben selbst keine Angaben. Die Fußball-WM ist für die FIFA ein Milliardengeschäft. Mit dieser Weltmeisterschaft soll zum ersten Mal auch eine Torlinientechnologie eingesetzt werden.
Fest oder Fiasko? Nicht einmal jeder zweite Brasilianer steht der WM positiv gegenüber – und das im Land des fünffachen Weltmeisters. In Rio de Janeiro demonstrierten die Brasilianer für Schulen und Krankenhäuser statt WM-Fußball. In São Paulo gab es Scharmützel mit der Polizei. Nein, diese WM steht unter keinem guten Vorzeichen. Und der Weltfußballverband, die FIFA, könnte schon über Brasilien stolpern, bevor sie es endgültig über Katar, das 2022 die WM im Wüstensand austragen soll, tut. Es ist viel geschrieben worden und wird noch viel zu schreiben sein.
Zurück zum Sportlichen und damit natürlich zur deutschen Mannschaft. Nachdem Nationaltrainer Joachim Löw bereits Spieler wie Max Kruse, ter Stegen, Gomez, Adler, Sidney Sam, Westermann und Sven Bender nicht in seinem 30-köpfiges Aufgebot berücksichtigt hatte, musste er bis zum Montag, den 2. Juni, seinen endgültigen Kader benennen. Zuvor waren schon Marcell Jansen (vom Fast-Absteiger Hamburger SV), Leon Goretzka, Max Meyer (alle Schalke 04) und André Hahn (FC Augsburg) gestrichen worden. Lars Bender (Bayer Leverkusen) fiel verletzungsbedingt aus; dafür wurde Christoph Kramer (Borussia Mönchengladbach) nachnominiert. Gestern nun fielen auch noch Shkodran Mustafi (Sampdoria Genua), Marcel Schmelzer (Borussia Dortmund) und der Stürmer Kevin Volland (1899 Hoffenheim) dem Rotstift zum Opfer. Damit quartiert sich das deutsche Team nur mit einem echten Stürmer (dem inzwischen 35-jährigen Miroslav Klose von Lazio Rom) in der Nobelherberge Campo Bahia am Atlantik ein.
Hier der verbleibende 23-köpfige DFB-Kader für Brasilien:
Tor: Manuel Neuer (Bayern München), Roman Weidenfeller (Borussia Dortmund), Ron-Robert Zieler (Hannover 96)
Abwehr: Jérôme Boateng (Bayern München), Erik Durm (Borussia Dortmund), Matthias Ginter (SC Freiburg), Kevin Großkreutz (Borussia Dortmund), Benedikt Höwedes (Schalke 04), Mats Hummels (Borussia Dortmund), Philipp Lahm (Bayern München), Per Mertesacker (FC Arsenal)
Mittelfeld: Julian Draxler (Schalke 04), Mario Götze (Bayern München), Sami Khedira (Real Madrid), Christoph Kramer (Borussia Mönchengladbach), Toni Kroos (Bayern München), Thomas Müller (Bayern München), Mesut Özil (FC Arsenal), Lukas Podolski (FC Arsenal), Marco Reus (Borussia Dortmund), Andre Schürrle (FC Chelsea), Bastian Schweinsteiger (Bayern München)
Angriff: Miroslav Klose (Lazio Rom)
Mit nur einem echten Stürmer, mit einigen angeschlagenen (Neuer, Schweinsteiger) bzw. noch immer nicht ganz fitten Stammspielern (Khedira) – da fragt man sich, wohin die Reise für die deutsche Mannschaft gehen wird. Auch andere Nationen haben ihre Probleme (z.B. Kolumbien muss auf Stürmerstar Radamel Falcao verzichten – Frankreichs Ribéry hat ‚Rücken’). So richtig mochte sich keine Mannschaft in den letzten Testspielen vor der WM als Favorit darstellen, Belgien ausgenommen? Deutschlands 2:2 gegen Kamerun offenbarte noch genügend Schwächen. Immerhin heißt das formulierte Ziel: Gewinn des Weltmeistertitels! Da kann man schon nachdenklich werden. Bekanntlich ist das deutsche Team eine Turniermannschaft, die zur rechten Zeit die richtige Leistung bringt. Trotzdem glaube ich nicht, dass Deutschland Weltmeister wird. Im Halbfinale (wahrscheinlich gegen Brasilien) ist spätestens Schluss. Mein Halbfinaltipp:
Brasilien – Deutschland
Spanien – Argentinien
– wobei z.B. die Belgier neben Italien, Frankreich und vielleicht der Elfenbeinküste bis ins Viertelfinale ziehen könnten. Mein Endspiel lautet dann Brasilien gegen Spanien (mehr verrate ich nicht). Wer selbst ‚auf die Schnelle’ tippen möchte, der hat hier die Möglichkeiten: Wer wird Weltmeister?
Diese WM verspricht auf jeden Fall, spannend zu werden. Da gibt es neben Deutschland die ‚üblich Verdächtigen’ auf den Titel wie Brasilien (wenn der Heimvorteil nicht zum Fluch wird), Spanien oder Argentinien. Die Belgier habe ich bereits genannt. Daneben haben natürlich auch Italien, die Niederlande, Portugal, England, Frankreich, Uruguay oder Kolumbien gute Aussichten. Auch Bosnien-Herzegowina kann kräftig mitmischen. Und vielleicht packt es diesmal auch eine der Schwarzafrikaner (Kamerun, Ghana, Elfenbeinküste oder Nigeria). Damit sind ja schon die Hälfte aller Mannschaft genannt. Hoffen wir nur, das der Beste von allen am Schluss gewinnt (nicht wie 2006 Italien). Und hoffen wir, dass trotz Torlinientechnik nicht allzu viele Fehlentscheidungen von den Schiedsrichtern (darunter gibt es wieder einige Exoten) getroffen werden.
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