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Willi guckt arte.tv: 3 Filme der besonderen Art

Keine Frage: ich bin ein Arte– und auch ein Hafermilch-Typ, also ein ‚Bildungsbürger‘ und ein links-grün versiffter Gutmensch. Wer Hafermilch statt Kuhmilch trinkt, gilt nun einmal als alternativ, die Grünen Wählender, einer, der sich für eine humane Flüchtlingspolitik, Menschenrechte, Genderpolitik usw. einsetzt. Stimmt! Und wer ständig Arte guckt, wird seiner Kulturhörigkeit wegen gern belächelt. Sei es drum!

Bleibe ich beim Arte-Gucken. Hier finde ich z.B. Filme, die ich schon immer gern einmal sehen wollte, die ich vielleicht in jungen Jahren gesehen habe und nach den vielen Jahren gern erneut sehen möchte. Und Arte bietet immer wieder Miniserien – durchaus auch neueren Datums -, die mindestens die Qualität von Netflix-Produktion usw. haben, für die ich aber kein zusätzliches Abonnement benötige.

Ich habe hier (über mein Facebook-Konto) drei Ausschnitte aus Filmen herausgesucht, die mir besonders gut gefallen haben. Etwas außergewöhnlich (nicht die x-te Fortsetzung einer Super-, Spider-, Batman und sonstige Superhelden-Filmreihe), durchaus witzig, z.B. wenn in der Übertreibung die Wahrheit aufgedeckt wird, kurz gesagt: einfach sehenswert.

Filme: High-Rise (2015) – Vom Gießen des Zitronenbaums (2019) – Mein linker Fuß (1989)
Filme: High-Rise (2015) – Vom Gießen des Zitronenbaums (2019) – Mein linker Fuß (1989)

(1) High-Rise, einen britischen Science-Fiction-Film von Ben Wheatley (2015) und eine Verfilmung des 1975 erschienenen dystopischen Romans High-Rise des britischen Schriftstellers James Graham Ballard – hier ein kleiner Ausschnitt (Woran erinnert mich das nur? Statt eines Eimers Farbe kenne ich das mit Sonnenblumenöl!): #Hamstern #sonnenblumenöl

London im Jahr 1975. Robert Laing, ein frisch geschiedener, junger und wohlhabender Arzt, zieht in ein gerade fertiggestelltes modernistisches Hochhaus des Architekten Anthony Royal. Die Bewohner leben hier als isolierte Gemeinde vom Rest der Gesellschaft abgeschnitten. Das Gebäude soll eine ganz neue Ebene von Luxus ermöglichen: Es bietet Bewohnern alle Annehmlichkeiten des modernen Lebens, vom Supermarkt bis zum Fitnessstudio, und ein Verlassen des Hochhauses ist eigentlich nicht mehr nötig. Einer seiner Nachbarn ist der Kieferorthopäde Nathan Steele, und über ihm wohnt die attraktive, alleinerziehende Mutter Charlotte Melville, die er kennenlernt, als er gerade nackt auf seinem Balkon in der Sonne liegt. Je höher man im Hochhaus wohnt, desto höher ist der Status einer Person. … (Quelle: de.wikipeadia.org)

(2) Ausschnitt aus dem Film „Vom Gießen des Zitronenbaums“ (It must be heaven) 2019 – Ein Palästinenser (nein, kein Terrorist, nur ein Regisseur/Hauptdarsteller, der sich wundert …) in den USA (Woran denke ich da …?) #Waffenlobby #USA #Amoklauf #TexasSchoolMassacre

Der Regisseur Elia Suleiman, ein Weltbürger, ist in seinem Elternhaus in Nazareth. Seine Eltern sind gestorben, er beseitigt die letzten Spuren ihres Krankseins, indem er den Rollstuhl und anderes an eine medizinische Organisation weitergibt. Er pflanzt den in der Wohnung gezogenen Zitronenbaum in den Garten. Aber er muss feststellen, dass der erwachsene Nachbarssohn seine Zitronen erntet, mit der fadenscheinigen Ausrede, er hätte gefragt, wenn er jemanden angetroffen hätte. Aber immerhin pflegt er die Zitronenbäume auch durch Schnitt und Gießen. Elia ist ein Palästinenser. Sein Ziel ist ein eigener Staat Palästina. Doch als Zeuge nimmt er die Zustände wahr. Gewalt ist ein Thema in dem im Staat Israel gelegenen Nazareth. Doch Elia zeigt die Gewalt nicht. „Er wendet ihr den Rücken zu.“ Sie ist nur spürbar, selbst in einer christlichen Osterprozession. Der Film ist eine Aneinanderreihung von Szenen und Bildern von Zustandsbeschreibungen, als würde ein Maler Bilder davon malen. Es sind Bilder, die die Absurdität der Situationen offenlegen und dadurch komisch wirken. … (Quelle: de.wikipeadia.org)

(3) My Left Foot/Mein linker Fuß – Film (noch bis zum 27.04.2023 in der Mediathek von arte verfügbar) mit Daniel Day-Lewis aus dem Jahr 1989 – hier zwei meiner Lieblingsszenen aus dem Film: tragisch, aber auch komisch (Regie: Jim Sheridan in einer irisch-britischen Produktion)

Der Film erzählt die Geschichte eines Jungen, der als zehntes von dreizehn überlebenden Kindern einer irischen Familie aus der Arbeiterklasse geboren wurde und fast vollständig gelähmt ist. Zunächst glaubt niemand in der Familie außer seiner Mutter, dass Christy ein fühlendes und denkendes Wesen ist. Der mürrische Vater, der nach der Arbeit gerne die Kneipe besucht, hält seinen Sohn für geistig behindert.

Die Hoffnung der Mutter wird bestätigt, als es ihm gelingt, mit seinem linken Fuß nach einem Stück Kreide zu greifen. Die Familie und auch die Kinder in der Nachbarschaft versuchen, ihn immer wieder in ihr Leben einzubinden. Trotz erheblicher finanzieller Probleme, verursacht durch die Arbeitslosigkeit des Vaters, spart die Mutter für einen Rollstuhl, den sie ihm auch schließlich schenkt. Aufgrund von Therapien, darunter auch Atem- und Entspannungsübungen, gelingt es ihm, weitere Fortschritte zu machen. Christy kann, wenn auch mit Schwierigkeiten, artikuliert sprechen und wird ein anerkannter Maler. Die Bilder malt er mit seinem linken Fuß. Als er sich unglücklich in seine Sprachtherapeutin verliebt, versucht er Selbstmord zu begehen. Die Unterstützung seiner Familie, die ihm ein Atelier baut, gibt ihm wieder Lebensmut. Mit seiner Sprachtherapeutin freundet er sich später wieder platonisch an. Der Film endet an dem Punkt, an dem Brown ein erfolgreicher Schriftsteller geworden ist und die Krankenschwester Mary Carr kennenlernt, die er im Alter von 40 Jahren heiratet. (Quelle: de.wikipeadia.org)

Schießwut und Waffenwahn

Nach dem Amoklauf in Winnenden mag man wieder einmal über Verschärfungen des Waffenrechts plaudern. Für mich stellt sich einfach nur die Frage, wie es möglich ist, dass sich Millionen von Gewehren und Pistolen, also Handfeuerwaffen aller Art, in privaten deutschen Haushalten befinden. Da haben wir geradezu amerikanische Verhältnisse. So ist es für mich kein Wunder, wenn sich in Deutschland auch die Amokläufe häufen. Amok ist längst kein amerikanisches Phänomen mehr. Zwischen beiden, Häufigkeit der Amokläufe und Anzahl der Waffen, sehe ich durchaus einen Zusammenhang. Auch der Amokschütze aus Winnenden bediente sich aus einem reichhaltigen Arsenal.

Und ich frage mich daher, was eigentlich die Faszination von Schusswaffen ausmacht? Vielleicht kann mir da jemand helfen. Ich verstehe das nicht. Gewinnt man dadurch Macht oder bekommt Lustgefühle, wenn man ein solches kaltes Eisen in Händen hält?

Es ist schwer nachzuvollziehen, was einen jungen Menschen veranlasst, eine Tat wie den Amoklauf in Winnenden zu begehen. Es müssen mehrere Dinge zusammentreffen, die eine solche Handlung auslösen. Die Beschäftigung mit Computerspielen wie Counter Strike und ähnlicher Baller-Spiele und das Sehen von Horrorfilmen allein dürfte dazu kaum genügen. Dann wäre jeder zweite Jugendlichen ein potenzieller Amokschütze.

Ein wesentlicher Punkt ist wohl der völlige Verlust des Bezugs zu realen Umwelt. Solche Täter schotten sich vor der Tat meist mehr und mehr von ihrer Umgebung ab. Im stillen Kämmerlein steigern sie sich in unwirkliche Gewaltszenarien, die sie dann real werden lassen. Psychologen werden die Mechanismen, die eine solche Bluttat auslösen, genauer erklären können.

Für mich ist die Reaktion erschreckend, die Sportschützen und Waffenindustrie zeigen. Sportschützen fühlen sich angesichts der Diskussion ums Waffenrecht „zu Unrecht in die Ecke gedrängt“. Und auf der weltweit größten Fachmesse für Schusswaffen, der IWA in Nürnberg, die ausgerechnet in diesen Tagen stattfindet, herrscht Business as usual. „Das hier ist eine ganz normale Waffenmesse“, sagte der Besitzer eines Waffengeschäftes. Wenn diskutiert wird, dann nur über die Frage, wie eine möglichst risikofreie Unterbringung der Schusswaffen gewährleistet ist, um den gesetzlichen Vorschriften endlich gerecht zu werden. Warum aber überhaupt Waffen in dieser großen Anzahl vorhanden sein müssen, darüber macht sich keiner Gedanken. Und: Woher leitet sich eigentlich ein Recht auf Waffenbesitz ab?

Wenn man den millionenfachen Waffenbesitz nicht in Frage stellt, dann nützt auch die erneute Wertedebatte wenig. Sicherlich ist es wichtig, den Jugendlichen Werte wie Toleranz, Höflichkeit, Fleiß und Disziplin zu vermitteln. Auch sind die Eltern in die Pflicht zu nehmen. Manchen Eltern fehlt die ausreichende Kompetenz oder die Bereitschaft zur Erziehung ihrer Kinder. Wenn die Union nun den Ausbau der Familien-Beratung vom Kindergarten an fördern will, dann ist das aber viel zu wenig.

Zurück zu Schießwut und Waffenwahn vieler Deutscher: Sicherlich haben Schützenvereine in Deutschland eine lange Tradition. Ich lebe auf dem Lande und natürlich hat auch mein Wohnort einen Schützenverein. Wenn man nun bei diesen Schützenfesten sieht, wie die ‚Schützen’ in ihren Phantasieuniformen angetrunken dahertorkeln, diese oft genug im Suff in der Gegend herumballern, dann fragt man sich spätestens, was das Ganze soll. ‚Vorbilder’ sind solche Scharfschützen bestimmt nicht. Tradition hin, Tradition her – Schützenvereine sind für mich nicht mehr zeitgemäß. Oder sie sollten auch ohne Schusswaffen auskommen können.

Blättert man in der einzigsten regionalen Tageszeitung bei uns vor Ort, dann gewinnt man in manchen Zeiten den Eindruck, dass die Aktivitäten der hiesigen Schützenvereine von außergewöhnlicher Wichtigkeit sein müssen. Mich interessiert das aber nur einen feuchten Kehricht.

Es kann nicht nur um eine allgemeine Verschärfung des Waffenrechts und dabei z.B. um schärfere Kontrollen der Waffen in Privatbesitz gehen, es geht vielmehr darum, den Waffenbesitz insgesamt drastisch einzuschränken. Nicht jeder Hans und Franz sollte zu Hause ein ganze Waffenarsenal ansammeln dürfen.

Eigentlich wollte ich diesen Beitrag Schießen ist Scheiße betiteln. Ich weiß nicht, ob beide Wörter die gleiche Etymologie, also Wortherkunft, haben. Denkbar wäre es aber.

siehe auch meine Beiträge: AmokMassaker & Amoklauf