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Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Literaturnobelpreis für den schwedischen Dichter Tomas Tranströmer

Der Nobelpreis in Literatur des Jahres 2011 wird dem schwedischen Poeten Tomas Tranströmer verliehen, „weil er uns in komprimierten, erhellenden Bildern neue Wege zum Wirklichen weist“.

Hiermit begründet die Schwedische Akademie die Vergabe des diesjährigen Literaturnobelpreises an den 80-jährigen Tomas Transtömer. Nach vielen Jahren wird damit wieder ein Dichter geehrt: Tomas Tranströmer – Gedichte. Völlig überraschend kommt diese Ehrung nicht, denn Tranströmer zählte schon im Vorfeld zu den Favoriten auf diesen Preis.

Tomas Tranströmer
Urheber des Bildes: Andrei Romanenko, CC-BY-SA

„Tomas Tranströmer setzt auf Intensität durch höchste sprachbildliche Verdichtung, die mit sehr wenigen Worten auskommt. […] Mit der Selbstdisziplinierung durch größtmögliche Verknappung der Rede gelangte Tranströmer schon seit den 1950ern immer wieder zu den strengen Formvorschriften des japanischen Haiku-Gedichts.“

Besonders zutreffend beschreibt Harald Hartung das Werk des neuen Nobelpreisträgers: „Eine poetische Welt, die ganz nah der Realität bleibt und doch nicht von dieser Welt ist, ein imaginärer Raum, aus dem ein kühles, aber intensives Licht auf die Gegenstände und Menschen fällt.“

Obwohl ich kein allzu großer Freund der Lyrik bin, so wirken die Gedichte von Tomas Tranströmer auf seltsame Weise auf mich. Es sind leise Gedichte eines leisen Dichters. Und es ist wohl die Vielfalt an Assoziationen, die besonders ein Gedicht wie das folgende hervorruft:

Der Adlerfels

Hinterm Glas des Terrariums
die Reptile
seltsam reglos.

Eine Frau hängt Wäsche auf
im Schweigen.
Der Tod ist windstill.

In der Tiefe des Bodens
gleitet meine Seele
schweigend wie ein Komet.

aus: Tomas Tranströmer – Das große Rätsel. Gedichte

Zdf.de Video: Tukur liest Tranströmer

Dit un dat im Internet (7)

Beim Durchwandern des weitweiten Netzes stößt man ja immer wieder auf Seiten, die entweder skurril zu nennen sind, die vielleicht nicht die lebensnotwendigsten Dinge vermitteln, die aber einen zum Schmunzeln bringen können: Was sich so die Leute einfallen lassen …

Wer morgens aufsteht und sich fragt, ist heute eigentlich schon Freitag, der bekommt die (hoffentlich) richtige Antwort: istheutefreitag.de. Gleiches gilt für den Montag bzw. Weihnachten? Ist heute Weihnachten? Etwas interessanter sind dann schon die Fragen: Hast Du gewusst … und Heute ist …?! Und noch eines: Welche Kalenderwoche haben wir eigentlich?

Ob es Deutschlands seriösestes Nachrichtenmagazin ist, möchte ich bezweifeln, aber (sa)ti(e)risch witzig ist es allemal: Der Kojote. Ehrliche, wenn auch ziemlich schräge Nachrichten bietet Der Postillon. Und statt Wikipedia empfehle ich heute dessen Parodie: Uncyclopedia (… nun, ja?!)

Eigentlich sollte im Netz Langeweile nicht aufkommen, wenn doch, dann gibt es Denkspiele, die Spiele fürs Hirn sind: Games for the Brain – Geschicklichkeit benötigt man beim Pacman – online zu spielen. Oder bei diesem Breakout-Spiel: BreakDOM (auch online natürlich). Hier eine andere Art von Spiel: wherethefuckisthis.com (Wo zum Teufel ist das?). Wer sich in der Welt auskennt, erkennt vielleicht die Lokalitäten des einen oder anderen Fotos hier, oder?

Strichmännlein zeichnen, um einen Comic zu animieren, das geht bei drawastickman.com – und sieht sogar richtig witzig aus.

Wem die Fotokamera gestohlen werden sollte, hat hier die Möglichkeit, seine Kamera im Netz zu suchen. Wie bitte? Ich doch klar: stolencamerafinder benutzt die Seriennummer, die in (hoffentlich) vorhandenen Fotos gespeichert wird, um im Netz nach Fotos mit der gleichen Seriennummer (Metadaten zu einem Foto werden im Exif-Format im Header der Bilddatei gespeichert) zu suchen. Wird man fündig, dann hat man auch den Täter. Okay, die Chance ist minimal … – Und noch etwas anderes: So sieht gewissermaßen das Notebook der Zukunft aus: yankodesign

Und noch einige Seiten auf die Schnelle:

The Information Experience – leider nur auf Englisch, aber sehr schön ‚bebildert’
Online-Entfernungsrechner – Luftlinie und Straßen-km
Fünf Sekunden aller Nummer-Eins-Hits von 1956 bis 1992 via spreeblick.com
Die spezielle YouTube-Disko The unstoppable YouTubeDisko
Gifs, Gifs and More Funny Gifs from Senor Gif (Animierte Bildchen)
IKEA-Bauanweisungen der besonderen Art
Wie viele Menschen leben zz. auf unserem Planeten: Worldometers – real time world statistics

Wie heißt bei Monty Python’s Flying Circus: „And now for something completely different.“, also: Und jetzt zu etwas völlig anderem:

„Endlich allein? – Entspannen Sie sich. Hier müssen Sie nichts tun. Sie melden sich nicht an, Sie laden nichts hoch, Sie kommentieren nicht, Sie knüpfen keine Kontakte. Niemand beobachtet, was Sie tun. Sie sind allein. Nein, noch besser: Sie sind alleinr“ – der Web-2.0-Ruheraum

.. und wer bekommt nun den Literaturnobelpreis?

Morgen ist es wieder soweit: Der Preisträger des Nobelpreises für Literatur wird bekannt gegeben. „13 Jahre ohne Poesie! Das gab es noch nie“, lautet der Aufschrei aus der schwedischen Presse kurz vor der Bekanntgabe. Bei Ladbrokes wird kräftig gewettet: Und so ist Bob Dylan (70) plötzlich in den Favoritenkreis aufgerückt (wurde aber auch schon in den letzten Jahren genannt). Vor Dylan lagen auf der Wettliste der libanesisch-syrische Lyriker Adonis (81), dessen schwedischer Poeten-Kollege Tomas Tranströmer (80) und der japanische Romancier Haruki Murakami (62).

Günter Grass, Preisträger des Jahres 1999, hat natürlich seinen eigenen Favoriten, den israelischen Autor Amos Oz, 72. „Oz habe den Preis allein für sein Buch ‚Eine Geschichte von Liebe und Finsternis’ (2002) verdient, sagte Grass. ‚Wenn man mich fragen würde nach einem Rückblick auf das 20. Jahrhundert, dann würde ich dieses Buch an erster Stelle nennen.’“ (Quelle: abendblatt.de)

Und wie sieht es für deutschsprachige Autoren aus? Da sieht es natürlich nicht so gut aus: Vor zwei Jahren ging der begehrteste Literaturpreis der Welt an die in Rumänien geborene und in Berlin lebende Herta Müller (58). Und wenn es um die Zocker geht, dann haben die wenig Chancen: Für einen Literaturnobelpreis an Christa Wolf (82) würde es das Vierzigfache des Einsatzes geben und für Peter Handke das Sechsundsechzigfache.

Wer könnte also den Preis bekommen? Da der Literaturnobelpreis auch immer ein politischer Preis ist, könnte ich mir vorstellen, dass aus gegebenem Anlass („arabischer Frühling“ und weitere Protestbewegung in Syrien) der libanesisch-syrische Lyriker Adonis gute Chancen hat. Morgen wissen wir mehr …

Ob ich einen persönlichen Kandidaten für den Preis habe? Natürlich. Nur sind dessen Chancen sehr gering: Martin Walser zählt für mich zu den ganz großen Schriftstellern, auch wenn sich Walser in seinem letzten Buch Muttersohn „selbst genügt und ein landläufiges Gelingen gar nicht im Sinn“ hatte, wie es die Süddeutsche nennt (zum Buch später mehr). Aber ich denke, Martin Walser wird auch ohne Nobelpreis auskommen.

Von frühen und späten Toren

Hallo wach?! So langsam wird es gruselig für die Fans des SV Werder Bremen, wenn es zum Spielbeginn geht. Irgendwie scheinen die Jungs des Fußball-Bundesligisten noch zu schlafen, wenn ein Spiel angepfiffen wird. Schon wieder kassierte die Mannschaft in den ersten Spielminuten ein Tor. Diesmal war es Philipp Bargfrede, der einen Hannoveraner im Strafraum foulte, was nicht nur zu einem Elfmeter, sondern auch zur frühen Führung von Hannover 96 führte. Zwar hatte Werder insgesamt die Mehrzahl der Torchancen, aber die 96er waren effektiver und gewannen am Ende auch verdient mit 3:2 das „kleine Nordderby“. Überhaupt hatte Bargfrede einen schwarzen Tag, denn er war auch an den beiden weiteren Gegentoren beteiligt.

Immerhin sind die Jungs dann wenigstens zum Spielende hin hellwach. Denn so manches Werder-Tor fiel bisher spät (diesmal leider zu spät), oft sogar in der Nachspielzeit, was so manchen Punkt rettete und Werder immer noch auf dem zweiten Tabellenplatz stehen lässt.

Nach den Qualifikationsspielen zur Fußball-Europameisterschaft 2012 – zunächst in der Türkei am Freitag, dann am Dienstag, den 11.10., gegen Belgien – steht für Werder am Freitag, den 14.10., das Heimspiel gegen den amtierenden deutschen Meister, Borussia Dortmund, an. Die Dortmunder sind auf Aufholkurs und würden gern die Punkte mit nach Hause nehmen. Wenn Werder Bremen weiter vorn mitspielen will, dann muss die Mannschaft ihr ganzes Potential abrufen – und sollte auch schon zu Spielbeginn hellwach sein.

Tag der deutschen Dreieinigkeit 2011

Ich kann mich noch sehr gut an die Aushänge erinnern, die zu Zeiten früherer CDU-Regierungen an Litfaßsäulen klebten und Deutschland als ein durch den Krieg dreigeteiltes Land zeigten: links (da nach Norden ausgerichtet) die Bundesrepublik, in der Mitte die SBZ (sowjetisch-besetzte Zone) und rechts die besetzten Ostgebiete. Das Motto der Parteien: 3 geteilt? – niemals! Damals war die Wirklichkeit eine andere und erst unter Willy Brandt wurde die eigentliche Realität dann ‘im Westen’ akzeptiert, auch wenn die Bild-Zeitung weiterhin unbeirrt DDR in Anführungszeichen schrieb (immerhin schrieb man schon DDR und nicht mehr SBZ).

Unteilbares Deutschland

drei geteilt - niemals

Zu Zeiten dieser Dreigeteiltheit nannte man den mittleren Teil Deutschlands auch gern Mitteldeutschland. Erst viel später wurde das in Ostdeutschland ‘umgetauft’ und seit 1990 spricht man dann bekanntlich von den ‘neuen Bundesländern’. Wie sich geographische Begriffe ändern können. Nur durch einige Vertriebenenverbänden kann man irritiert werden, wenn diese von Ostdeutschland sprechen und damit u.a. Schlesien meinen (nur liegt Schwerin nicht in Schlesien – wenn beide auch in Ostdeutschland liegen?!).

Nun heute ist unser, Deutschlands Nationalfeiertag. Und wir feiern die deutsche Einheit oder Wiedervereinigung oder Dreieinigkeit oder wie oder was …? Feiern wir eben …!

Herr und Knecht

Eigentlich wollte ich hier meinen Beitrag Rechtes Schattenland fortsetzen und über meine Recherche in Netz der rechten Szene berichten (vielleicht später). Statt dessen möchte ich über das Thema ‚Herr und Knecht’ philosophieren, um es einmal so zu sagen. Ich sage es gleich: Ich komme nicht dort an, wo ich beginne … Und beginnen möchte ich mit Tolstoi.

„Als sich ein wohlhabender, profitgieriger Kaufmann und sein folgsamer und demütiger Knecht beim Durchqueren der Steppe im Schneegestöber verirren, sehen sie sich plötzlich mit der Unausweichlichkeit des nahenden Todes konfrontiert. In dem Bewusstsein beider Seiten, in dieser Ausnahmesituation gleichgestellt und aufeinander angewiesen zu sein, treten die Standesunterschiede zunehmend in den Hintergrund.

Tolstoi erzählt die Wandlung eines Menschen vom Besitzegoismus zu tätiger Nächstenliebe: Der Kaufmann Brechunow, dessen Leben bis dahin dem Zusammenraffen von Reichtümern gewidmet war, wächst angesichts des nahenden Endes in einem Schneesturm über sich hinaus und rettet unter Aufopferung seines Lebens seinen Knecht Nikita vor dem Tode. ‚Er begriff, daß sein Ende nahe war, aber das machte ihn nicht im geringsten traurig oder ärgerlich … Nikita lebt, sagte er sich … also lebe auch ich.’“
Klappentext zu Leo Tolstoi: Herr und Knecht

Hier geht es um das ‚traditionelle’ Herr-und-Knecht-Verhältnis, wie wir es heute so eigentlich nicht mehr kennen. Wir leben in einer aufgeklärten Welt, in der jeder sein eigener Herr (und Knecht) ist. Dabei denken wir, selbst Herr unseres Lebens zu sein – und sind doch eher Knecht unserer Neigungen, unerfüllbaren Wünsche und Gelüste, oft auch unserer Unzulänglichkeiten.

Aber ich will hier über etwas ganz anderes schreiben. Ein Knecht ist heute nichts anderes als ein Arbeiter in einem landwirtschaftlichen Betrieb. Und ein Herr kann jeder Mann sein. Erweitere ich die Begriffe um eine Silbe zu Herrschaft und Knechtschaft, so wird uns die frühere Bedeutung der Worte Herr und Knecht um vieles deutlicher. Das eine hat etwas mit Machtausübung zu tun, das andere ist der Zustand der Rechtlosigkeit und Ausbeutung.

Heute spricht man nicht mehr von Herr und Knecht. Herren sind heute Chefs, Manager, Vorgesetzte – wir kennen viele Namen. Und was früher einmal ein Knecht war, ist heute ein von anderen Abhängiger. Ich weiß nicht, ob früher einmal der Knecht sich seines Knechttums oder gar seiner Knechtschaft bewusst war. Heutige ‚Knechte’ werden sich in fast allen Fällen weigern, sich als Knecht zu sehen. Denn die Beziehungen sind heute auch kaum mit dem früheren Herr-und-Knecht-Verhältnis zu vergleichen. Denn ein ‚Knecht’ heute ist nicht unbedingt rechtlos.

Ich will auf ein Beispiel zu sprechen kommen: In meinem Beitrag Rechtes Schattenland berichtete ich von der rechten Szene bei uns hier in Tostedt. Totalitäre System existieren aufgrund eines Herr-und-Knecht-Verhältnisses. Im Beitrag Bestie Mensch beschrieb ich kurz die Rollen der ‚Manager des Todes’ (Herr) und ihrer Handlungsgehilfen bzw. Handlager (Knecht). Natürlich gibt es z.B. auch in einer Demokratie diejenigen, die führen, und solche, die folgen und ausführen. Ein totalitäres System lebt aber von der besonderen Ausprägung der Beziehung zwischen Herr und Knecht. Obwohl der Begriff ‚Herr’ in der rechten Szene verpönt ist, gibt es gerade dort ‚Herren’, die das Sagen haben, die die Führung übernehmen und die Richtung vorgeben – und ‚Knechte’, die bedingungslos (gewissermaßen rechtlos) zu folgen haben.

Ich will hier die Rollen nicht weiter untersuchen, das hat u.a. Hegel in seiner Phänomenologie des Geistes getan. Darin beschäftigte sich der Philosoph ausführlich um die Dialektik von Herr und Knecht. Einen Gedanken will ich hier aber doch ausführen: Der Knecht ist zwar Knecht kraft seiner erzwungenen Unterordnung, jedoch ist der Status des Herrn von der Anerkennung seiner Herrschaft durch den Knecht abhängig. Wird diese Anerkennung bestritten, dann kann das evtl. zum Zusammenbruch des ganzen Systems führen. Zurück zu meinem Beispiel: Gefolgsleute, d.h. Handlanger, rechter Führer, die aus der Szene aussteigen (und damit den Führungsanspruch der ‚Herren’ in Frage stellen), gefährden die ‚Herrschaft’ insgesamt. Daher werden die ‚Herren’ alles tun, um solche Ausstiege zu verhindern.

So braucht unbedingt jeder, der aus der rechten Szene aussteigen will, die nötige Unterstützung von außen. Bezogen auf unseren Wohnort Tostedt bedeutet das die Unterstützung durch Jugendpflege in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen wie z.B. dem Forum für Zivilcourage oder dem Projekt „Cool & Clever“.

Herr und Knecht: Von der Literatur und Philosophie des 19. Jahrhunderts (Tolstoi und Hegel) kommt man so zur traurigen heutigen Wirklichkeit. Nur verdingen sich Menschen zu Knechten nicht der eigenen Not wegen; sie machen sich zu Sklaven einer menschenverachtenden Weltanschauung.

Filmische Impressionen vom Flohmarkt in Tostedt 2011

Endlich einmal wieder das passende Wetter für Norddeutschlands größten Flohmarkt, der (fast) immer am ersten Samstag im Oktober in Tostedt, einem kleinen Ort zwischen Bremen und Hamburg, stattfindet. Eigentlich war es (fast) schon zu warm, so sommerlich strahlte die Sonne vom Himmel. Hier filmische Impressionen „aus dem Handgelenk“ vom heutigen Töster Markt, wie man den Flohmarkt in Tostedt nennt – unter dem Motto: Ründ üm de Kark …

Das Eigentor des Herrn Kauder

Siegfried Kauder, CDU-Politiker und Vorsitzende des Rechtsausschusses im Bundestag, fordert ein so genanntes Two-Strikes-Warnmodell und will, dass Urheberechtsverletzern für 3 Wochen der Internetanschluss gekappt wird. Wenn damit dem Abmahn-Wahn (hier ein Beispiel aus den USA und eines aus Deutschland), der durchaus auch Unschuldige treffen kann, endlich ein Ende gesetzt würde, wäre das schon fast ein Fortschritt.

Aber das kann es eigentlich nicht sein: Zum einen gibt es verfassungsrechtliche Bedenken gegenüber Kauders Idee, zum anderen stufen die Vereinten Nationen Internetsperren als Verstoß gegen die Meinungs- und Pressefreiheit ein und halten den Internetzugang für ein Menschenrecht; dann steht sie „auch im grellen Widerspruch zum Koalitionsvertrag: ‚Wir werden’, heißt es da unmissverständlich auf Seite 103 f., ‚keine Initiativen für gesetzliche Internetsperren bei Urheberrechtsverletzungen ergreifen.’“ (Quelle: blog.zdf.de/hyperland). Außerdem ist eine inhaltliche Kontrolle kaum möglich.

Nun hat ein findiger Internetnutzer herausbekommen, dass Herr Siegfried Kauder es selbst mit dem Urheberrecht nicht ganz so genau nimmt. „Nun habe ich auf Ihrer Website […] zwei urheberrechtlich geschützte Bilder entdeckt …“, so schreibt Alexander Double an Herrn Siegfried Kauder (siehe auch: Die fragwürdigen Fotos auf Kauders Homepage)

Dem nicht genug (es sind übrigens nicht nur zwei Bilder), so hat Herr Kauder wahrscheinlich auch ganze Textpassagen plagiiert.

Inzwischen wurde Herrn Kauder über Abgeordnetenwatch die Frage gestellt, ob es sich tatsächlich um Urheberrechtsverletzungen handle. Ein Antwort dort steht noch aus. Dafür hat er sich zu einer äußerst skurrilen Stellungnahme u.a. gegenüber Spiegel-Online hinreißen lassen, in der er die Urheberrechtsverletzung zugibt:

„Ich bin denen dankbar, die mir Gelegenheit gegeben haben zu zeigen, dass das Warnmodell funktionieren kann. Ich wurde auf die Verwendung von zwei Lichtbildern auf meiner Homepage aufmerksam gemacht, die urheberrechtlich geschützt sind.“ Tatsächlich betrachtet Kauder sich in seiner Idee eines dreistufigen Vorgehens mit Androhung von Internet-Entzug gegen Copyright-Sünder bestätigt: „Die Fotos sind entfernt. Also: Das Warnmodell funktioniert.“

Bei heise.de heißt es weiter dazu: „Auf den Hinweis, er begehe eine Urheberrechtsverletzung (also die erste Stufe des 3-Strikes-Modells) habe er angemessen reagiert und sich die Rechte an dem Bildern nun gesichert.

Kauder bittet in diesem Zusammenhang um Kenntnisnahme, ‚dass die Urheberrechte an den beiden Fotos inzwischen mir zustehen. Dies als Warnhinweis für eine eventuelle Absicht, die Fotos im Rahmen ihrer Berichterstattung anderweitig verwenden zu wollen.’ Wie sich der CDU-Politiker das grundsätzlich nicht veräußerbare Urheberrecht an den Bildern gesichert haben will und ob der ertappte Abgeordnete die Veröffentlichungen der Fotos anderswo nun verfolgen wird, geht aus der Stellungnahme nicht hervor.“

Ergänzend schreibt piratig.de hierzu: „Die Urheberrechte stehen nur dem Urheber der Fotos zu, oder seinen Erben, nicht Herrn Kauder, der nicht der Urheber ist. Er kann diese Rechte nicht erwerben, höchstens die Nutzungsrechte. Das müsste Herr Kauder eigentlich wissen, denn erstens ist er Jurist, zweitens als Mitglied des Bundestags und VORSITZENDER im Rechtsauschuss, und als solcher war er sicherlich an den Beratungen zur Urheberechtsverlängerung von Musikern von 50 auf 70 Jahre nach dem Tod des Künstlers beteiligt, und wir hoffen alle, dass er zumindest dort die Urheberrechte mit den Nutzungsrechten nicht durcheinander gebracht hat.“

Was Herr Kauder da von sich gibt, ist nicht nur skurril, es ist dreist, dumm-dreist. Wenn er sich schon so ausführlich um die Urheberrechte anderer sorgt, dann sollte er – zudem als Jurist und Vorsitzender des Bundestags-Rechtausschusses – den Unterschied zwischen eben dem Urheberrecht und einem Nutzungsrecht kennen. Sein „Warnhinweis für eine eventuelle Absicht, die Fotos im Rahmen ihrer Berichterstattung anderweitig verwenden zu wollen“ ist doch wohl nur ein übler Scherz? Die Idee Kauders mit dem Two- bzw. 3-Strikes-Warnmodell ist mit Sicherheit nicht allein auf seinem Mist gewachsen. Kauder versteht sich allem Anschein nach als Vertreter der Musikindustrie, denen das Urheberecht nur als Vorwand dient, eine Art Letztverwertung zu betreiben (Massenklagen sind für Rechtsanwälte und Musikbranche lukrativ). Als Politiker sollte der gute Mann aber nicht der Industrie dienlich sein, sondern dem Wähler: Das sind Sie aber nicht, Herr Kauder, wenn sie das halbe Volk kriminalisieren. Nehmen Sie Ihren Hut!

Ergänzend verweise ich auf eine Pressemitteilung des Digitale Gesellschaft e.V.:
Urheberrecht: „Two Strikes und Verwarnmodelle – Unionsparteien weiter auf dem netzpolitischen Holzweg“

sieh auch zdf.de: Bilderserie #modegeworden: Kreativer Protest im Netz

Flohmarkt in Tostedt 2011 – Töster Markt

Am Samstag, den 01.10., ist es im kleinen Tostedt – halbwegs zwischen Bremen und Hamburg – wieder soweit:

Der größte Flohmarkt Norddeutschlands ist ein absoluter Höhepunkt im regionalen Veranstaltungskalender. Die Aktion zieht nicht nur Besucher aus dem Umland an. Aussteller und Gäste kommen sogar aus dem benachbarten Ausland. Dänen, Holländer und Polen gehören seit vielen Jahren zum festen Bestandteil des Töster Marktes dazu. Rund 700 Aussteller bieten auf dem Flohmarkt auf ca. 6.580 Metern Standfrontfläche ihre Waren an.

Und die Wetteraussichten sind ja bestens: Spätsommerlich-warm und sonnig soll es werden. Also auf nach Tostedt …

Flohmarkt in Tostedt - Töster Markt

Flohmarkt in Tostedt – Töster Markt
Bilder aus den Jahren 2001, 2004, 2006, 2007, 2009 und 2010

Paper.li – die eigene Online-Zeitung

„Twittert Ihr noch oder papert Ihr schon!“ könnte man fragen. Wer bei Twitter und/oder Facebook unterwegs ist, kann seinen ganzen Kram in einer Online-Zeitung ‚bündeln’. Dazu gibt es paper.li.

Paper.li organisiert Links, welche man von Twitter, Facebook oder RSS-Feeds gesammelt haben möchte und stellt diese in einer journalistischen Darstellungsform dar. Somit verpasst man nichts wichtiges mehr, egal ob auf Twitter, Facebook oder bei Bloggerfreunden – auch wenn man nicht 24 Stunden am Tag online ist!

paper.li

„Toll an paper.li ist, dass die Informationen aus dem Stream eines bestimmten Nutzers oder auch eines #Hashtags grafisch sehr ansprechend aufbereitet werden. Die Typografie ist klar, die gesamte Seite wirkt designmäßig wie aus einem Guss. Links in Tweets werden automatisch umgewandelt in Artikel-Teaser, Bilder und Videos werden auf der paper.li-Seite in speziellen Segmenten angezeigt, zu jedem News-Objekt steht der Twitter-Namen desjenigen, der den Link gepostet hat. Praktisch zur Einordnung von Kontexten: Fährt man mit der Maus über einen Twitter-Avatar, steht dort auch der ursprüngliche Tweet.

Paper.li ist kostenlos, man kann sich per Twitter und Facebook einloggen und neben der kontinuierlich aktualisierten eigenen Seite noch 5 Twitter-Newspaper zu Hashtags oder Usern anlegen.“ (Quelle: winload.de)

Codex Dresdensis

Im Film 2012 zieht Roland Emmerich alle Register, um uns visuell den Weltuntergang nahe zu bringen: Erdbeben ohne Ende, Megatsunamis und Vulkanausbrüche. Grundlage dafür ist eine bestimmte Zahlenkonstellation des Maya-Kalenders am 21. Dezember 2012. Dies wird zum Anlass genommen, sowohl das Ende der Welt in ihrer bisherigen Form, als auch den Aufstieg der Menschheit in eine neue spirituelle Dimension zu datieren.

Es gibt so genannte K’atun-Prophezeiungen (ein K’atun ist der Zeitraum von 20 Jahren), also von Maya-Priestern festgehaltene ‚Vorhersagen’ für die nächsten 20 Jahre, die sich alle 260 Jahre wiederholen. Heute befinden wir uns im „K’atun 4“, welches von 1993 bis 2012 dauert. Für diese Periode wird der Beginn eines neuen Zeitalters angekündigt. Die Prophezeiungen der Mayas beruhen auf Beobachtungen und Berechnungen und nicht auf Fantasie. Die Maya-Forscher beschreiben dies wie folgt: „Zur Wintersonnwende im Jahr 2012 wird die Sonne in Konjunktion mit dem Äquator der Milchstraße stehen. Zu diesem Zeitpunkt findet eine äußerst seltene astronomische Konstellation statt, die sich seit Tausenden von Jahren langsam abzeichnet. Zur Dämmerung der Wintersonnwende im Jahr 2012 wird sich die Sonne direkt in dieser dunklen Spalte befinden, und zwar so platziert, dass die Milchstraße den Horizont an allen Punkten ringsum umfasst. Dadurch ‚sitzt’ sozusagen die Milchstraße auf der Erde, berührt sie in allen Punkten ringsum – und öffnet ein kosmisches Himmelstor. Die galaktische und solare Ebene befinden sich in Konjunktion.“ (Quelle: weltklima.ch).

Astronomen widersprechen dem und sagen, „dass diese Konstellation von Äquator und Milchstrasse bereits vorüber ist und im Moment sich Sonne und Erde sogar von der Milchstraßenebene weg bewegen“. Wie auch immer. Uns sind bis heute vier Schriftbücher (Codices) der Maya erhalten. Sie werden ihren Aufenthaltsorten entsprechend Codex Dresden (Dresdensis), Codex Madrid (Tro-Cortesianus) und Codex Paris (Peresianus) genannt. Der Codex Grolier (Mexiko-Stadt) nimmt eine gewisse Sonderstellung ein, da er erst in den siebziger Jahren entdeckt wurde, und seine Echtheit bis heute nicht ganz zweifelsfrei bestätigt ist.

Interessant ist dabei der Codex Dresdensis, der „aus 39 Blättern aus Feigenbaumrinde [besteht], die zusammen 3,50 Meter Länge erreichen. Der Codex zeigt Hieroglyphen, Bilder und Symbole, mit denen Maya-Priester ihr Wissen über Krankheiten, Erntezeiten, religiöse Handlungen, Opferungen und Astronomie der Nachwelt erhielten. Der Kalenderteil konnte Ende des 19. Jahrhunderts von dem Dresdner Bibliothekar Ernst Wilhelm Förstemann entschlüsselt werden. [… Es] enthalte nur das Dresdner Dokument einen Kalender und ein Apokalypse-Bild, auf dem eine Art Sintflut begleitet von mythischen Drachengestalten zu sehen ist.“ (Quelle: mdr.de/nachrichten)

Auf Seite 60 enthält der Codex Dresdensis eine K’atun-Prophezeiung, auf der letzten Seite 74 das genannte Apokalypse-Bild einer Sintflut.

Die Sächsische Landes-, Staats- und Universitätsbibliothek hat nun diese 800 Jahre alte Handschrift mit dem Maya-Kalender ins Netz gestellt: Digitalisierter Maya-Codex aus Dresden

Codex Dresdensis - Faksimile Graz 1975 - Seite 74 (Ausschnitt) Es gibt allerdings bereits eine komplette digitale Ausgabe des Faksimiles Graz 1975 über FAMSI (Foundation for the Advancement of Mesoamerican Studies): Codex Dresdensis. Diese Ausgabe ist bis in die kleinste Abbildung detailliert und daher auch für den Laien sehenswert. Überhaupt bietet die Website von FAMSI viele weitere mesoamerikanische Studien (allerdings auf Englisch).

Nun, bis zum 21.12.2012 ist noch einige Zeit. Und wenn uns an dem Tag ‚nicht der Himmel auf den Kopf fällt’ oder uns ein Sturzbach hinfort reißt, wenn wir also dann nicht gestorben sind, dann leben wir auch noch am folgenden Tag.