Wer träumt nicht manchmal ‚krauses Zeugs’, jene Alpträume, in denen man verfolgt wird und wegzulaufen versucht, aber nicht von der Stelle kommt, als hätte man Blei in den Füßen. Man muss nicht gerade angstschweißgebadet erwachen aus solch aberwitzigen Träumen, aber ein mulmiges Gefühl bleibt meist doch hängen beim Erwachen.
Bei einigen sind es vielleicht wirklich die Alben, die Elfen, die meist in menschenähnlicher Gestalt auf der Brust des Schlafenden hocken und damit ein unangenehmes Druckgefühl auslösen (‚Alpdruck’). Ja, die Elfen, deren Freund ich namentlich zu sein habe [Albin leitet sich entweder aus dem lateinischen Beinamen Albinus (lat. der Weiße) oder – und das meine ich: – vom althochdeutschen Albuin (aus: alb = Elf und wini = Freund) ab, also: Freund der Elfen].
Oft träumt man auch, man stürzte ab. Es scheint ein endloser Fall zu sein. Und der Aufprall entspricht meist dem Erwachen (dann vielleicht doch schweißbebadet). Meine Alpträume, wenn ich solche habe, sind eher moderat: kein Kein-Vom-Fleck-Wegkommen, kein Fall ins Unendliche. Es sind Balkone, die hoch oben in Häusern zu finden sind, und auf die ich treten muss, ob ich will oder nicht. Setze ich erst einmal den ersten Fuß auf einen solchen Balkon, dann erweist sich dieser schnell ab brüchig, das Geländer als lose und darunter gähnt auch hier ein tiefer Abgrund. Zum einen zieht mich die Tiefe wie ein Sog, zum anderen verwahre ich mich, weiter auf diesen bröckelnden Balkon zu treten.
Bei ‚abstürzenden Balkonen’ assoziiere ich gleich die Einstürzenden Neubauten, eine Berliner Band um den Musiker, Performance-Künstler und Schauspieler Blixa Bargeld, die 1980 gegründet wurde und die erst Ende des letzten Jahres ihr neuestes Album Lament auf den Markt gebracht hat.
Einstürzende Neubauten – Lament live Prague
Aber ich komme vom Thema ab: Als Ursachen für solche Alpträume werden unverarbeitete Tagesgeschehen, traumatische oder traumatisierende Erlebnisse, Stress oder psychische Probleme, aber auch physische Komponenten angenommen. Ich gestehe, nicht schwindelfrei zu sein. Als Trauma empfinde ich das vielleicht nicht gerade, sodass es mir verwunderlich erscheint, davon bis in meine Traumwelt verfolgt zu werden. Vielleicht sind diese ‚abstürzenden Balkone’ auch eine Metapher für eine Angst, von der ich mich nicht lösen kann. Immerhin erkenne ich im Traum diese Angst und versuche, dem ‚Sog der Tiefe’ zu trotzen. Da ich meistens nicht unmittelbar erwache, so verdeutlicht das sicherlich, dass dem Alptraumhaften durchaus auch ein Reiz innewohnt, ein Kitzel, dem ich mich nicht völlig entziehen kann. Ich denke da an diesen x-förmig angebrachten Skywalk für Schwindelfreie, die über dem Höllental bei Garmisch-Partenkirchen erbaute Aussichtsplattform namens Alpspix. Auch als nicht Schwindelfreier getraut man sich auf diese 13 Meter ins Nichts ragende Stahlkonstruktion.