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Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Zlatá Praha (1)

Ende März fährt der jüngere meiner beiden Söhne auf Klassenfahrt nach Prag. Die Hauptstadt Tschechiens ist wohl sehr beliebt bei jungen Menschen. Ich muss gestehen, dass sie mir auch sehr gut gefällt. Das hat sicherlich aber auch andere Gründe.

Prag ist eine einzigartige Stadt. Besonders die Innenstadt zeigt heute ein geschlossenes, von Gotik und Barock geprägtes Stadtbild. Prag ist die „Goldene Stadt“ (Zlatá Praha = Goldenes Prag) und war besonders in der Zeit Kafkas (zur Jahrhundertwende um 1900) eine nach außen weltoffene Stadt und ein Treibhaus für Künstler und nachwachsende Literaten. Und Prag ist ein Eldorado für Bierfreunde.

Als ich mit einem Freund in der Vorosterzeit 1982, also vor fast genau dreißig Jahren, Prag besuchte, da mussten wir natürlich u.a. auch ins „U Fleků“ (deutsch: beim Fleck). Es handelt sich dabei um die bekannteste im Jahre 1499 gegründete Prager Brauereikneipe in der Prager Neustadt, Křemencova 11. Wahrzeichen ist die draußen hängende Uhr. Dort wird zu böhmischer Küche ein gepflegtes dunkles Bier ausgeschenkt. Damals war es dort abends schon recht voll, heute ist es eine touristische Attraktion, zu der die Gäste scharenweise in Bussen vorgekarrt werden. Bekannt dürfte auch der Gasthaus „Zum Kelch“ (tschechisch Hostinec „U Kalicha“) sein, in dem der brave Soldat Schwejk wegen Hochverrats verhaftet wurde.

    Zlatá Praha - Quelle: de.marys.cz

Fotoquelle: de.marys.cz

Prag ist eine geschichtsträchtige Stadt. Daneben ist sie aber vor allem eine Stadt der Literatur. Der brave Soldat Schwejk ist ein antimilitaristisch-satirischer Schelmenroman und wurde in Prag (zum Teil in Wirtshäusern) von Jaroslav Hašek (1883–1923) verfasst. Und natürlich lebte und schrieb Frank Kafka hier seine Erzählungen und Romane(siehe: Franz Kafka: Der Prozess). Sein Roman ‚Das Schloss’ wäre wahrscheinlich ohne die Prager Burg auf dem Hradschin gar nicht möglich.

Bekannt dürfte auch vielen die Legende um dem Golem sein, einer menschenähnlichen, aus Lehm gebildeten Gestalt, die durch Magie zum Leben erweckt wurde (siehe hierzu auch: Gustav Meyrink: Der Golem).

Zum ersten Mal rückte Prag 1968 in mein Interesse – ich war damals 14 Jahre alt -, als der so genannte Prager Frühling niedergeschlagen wurde. Sehr beeindruckt hatte ich mich damals der Tod des Studenten Jan Palach. Über die damaligen Ereignisse bin ich dann auch zu Kafka gekommen.

Man merkt es vielleicht bereits. Irgendwie lockt mich die Stadt. Ich kann mir gut denken, Prag in den nächsten Jahren mit meiner Familie einmal wieder einen Besuch abzustatten. Zunächst wünsche ich aber meinem Sohn viel Spaß dort.

siehe hierzu auch eine kleine Fotogalerie der Stadt
Google Street View (2): Prag
Umberto Eco: Der Friedhof in Prag

John Keats: Bright Star … On Top Down Under

Auf den Spuren von John Keats (* 31. Oktober 1795 in London; † 23. Februar 1821 in Rom), einem der wichtigsten Dichter der englischen Romantik (siehe meinen Beitrag: An die Hoffnung) – nicht zu verwechseln mit dem Literaturnobelpreisträger William Butler Yeats -, wurde ich auf einen Kurzfilm mit dem Titel „On Top Down Under” von Friðrik Þór Friðriksson, mit Nina Gunnarsdottir und Hilmir Snær Guðnason aufmerksam. Friðrik Þór Friðriksson ist einer der wichtigsten Regisseure Islands, den wir von der Verfilmung eines Romans von Einar Kárason her kennen: Die Teufelsinsel (1996) – Regisseur und Produzent als Fridrik Thór Fridriksson – Originaltitel: „Djöflaeyjan“

Der Film gehört zu einer zweiten Staffel einer Filmreihe namens EROTIC TALES, zu der verschiedene bekannte Regisseure ihren Beitrag geleistet haben. Der Film ist ohne Worte. Das Gedicht wird im Wortlaut am Anfang eingeblendet:

„Erotische Erinnerungen überwinden Kontinente, lassen aber mitunter auch den Trennungsschmerz ins Unerträgliche wachsen. Das ist das Thema von Fridrik Thór Fridrikssons Variation über die manchmal auch traurigste Sache der Welt. Der Protagonist des isländischen Kinos erzählt von Liebenden an denkbar entgegengesetzten Orten des Planeten. Für eine junge Leuchtturmwärterin muss ein Eiszapfen als Ersatz für ihren verlorenen australischen Lover herhalten. Aber sie kann nicht wissen, wie verzweifelt sie im gleichen Augenblick auf dem fünften Kontinent wirklich vermisst wird.“

aus: moviepilot.de

ON TOP – in Island – erinnert sich eine junge Frau an ihre Sommerliebe, einen jungen Mann, der sich DOWN UNDER – in Australien – in der heißen Mittagshitze ebenfalls an seine Liebe erinnert. Die Sehnsucht und das Verlangen der beiden wird reflektiert durch ein Gedicht von John Keats. Hierbei handelt es sich um einen Ausschnitt aus dem Gedicht „Bright Star“.

Pillow’d upon my fair love’s ripening breast,
To feel for ever its soft fall and swell,
Awake for ever in a sweet unrest,
Still, still to hear her tender-taken breath,
And so live ever-or else swoon to death.

aus: John KeatsBright Star

Gedichte, Verse zu übersetzen, dabei die rhythmische Gliederung, also das Metrum oder Versmaß, und den Reim beizubehalten, ist eine besondere Aufgabe und schließt fast immer eine wortwörtliche Wiedergabe aus. In einem 1950 bei Manesse erschienenen Büchlein werden den Gedichten von Keats Übersetzungen in nahezu wortwörtlicher Umsetzung als Prosa gegenübergestellt, die lediglich als Übersetzungshilfe für die Originallektüre dienen sollen:

Heller Stern

… gebettet auf meiner holden Liebsten reifender Brust,
ewig das sanfte Sich-Heben und -Senken zu spüren,
ewig wach in süßer Ruhelosigkeit,
ewig, ewig ihrem leisen Atemholen zu lauschen
und ewig so zu leben oder in den Tod zu sinken.

Mirko Bonné schafft den Spagat und dichtet ganz behutsam, gewissermaßen neu:

Glänzender Stern!

Gebettet auf der Liebsten junger Brust,
Dem sanften Auf und Ab für immer nah,
Für immer wach in ruheloser Lust,
Stets, stets im Ohr den zarten Atemzug,
Und wär so ewig – sonst nie tot genug.

Ich habe noch eine weitere Fassung des Gedichtes gefunden: Entbrannter Stern – Übertragen ins Deutsche von Sigrun Höllrigl:

Gebettet an der Liebsten reife strahlend Brust,
Nur um zu fühlen endelos, wie weich
Wach für immer, im süß rastlos sein, du musst
Hören den zart zart genommenen Atem gleich

So heißt´s ewig leben – oder in den Tod, mit Lust!

Sicherlich hat auch das Original einen erotischen Unterton. Die sinnliche, erfüllbare und erfühlbare Gegenwart der Geliebten wird anhand des Auf und Ab ihrer jungen Brust geschildert. Aber dort heißt es noch ‚sweet unrest’, also süße Unruhe bzw. Ruhelosigkeit, die in der ersten deutschen Übersetzung bereits zu ‚ruheloser Lust’ wird. Im zweiten Gedicht bekommt die Lust dann auch noch einen morbiden Unterton: ‚in den Tod, mit Lust!’ So eine Übersetzung ist wahrlich nicht leicht und von der Auslegung des Gedichtes durch den Übersetzer bestimmt.

Friðrik Þór Friðriksson versuchte nun, dieses Gedicht filmisch umzusetzen. Hier sind die Geliebten über den halben Erdball hinweg getrennt. Und die ‚süße Unruhe’ bzw. ‚ruhelose Lust’ wird zu einer im Augenblick unerfüllbaren Sehnsucht. Während die junge Frau diese auf ihre Weise zu stillen sucht, sieht der Mann in der Ferne nur den Ausweg im Tod.

Franz Kafka: Der Prozess

Franz Kafka: Der Prozeß - Roman - Fischer Richtiges Auffassen einer Sache und Mißverstehen der gleichen Sache schließen einander nicht vollständig aus.

Franz Kafka: Der Prozess

Franz Kafka hätte wohl nie gedacht, dass sein literarisches Werk eines Tages zum unbestrittenen Kanon der Weltliteratur zählen würde und bei Lesern wie Literaturwissenschaftler vielfältig und anhaltend wirken sollte. Dabei hatte er seinen Freund und Testamentvollstrecker, den Schriftsteller Max Brod, beauftragt, sein Werk im Falle seines Todes zu vernichten. Lediglich einige wenige, bereits zu Lebzeiten Kafkas erschienene kleinere Werke sollten erhalten blieben. Kafka zu Brod: „Von allem, was ich geschrieben habe, gelten nur die Bücher: Urteil, Heizer, Verwandlung, Strafkolonie, Landarzt und die Erzählung: Hungerkünstler“. Besonders die nachgelassenen Romane (Amerika, Der Prozess und Das Schloss) sollte Brod verbrennen. Er tat das nicht, sondern veröffentlichte diese postum – zum Leidwesen mancher Schüler, die sich immer wieder mit Kafka (ähnlich wie mit Kleist) ‚herumschlagen’ dürfen..

Zu Franz Kafka habe ich mich in diesem Blog öfter schon geäußert (Wie wäre es mit Kafka?Mythos Kafka-Mythos Camus125 Jahre Franz Kafka). Und zum Roman „Der Prozess“ (nachzulesen u.a. im Projekt Gutenberg Spiegel Online) habe ich hier erst vor einigen Tagen etwas unter einem besonderen Gesichtspunkt (Kafka, der Prozess und das Kino) verfasst. Hier möchte ich anschließen.

Wie bereits erwähnt, las ich Kafkas „Der Prozess“ (Franz Kafka – Gesammelte Werke Band 2 – herausgegeben von Max Brot – Taschenbuchausgabe in sieben Bänden – Fischer Taschenbuch Verlag – April 1976) in diesen Tagen zum 3. Mal. Die letzten beide Male liegen schon lange zurück (1977 und 1987).

Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet. (S. 7)

So beginnt der Roman. Josef K. wird verhaftet und erlebt einen Prozess vor einem Gericht, das nicht wie andere Gerichte ist, kein Zivil- oder Strafgericht, wenn dann eher letzteres. Dann allerdings ein Strafgericht besonderer Art. Dieses Gericht steht Josef K. nämlich als eine unbekannte, anonyme Macht mit weit verzweigten, undurchdringbaren Hierarchien gegenüber und bleibt die ganze Zeit rätselhaft und nicht eindeutig erklärbar.

Der Roman endet dramatisch mit der Hinrichtung von K.:

Aber an K.s Gurgel legten sich die Hände des einen Herrn, während der andere das Messer ihm tief ins Herz stieß und zweimal dort drehte. Mit brechenden Augen sah noch K., wie die Herren, nahe vor seinem Gesicht, Wange an Wange aneinandergelehnt, die Entscheidung beobachteten. »Wie ein Hund!« sagte er, es war, als sollte die Scham ihn überleben. (S. 194)

Franz Kafka: Der Prozess - handschriftlicher Anfang
Quelle: franzkafka.de

So real die Bilder Kafkas in diesem Roman sind, so abstrakt ist der Hintergrund des Inhaltlichen, oder wie André Gide einmal sagte: „Der Realismus seiner Bilder übersteigt ständig die Vorstellungskraft“. Wer diesen Roman liest, findet sich in einer Alptraumwelt wieder und wird ständig vor Fragen gestellt, auf die es aus dem Buch heraus keine Antworten gibt. Was ist K.s Schuld? Was ist das für ein Gericht?

Wie die Fragen des Lesers vielfältig sind, so weitreichend sind die Interpretationen der Werke Kafkas. Die einen interpretieren den ‚Prozess’ aus religiöser Sicht als ein Werk, das von Schuld und Sühne handelt. Andere meinen, es zeige die Schwachheit des Menschen im Räderwerk anonymer Mächte auf. Politisch betrachtet wird das Werk als ein Protest gegen die Gesellschaft angesehen. Oder führt es in tiefe Gründe menschlichen Seelenlebens?

Wichtig bei der Betrachtung ist sicherlich der zeitliche Hintergrund. Während der Entstehung des Romans fand die Auflösung von Kafkas Verlobung mit Felice Bauer statt. Sowohl die Verlobung als auch die Entlobung waren für Kafka mit starken Schuldgefühlen verbunden. Außerdem brach der Erste Weltkrieg aus. Von hieraus gibt es sicherlich biografische Bezüge.

Im Grunde muss jeder seine eigene Interpretation erstellen, denn eigentlich kann man den Roman nur subjektiv betrachten, wirken lassen und entsprechend auslegen. Selbst für sich wird kaum einer zu einem eindeutigen Ergebnis kommen. Hier in Kürze meine Interpretationsansätze:

1. Das Gericht ist das Gewissen. In Alpträumen werden wir von nicht immer klar bestimmbaren Schuldgefühlen heimgesucht, die aus unserem Unterbewussten hervortreten.

2. Das Gericht verkörpert die das Leben einschneidenden, einengenden Verpflichtungen, gar Zwänge, die wir uns auferlegen, ein MUSS wie Arbeit. Auch Josef K. kommt nicht mehr seinem ‚eigentlichen’ Leben nach, weil er sich ständig nur noch um seinen Prozess kümmern muss. Kafka empfand seinen Brotberuf als Jurist im Unfall-Versicherungswesen als quälend.

3. Der Prozess im weiteren Sinne als ‚Tragikomödie des Lebens’. Dabei vermischen sich Gewissensfragen (1.) und Zwänge (2.) mit religiösen bzw. philosophischen Aspekten (Sinn des Lebens). Bis zu einem bestimmten Maße erscheint der einzelne Mensch als Opfer eines staatlichen Räderwerks. Die unterschiedlichen Gesichtspunkte werden gewissermaßen auf einer Linie zusammengefasst und anhand von Begrifflichkeiten wie Gericht und Anklage, die wie Sinnbilder dienen, dargestellt. Dabei gelingt es Kafka, der ‚Geschichte’ auch eine komische Seite abzugewinnen.

Gerade weil sich „Der Prozess“ nicht eindeutig interpretieren lässt, glaube ich, dass Kafka wie zu 3. beschrieben, ursprünglich unterschiedlichste Betrachtungsweisen auf einer Ebene kumuliert. So steht ein ‚Bild’ gleichzeitig für vieles, das Gericht für staatliche Stellen und zugleich für innere Instanzen, und bildet jeweils einen Mantel, der einerseits verhüllt, was unter ihm verborgen ist, andererseits aber auch zusammenführt, was sich eben unter einem Begriff zusammenfügen lässt.

Kafka war ein genauer Beobachter. Ihm entging keine Geste, keine Gebärde. Und er wusste Mimik und Gestik zu deuten und tat dies (daher der hohe Grad an Visualität in seinen Werken), leuchtete bis auf den Grund die menschliche Seele aus – und übersetzte das in einen ‚Code’, der nicht ohne weiteres zu knacken ist.

Das gesamte Werk von Franz Kafka

So nebenbei: Als großer Kafka-Bewunderer habe ich mir auf früheren Reisen ins Ausland, immer ein Buch Kafkas in der Übersetzung der jeweiligen Muttersprache des Landes besorgt. 1990, auf einer Rundreise in Island, fand ich eine Übersetzung des Romans „Der Prozess“ ins Isländische von Ástráður Eysteinsson und Eysteinn Þorvaldsson: Réttarhöldin – Skáldsaga (Bókaútgáfa Menningarsjóðs, 1983 – 293 Seiten). Der isländische Titel lässt sich eher mit dem deutschen Begriff ‚das Gerichtsverfahren’ bzw. ‚das Strafverfahren’ (der Artikel wird im Isländischen an das Substantiv angehängt: Réttarhöld-in) übersetzen. Und ‚ Skáldsaga’ ist der isländische Begriff für Roman (skáld = Dichter – saga zu segja, „sagen, erzählen“ – den Begriff Saga kennen wir ja auch im Deutschen). Hier Anfang und Ende des Romans spaßeshalber auf Isländisch:

Einhver hlaut að hafa rægt Jósef K. því að morgun einn var hann handtekinn án þess að hafa gert nokkuð af sér. (S. 7)

(Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet. (S. 7))

En hendur annars mannsins lukust um barka K. á meðan hinn rak hnífinn djúpt í hjartað og sneri honum þar tvisvar. Brestandi augum sá K. hvernig mennirnir, kinn við kinn, þétt upp við andlit hans, fylgdust með úrslitunum. „Eins og hundur!“ sagði hann, það var sem smánin ætti að lifa hann. (S. 277)

(Aber an K.s Gurgel legten sich die Hände des einen Herrn, während der andere das Messer ihm tief ins Herz stieß und zweimal dort drehte. Mit brechenden Augen sah noch K., wie die Herren, nahe vor seinem Gesicht, Wange an Wange aneinandergelehnt, die Entscheidung beobachteten. »Wie ein Hund!« sagte er, es war, als sollte die Scham ihn überleben. (S. 194))

Magie des Kinos: The Artist

The Artist („Der Künstler“) ist ein Spielfilm des französischen Regisseurs Michel Hazanavicius aus dem Jahr 2011. Die Geschichte um einen amerikanischen Stummfilmstar (gespielt von Jean Dujardin), der sich Ende der 1920er Jahren dem Übergang zum Tonfilm verweigert, wurde von Hazanavicius im Stummfilmformat 1,33:1 in Schwarzweiß-Bildern mit Zwischentiteln und so gut wie wortlos konzipiert.

Die Tragikomödie wurde am 15. Mai 2011 bei den 64. Internationalen Filmfestspiele von Cannes uraufgeführt und startete am 12. Oktober 2011 in den französischen Kinos. Von der internationalen Fachkritik überwiegend als brillante Hommage an das alte Hollywood bzw. als Liebeserklärung ans Filmemachen verstanden, gewann „The Artist“ mehr als 30 internationale Filmpreise, darunter 2012 drei Golden Globe Awards. Der deutsche Kinostart ist für den 26. Januar 2012 geplant.

Hollywood 1927: George Valentin (Jean Dujardin) ist ein gefeierter Stummfilm-Star. Doch die Einführung des Tonfilms schwebt als Damoklesschwert über seiner Karriere. Auf einer Premierenfeier verliebt sich George in die charismatische junge Statistin Peppy Miller (Bérénice Bejo), die mit ihrem gewinnenden Lächeln selbst das Zeug zum Leinwandliebling hat. Während der Siegeszug des Tonfilms für Peppy den Beginn ihres Aufstiegs bedeutet, verpasst George, der sich selbst als Star vom alten Schlage sieht, den Anschluss und fällt immer tiefer auf der Karriereleiter. George fehlt das Gespür für die Modernisierung des Kinos und die neuen Ansprüche des Publikums. Er überwirft sich mit seinem Produzenten (John Goodmann) und sein selbst produzierter Stummfilm wird zum Flop. Das gefährdet nicht nur die Beziehung zu seiner Frau, sondern führt ihn auch fast in den finanziellen Ruin.

aus: filmstarts.de

Ein Stummfilm in Schwarzweiß-Bildern im Jahre 2012 – geht das überhaupt? Ja, das geht und hat nicht nur bei den Kritikern, sondern auch beim Publikum großen Erfolg. Regisseur Michel Hazanavicius hatte mit Jean Dujardin bereits Komödien mit dem Geheimagenten OSS 117 im 60er Jahre-Look vorgelegt, die besonders in Frankreich ein breites Publikum fanden. Jetzt wagte er sich noch weiter in der Zeit zurück, zum Wendepunkt zwischen Stumm- und Tonfilm, und legte eine Hommage auf an das alte Hollywood, an den guten alten Stummfilm, ans Kino ganz allgemein und insgesamt. Eine Erklärung für den sich abzeichnenden Erfolg ist sicherlich der Überdruss eines Großteils der Zuschauer, der die ins Unendliche gesteigerten digitalen Tricks, diesen ganzen 3D-Kram einfach satt haben und sich noch einfacher, aber wohl schmeckender Kost sehnen. Diese Sehnsucht erfüllt „The Artist“. Zudem hebt sich der Filmheld George Valentin ganz einfach positiv von all diesen Superhelden ab. Man muss erst einmal darauf kommen, im 21. Jahrhundert einen schwarzweißen Stummfilm zu drehen.

Erneuter Filmriss: Hangover 2

Hangover 2 (Originaltitel: The Hangover: Part II) ist eine US-amerikanische Filmkomödie aus dem Jahr 2011 von Regisseur Todd Phillips mit Bradley Cooper, Ed Helms und Zach Galifianakis in den Hauptrollen und eine Fortsetzung zu „Hangover“ aus dem Jahr 2009. In dieser Fortsetzung erleben die Freunde abermals eine exzessive Nacht mit folgenschwerer Gedächtnisstörung.


Hangover 2 –deutscher Trailer

Gerade ist der fürchterliche Kater ihres Las-Vegas-Trips überwunden, da macht sich das berüchtigte Party-Crasher-Quartett aus „Hangover“ einmal mehr auf die Reise. Diesmal führt sie ihr Weg nach Thailand. Und diesmal soll alles anders, zivilisierter, unverfänglicher laufen, hat Stu (Ed Helms) beschlossen, um seine besorgte Verlobte (Jamie Chung) zu beruhigen. Doch er hat den Chaos-Geist seiner Kumpels Phil (Bradley Cooper), Alan (Zach Galifianakis) und Doug (Justin Bartha) fatal unterschätzt. Einmal mehr bricht eine Nacht voller abstruser Episoden an, an die sich am Ende niemand mehr erinnert – und vielleicht auch nicht erinnern will…

aus: filmstarts.de

Eigentlich ähnelt Hangover 2 sehr dem ersten Teil (Reichlich verkatert: Hangover). Wieder erleben wir einen absoluten „chaotischen Junggesellenabschied“ mit jede Menge Aberwitz. Aber weil der erste Teil so neu und originell war, kommt dieser zweite Teil lediglich als Abklatsch daher. Der Standort wurde zwar von Las Vegas nach Thailand verlegt und ein Tiger mit einem Affen ausgetauscht, aber weil einem alles irgendwie bekannt vorkommt, zündet der Funke nicht mehr so richtig. Okay, witzig ist der Film allemal, aber es bleibt ein zweiter Aufguss. So schnell verbraucht sich eben ein witziges Thema.

An die Hoffnung

Die Hoffnung, so sagt man, stirbt zuletzt. Sie hat viele Facetten. Und immer beinhaltet sie ein unterschiedliches Maß an Zweifel, das vom Grad der Gewissheit, der Erfüllbarkeit des mit der Hoffnung verbundenen Wunsches abhängig ist. Hoffnung in höchster Ausprägung ist die Gewissheit.

Und wie wohl eines Sternes kleines Licht
Verheißungsvoll in schwarzen Höhen funkelt
Und milden Strahls durch finstre Wolken bricht,
So, süße Hoffnung, wenn mein Sinn umdunkelt
Von trübem Ahnen, dann erscheine du,
Mit Silberschwingen fächle mich in Ruh!

John Keats aus: An die Hoffnung (Februar 1815)

John Keats: An die Hoffnung (Sonnenuntergang Neuwerk 2009)

Original: To Hope

And as, in sparkling majesty, a star
Gilds the bright summit of some gloomy cloud;
Brightening the half veil’d face of heaven afar:
So, when dark thoughts my boding spirit shroud,
Sweet Hope, celestial influence round me shed,
Waving thy silver pinions o’er my head.

Brauchen wir noch einen Bundespräsidenten?

„Solange ein Präsident, unser Staatsoberhaupt, das Resultat parteipolitischen Geklüngels ist, kann dieses Volk spielend auf einen Gesetzes-Abnicker verzichten, der zu Weihnachten moralingetränkte Belanglosigkeiten herunterfaselt.“ So kommentiert „villa_villekulla“ einen Beitrag zu ZDF Kennzeichen Digital – Das Blog: Die Causa Wulff tut uns gut! – und bringt es auf den Punkt. Verschiedene Verfassungsrechtler plädieren nämlich für eine Direktwahl des Bundespräsidenten, um parteipolitische Machtspielchen zu unterbinden. Und dann wäre Christian Wulff mit großer Sicherheit nicht Bundespräsident geworden.

Dank Parteiklüngelei Bundespräsident: Wulff

Anlässlich der Querelen um Herrn Wulff wird in diesen Tagen die Frage gestellt, ob wir das Amt des Bundespräsidenten überhaupt noch brauchen.

„Ein Bundespräsident soll moralisch unangreifbar sein, er soll überparteilich sein. Er soll integrierend wirken nach innen und außen, repräsentieren und immer die richtigen Worte in beachteten Reden zu wichtigen Themen finden. Seine Glaubwürdigkeit ist seine Macht.“ (Quelle: tagesschau.de)

Im Falle Wulff kommt beides zusammen: Parteiklüngelei und fehlende Eignung. Einen solchen Präsidenten brauchen wir nicht. Aber man sollte Amtsträger und Amt voneinander trennen. Es kann nicht jedes Amt abgeschafft werden, nur weil der jeweilige Amtsinhaber ungeeignet ist.

Der Ruf nach Abschaffung des Bundespräsidentenamtes ist also ziemlich voreilig. Denn er ist mehr als nur Notar oder Ersatzkaiser. Die Diskussion, die durch die Causa Wulff angeleiert wurde, sollte daher in eine andere Richtung gehen: Statt durch die Bundesversammlung sollte er (oder sie) endlich durch das Volk direkt gewählt werden. Die Gefahr von Fehlbesetzungen wie bei Wulff oder dessen Vorgänger Köhler dürfte mit einer direkten Legitimation durch das Volk wesentlich geringer sein. Und es wäre kein Präsident, der so einfach aus dem Hut gezaubert wäre.

Richard von Weizsäcker (ehemaliger Bundespräsident) soll gesagt haben: „Die Fähigkeiten, die ein hohes Amt erfordert, sind anderer Art als die, die man braucht, um dorthin zu gelangen. Wie oft kommt es vor, daß ein Kandidat über beides verfügt?“ Es sollte eigentlich genügen, die Fähigkeiten zu sitzen, ein hohes Amt angemessen auszuüben.

Der Präsident und „Bild“

Die Affäre um Wulff weitet sich zu einem Kampf zwischen Wulff und der „Bild“-Zeitung aus. Beide haben sich in gewisser Weise gegenseitig den Krieg erklärt, die „Bild“-Zeitung durch ihre Enthüllungen um den Kreditvertrag, Wulff in seiner Nachricht, die er auf der Mailbox des „Bild“-Chefredakteur hinterließ.

Dabei begann alles einmal im gegenseitigen Einvernehmen. Es war ein Geben und Nehmen zwischen beiden Parteien, von dem beide profitierten: Wulff und „Bild“ – eine fesselnde Beziehung

Dann kam der Bruch. Ausgangspunkt könnte Wulffs Äußerung „Der Islam gehört zu Deutschland“ sein, eine Äußerung, die nicht ins Meinungsbild der „Bild“-Zeitung gehört. Günter Wallraff, der Spezialist für das „Bild“-Zeitungswesen, unterstellt inzwischen der „Bild“-Zeitung: „Das ist keine Demontage. Das ist Vernichtungswille“.

Wie Wulff, der nur in kleinen Brocken mit der Wahrheit herausrückt, so benutzt die „Bild“-Zeitung eine Art Salami-Taktik und kommt nur scheibchenweise mit immer neuen Enthüllung heraus (als Letztes: Wulff und die Bonusmeilen).

Was die „Bild“-Zeitung sonst noch in petto hat, wissen wohl nur die Herren dieses Schmierenblattes, man kann aber erahnen, dass sie noch einiges auf Lager haben.

Der Kampf Wulff gegen „Bild“-Zeitung wirft heute schon viele Fragen auf, die auch die Frage der Pressefreiheit betreffen. Sauberer Journalismus sieht anders aus. Wo sind die Grenzen? Herr Wulff könnte einen fast Leid tun, aber er hat sich nun einmal freiwillig mit den Herren von „Bild“ eingelassen. Diese suchen nur nach ihren Vorteil. Notfalls schlachten sie auch das Vieh, das sie zuvor gemästet haben.

Wieder einmal: Freitag, der 13.

Schwarze Katzen, die den Weg kreuzen. Nicht unter Leitern durch. Mit dem falschen Bein aufstehen (war das nun das linke oder rechte?). Und natürlich Freitag, der 13.! All das bringt Unglück, behaupten viele. Was ist aber dran, am Freitag, den 13.?

    Freitag, der 13.

Nach alter Zahlensymbolik ist die Primzahl 13 eine ‘übersteigerte Zwölf’ und zerstöre die Harmonie des Universums. 13 bedeutete in vielen Kulturen, dass die Zahl 13 die symbolträchtige 12, die göttliche, kosmische und jahreszeitzeitliche Ordnungen repräsentiert (der Tag hat 12 Stunden – und auch die Nacht; es gibt 12 Monate und die Apostel Jesu waren derer 12), überschreitet. Bei der 13 hat Satan die Hand mit im Spiel, im Volksmund wird die 13 auch als das ‘Dutzend des Teufels’ bezeichnet.

Die 13 als Unglückszahl treibt seltsame Blüten. So gibt es in vielen Hotels kein Zimmer mit dieser Nummer. Und auch in Flugzeugen überspringt man gern diese Zahl. Wer sitzt schon gern auf einem Platz mit der Nummer 13. Und dann gab es natürlich die Raumfahrtmission zum Mond mit Apollo 13 im April 1970, die voller Pannen war, am Ende aber doch glimpflich verlief. Übrigens startete Apollo 13 an einem Freitag.

Das die 13 für viele allerdings auch eine Glückszahl sein kann, zeigt sich daran, dass die erste Lottozahl, die am 9. Oktober 1955 gezogen wurde, eine 13 war.

Und weshalb Freitag? Aberglaube ist zwar die Umkehrung des Glaubens, hat aber immer noch etwas mit Glauben zu tun. An einem Freitag wurde Christus an das Kreuz genagelt. Also kann Freitag nur ein Unglückstag sein. Aus jüngerer Zeit kennen wir den ’schwarzen Freitag’, den Tag des Börsenkrachs im Jahre 1927.

Und: In grauer Vorzeit galten Jahre (und auch Monate) als Unglücksjahre, wenn diese mit einem Freitag begannen.

siehe: Freitag, den 13.

TAAB2?!

Huuuuhiiidooooooo … da bin ich wieder, euer Willi, mit einer seiner Jethro-Tull-Kolumnen. Denn es hat sich doch einiges um den großen Flötenmeister getan, das ich in aller Kürze zusammenfassen möchte. Beginne ich mit der Jethro-Tull-Website. Dort wird uns wieder ein ‚großes Ereignis“ in nunmehr knapp 20 Tagen (noch so ’ne big surprise?) suggeriert (genau am 01.02. um 10 Uhr MEZ). Was das jetzt wieder sein wird? Sollte da der Remix von Thick as a Brick auf den Markt kommen? Aber dann hätten wir längst etwas davon gehört. Gibt Ian Anderson endlich offiziell das Ende von Jethro Tull bekannt?

Apropos Thick as a Brick: Der Meister kündigt für April d.J. ein neues Album an. Und es soll sich dabei um TAAB2 (siehe u.a. Laufis Jethro Tull Board), also einen zweiten Teil zu Thick as a Brick handeln (den er dann ja auch auf der TAAB-Tour als Zugabe bringen könnte/wird – immerhin beginnt die TAAB-Tour mit dem Erscheinen des möglicherweise neu erscheinenden Albums). Gleich vorne weg: Martin Barre bleibt außen vor und ist nicht in die Studioaufnahmen involviert. Oder anders ausgedrückt: Jethro Tull gibt es nicht mehr bzw. sollte es nicht mehr geben, wenn Ian Anderson Wort hält: Sollte Martin Barre nicht mehr Stage Left an seiner Seite zu finden sein, dann ist Jethro Tull gestorben. Unter welchem Namen sollte dann aber TAAB2 herauskommen: Jethro Tull 2.0?!

Aber zurück zum neuen Album. In Laufis Jethro Tull Board schreibt Whistling Catfish gut informiert an Snafje: It’ll be TAAB Part II. A new album. While TAAB was about adolesence and growing up this one will be about ageing. This is going to be fun……..I like this idea very much. And we know already a couple of pieces from it. „The fuckin‘ tune“ for example is the overture. And as far as I know „A Change Of Horses“ and „Adrift and Dumbfounded“ will be also part of it! I can’t wait actually…this is gonna be a new classic…and by no means a copy of part one…..oh…and I can already hear the scream of those already who will whine that is has nothing to do with Part 1. F#ck them….this is gonna be a great record!

TAAB2 soll also vom Alter(n) handeln. Und diverse bereits aufgeführte Stücke (Altes „Neues“ von Jethro Tull (7)) werden dabei verwurstelt. Wie auch immer: Ich muss gestehen, dass bei mir nach langer Zeit wieder so etwas wie Spannung aufkommt. Und gespannt sein darf man (wenigstens das).

Ian Anderson Combo 2010 ff.

Herr Anderson ist zz. wirklich sehr rührig (oder lässt andere rühren) und nutzt auch verschärft die sozialen Netze. Als Promotiongag hat er Gerald Bostock, den fiktiven Texter zu TAAB, wieder auferstehen lassen und ihm sowohl bei Facebook (Gerald’s Real Facebook® page) als auch Twitter (TAAB2 – das sagt alles) einen Account gegönnt.

Angesichts dieser Entwicklung stehe ich kurz davor, mir zu überlegen, ob ich mich vielleicht doch aufraffe, um eines der TAAB-Tour-Konzerte zu besuchen. Mich reizt allein schon die Truppe tanzender Elefanten, die dann doch nicht tanzt. Und überhaupt das ganze Gewusel drum herum. Oh, je, was kommt da auf uns zu ….????!!!!

siehe auch: Jethro Tull: Thick as a Brick 5.1

Da fällt mir ein, dass ich mich bisher noch nicht zu der Neuauflage resp. dem Remix zum Aqualung-Album: Aqualung 40th Anniversary geäußert habe.

Jethro Tull: Aqualung - Frontcover

Jethro Tull: Aqualung - Rearcover

Jethro Tull: Aqualung – Cover Art

Jethro Tull: Aqualung - Innerfold

Zunächst einmal: Zuerst hatte ich mir das Remix in Internet ausschnittweise angehört. Dann habe ich (ebenfalls nur in Ausschnitten) dem Ganzen auf meinem Rechner gelauscht und bis heute alles zusammen mehrmals als verlustbehaftete MP3-Dateien (allerdings mit erhöhter Bitrate) auf meinem MP3-Player auf dem Weg von der Arbeit nach Zuhause in der Bahn gehört.

Natürlich habe ich mir nicht dieses 100 €-Pack gekauft. Eine 5.1-Version (wenn auch nicht remixt) habe ich vorliegen. Zusammen mit dem 2-CD-Aqualung-Remix-Paket werde ich leben können. Das Booklet zur Doppel-CD ist erst einmal ganz nett. Und die Scheibe selbst? 1. Aqualung im alten Kleid lud immer dazu ein, an der Lautstärke zu fummeln. Das ist mit dem Remix schon einmal viel besser (gerade Beginn und Ende von Wind Up ist weiterhin etwas zu leise, aber wohl mit Absicht). 2. Erstaunlich ist schon, was da Steven Wilson aus den 40 Jahre alten Multi-Track-Masterbändern gezaubert hat. Ohne mich auf einen Vergleich eingelassen zu haben, empfinde ich den Klang als viel sauberer. Die einzelnen Instrumente kommen klarer herüber. Man merkt schon, dass hier mit neuester Aufnahmetechnik gearbeitet wurde. 3. Das Equipment der Musiker aus dem Jahre 1971 lässt sich allerdings nicht ins Jahr 2011 übertragen. Steven Wilson hat sicherlich an dem einen oder anderen ‚Knopf’ gedreht. Und Martin Barres Gitarre klingt etwas rotziger als auf der alten Scheibe (kommt mir wenigstens so vor). Aber die technischen Möglichkeiten vor 40 Jahren waren eben bescheidener als sie es heute sind. Fazit: Wer das Album „Aqualung“ wirklich mag, dem kann ich diesen Remix nur empfehlen. Man muss ihn aber nicht auf Teufel komm ’raus haben. Auf jeden Fall freue ich mich schon auf das Remix von „Thick as a Brick“ (und natürlich auch auf TAAB2).

siehe zur Coverart auch: 40 Jahre Jethro Tull’s Aqualung

Die Geschäftstüchtigkeit von Ian Anderson wurde allerorten immer wieder gerühmt. Für dieses Jahr allerdings dürfte ihm, so scheint es mir, der ganz große Clou gelingen. Und ich denke, dass es ihm dabei nicht nur um Kohle geht. Er will es einfach noch einmal allen (zumindest den alten Tull-Fans) zeigen. Und das könnte gelingen. Die Spannung steigt. Hoffen wir nur, dass der kreißende Berg nicht nur eine kleine Maus gebiert. Natürlich bleibt so oder so ein bitterer Nachgeschmack: Ohne Martin Barre an der Klampfe ist Jethro Tull einfach nicht mehr Jethro Tull. Aber schauen und hören wir, was da auf uns zukommt.

Zerfallserscheinungen

Nein, Manager Klaus Allofs und Trainer Thomas Schaaf haben es nicht leicht beim Fußballbundesligisten SV Werder Bremen. Thront das Schiff gewissermaßen hoch über den Wellen, dann freut sich jeder, an Bord sein zu dürfen. Droht das Schiff aber zu sinken, dann möchte jeder der erste sein, der das Schiff verlässt.

Noch schwimmt das Werder-Schiff, wenn auch schon manche Woge über die Reling Wasser bis ins Innere spült. Erste Ängstlichkeiten machen sich breit. Die Mannschaft sucht nach den besten Plätzen für einen rechtzeitigen Absprung: Zerfallserscheinungen?

Werder Bremen: ein sinkenes Schiff?

Mertesacker hat Werder bereits verlassen, um sich ‚weiterzuentwickeln’. Bei Arsenal London darf er schon in dieser Saison noch Champions League-Luft schnuppern. Pizarro droht, Bremen spätestens zum Ende der Saison zu verlassen, wenn Werder die folgende Saison nicht international vertreten sein sollte (die Champions League sollte es möglichst sein). Und Mertesackers langjähriger Partner in der Innenverteidigung, Naldo, sehnt sich zurück in seine Heimat Brasilien. Immerhin findet dort in zwei Jahren die Weltmeisterschaft statt. Und er möchte zurück in die Nationalmannschaft. Selbst Marko Marin, dessen Weiterentwicklung bei Werder ‚auf dem Trockenem’ liegt (um beim maritimen Sprachgebrauch zu bleiben), könnte/sollte/dürfte den Weg zurück zur Borussia in Mönchengladbach antreten, wenn dort kein Ersatz für den im Sommer zu Dortmund wechselnden Marco Reus ‚an Land’ gezogen wird.

Naldo hat sich von Allofs erst einmal bequatschen lassen und denkt jetzt sogar über eine Vertragsverlängerung nach. Marin? Das wird sich zeigen. Was sonst noch so in den Köpfen der anderen Spieler herumspukt, man kann es nur erahnen, aber nicht wissen.

Der Dreh- und Angelpunkt ist das Erreichen eines internationalen Wettbewerbs in der nächsten Saison. Dazu muss dann aber mindestens der 6. Tabellenplatz am Ende herausspringen. Ansonsten wird mancher Spieler das Schiff Werder wie die Ratten verlassen. Zerfallserscheinungen? Dann mit Sicherheit!

Am Samstag, den 21. Januar geht’s weiter beim Start der Rückrunde um 18 Uhr 30 im Spiel beim 1.FC K’lautern. Dann heißt es wieder: Ran an die Riemen!