Was ist bloß mit Ian los? Teil 66: Von Island nach Griechenland

Hallo Kretakatze, Hallo Wilfried,

zu den Themen Wikinger und hellen Hellenen habe ich mich allmählich warmgeschrieben. Natürlich kann ich es nicht mit allerletzter Gewissheit sagen, aber in meinen Augen sind schwarze Segel eine Erfindung Hollywoods, genau so wie römische Legionen, die im Gleichschritt marschieren. Erstens ist es sehr aufwendig, Segelstoff zu färben. Zweitens wäre diese Färbung für ein Piratenschiff kontraproduktiv. Piraten waren darauf angewiesen, dass die Beuteschiffe sie so spät wie möglich als Piraten erkannten. Warum also sollten sie durch die Meere kreuzen wie ein bunter Hund ?

@Kretakatze:
Dein Einwand der dunkelhaarigen Menschen auf antiken Vasen ist berechtigt. Mehr als das; er nimmt meiner Theorie über blonde Griechen den Wind aus den hellen Segeln. Falls ich meine griechische Bekannte noch einmal treffe, muss ich ihr das erzählen.

Dass Kreuzfahrer aus Mitteleuropa für die hellenistische Pigmentierungen verantwortlich sind, will mir aber auch nicht unbedingt einleuchten. Ich glaube nicht, dass ihre Anzahl groß genug war, um im Genpool der Kinder Zeus einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Außerdem vererben sich die Gene für Augen- und Haarfarbe dominant-rezessiv. Als gelernte Expertin für Tierzucht wirst Du das besser wissen als ich. Ich kann mich im Moment nur auf das Wenige stützen, was ich aus dem Biologieunterricht in die Gegenwart rüber retten konnte. Zwischen den Kreuzfahrern und dem Gefolge des bayrischen Königs lagen die Jahrhunderte der Türkenherrschaft mit ihren dunklen Erbinformationen. Wieder kann ich mir nicht vorstellen, dass die rezessiven Gene einiger Seppl die Übermacht der Turkgene überlagern konnten. Ich fasse zusammen: Ich finde keine für mich plausible Erklärung dafür, warum in der Ägäis so viele Blonde herumlaufen. (Und die Darstellungen auf den antiken Gefäßen sind wirklich ein K.O. – Argument !)

Ganz kurz zur Sprache: Mein griechischer Bekannter hatte während seiner Schulzeit in Athen Unterricht in Altgriechisch. Ich erinnere mich genau an seinen angewiderten Gesichtsausdruck, als er mir davon erzählte. Es muss eine furchtbare Sprache sein, die kaum Gemeinsamkeiten mit dem modernen Griechisch aufweist.

@Wilfried:
Die Cutty Sark habe ich auch seinerzeit in Greenwich gesehen, kurz bevor ich über den Nullmeridian gestolpert bin. Ich fand, es war ein schönes Schiff. Hoffentlich bekommt man es wieder hin.

Hinweis an alle: Die aktuelle mail-Frequenz werde ich auch nicht auf Dauer durchhalten können. Aber solange es funktioniert, macht es Spaß !

Viele Grüße aus dem gewittrigen Westen
Lockwood

22.05.2007

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Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

heute möchte ich noch einmal auf griechische Musik und griechische Tänze zurückkommen, zumal mich Lockwood ja in die Pflicht genommen hat, meine Andeutungen bezüglich der Gemeinsamkeiten mit der Musik von Jethro Tull noch zu vertiefen. Also:

Lieber Lockwood, es tut mir leid, dass Dir meine griechischen Videos nicht zugesagt haben. Eigentlich finde ich diese Musikstücke garnicht so orientalisch, da gibt es noch ganz andere Sachen. Die Lieder von Jannis Markopoulos klingen für mich recht europäisch und der Sirtos mit Michalis Tzouganakis ist zwar ziemlich kretisch, aber dabei doch schon fast rockig.

Vielleicht ist mir aber auch in den fast 30 Jahren Kontakt mit griechischer Sprache, Musik und Tanz das Gefühl dafür abhanden gekommen, wo euröpäisch aufhört und wo orientalisch beginnt. Für mich ist das einfach griechisch, da ist beides verschmolzen und eine Einheit geworden. Und da es ja auch in der Musik von Jethro Tull orientalische (bzw. für mich stark griechisch klingende) Elemente gibt, bin ich eigentlich davon ausgegangen, dass einen Jethro Tull Fan (und ich unterstelle Dir einfach mal, dass Du einer bist) ein bißchen orientalischer Einschlag nicht stören sollte.

Auch von Jethro Tull gibt es ja zumindest einen griechischen Tanz: Eurology. Ich konnte nur müde lächeln, als ich gesehen habe, dass Mr. Anderson dieses Stück in Montreux 2003 angekündigt hat mit dem Rat, nicht darauf zu tanzen, da das zu einem bösen Unfall führen könne. Es klingt wie ein typischer Sirtos, und ich habe bereits erfolgreich Kalamatianos (Sirtos) und Chaniotikos (Sirtos) darauf getanzt – hier direkt in meinem Arbeitszimmer vor dem Schreibtisch. Ich bin unverletzt geblieben.

Große Teile der Musik von Jethro Tull basieren genau wie ein großer Teil der griechischen Volksmusik auf ungeraden Takten und/oder häufigen Taktwechseln. Die Griechen sind Meister darin, darauf dann auch noch zu tanzen. Ich denke es gibt keinen noch so verqueren Rhythmus auf dieser Welt, zu dem die Griechen nicht auch schon einen Tanz erfunden hätten. Der Mr. Anderson hat keine Ahnung… Auf jeden Fall hat er sein Stück Eurology genannt, was darauf schließen lasst, dass er diese Art von Musik für europäisch und nicht für orientalisch hält.

Noch ein zweiter Titel von Jethro Tull klingt für mich wie ein griechischer Tanz, auch wenn ich nicht direkt sagen könnte, welcher Tanz das sein sollte: Fat Man. Dabei muss ich zugeben, dass es vielleicht auch ein keltischer, schottisher oder sonstiger Tanz sein könnte, da kenne ich mich nicht aus. Bestimmte Tanzrhythmen hat es sicher in verschiedenen Kulturen gegeben.

Weiterhin kann ich nicht recht nachvollziehen, lieber Lockwood, dass es Dich stört, dass Du die Sprache nicht verstehst. Nun sehe ich prinzipiell schon ein, dass es betrüblich ist, wenn man kein Griechisch kann, denn ich halte es für die schönste Sprache überhaupt. Aber es geht hier ja doch in erster Linie um Musik und nicht um den Text.

Die Lieder von Markopoulos habe ich erklärt bzw. übersetzt, und wenn Du die Texte von Michalis Tzouganakis nicht verstehst, hast Du wirklich nichts verpasst. Der Sirtos heißt, glaube ich, Aftos den ine Ponos (Das ist kein Schmerz – jedenfalls singt er das mehrfach), es geht um Herzeleid, er versucht irgend jemanden zu trösten. Das Lauten-Stück (das stammt wohl sogar von ihm selbst) hat den Titel Pali-Pali (Wieder und Wieder): Er muss an seine Angebetete denken, wieder und wieder und wieder… Tiefgründige Gedichte darf man bei dieser Musik nicht erwarten.

Davon abgesehen halte ich es sogar für besonders reizvoll, einer fremden Sprache zuzuhören, ohne ein Wort zu verstehen. Man kann dann völlig unbelastet auf Betonung, Gestik und Mimik achten und versuchen zu erraten, was das bedeuten könnte. Oder man kann auch einfach seiner eigenen Phantasie freien Lauf lassen. Dazu klingt Griechisch in meinen Ohren allein schon wie Musik. Da ist es manchmal sogar eher störend, wenn man die teilweise wenig geistreichen Texte versteht.

Jetzt werde ich mich dem Höhepunkt meines heutigen Beitrags aber noch einmal von einer ganz anderen Seite nähern und dabei wieder auf Jethro Tull zurück kommen:

Bei den Videos von 1977 aus dem Hippodrom habe ich mich anfänglich über den albernen roten Hut geärgert, den Mr. Anderson da bei manchen Liedern trägt. Ich fand ihn einfach sooo doof und störend, dass ich die betreffenden Videos boykottiert habe.

Dann war Wilfried so nett die Videos aus Tampa nach YouTube zu stellen. Das war der Schock! Ich glaube, ich habe es bis heute nicht geschafft, eines dieser Videos zu Ende anzuschauen. Spätestens nach 2 Minuten steigen mir die Tränen in die Augen – nein, nicht aus Rührung, sondern weil ich diese optische Belastung nicht ertragen kann.

Seither erscheint mir der Rote Hut von Golders Green als unbedeutende Lappalie. Ich habe mich zwar nicht direkt mit ihm angefreundet, aber doch zumindest arrangiert, und bei den Videos aus dem Hippodrom kann ich heute ohne Schüttelkrämpfe einfach die Musik genießen. Man muss nur hin und wieder einmal vorgeführt bekommen, wie alles noch viel schlimmer sein könnte, dann weiß man wieder zu schätzen, was man hat.

In diesem Sinne, lieber Lockwood, habe ich mich bemüht noch etwas Makedonisches für Dich zu finden. Makedonische Tänze klingen ungefähr wie Zwölftonmusik ohne Takt und ohne Rhythmus. Ich kann im wahrsten Sinne des Wortes ein Lied davon singen, denn wir hatten in der griechischen Tanzgruppe ein paar Hardcore-Fans, für die es immer ein paar makedonische Tänze extra gab. Du wirst sehen, danach empfindest Du die kretischen Lieder als den reinen Ohrenschmaus.

Ich habe also keine Mühe gescheut und tagelang auf YouTube nach den schönsten Videos geforscht. Dabei bin ich auch noch auf ein paar andere Kostbarkeiten gestoßen, die ich Euch nicht vorenthalten möchte.

Zuerst, zum Beweis, dass Griechenland und Schottland näher beieinander liegen als man gemeinhin vermuten sollte, ein Sonaradikos frisch aus Glasgow. Dieser Tanz gehört bei griechischen Festen zum Programm, er ist schwungvoll und hat einen ganz einfachen Grundschritt (den würde ich Dir auch noch zutrauen, lieber Wilfried). Da mal vorwärs und mal rückwärts getanzt wird und die „Tanzschlange“ sich mal zusammenschlängelt und mal auseinander zieht, kommt es zu zahlreichen Remplern und Zusammenstößen – eine eche Gaudi, sehr zu empfehlen! Die Sängerin hat übrigens eine Schwäche für Mavra Matia – schwarze Augen (das singt sie jedenfalls).

Diesen pontischen Tanz (eigentlich sind es Ausschnitte aus mehreren Tänzen, ich meine vor allem den ersten) habe ich vor allem deshalb für Euch ausgewählt, weil sich meiner Meinung nach unser geliebter Mr. Anderson in seinem aktuellen Erscheinungsbild nahtlos in die Tanztruppe einreihen könnte (gut, sein Piraten-Kopftuch müsste er vielleicht noch ein bißchen aufpeppen, und sich einreihen ist wohl allgemein nicht seine größte Stärke…). Also stellt Euch beim Betrachten des ersten Tanzes einfach vor, der große Meister würde in seinem derzeitigen Bühnen-Outfit hier mittanzen – wäre das nicht eine Wucht? Es handelt sich übrigens um einen ca. 3000 Jahre alten Kriegstanz aus dem Pontos (kleinasiatische Ägäisküste).

Zum Abschluss nun zwei Tänze, die Euch die musikalische Tiefe makedonischer Volksmusik näherbringen werden. Während bei den kretischen und den pontischen Tänzen die Melodie üblicherweise auf einer Lira gespielt wird (seltener auch auf einem Dudelsack), sind bei den makedonischen Tänzen eher Klarino (eine Art Klarinette) wie hier im ersten Tanz (Poustseno) oder auch diese seltsamen Holz-Trompeten (griechische Bezeichnung fällt mir leider nicht mehr ein) wie im zweiten Tanz (Teskoto) verbreitet. Es kommt Euch sicher hergeholt vor, aber als ich das erste Mal Mr. Anderson in A Passion Play mit diesem Sopran-Saxophon herumhüpfen sah, da fühlte ich mich instinktiv an makedonische Volkstänze erinnert. Ich muss zugeben, es gibt auch noch melodiösere, die mehr Ähnlichkeit mit den Instrumental-Passagen aus APP haben.

So, jetzt habe ich Euch genug gequält. Zur Linderung der Ohrenschmerzen empfehle ich fein dosierte Songs from the Wood, bei Bedarf kann noch mit etwas Aqua-Lung nachgespült werden. Und dann lasst uns alle dem Herrn danken, dass es auch noch Jethro Tull gibt.

Es grüßt Euch Eure

Kretakatze

PS.: Ich weiß auch nicht, warum ich so gemein zu Euch bin, dabei seid ihr immer so nett zu mir…

23.05.2007

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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

Du langweilst uns nicht, Lockwood. Und Du, Kretakatze, brauchst Dein Licht nicht unter den Scheffel stellen; Deine Anmerkungen zum Altgriechischen finde ich sehr interessant. So führen uns die Betrachtungen aus der Wohnstube des guten Mr. Anderson plötzlich hinaus in die weite Welt.

Aber es rieseln ja schon die nächsten Beiträge von Euch ein. Da komme ich zz. wirklich nicht mit. Auf der Arbeit gibt es einigen Stress personeller Art. Und die letzten Tage war es so drückend-warm, sodass ich abends keine Lust hatte, auch noch zu Hause am Rechner zu sitzen (und die Bude weiter aufzuwärmen).

Zur Wikinger-Debatte habe ich im Bezug auf Schottland auch noch etwas beizutragen. Zunächst muss aber festgestellt werden, dass die Wikinger oder Normannen eigentlich so überall in Europa anzutreffen waren – bis hoch nach Island, Grönland – und wir wissen es längst – bis nach Amerika. Aber sie waren auch bis nach Griechenland gekommen, also lange vor den Osmanen … Während meines Urlaubs in Schottland 2005 war ich mit meinen Lieben eine gute Woche auf der Isle of Skye – und dort gleich gegenüber dem Festland in dem kleinen Ort Kyleakin. Der Name (eigentlich Kyle Akin) leitet sich aus dem schottischen Gälisch ab: Caol Acain, was wiederum “Strait of Haakon” (Haakons Meeresenge) bedeutet, benannt nach dem norwegischen König Haakon. Eine Haakon Bar gibt es übrigens auch in Kyleakin. (Norweger -> Normanne -> Wikinger)

Leif Erikson - in Reykjavik

Der Herr oben ist übrigens ein gewisser Leif Erikson, eben der, der von Island aus Amerika entdeckt haben soll. Das Denkmal befindet sich mitten in Islands Hauptstadt Reykjavík (was „rauchende Bucht“ heißt, wobei Vik für Bucht steht, na klingelt da etwas bei Vik?). Der gute Leif war ein Wikinger in Reinnatur.

Ach, da ich gerade bei Island bin und mich dunkel an unsere Diskussion um die Herkunft des Namens Anderson erinnere: Ich war 1990 mit meiner Frau (die Dame in rot auf dem Bild) und weiteren Freunden auf Island in Urlaub. Ausgangspunkt einer Rundreise war Reykjavik und so buchten wir bereits im Voraus auf meinem Namen eine Unterkunft in einem Seemannsheim (Island ist nämlich ziemlich teuer, Seemannsheime verhältnismäßig preiswert). Als wir nun an der Rezeption der Herberge standen, begrüßte uns eine junge Frau, die sogar der deutschen Sprache mächtig war (neben isländisch, einer eigenen Sprache für gerade einmal 300.000 Menschen, die aber sehr eng mit dem Norwegischen verwandt ist – eben eine Wikinger-Sprache, spricht man fast überall englisch). Ich stellte mich vor: Albin – und verwies auf die Reservierung unter meinem Namen. Nach mehrfachen Durchblättern ihrer Unterlagen (Computer gab es damals noch nicht so viele) konnte sie aber keine entsprechende Reservierung finden. Ich nannte noch einmal meinen Namen: „Albin, Wilfried Albin!“ – „Moment! Sagten Sie Wilfried? Ja, hier habe ich eine Reservierung auf den Namen Wilfried …?!“ (Wahrscheinlich hat sie mich sogar geduzt).

Reykjavik ist zwar Islands mit Abstand größte Stadt, aber mit knapp 120.000 Einwohnern nicht gerade groß. Trotzdem ist es verwirrend, das dortige Telefonbuch zur Hand zu nehmen. Alle Einträge lauten auf den Vornamen. Isländische Namen bestehen neben dem Vornamen aus dem Vatersnamen. Einen Nachnamen gibt es nicht. Leifur Eriksson (isländische Schreibweise des Herrn vom Bild) ist also der Sohn von Erik und wäre unter L im Telefonbuch zu finden. Ich hieße übrigens Vilfreð Hermannsson (mit ð was dem englischen th entspricht, auch aussprachemäßig – neben dem ð gibt es noch þ – als Großbuchstaben: Ð und Þ als eigenständige isländische Buchstaben – das eine als stimmhaftes, das andere als stimmloses th; der Versammlungsplatz der Volksvertreter und Gerichtsbarkeit heißt Þingvellir, in dem das Wort Thing wiederzufinden ist). Ihr dürft jetzt raten, wie mein Vater mit Vornamen heißt. Frauen hängen statt des –sson ein –sdottir an den Vatersname. Übrigens gab es früher in Friesland die gleiche Namensordnung. Jetzt kommt mir bitte nicht mit Halldor Laxness, dem isländischen Literaturnobelrpeisträger. Der hieß eigentlich Halldór Guðjónsson, also auch etwas mit –sson hinten. Nur so nebenbei: Laxness kann ich zum Lesen wärmstens empfehlen (z.B. Die Island-Glocke).

Vieles im Leben, so scheint es, reduziert sich auf solche Anekdötchen. Hier noch eine: In den 80-er und 90-er Jahren war es beliebt, möglichst viele Hard Rock Cafes, der es eine Menge weit gestreut über dem Globus gibt, zu besuchen, besonders die dort erhältlichen T-Shirts waren sehr beliebt und sind heute hin und wieder noch in der Menge zu besichtigten (zz. gibt es in Deutschland wohl drei solcher Cafes – in Berlin, Köln und München – übrigens: in Athen ist wohl auch eines). So sind wir – rein zufällig – auch in Reykjavik in dem dortigen Hard Rock Cafe gestrandet (wenn ich das richtig sehe, gibt es heute dort keine entsprechende Lokalität mehr). Da es gerade Nachmittag war und in einem Cafe bekanntlich Kaffee getrunken wird, so bestellten auch wir dieses Getränk. Nachdem wir fast ausgetrunken hatten, kam die Bedienung vorbei und fragte uns, ob wir noch mehr Kaffee wünschten. Angesichts der Preise verneinten wir. Später wurde uns klar, dass man für Kaffee nur einmal zahlt und dann bis zum Abwinken (Herzinfarkt) das Zeugs in sich hineinschütten kann – das gilt für ganz Island. Da meine Frau und ich eigentlich Teetrinker sind, versuchten wir das auch mit Tee; aber irgendwie kam das nicht so gut an; meistens wurde uns nur heißes Wasser nachgereicht, einmal bekamen wir wenigstens auch noch einen neuen Teebeutel.

Andere Länder, andere Sitten. Soviel zu Island, dem nördlichsten Land in Europa (neben Griechenland, dem südlichsten). Wir werden sehen, wohin uns sonst noch die Reise hinführt. Jethro Tull hatte auch schon öfter Auftritte auf Island (und im September wieder zwei).

Dass bestimmte Lieder in den Soundtrack zu einem Film einfließen, liegt meist außerhalb der Entscheidungsgewalt der Interpreten, es sei denn, die Musik wird ausdrücklich für einen Film komponiert (wie z.B. von Mikis Theodorakis für den Sorbas). Natürlich wünscht man sich, einen tollen Film zu sehen und als Hintergrundmusik dann auch noch ein Liedchen von Herrn Anderson zu hören.

Vielleicht doch schon einige Worte zu Kretakatzes Beitrag, den ich mir gleich noch einmal in aller Ruhe angucken (und anhören) werde: Ich bin zwar alles andere als ein Spezialist, aber Fat Man klingt für mich ziemlich indisch. Das basiert mehr auf einem Gefühl als auf wissenschaftlicher Erkenntnis. Musik ist in erster Linie ein emotionales Erlebnis, ist auch gut so. Und so wie Kretakatze durch ihre langjährigen Kontakte zur griechischen Kultur ein anderes Verhältnis zur Musik Griechenlands entwickelt hat, so hat Herr Anderson vielleicht durch seine vielen Besuche indischer Restaurants (der Meister bevorzugt indische Küche) ein besonderes Verhältnis zur indischen Musik in sich reifen lassen (in indischen Restaurants wird indische Musik gespielt, so wie man beim Griechen in der Regel griechische Musik hört), die sich dann in diesem Lied ‚niedergeschlagen’ hat.

Dass Du, Kretakatze, das Outfit des Herrn Anderson nicht immer sehr geschmackvoll ausgewählt findest, kann ich im Fall des Tampa-Videos durchaus verstehen. Ich habe zunächst auch etwas irritiert geguckt. Und selbst mein großer Sohn rümpfte die Nase: „Wie sieht denn der Anderson aus?“. Den roten Hut habe ich eher unter der Rubrik „nach Gutsherrenart“ abgehakt. Die diversen Outfits der Herren böten sicherlich Grundlage für ein eigenes Diskussionsforum. Lockwoods Kritik an Herrn Anderson bezieht sich, wie Du wohl gelesen hast, hauptsächlich auf sein aktuelles Aussehen (Kopfverband usw.).

Ich wünsche Euch was
Wilfried

23.05.2007

English Translation for Ian Anderson