Gestern hat auch die deutsche Mannschaft ins Geschehen bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien eingegriffen, und wie … Gegen Portugal gewann das Team von Joachim Löw mit 4:0. Sicherlich kann man sich um den Elfmeter, der zum 1:0 führte, streiten. Ich denke aber, wer so ‚unverzagt’ im eigenen Strafraum am Trikot seines Gegners zupft wie Joao Pereira gegen Mario Götze, darf sich nicht wundern, wenn der Schiedsrichter Strafstoß pfeift. Und es war Müller-Tag, der mit drei Treffern seine WM-Torausbeute auf jetzt acht Tore (fünf Tore bei der WM 2010 in Südafrika) erhöhte. Da reißt es sogar die Kanzlerin wieder einmal vom Hocker.
Deutschland spielte ohne echten Mittelstürmer und agierte in der Spitze mit Özil, Götze und besagtem Müller dafür sehr variabel (in einem 4-3-3-System). Portugals Superstar Cristiano Ronaldo bekam fast keinen Stich und blamierte sich dann auch noch bei einem seiner ansonsten gefürchteten Freistöße, als die deutsche Mannschaft gar nicht daran dachte, eine Abwehrmauer aufzustellen, Ronaldo dann auch prompt den erstbesten deutschen Spieler anschoss.
Aber auch schon die Spiele zuvor zeigten abwechslungsreichen und spannenden Fußball – trotz der klimatischen Verhältnisse in Brasilien. Überraschend (oder vielleicht auch nicht) war der hohe 5:1-Sieg der beherzt aufspielenden Niederländer gegen den amtierenden Weltmeister Spanien, der zunächst ganz gut begann, dann aber durch individuelle Fehler ins Hintertreffen kam. Klar, wieder wird das Ende des Tiki-Taka verkündet. Aber vielleicht werden wir uns doch noch wundern.
Alles andere als der Titelgewinn wäre für die brasilianische Mannschaft eine Enttäuschung. Beim Auftaktspiel gegen aufopferungsvoll kämpfende Kroaten gewannen die Gastgeber aber auch nur mit der Hilfe des Schiedsrichters, der einen Elfmeter gab, der keiner war. Fred, bis dahin wenig aufgefallen, ließ sich im Strafraum fallen und ermöglichte so dem nächsten Superstar dieser WM, Neymar, zu seinem 2. Tor, dem 2:1.
Überhaupt die Schiedsrichterleistungen! Es ist ja schön, wenn Mannschaften aus allen Ecken der Welt zu einem Turnier zusammenkommen. Aber müssen es auch Schiedsrichter aus aller Herren Länder sein, die die Grundregeln vielleicht beherrschen, aber wenig Erfahrung mitbringen? Okay, Fehler können auch dem besten Schiedsrichter unterlaufen. Aber die Unterschiede sind doch zu groß. Da wird ein Strafstoß gegeben, der keiner ist. Da werden Tore wegen Abseitsstellung nicht anerkannt, obwohl der Schütze überhaupt nicht im Abseits steht. Immerhin hat man jetzt die Torlinientechnologie, die allerdings erst einmal bei der Beurteilung, ob der Ball die Torlinie überschritten hat oder nicht (das 2:0 der Franzosen gegen Honduras), geholfen hat. Schiedsrichter ohne große Erfahrung haben besonders beim Abseits ihre Schwierigkeiten. Der Videobeweis wird jetzt wenigstens schon einmal angedacht. Aber noch beruht alles (bis auf die Torlinientechnik) auf Tatsachenentscheidung, also der Beurteilung des Schiedsrichters durch dessen subjektiv gewonnene Eindrücke, die nachträglich nicht widerrufen werden können (allein der Begriff Tatsachenentscheidung ist der reinste Hohn).
Bisher gab es also eine Reihe sehr interessanter Spiele. Einzig enttäuschend sind für mich bisher die Mannschaften Afrikas (die Elfenbeinküste vielleicht ausgenommen, die aber auch erst in der 2. Hälfte gegen Japan ins Rollen kam). Das bisher einzige Unentschieden (zudem das erste Spiel ohne Tore) gab es zwischen dem Iran und Nigeria. Das war dann auch das bisher bescheidenste Spiel. Und wieder mit Afrikanern, die eigentlich nur durch ihre phlegmatische, geradezu stoische Art ‚beeindrucken’ und wenige Minuten vor Schluss trotz Rückstand so spielen, als hätten sie alle Zeit der Welt, den Ausgleich zu erzielen. Doooch … das ist ‚beeindruckend’.
Hohe Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit, eklatante Fehlentscheidung einiger Schiedsrichter, einige größere Überraschungen (z.B. der verdiente 3:1-Sieg Costa Ricas gegen die Altherrentruppe Uruguays) und eine Menge ganz passabler Spiele. Bisher steckt auch sportlich gesehen viel Diskussionsstoff in dieser WM für den interessierten Zuschauer. Und wer dann auch noch die richtige Floskel, den richtigen Expertenspruch von sich geben will, aber nicht so recht weiß, wie und was, dem sei der Phrasomat zur WM empfohlen, damit wird man wenigstens Stammtisch-Weltmeister.
Heute geht mit den Spielen in der Gruppe H (Belgien – Algerien und Russland – Südkorea) der erste Spieltag in der Gruppenphase zu Ende (und beginnt mit Brasilien – Mexiko auch schon der 2.). Dann haben wir alle Mannschaften gesehen und können uns ein erste Bild von deren Spielstärke machen. Deutschland spielt übrigens am Samstag (21.06.) um 21 Uhr MESZ in Fortaleza gegen Ghana. Gespannt bin ich auf die Belgier, die inzwischen über den Status eines Geheimfavoriten hinaus sind. Ist die junge Mannschaft, in der lediglich Daniel Van Buyten (noch Bayern München) den Altersdurchschnitt überdurchschnittlich anhebt, wirklich so gut? Kevin De Bruyne (jetzt VfL Wolfsburg) kennen die Werder-Fans ja noch aus der Saison 2012/2013 in Bremen.
Wir dürfen weiterhin gespannt sein …!