Kategorie-Archiv: Glotzkiste

Neues und Altes im Kino & TV

Schtonk!

1940 wurde Charles Chaplins „Der große Diktator“ zum ersten Mal aufgeführt, in einer Zeit, da Adolf Hitler begann, Europa in Flammen aufgehen zu lassen. „Der große Diktator“ war der erste Film, in dem Charlie Chaplin (1889 – 1977) Dialoge spricht. Für Hynkels Sprache schuf der geniale Komiker ein völlig sinnentleertes Fantasie-Mischmasch aus englisch und deutsch klingenden Ausdrücken (z.B. „Schtonk“). Einzige Ausnahme waren die Worte „Sauerkraut“ und „Wiener Schnitzel“, die wiederholt fallen. „Schtonk“ steht dabei für „wird abgeschafft“: Demokratsie Schtonk! Liberty Schtonk! Free Sprecken Schtonk!

Kurz zum Inhalt: Adenoid Hynkel, in der deutschen Synchronisation Anton Hynkel (Charlie Chaplin), hat in Tomanien ein Schreckensregime errichtet und plant nun den Einmarsch ins Nachbarland Austerlich. Da sorgt ein jüdischer Barbier (ebenfalls Chaplin), der dem Diktator täuschend ähnelt, für turbulente Verwechslungen.

Übrigens: Der Schriftsteller Budd Schulberg (93, „Die Faust im Nacken“), 1946 Berichterstatter bei den Nürnberger Prozessen, stieß bei seinen Recherchen auf interessante Unterlagen. Die belegen, dass die Nazis über Portugal in den Besitz einer Kopie der Polit-Satire gelangten und Hitler (1889 – 1945) den Film innerhalb kurzer Zeit zweimal zur Privatsichtung anforderte. Nicht überliefert ist allerdings, ob er ihn auch wirklich sah und wenn ja, wie seine Reaktion ausfiel.


Die wichtigsten Szenen bei youtube: Die Szene mit dem Globus


Hynkel’s Rede


Rede für Menschlichkeit, Liebe, Freiheit und Demokratie

Rattenfraß

Ratten in der Küche: ein Unding. Ratten zwischen den Kochtöpfen eines Pariser Gourmet-Restaurants: eine Katastrophe!

Von Pixar Animation Studios ist jetzt ihr 8. am Computer animierte Trickfilm in den Kinos zu sehen. Nach Toy Story 1 und 2, Das große Krabbeln, Monster AG, Findet Nemo, Die Unglaublichen und Cars jetzt also ein Einblick in die Haute Cuisine und in ein Rattenleben: Ratatouille.

Zum Inhalt: Landratte Remy träumt davon, als Chefkoch seine Gäste mit kulinarischen Köstlichkeiten zu verwöhnen. Das Schicksal meint es gut mit dem kleinen Feinschmecker und lässt ihn eines Tages in der Küche von Meisterkoch Gusteau landen. Weil aber Ratten dort nicht willkommen sind, geht er einen andern Weg: Er freundet sich mit dem Küchenjungen Linguini an, der fürs Kochen kein Talent, aber ein großes Herz hat. Von Remy „ferngesteuert“, sorgt dieser fortan mit seinen Kochkünsten für Furore.

Kaum zu glauben, aber Pixar hat sich noch einmal selbst übertroffen: Die herzerwärmende Geschichte vom Kampf gegen alle Widerstände ist gespickt mit Dialogwitz, rasanten Slapstick-Einlagen und visuellen Gags. Eine zudem tricktechnische Meisterleistung. Kurzum: Einfach köstlich!

Ratatouille: Rattenfraß

Kennedy-Mord: eine Verschwörung Teil 2

Ich möchte heute doch noch einmal auf meinen ersten Beitrag zum Kennedy-Attentat in Dallas/Texas vom 22.11.1963 zurückkommen, denn ich habe etwas im Internet recherchiert und bin dabei auf einige, wie ich finde, interessante Details gestoßen. So habe ich u.a. eine Zusammenstellung aller 486 Einzelbildes des Zapruder-Videos (in einer Auflösung 830 x 820) gefunden und diese zu einem eigenen Video zusammengestellt.

Zapruder-Film: Attentat auf Kennedy 22.11.1963

Vom Attentat auf den US-amerikanischen Präsidenten, John F. Kennedy, gibt es mehrere Filmdokumente, die von Amateurfilmern aufgenommen wurden. Der Zapruder-Film ist dabei der einzigste Film, der das ganze Attentat festgehalten hat und daher auch bei der Bestimmung des Tatablaufes wichtige Hinweise bietet. Es handelt sich dabei um einen 8-mm-Farbfilm und besteht aus 486 Einzelbildern, die Laufgeschwindigkeit des Films beträgt 18,3 Bilder/Sekunde. Ich habe die Bilder 133 bis 432 (also 300 Einzelbilder) mit einer Laufgeschwindigkeit von jeweils 2/25 Sekunden (0,08 Sekunden) zusammengefügt, das sind 24 Sekunden. Im Zeitstreckmodus (Time Stretch Mode) in meiner Videobearbeitung habe ich diese 24 Sekunden auf 16 8/25 Sekunden zusammenschrumpfen lassen (300 Bilder geteilt durch 18,3 Bilder/Sekunde = 16,39 Sekunden), um das Video in Realzeit abspielen lassen zu können.

1. ZDF-Dokumentation: Mehr als ein Schütze (der tödlich Schuss kommt von vorn)

In der Dokumentation des ZDF wird davon ausgegangen, dass Lee Harvey Oswald nicht der einzigste Mordschütze ist. Belegt wird das u.a. durch den Zapruder-Film.

Einzelbild 228: Kennedy greift sich an den Hals Einzelbild 274: Gouverneur Connally guckt zurück
Einzelbild 228: Kennedy greift sich an den Hals Einzelbild 274: Gouverneur Connally guckt zurück
Einzelbild 306: Gouverneur Connally wurde getroffen
Einzelbild 306: Gouverneur Connally wurde getroffen
(bereits im Einzelbild 290 zu sehen: der Gouverneur wird getroffen)
Einzelbild 313: Kennedy ist 2. Mal getroffen Einzelbild 359: Jacqueline Kennedy und das 'Ding'
Einzelbild 313: Kennedy ist 2. Mal getroffen
(der eigentliche Effekt des Schusses – das Bild war zunächst zensiert)
Einzelbild 359: Jacqueline Kennedy und das ‚Ding‘

Laut Warren-Report soll der erste Schuss von Oswald sowohl Kennedy (durchschlägt seinen Hals) als auch den Gouverneur Connally (gleich mehrmals) getroffen haben (in diesem Zusammenhang spricht man von der „magischen Kugel“). Im Einzelbild 228 des Zapruder-Films sehen wir, wie sich Kennedy mit beiden Händen an den Hals fasst. Einzelbild 274 zeigt, wie Connally zurückblickt. Erst später (im Einzelbild 290) scheint der Gourverneur getroffen zu sein; im Bild 306 ist er in die Arme seiner Frau gesunken. Wäre er gleichzeitig mit Kennedy getroffen worden, so hätte er sicherlich nicht zurückgeblickt. Es muss bis dahin also ein 2. Schuss gefallen sein.

Auf Bild 313 sehen wir dann den tödlichen Schuss (dieses Bild wurde lange Zeit nicht gezeigt und war entfernt worden). Anschließend sackt Kennedy nach hinten weg, was vermuten lässt, dass er von vorn getroffen wurde. Wie sich ein Kopfschuss (wenn das Projektil den Kopf durchdringt) auswirkt, ließ sich von mir auf die Schnelle nicht recherchieren. Ich denke eigentlich, dass in der Regel die Kugel beim Austritt eine größere Verletzung hinterlässt (was dann aber bedeuten würde, dass der Schuss doch von hinten kam). Aber ein weiteres (makaberes Indiz) spricht für den Schuss von vorn: Jacqueline Kennedy, die Frau des Präsidenten, lehnt sich weit aus dem Wagen nach hinten hinaus, um etwas ‚einzusammeln’ (es ist wohl ein Teil der Schädeldecke, das nach hinten geflogen ist).

Diese Details verdeutlichen, dass ein 2. Schütze Kennedy unter Feuer genommen hatte.

2. Behauptung, dass das Zapruder-Video gefälscht wäre

Nun all die oben vertretenen Thesen sind eventuell hinfällig, wenn die Behauptung, der Zapruder-Film wäre gefälscht, stimmen würde. Hierzu gibt es ein kleines Video, das alle angeblichen Unstimmigkeiten aufzeigt: The Zapruder Film: Truth or Deception? (Wahrheit oder Täuschung)

Hier die ‚Seltsamkeiten’ im Einzelnem (Zapruder film oddities):
1. The pasted freeway sign (großes Verkehrszeichen bei der Vorbeifahrt)
2. the large bystanders (die vergrößerten Zuschauer)
3. the painted shadows (die aufgemalten Schatten)
4. the cut-out lamp post (ausgeschnittener Laternenpfahl)
5. the lurching passengers (der 2x zurückblickender Chauffeur)
6. the braking motorcycle (das bremsende Motorrad)

Die aufgeführten Details lassen sich natürlich nicht von mir überprüfen (ob z.B. der Laternenpfahl nachträglich eingefügt wurde). Soviel ich aber weiß, wurde der Film von Experten eingehend geprüft und für echt befunden. Zapruder selbst dürfte kaum den Film manipuliert haben, wenn dem so wäre. Ich denke, dass in der Möglichkeit, der Film könnte manipuliert worden sein, einige Journalisten die Chance sahen, das Thema Kennedy-Mord noch einmal gewinnbringend zu vermarkten: Statt mit Sorgfalt zu recherchieren, ging es ihnen eher darum, die Sensationsgier eines größeren Publikums zu befriedigen.

3. ZDF-Dokumentation: Die Mafia hätte den Mord in Auftrag gegeben

In der Dokumentation des ZDF wird behauptet, dass die Mafia (genauer: der Pate von New Orleans, Carlos Marcello) für den Mord an Kennedy verantwortlich wäre. Grundlage ist ein Abhörprotokoll des FBI, aufgrund dessen Marcello den Mord zugegeben hat. Allein dies für einen Beweis zu halten, ist für mich nicht nachvollziehbar. Man sollte nicht jedem Großmaul glauben, was er sagt.

Nun, es gibt die verschiedensten Verschwörungstheorien. Sogar der Chauffeur des Wagens, in dem der Mord geschah, wird verdächtigt. Zwei Sachverhalte sehe ich aber für nahezu (man wird in diesem Mordfall vorsichtig in seinen Behauptungen) bewiesen an: Lee Harvey Oswald war einer der Schützen. Und daneben muss es mindestens noch einen weiteren Attentäter gegeben haben.

Kennedy war von vielen Seiten her angefeindet. Sowohl das CIA, die verschiedensten Politiker als auch die Mafia hatte ein Interesse an seinem Tod. Da es gerade zwischen CIA und Mafia immer wieder zu einer Zusammenarbeit gekommen war, kann auch hier vermutet werden, dass die Mafia den Mord ausgeführt und das CIA alles daran gesetzt hat, die Urheberschaft zu vertuschen. Wirklich konkrete Beweise gibt es aber hierfür nach wie vor nicht.

JFK: Ich bin ein Berliner
Notizen mit Transkription zu der fremdsprachigen Passage: Ish bin ein Bearleener

Dass die Anteilnahme an dem Tod Kennedys besonderst in Deutschland sehr hoch war, ist nicht verwunderlich. Anlässlich des 15. Jahrestages der Berliner Luftbrücke besuchte John F. Kennedy West-Berlin und hielt am 26. Juni 1963 vor dem Rathaus Schöneberg seine berühmte Rede mit den Worten: „Ich bin ein Berliner!“, mit denen er seine Verbundenheit mit Berlin und seinen Menschen bekundete.

Kennedy-Mord: eine Verschwörung

Wohl eines der spektakulärsten Mordfälle der Geschichte ist das Attentat auf John F. Kennedy, dem 35. US-Präsidenten, am 22.11.1963 in Dallas/Texas. Bereits anderthalb Stunden nach den tödlichen Schüssen wurde Lee Harvey Oswald als mutmaßlicher Schütze in einem Kino verhaftet. Dieser wiederum wurde zwei Tage später im Polizeigewahrsam von Jack Ruby erschossen.

Der 22.11.1963 war ein Freitag. Ich war damals knapp 10 Jahre alt und erinnere mich wie folgt: Meine Eltern und Geschwister waren abends nicht zu Hause, und so guckte ich Fernsehen, als die Meldung von dem Attentat berichtet wurde. Als endlich meine Eltern nach Hause kamen, sagte ich es ihnen. Im Fernsehen gab es kein anderes Thema mehr als den Kennedy-Mord. Überall herrschte eine Betroffenheit, die ich so nie wieder erlebt habe.

Die so genannte Warren-Kommission stellte fest, dass Lee Harvey Oswald als Einzeltäter gehandelt habe. Dieses Urteil wurde immer wieder in Zweifel gezogen und die verschiedensten Verschwörungstheorien machten sich breit. Einmal sollte Fidel Castro den Mord in Auftrag gegeben haben, da er selbst oft Opfer diverser Mordanschläge durch US-amerikanische Stellen geworden war. Robert Kennedy, Bruder und Justizminister und knapp 5 Jahre später selbst Opfer eines Attentats, verdächtigte den CIA. Andere Theorien gehen von der Mafia aus bzw. vom so genannten militärisch-industriellen Komplex. Selbst Vize-Präsident Lyndon B. Johnson wurde verdächtigt.

Am 18.09. brachte das ZDF eine Dokumentation, die davon ausgeht, dass Lee Harvey Oswald nicht der einzige Schütze war.

In der offiziellen Version der Warren-Kommission gibt es drei Schüsse, alle drei durch Oswald abgegeben. Der erste Schuss durchschlägt den Hals des Präsidenten und durchbohrt anschließend die Brust von Gouverneur Connally, verletzt ihn dann am Handgelenk und noch am Oberschenkel. Eine „magische Kugel“. Ein weiterer Schuss geht daneben. Der dritte Schuss trifft Kennedy tödlich am Kopf und sprengt ein Stück Schädeldecke ab.

Entsprechend der ZDF-Dokumentation gibt es vier Schüsse (siehe Grafik).

Neue Theorie zum Kennedy-Attentat: Vier Schüsse

Der erste Schuss kam von vorn (also von einem 2. Schützen) und trifft Kennedy am Hals. Der 2. Schuss kommt von Oswald und verwundet den Gouverneur Connally im Rücken. Ein dritter Schuss kommt wieder von vorn und verwundet Kennedy tödlich am Kopf. Ein vierte Schuss, von Oswald abgefeuert, geht daneben.

Bilderserie Attentat auf John F. Kennedy – Wie war es wirklich?

Die neue Theorie geht also von mindestens zwei Schützen aus. Grundlage dieser neuen Theorie ist der berühmte „Zapruder-Film“ (Film bei youtube). Damit lässt sich beweisen: Als der erste Schuss fällt, ist die Limousine von Oswalds Position im 6. Stock des Schulbuchdepots aus noch gar nicht zu sehen. Und geht man von zwei Tätern aus, dann muss das ganze Attentat in einem anderen Licht gesehen werden. Oswald ist also dann kein Einzeltäter mehr.

Aber wer war der Auftraggeber? Einiges deutet auf die Mafia hin, genauer: Carlos Marcello, den Pate von New Orleans.

Wer auch immer für das Attentat auf John F. Kennedy verantwortlich ist, wird wohl nie geklärt werden. Eines steht auf jeden Fall fest: Es wurde schlampig ermittelt. Es ging nicht um Aufklärung, sondern darum, die These vom einzigen Schützen durchzudrücken. Augenzeugen, die auch Schüsse vom nahen Grashügel gehört hatten, wurden gar nicht erst befragt. An den Röntgenbildern und Wunden des Präsidenten wurde manipuliert, um Einschüsse von vorne zu vertuschen. Und war da nicht noch die Geschichte von Kennedys Hirn: Offenbar ist nach der Ermordung und Obduktion des US-Präsidenten sein Hirn verschwunden.

siehe hierzu: ZDF-Dokumentation in voller Länge als Abrufvideo

30 Jahre „Deutscher Herbst“

Am 5. September 1977 entführte die RAF Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer. Es war der Auftakt zu 45 Tagen Terror in Deutschland, dem „Deutschen Herbst“.

Im Februar war Brigitte Mohnhaupt, die 1972 verhaftet wurde, frei gekommen und bildete seitdem die Spitze der 2. Generation der Roten Armee Fraktion. Deren Ziel war es, die Führung der 1. Generation, Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe freizupressen. Ulrike Meinhof hatte bereits 1976 Selbstmord begangen.

Die RAF

Vor der Entführung Schleyers war Generalbundesanwalt Buback und der Vorstandssprecher der Dresdner Bank, Ponto, ermordet worden.

Am 13. Oktober wurde die Lufthansa-Maschine „Landshut“ entführt. In Mogadischu wurden alle Passagiere durch den Einsatz der Antiterroreinheit GSG9 befreit. Der Chefpilot war bereits zuvor ermordet worden.

Als die Radionachrichten die „Landshut“-Befreiung melden, beginnt die Todesnacht von Stammheim. Andreas Baader schießt sich in den Nacken. Gudrun Ensslin erhängt sich an ihrem Zellenfenster. Jan-Carl Raspe setzt sich eine Pistole an die Schläfe und drückt ab. Den Häftlingen ist es gelungen, sich Waffen ins Gefängnis schmuggeln zu lassen.

Nach dem Tod der Gefangenen erschießt die RAF Arbeitgeberpräsident Schleyer.

Das erste deutsche Fernsehen (ARD) strahlte am 9. und 10. September [2007] eine zweiteilige Dokumentation von Stefan Aust und Helmar Büchel (Buch und Regie) über die rote Armee Fraktion (RAF) aus, die in detaillierter Form die (Vor-)Geschichte der RAF bis zum Herbst 1977 beschreibt. Dabei wird auch Material aus bisher verschlossenen Archiven gezeigt.

Es ist schon bemerkenswert, wie eine kleine Anzahl von jungen Frauen und Männern ein ganzes Land über Jahre in Aufruhr halten kann. Der Terror der RAF ist dabei aber nicht mit dem heutigen Terrorismus zu vergleichen. Die Anschläge der RAF richteten sich in erster Linie gegen die Repräsentanten eines Systems, das sie zu bekämpfen trachteten. Der heutige Terror macht dagegen selbst vor einfachen Bürgern keinen Halt.

siehe auch meine Beiträge: Georg Heinzen – Uwe Koch: Von der Nutzlosigkeit, erwachsen zu werden und Ex-RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt bald auf freiem Fuß

Literaturtipps:

Der Autor Friedrich Christian Delius hatte sich in seiner Romantrilogie „Deutscher Herbst“ (Ein Held der inneren Sicherheit – Mogadischu Fensterplatz – Himmelfahrt eines Staatsfeindes) mit dem Geschehen des deutschen Herbstes beschäftigt. Das Ergebnis liest sich trotz alles Fiktion sehr real:

Deutscher Herbst 1977: Ein Karrierist ist vollkommen verunsichert, als sein Chef gekidnappt wird; eine Frau erlebt die spektakuläre Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“; das Begräbnis dreier Staatsfeinde wird wie ein Volksfest gefeiert.

Im Bemühen, als antiimperialistische Kampfgruppe zu handeln, konnte er einige Fachleute anwerben, die größere Sprengkörper bauten. Und als die Truppen der USA, nachdem sie in wenigen Wochen über dem kleinen Land mehr Bomben abgeworfen hatten als im Zweiten Weltkrieg über Deutschland und Japan zusammen, die Bombardements auf Wohngebiete noch einmal verschärften, Häfen verminten und kein lebendiges Ziel schonten, entschloß sich seine Truppe zum Widerstand.

Es gelang ihr, Sprengkörper in zwei Casinos der US-Army zur Explosion zu bringen. Vier Soldaten wurden getötet, achtzehn verletzt. Ein Gebäude mit der Computeranlage, die auch Einsätze und Nachschuboperationen für den fernen Krieg regulierte, wurde beschädigt.

In kurzen Abständen folgten weitere Anschläge, bei denen eher durch Glück nur Verletzte zu beklagen waren. Doch nun wurden alle, aber auch alle Polizisten des Landes aufgeboten, an allen Ecken Sperren errichtet, die Bevölkerung zu allerhöchster Aufmerksamkeit angespornt. Der Idealismus der Armee, die von den Menschen Verständnis für die Attentate gegen die fernen Verbrechen und damit auch Werbung für sich selbst erwartete, wurde aufs gründlichste widerlegt. Sie hatte endlich das ganze Land in Aufruhr gebracht – jedoch gegen sich. Nur wenige Tage dauerte es, bis fast alle wichtigen Leute der Armee aufgespürt und verhaftet waren, darunter … und …, der, durch einen gezielten Schuß in den Oberschenkel kampfunfähig gemacht, seinen so erstaunten wie glücklichen Häschern übergeben werden konnte.

Aus: Delius, Friedrich Christian: Deutscher Herbst: Himmelfahrt eines Staatsfeindes

40 Jahre Farbfernsehen – 25 Jahre Compact Disc

Heute vor 40 Jahren wurde mit einem symbolischen Knopfdruck die Ära des Farbfernsehens eingeläutet. Nicht ganz so alt ist die Compact Disc, kurz CD genannt, die vor 25 Jahren auf den Markt kam. Beide sind heute nicht mehr wegzudenken, wenn beider Zukunft durchs Internet und dessen Möglichkeiten auch ziemlich ungewiss ist.

25 Jahre CD

Happy birthday!

siehe auch bei zdf.de: 40 Jahre FarbfernsehenDie Compact Disc wird 25

Golden Door

Golden Door (Originaltitel: Nuovomondo – Italien/Frankreich 2006 – Drehbuch und Regie: Emanuele Crialese – u.a. mit Charlotte Gainsbourg und Vincenzo Amato) ist ein archaischer Traum, eine moderne Fabel, die den Zuschauer mit auf eine Reise durch Zeit und Raum nimmt. Angetrieben von den Vorstellungen über ein Land, von dem bisher nur geträumt wurde, aber das noch niemand gesehen hat. Ein Garten Eden, in dem riesige makellose Früchte wachsen und es Geld von den Bäumen regnet. Die Neue Welt: Amerika!

Es beginnt in Sizilien zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Bauernfamilie Mancuso bestellt ihr karges Land. Eins mit der Natur und umgeben von den Geistern ihrer Ahnen wird ihr alltägliches Leben durch Geschichten über die Neue Welt unterbrochen, in denen von Kartoffeln so groß wie Kutschen, Karotten so lang wie Kanus und Bäumen die Rede ist, auf denen Goldmünzen wachsen.

So verkauft eines Tages Savatore all sein Hab und Gut, um zusammen mit seinen beiden Söhnen und seiner Mutter in das gelobte Land zu reisen. Aber um das „goldene Tor“ zu passieren, müssen sie ihre Identität ändern und sich in Stadtmenschen wandeln. Diese Metamorphose vollzieht sich während der vier Wochen auf engstem Raum an Bord eines Schiffes. Da lernt Salvatore die unnahbare Lucy kennen und lieben. Beide träumen von einer besseren Zukunft.

Der Film endet dort, wo andere Filme beginnen würden: mit dem bürokratischen Aufnahmeverfahren auf Ellis Island.


Am Ende des Films: „Sinnerman“ von Nina Simone

Was ist bloß mit Ian los? Teil 65: Schimanski hört Tull

Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,

Inzwischen hat sich ja eine Menge Holz angesammelt.

Komme ich zunächst auf Herman van Veen zu sprechen. Ja, der Mann hat etwas. Vom ihm kommt eine gelassene Heiterkeit herüber (siehe u.a. Videos bei youtube), die ansteckend wird. Leider hatte ich ihn in den letzten Jahren auch aus den Augen verloren. Das Album „Die Anziehungskraft der Erde“ kenne ich z.B. nicht. Dafür habe ich aber das Weihnachtsalbum von ihm, das sehr schöne Lieder enthält (vielleicht zu Weihnachten dazu etwas mehr).

Ja, es gibt u.a. durch die Geburt meiner Kinder ein schwarzes Loch in meiner Biografie, was das Interesse für Musik betrifft. Zwar habe ich auch in den 90-er Jahren die eine oder andere Scheibe gekauft, aber ich bin kaum zum Zuhören gekommen.

Der Schimanski, den Du, Lockwood, gesehen hast, war wohl der neueste: „Tod in der Siedlung“, irgendwann Ende April gesendet, oder? Ich habe nur kurz den Bericht in der TV-Zeitschrift gelesen. Es endet wohl, wie der Schimanski vor vielen Jahren begann: Alle Pfannen sind dreckig, so schlürft er ein Ei aus dem Glas … Und dazu der Tull-Titel? Nicht zu glauben.

Früher hatte ich schon einmal geforscht, in welchen Filmen die Musik von Jethro Tull verwendet wurde. Im Soundtrack (d.h. auf der CD) zu Michael Moores ‚Fahrenheit 9/11“ ist Aqualung enthalten, im Film selbst habe ich es aber nicht gefunden (Überhört? Unerhört!). Und dann gibt es mindestens noch 2, 3 Filme. Fragt mich aber nicht nach den Titeln. Kennt Ihr Filme, die im Soundtrack Tull-Musik enthalten?

Von Kretakatzes Entschwinden nach Kreta zum Tull-Konzert hatte ich im Laufi-Forum gelesen. Und Du willst es also ohne Eintrittskarte wagen? Schön mutig! Den Kreditkartentipp kann ich nur wiederholen. Ich bin alles andere als ein Freund von Plastikgeld. Aber im Laufe der Jahre hat sich so ein Kärtchen doch bezahlt gemacht, wenn es um Einkäufe außerhalb Deutschlands ging. Inzwischen gibt es da auch andere Verfahren (PayPal usw.), die wohl noch etwas sicherer sind. Leider wird das nicht überall akzeptiert. Ich drück Dir auf jeden Fall die Daumen, dass Du noch ein Ticket für das Konzert bekommst. Ich stelle mir das sehr schön vor, so im Urlaub im sonnigen Süden ein Tull-Konzert mitzubekommen. Da würde ich mir sogar die jetzige Formation antun wollen. Mit meinem Urlaub ist es noch etwas hin (und da gibt es kein Tull-Konzert).

Unser guter Lockwood hat ja wohl jegliche Anderson-Müdigkeit abgestreift mit seinem Broadsword-Ausführungen. Da sieht man Herrn Anderson tatsächlich das Schwert ergreifen und den Wikingern entgegenziehen. Sicherlich lässt sich das Lied auch anders interpretieren (die Wikinger-Horden sind heute andere), aber belassen wir es beim Bild des schwertschwingenden Flötenkobolds.

Ian Anderson & kein Breitschwert

Und überhaupt zur Anderson-Wikinger-Debatte: Ich denke, durch die Adern des Meisters fließt das Blut viele Völkerstämme. Durch die Völkerwanderungen, die auch Schottland nicht verschont haben, hat sich viel Blut gemischt. Und neben den 2-3 Liter Skotenblut werden sich mit Sicherheit auch einige Tropfen Wikingerblut finden. Wenn Neonazis heute „Deutschland den Deutschen!“ brüllen, dann stellt sich die Frage, was ist eigentlich deutsch? Vielleicht ist der Ausländer, den ein Nazi gerade den Schädel einschlägt, deutscher als er selbst. Aber warten wir die DNA-Analyse von Ian Anderson ab (Lockwood, unser Gen-Spezialist).

Nun denn, ich wünsche eine arbeitsame Woche. Und man/frau liest voneinander.

Cheerio
Wilfried

P.S. Bin nun doch fündig geworden betr. Film-Soundtracks mit Tull-Musik

21.05.2007

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Hallo Kretakatze, Hallo Wilfried,

unser guter Hermann van Veen. Mir gefällt an ihm seine leicht verträumte Art. Diese liebenswürdige Mischung aus Heiterkeit, Melancholie und Tiefgründigkeit. Seine Beobachtungsgabe und die Fähigkeit, diese Beobachtungen in Liedern umzusetzen. Meist wird er heutzutage als Harlekin bezeichnet, aber in den 70er Jahren, als ich ihn für mich entdeckte, galt er als Liedermacher. Egal, unter welchem Etikett er gerade auftritt, er findet mit seinen Songs jedenfalls den Weg unter meine Haut. Und das schaffen nicht viele Sänger.

Zur Kombination Schimanski / Anderson:
Der Film hieß tatsächlich Tod in der Siedlung. Und trotz aller ungespülten Töpfe und Pfannen in Schimis Küche passte Wondering aloud zur Situation. Ich denke, der Titel ist nicht zufällig ausgewählt worden. Während Schimanski sein rohes Ei aus dem Glas schlürft, steht er am Fenster und sieht den Wagen seiner Freundin vorfahren. Das zaubert ein Lächeln auf seine markanten Züge. Dazu passen die getragenen Harmonien von Wondering aloud wunderbar. Auch inhaltlich haut der Song hin; geht es doch im Text um einen Mann, der liebevoll an seine Frau / Freundin denkt.

Ich kenne außer dem Schimanski keinen einzigen Film mit JT – Soundtrack. Auch die Filme, die Du, Wilfried, angelinkt hast, sind mir vollkommen fremd. Eigentlich seltsam, dass Mr. Anderson sich in diesem Metier so rar gemacht hat. Ich glaube, ich habe vor Monaten geschrieben, dass ich mir gut hätte vorstellen können, dass JT die Filmmusik zur Herr der Ringe – Trilogie hätten beisteuern können. Als alter normannischer Kelte hätte Mr. Anderson gut in das Tolkien-Universum gepasst.

Zu meinen Broadsword-Theorien möchte ich noch etwas sagen:
Der Text des Liedes ist -wie immer- alles andere als eindeutig. Hätte man die von mir zitierten Textstellen von einer anderen Seite beleuchtet, wäre ein ganz anderes Ergebnis denkbar. Um es auf die Spitze zu treiben: Ein armer müder Wikinger steht an seinem kargen felsigen Gestade und sieht ein Schiff voller militanter Rheinländer auf sich zukommen. Oder ein Schiff voller Narren. Oder Touristen. Ich will nur sagen: Der Text lässt viele Interpretationen zu. Je nach Weltbild und persönlicher Stimmung. Meine Theorie des Winkingerangriffs erhebt keinerlei Anspruch auf Alleingültigkeit. Aber, wie Wilfried schon gesagt hat, das Bild des wehrhaften Ian Anderson, der an der Küste seiner schottischen Heimat steht und seine Klinge mit patriotischem Zischen durch die Luft sausen lässt, erfreut jeden Tull-Fan.

Der Flötenkobold auf dem Cover trägt übrigens kein Breitschwert. Ich bin nicht sicher, ob es solche sich über die gesamte Länge verjüngenden Schwertklingen jemals gegeben hat oder ob sie eine Erfindung der Comiczeichner sind.

Eine letzte Stellungnahme von mir zur Völker-DNA:
Das deutsche Blut, wie es im Dritten Reich propagiert wurde, gibt es überhaupt nicht. Für diese Erkenntnis muss man kein Biochemiker sein, es reicht ein Blick auf die europäische Geschichte der letzten 15 Jahrhunderte. Das Volk, das sich heute „die Deutschen“ nennt, trägt einen Gen-Cocktail aus keltischen, germanischen, slawischen und asiatischen (!) Einflüssen in sich. Wie man einen solchen Salat ernsthaft mit einer einzigen Nation in Verbindung bringen kann, ist mir schleierhaft. Eines müssen wir uns vor Augen halten: Hätte es das Römische Imperium nicht gegeben, den Hunnensturm und die Völkerwanderung, würde es uns heute auch nicht geben. Es würde andere Menschen geben, aber nicht Kretakatze, Wilfired und Lockwood. Die Welt war schon immer multi-kulti, nur machten Kaiser Augustus und Attila nicht so ein Theater darum.

Ich hoffe, ich habe niemanden gelangweilt.
Lockwood

21.05.2007

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,

tut mir leid, wenn ich Euch mit meiner Wikinger-Theorie aufs Glatteis geführt habe. Ich dachte eigentlich, diese Geschichte wäre so albern, dass sie mit Sicherheit niemand ernst nehmen würde. Allerdings hatte ich auch keine Ahnung, dass jemals tatsächlich Wikinger in die Nähe von Schottland gekommen sind, geschweige denn, dass es sogar Wikinger-Überfälle gegeben hat. Da bin ich jetzt platt. Aber ein blindes Huhn trifft eben auch mal ein Korn. Ich hatte eigentlich aufgrund des „dark sail“ intuitiv immer an einen Piratenüberfall gedacht. Oder wer verwendet denn dunkle Segel?

Auf jeden Fall nochmals vielen Dank für die ausführliche Info – was Ihr alles wisst… Da lernt man doch immer gerne noch dazu. Irgendwelche historischen oder ethnologischen Kenntnisse dürft Ihr bei mir nämlich nicht voraussetzen. Auch von Musik habe ich im Prinzip keine Ahnung, ich bin kein Musiker. Ich komme zu meinen Ansichten und Behauptungen aus dem hohlen Bauch heraus, dafür aber mit umso mehr Überzeugung.

Wovon ich allerdings wirklich etwas verstehe sind blonde Griechen, und deshalb jetzt noch einmal zum Thema der Hellenen. Dazu muss ich wieder etwas ausholen.

Vor Jahren war ich mit einem Griechen befreundet, der hier an der örtlichen griechischen Schule Griechisch-Unterricht für griechische Kinder erteilt hat. Er hat mir erzählt, dass er in Athen an der Uni Deutsch gelernt hat, weil das dort Voraussetzung dafür ist, dass man Altgriechisch studieren kann. Nahezu alle Literatur zur Altgriechischen Sprache ist nämlich in Deutsch verfasst (und offensichtlich auch nie ins Neugriechische übersetzt worden). Die Wissenschaftler, die die Altgriechische Sprache erforscht haben, waren fast ausnahmslos Deutsche. Daher kommt es auch, dass das Altgiechische so deutsch klingt, es sind griechische Buchstaben deutsch ausgesprochen. Da es keine Tonbandaufzeichnungen davon gibt, wie die alten Griechen Ihre Buchstaben ausgesprochen haben, haben sich die deutschen Sprachforscher selbst etwas ihrer Meinung nach Passendes überlegt, und das hatte dann naturgemäß ziemliche Ähnlichkeit mit dem Deutschen. Ein Grieche bekommt das ohne deutsches Sprachtraining nicht über die Lippen.

Mit dem Aussehen der alten Hellenen wird es nicht anders sein. Soweit ich weiß gibt es keine 2000 Jahre alten griechischen Farbzeichnungen, die blonde Menschen mit blauen Augen darstellen. Es gibt lediglich ein paar Marmorstatuen, denen die Haar- und Augenfarbe nicht anzusehen ist. Auch hier waren es wieder vor allem deutsche und britische Archäologen, die die Kultur erforscht haben, und natürlich haben sie sich ihre Helden entsprechend dem damaligen mitteleuropäischen Schönheitsideal vorgestellt – blond und blauäugig. Sieht man sich dagegen antike Wandmalereien oder bemalte Vasen an, dann haben dort alle Menschen schwarze Haare und dunkle Augen.

Dass es in Griechenland und besonders auf Kreta heute einen nicht ganz unerheblichen Anteil blonde Menschen gibt, wird andere Gründe haben. Bereits zur Zeit der Kreuzzüge haben Mittel- und Westeuropäer auf ihrem Weg nach und von Jerusalem auf Kreta Zwischenstation gemacht. Die Franken, wie sie in Griechenland genannt werden, hatten dabei auch Teile Griechenlands unterworfen. Manche haben sich dabei die Zeit genommen Burgen zu bauen, da werden sie auch noch Zeit für anderes gefunden haben. Einige sind bestimmt auch ganz hängengeblieben. Später haben die Venetianer Kreta regiert. Im 19. Jahrhundert war ein Bayer König von Griechenland, vielleicht hat er ein paar Landsleute mitgebracht, usw..

Damit das heute nicht völlig Tull-frei wird noch kurz eine Bemerkung zu meinen Jethro Tull Ambitionen für Kreta (hätte ich mir ja eigentlich denken können, dass auch Ihr Euch bei Laufi auf dem Laufenden haltet). Ja, ich habe immernoch keine Karte für das Konzert am 23.06., und es ist mir schon bewußt, dass unter Umständen ausverkauft ist, bis ich am 17.06. nach Kreta komme. Aber wie ich schon einmal erwähnte bin ich von eher sparsamer Natur, und 28 EUR Versandkosten für ein Ticket, das in einen Umschlag zu 55 Cent passt – das widerspricht meinem Gefühl für ökonomische Relationen. In solchen Fällen neige ich dann zu der fatalistischen Einstellung, dass ich das Schicksal entscheiden lassen muss – wenn ausverkauft ist, dann musste das halt so sein. Ich habe ja noch eine zweite Chance in Calw am 21.07.. Ich kann mir eigentlich kaum vorstellen, dass dort am 02.07. (nachdem ich aus Kreta zurück bin) schon ausverkauft ist. Oder doch? Ich denke, ich werde mich meinem Schicksal fügen müssen.

In diesem Sinne liebe Grüße
Kretakatze

PS.: Jetzt arbeite ich schon seit Himmelfahrt an einem Werk über die Berührungspunkte zwischen Jethro Tull und griechischer Musik, aber bei der aktuellen Mail-Frequenz werde ich wahrscheinlich nie fertig. Mir tut der arme Wilfried leid, er wird bald unter der Flut begraben sein…

22.05.2007

English Translation for Ian Anderson

Edith Piaf: Non, je ne regrette rien

Als Paar (Liebespaar, Ehepaar usw.) hat man meist ’sein Lied‘, ansonsten weicht der Musikgeschmack sehr oft voneinander ab. Der männliche Teil mag meist rockigere Sachen, während die Dame des Hauses eher schmusigere Lieder bevorzugt. Nun muss ich gestehen, dass es ‚unser Lied‘ als solches nicht gibt, so als wären wir ins kalte Wasser unserer heißen Liebe gefallen. Aber da gibt es denn doch eine Sängerin, die meine Frau sehr mag, und die auch ich sehr gern höre: Èdith Piaf.

Im Februar diesen Jahres kam der Film „La vie en rose“ von Olivier Dahan in die Kinos und zeigt Marion Cotillard als Édith Piaf. Es zeigt das Leben dieses kleinen Spatzes (La Môme Piaf), das oft genug wie die Hölle auf Erden war. Und trotzdem singt die Piaf kurz vor ihrem frühen Tode: Nein, ich bereue nichts! Non, je ne regrette rien!

Wenn es also ‚unser Lied‘, das Lied meiner Frau und mir gibt, dann ist es dieses:

Non ! Rien de rien
Non ! Je ne regrette rien
Ni le bien qu’on m’a fait
Ni le mal tout ça m’est bien égal !

Non ! Rien de rien
Non ! Je ne regrette rien
C’est payé, balayé, oublié
Je me fous du passé !

Avec mes souvenirs
J’ai allumé le feu
Mes chagrins, mes plaisirs
Je n’ai plus besoin d’eux !

Balayées les amours
Et tous leurs trémolos
Balayés pour toujours
Je repars à zéro

Non ! Rien de rien
Non ! Je ne regrette rien
Ni le bien, qu’on m’a fait
Ni le mal, tout ça m’est bien égal !

Non ! Rien de rien
Non ! Je ne regrette rien
Car ma vie, car mes joies
Aujourd’hui, ça commence avec toi !

weitere Piaf-Videos bei youtube.com

Michael Moore und die Wahrheit

Jetzt weiß es jeder. Michael Moore arbeitet mit frei erfundenen Pointen, zeigt Filmausschnitte, die aus dem Zusammenhang gerissen sind und unterschlägt gern dem Tenor seiner Aussagen widersprechende Fakten. Debbie Melnyk, Dokumentarfilmerin aus Kanada war ein Fan von Moore und wollte eine Hommage über den verehrten Kollegen drehen – bis sie sich mit dessen Arbeitsmethoden befasste und hinter die ‚eigentliche‘ Wahrheit kam. Wie anders, wenn nicht als Dokumentarfilm, präsentiert sie jetzt das Ergebnis in dem Film „Manufacturing Dissent“ – ein Werk, das mit zahlreichen Beispielen belegt, wie Moore Fakten verbiegt.

Mich wundert Moores Arbeitsweise in keiner Weise. Ich habe drei seiner Bücher gelesen („Querschüsse – Downsize this!“ – „Volle Deckung, Mr. Bush – Dude, where’s my country?“ und „Stupid White Men – eine Abrechnung mit dem Amerika unter George W. Bush“). Diese Bücher sind auch Grundlage (oder Ergebnis) seiner bekannten Filme: „Bowling for Columbine“ und „Fahrenheit 9/11“. Hier belegt er die meisten seiner Fakten mit Fußnoten, die mir manchmal zweifelhafter Quellen entstammen. Ein Hauch von Wissenschaftlichkeit, wenn alles auch in einem eher lockeren (schnoddrigen) Ton verfasst ist. Oder anders ausgedrückt: typisch amerikanisch!

Die Waffen des Michael Moore

Dass dabei (in diesem amerikanischen Stile) manchmal die Fakten zurechtgebogen – okay: verbogen – werden müssen, die eine oder andere Pointe hinzugedichtet wurde, ändert für mich an der Moore’schen Grundaussage wenig. Manchmal muss man der Wahrheit auf die Sprünge helfen! Michael Moore, und das ist meine Meinung, hat sich nie als Dokumentarfilmer im klassischen Sinne aufgeführt. Er legt großen Wert auf Unterhaltung (Hollywood lässt grüßen). Für uns Europäer geht allein dieser Unterhaltswert etwas zu weit (auch mir). Aber wie soll man sonst Leute (vorwiegend in Amerika) ansprechen, wenn nicht auf eine Art und Weise, die ihnen vertraut (nicht anders bekannt) ist.

Nun dem guten Michael Moore geht man inzwischen ganz schön ans Leder. So hat man angeblich nachgewiesen, dass er Aktienpakete von Firmen besitzt, die eigentlich zu Moores Erzfeinden gehören. Wie auch immer: Moore ist ein amerikanisches Phänomen. Und ähnlich wie George W. Bush polarisiert, so polarisiert auch Michael Moore. Es ist zumindest angenehm zu wissen, dass es zu dem ersten ein gewichtiges Gegengewicht gibt – eben in Form und Weise eines Michael Moores.

siehe zdf.de: Der große Manipulator

Mr. Bean macht Ferien

Schon sehr bald erinnerte ich mich daran, dass es bereits einmal einen gab, der in Frankreich filmerisch Ferien machte. Ja, richtig: >Monsieur Hulot! Auch wenn das bereits mehr als 50 Jahre zurückliegt. Ähnlich wie bei Monsieur Hulot, der während des Filmes gar nicht spricht, so sind es die anderen, die bei Mr. Bean das Sagen haben. Mr. Bean grummelt meist, oder wenn er ein Wort in den Mund nimmt, dann nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt.

Mr. Bean macht Ferien

Während Jacques Tatis „Die Ferien des Monsieur Hulot“ ein kleines Meisterwerk darstellt, hinkt Mr. Bean hinterher – auch im Film, in dem alle Züge wohl ohne ihm losfahren wollen. Manches kommt dem Betrachter bekannt vor, und bei einigem bin ich mir nicht sicher, ob ich das nicht schon woanders (z.B. die Radfahrer bei Monsieur Hulot) gesehen habe. Bei allem Chaos, das Mr. Bean im Gepäck hat, kommt er am Ende doch nach Cannes ans Mittelmeer (für Monsieur Hulot reichte es nur für die Bretagne).

Nun als alter Fan von Mr. Bean kann mich nur wenig abschrecken. Und so sehe ich auch über einige Längen hinweg, die den Film strecken. Es gibt genug Anlässe, die Bauchmuskeln in Wallung zu bekommen. Mr. Bean ist (ähnlich wie Monsieur Hulot) ein Fall für sich. Und eben ein Fall zum Lachen.