Kategorie-Archiv: Wahlen in Deutschland

… zur Bundestagswahl 2005 und 2009

Knapper Sieg für Rot/Grün in Niedersachsen

Auch wenn es am Ende ganz knapp war, SPD und Grüne lösen mit einem Mandat mehr im niedersächsischen Landtag die bisherige schwarze-gelbe Regierung von David McAllister ab. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis hat Rot-Grün 12409 Wählerstimmen mehr als CDU/FDP erhalten.

Dabei war nach Bekanntwerden der ersten Hochrechnungen die Freude bei der FDP groß. Mit am Ende 9,9 % erzielte sie ihr bisher bestes Ergebnis in Niedersachsen. Dass dieses Ergebnis nicht Lohn guter Politik ist, sondern allein durch Leihstimmen aus Reihen der CDU zustande kam, scheint die FDP nicht zu stören. Genützt hat diese bedenkliche Leihstimmenkampagne trotzdem nichts (bedenklich, weil hier eindeutig die gesetzlich festgelegte 5 %-Klausel hintergangen wurde – ob diese Sperrklausel noch zeitgemäß ist, ist ein anderes Thema). Frau Merkel wird es sich überlegen müssen, ob sie im Herbst bei der Bundestagswahl ebenfalls den Liberalen Leihstimmen zukommen lässt. Das gute Ergebnis der FDP täuscht nur darüber hinweg, dass Rösler, Westerwelle, Brüderle und Co. bisher nur überleben, weil sie am Tropf der CDU hängen. Todgeweihte leben leider oft länger, als man glaubt; die FDP hat aber trotzdem ausgedient.

Nach den ersten Hochrechnungen, die zeigten, dass die FDP deutlich über 5 % liegt, ging ich davon aus, dass McAllister trotz der sich abzeichnenden Patt-Situation auch weiterhin die Regierung stellen wird, da mit zusätzlichen Überhangmandaten für die CDU zu rechnen war. Um so erstaunter war dann doch über den, wenn auch knappen Wahlsieg von SPD und Grüne. Interessant ist dabei, dass die CDU ihre 54 Sitze allein aus Direktmandaten (Erststimme) bezieht. Da Uwe Schünemann, noch amtierender Innenminister der CDU, seinen Wahlkreis Holzminden (Wahlkreis 20) an die SPD-Kandidatin Sabine Tippelt verlor, so wird er nicht im neuen Landtag vertreten sein.

Vorläufiges amtliches Ergebnis der Landtagswahl am 20.01.2013

Der Wahlkreis 52 Buchholz, zu dem auch Tostedt gehört, hat wie bereits 2008 natürlich wieder einmal rustikal schwarz gewählt: Herr Heiner Schönecke wird sich weiterhin bei Einweihungen, Grundsteinlegungen und Bürgermeistergeburtstagen in und um Buchholz und Tostedt satt essen und trinken dürfen. Hätten Grüne, Linke und Piraten auf Direktkandidaten verzichtet und stattdessen den SPD-Kandidaten wählen lassen, der ‚bewegende Heiner’ wäre erstmals in Bedrängnis gekommen.

Landtagswahl Niedersachsen 2013: Wahlkreis 52 Buchholz

Ergebnisse: Wahlkreis 52 Buchholz (Buchholz, Hollenstedt, Jesteburg, Tostedt)
ErststimmenZweitstimmen

Landtagswahlen in Niedersachsen 2013

Morgen ist es soweit: In Niedersachsen finden die Wahlen zum 17. Niedersächsischen Landtag statt. Kann man den neuesten Umfragen trauen, dann läuft alles auf ein Patt zwischen Rot-Grün und Schwarz-Gelb hinaus: Ein Wahlkrimi wird es allemal.

Für mich hat Herr Rösler und die FDP in Niedersachsen ausgedient. Ich denke, dass der FDP selbst Leihstimmen aus dem CDU-Lager nicht genügen werden, um in den Landtag einzuziehen. Auch die Linke und die Piratenpartei dürften es nicht schaffen. Dann wäre der Weg allerdings frei für die Ablösung der bisherigen Landesregierung unter David McAllister durch eine rot-grüne Koalition unter dem bisherigen hannoverschen Bürgermeister Stephan Weil. Alles hängt also am Ende von der FDP ab. Schlimm genug …

Ich selbst wähle im Wahlkreis 52 Buchholz. Hier ist wie bisher zu befürchten, dass Herr Heiner Schönecke, CDU, das Rennen um das Direktmandat macht. Für die SPD tritt bei uns Udo Heitmann an, der mir bisher unbekannt geblieben ist. Aus der Ferne bekannt ist mir nur Gerret Bachmann von den Piraten, mit dem ich mich gelegentlich über Twitter austausche.

... dann doch lieber die Piraten!

Für Spannung ist also gesorgt. Mit der Niedersachsenwahl dürften sicherlich auch die Weichen für die im Herbst stattfindende Bundestagswahl gestellt werden.

siehe auch: Niedersächsische Landeswahlleiterin

Kronprinzensterben

Nach der Landtagswahl in Schleswig-Holstein mit leichten Verlusten kam es für die CDU in Nordrhein-Westfalen besonders hart. Und das geht eindeutig auf die Kappe von Norbert Röttgen, ihrem Spitzenkandidaten, der leider nicht immer ein heller Kopf zu sein scheint, denn wie soll ein Fauxpas wie jenes „bedauerlicherweise entscheidet der Wähler“ zu deuten sein? Genau, Herr Röttgen, der Wähler hat entschieden. Sie dürfen in Berlin bleiben. Und ich habe den Eindruck, dass dies dem Herr Röttgen, dem Karrieristen, sogar mehr als Recht ist. Das Thema Landespolitik, zu dem ihn mit Sicherheit die Bundeskanzlerin gedrängt hat, ist abgehakt. Jetzt geht’s ran an die Nachfolge von Frau Merkel …?!

Aber so leicht dürfte das nicht gehen. Ein Mann wie Röttgen, der beim Wähler schlecht ankommt, weil zu kopflastig und wenig bürgernah (wie z.B. Frau Hannelore Kraft) ist, wird kaum als Nachfolger für Frau Merkel in Frage kommen. Und damit geht das Sterben der Erben weiter. Nachdem sich ein Herr von Guttenberg selbstverschuldet von der Thronfolge verabschiedet hat, Herr Wulff (u.a. auch ein Herr Oettinger) zunächst weggelobt und dann ebenso kläglich gescheitert ist wie der Ex-Doktor, da gehen der CDU die Kronprinzen aus.

Das Ganze hat etwas von einem griechischen Drama. Es war Saturn, der seine eigene Kinder fraß. Und so sorgt Frau Merkel dafür, dass potentielle Nachfolger wie auch immer auf der Strecke bleiben. Das Wahlergebnis von Herrn Röttgen ist auf jeden Fall keine Empfehlung für höhere Aufgaben.

Die FDP darf sich zwar sowohl über den Einzug ins Landesparlament von Schleswig-Holstein als auch in das von Nordrhein-Westfalen freuen. Aber beide Erfolge sind lediglich die Erfolge der Herren Kubicki und Lindner. Damit wird es für die Berliner Boygroup um Rösler, Westerwelle und Patrick Döring nicht leichter werden.

Auch andere Trends sind klar erkennbar. Die Aufwärtsentwicklung der Grünen ist zugunsten der Piraten jäh gestoppt. Und die Linke taumelt zusehends der Bedeutungslosigkeit – zumindest im Westen – entgegen.

Eine neue Parteienlandschaft

Es war absehbar, dass die Piratenpartei eines Tages auch in ein Landesparlament einzieht. Besonders in Städten gelingt es der Partei immer mehr, junge Wähler zu gewinnen. Aber selbst ‚in der Provinz’, wie bei der Kommunalwahl in Niedersachsen vor einer Woche hat die Piratenpartei z.B. mit 1,5 % der Stimmen immerhin auch schon einen Sitz im Kreistag des Landkreises Harburg erzielt.

Bei Umfragen kristallisierte sich erst in den letzten Tagen vor der Wahl heraus, dass der Piratenpartei möglicherweise sogar den Einzug ins Berliner Abgeordnetenhaus gelingen könnte. Trotzdem werden die Piraten selbst über den Ausgang der gestrigen Wahl des Landesparlaments von Berlin überrascht gewesen sein: Mit 8,9 % und 15 Mandaten gelang der Partei ein riesiger Erfolg.

Blicken wir dreißig Jahre zurück: Da gab es die AL (Alternative Liste), die als Landesverband des 1980 gegründeten Bundesverbandes der Grünen an den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus am 10. Mai 1981 antrat und mit 7,2 % der Stimmen und neun Abgeordneten erstmals ins Abgeordnetenhaus einzog. Den weiteren Weg der Grünen kennen wir: 1983 gelang ihnen der Einzug in den Bundestag und von 1985 bis 1987 stellten sie in einer rot-grünen Koalition in Hessen mit Joschka Fischer erstmals einen Landesminister.

Ob der Weg der Piratenpartei ähnlich steil nach oben führt, wird sich zeigen. Aber die Wahl 2011 in Berlin deutet wie 1981 einen Trend an, der zu einer erneuten Veränderung der Parteienlandschaft in Deutschland führen dürfte. Leidtragend dürfte die FDP sein, die ihren Abwärtstrend auch gestern nicht stoppen konnte und mit gerade noch 1,8 % der Stimmen zur Bedeutungslosigkeit verkommen ist (… gefeiert wurde ‚trotzdem‘). So sehe ich auch für die nächsten Bundestagswahl 2013 ‚schwarz’. Die FDP wird ohne die Leihstimmen aus der Union an der 5-%-Hürde scheitern. Ob es allerdings die Piratenpartei schaffen wird, 2013 in den Bundestag einzuziehen, wird sich erst noch zeigen. Für möglich halte ich das aber schon. Zur Bundestagswahl 2009 hatte ich übrigens die Piratenpartei mit meiner Unterstützungsunterschrift geholfen, an dieser Wahl teilnehmen zu können. Damit gehöre ich (und mein älterer Sohn) zu den 5333 Wahlberechtigten, die die Piratenpartei entsprechend unterstützten.

Übrigens: Meine Wahlprognose samt Szenario (statt Fukushima erdachte ich mir eine verheerende Panne in dem AKW Emsland) vom Oktober 2009 für eine Bundestagswahl 2014 (in meiner Kühnheit bin ich davon ausgegangen, dass die jetzige schwarz-gelbe Regierung die Legislaturperiode auf 5 Jahre verlängert, eben um weitere Zeit zu finden, den Abwärtstrend beider Parteien zu stoppen) muss ich wohl doch noch einmal revidieren. Die 6,4 % für die FDP verringere ich auf rund 3 %, die Linke ist mit 18,7 % auch viel zu gut weggekommen (2009 gab es einen entsprechenden Trend). Die SPD (z.T. auch die CDU) sollte davon profitieren. Aber wahrscheinlich kommt es ganz anders, als man heute zu denken in der Lage ist.

Kommunalwahl 2011 in Niedersachsen

Gestern am 11. September 2011 fanden die Kommunalwahlen in Niedersachsen statt. Trotz Verlusten bleibt die CDU stärkste Kraft im Land: 37,0 Prozent der Wähler stimmten in kreisfreien Städten und in den Landkreisen sowie in der Region Hannover für die Christdemokraten. Vor fünf Jahren waren es mehr als 41 Prozent gewesen. Für die SPD stimmten 34,9 Prozent, 1,7 Prozentpunkte weniger als 2006. Die Grünen legten mit 14,3 Prozent (7,8) deutlich zu, wo hingegen die FDP um 3,3 Prozentpunkte auf 3,4 Prozent abrutschte. Die Linke konnte mit 1,5 Prozentpunkten einen leichten Zuwachs auf 2,4 Prozent erreichen.

„Ganz überwiegend gibt es sehr viel Licht für die CDU in Niedersachsen“, bewertete CDU-Chef und Ministerpräsident McAllister die Wahl. Das dürften einige Bürgermeisterkandidaten seiner Partei sicherlich anders sehen: Die Oberbürgermeisterwahl in Wolfsburg hat SPD-Kandidat Klaus Dieter Mohrs gewonnen – deutlich vor Mitbewerberin und Ex-Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU).

Erfreulich ist ohne Zweifel die wieder gestiegene Wahlbeteiligung. Hier die Ergebnisse für meinen Wahlkreis, den Landkreis Harburg. Dabei ist zu bedenken, dass es z.B. in meinem Wohnort insgesamt drei Wahlen gab, die zum Gemeinderat, die zum Samtgemeinderat und die zum Kreistag.

Kommunalwahl Landkreis Harburg

Kreistag     Gemeinden  
  2011 2006 2011 2006
CDU 38,0 42,8 34,5 38,0
SPD 30,1 28,7 28,6 27,4
Grüne 16,6 9,3 12,3 6,3
FDP 4,2 9,3 3,3 6,6
Linke 1,9 2,2 1,3  
WG 7,5 7,6 18,4 20,7
Wahlbet. 54,2 49,6 54,5 49,7

Fragwürdig ist die gesetzliche Regelung des Wahlrechts. Danach ist wahlberechtigt u.a. der, der seit mindestens drei Monaten im jeweiligen Wahlgebiet, in dem dieser wählen will, seinen Wohnsitz hat. Mein ältester Sohn lebt nun seit über 16 Jahren in Niedersachsen, durfte aber an dieser Kommunalwahl nicht teilnehmen. Warum? Seit fast einem Jahr wohnt er in Göttingen. Als ersten Wohnsitz hatte er weiterhin Tostedt gemeldet. Nun hat er sich vor zwei Monaten umgemeldet und Göttingen als ersten Wohnsitz gewählt. Es greift die 3-Monatsregelung.

Nachtrag: Einzelergebnisse für Landkreis Harburg mit allen Ergebnissen für Tostedt auf tostedt.de

Kamikaze Mappus

Es war schon überraschend, wie bei den Politikern der Union und der FDP eine kollektive Nachdenklichkeit ausgebrochen ist und sie plötzlich Skrupel zeigen, was die Energiegewinnung aus Atomkraft betrifft. So plötzlich von heute auf morgen, als wären sie in Japan dabei gewesen. Und besonders die Hardliner a la Mappus, die bisher bedenkenlos (gedankenlos?) Atomkraft befürwortet haben, begeben sich in innere Klausur: „Merkel sagte, durch die Störfälle in japanischen Atomkraftwerken habe sich die Realität verändert. ‚Ein kluger Ministerpräsident wie Stefan Mappus reagiert darauf’, sagte sie. Wer nicht zur Kenntnis nehme, was passiert sei und sich keine Gedanken darüber mache, sei ein Ignorant. Auch hätten die Ereignisse Mappus und Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) ‚einander energiepolitisch näher gebracht’. In der Debatte um die Laufzeitverlängerungen im vergangen Jahr hatte Mappus den Rücktritt Röttgens gefordert, weil ihm dessen Pläne für eine Laufzeitverlängerung nicht weit genug gingen. In dieser Woche sprach Mappus sich dann für die schnelle und dauerhafte Stilllegung des Atommeilers Neckarwestheim I aus.“ (Quelle: zdf.de)

Aber was hören wir da auf einmal? Was meinte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle im Kreise der Atom-Lobby? „Am Tag, als die Bundesregierung ihren atemberaubenden Atomschwenk verkündete, saß Brüderle mit Kernkraftbossen beim Lobbyverband BDI und lüftete offenbar in trauter Runde den Schleier der Politik. ‚Der Minister… wies … darauf hin, dass angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen Druck auf der Politik laste und die Entscheidungen daher nicht immer rational seien.’ So zitiert die ‚Süddeutsche Zeitung’ aus dem Sitzungsprotokoll des BDI..“ (Quelle: zdf.de)

Auf gut Deutsch: „Das Atom-Moratorium ist offenbar nur unter dem Druck der Landtagswahlen entstanden.“ (Quelle: zdf.de) Gewissenbisse aus wahltaktischem Kalkül? Von einer größtmöglichen Wählerverachtung will ich gar nicht sprechen (das machen andere viel besser). Ich kann nur auffordern, den Lügenbaronen und Machtbesessenen morgen am Sonntag eine Abfuhr zu erteilen. Schickt Mappus und Co. in die Wüste. Wir haben alle genug von solchen Kamikaze-Politikern, wie sie uns in Berlin meinen regieren zu können.

Bundestagswahl 2014

Nachdem die Legislaturperiode durch die schwarz-gelbe Regierung auf 5 Jahre verlängert wurde, kam es nach der Bundestagswahl im Jahr 2014 zu folgendem Ergebnis:

  2014 zum Vergleich 2009
CDU/CSU 26,3 33,8
SPD 18,4 23,0
FDP 6,4 14,6
Linke 18,7 11,9
Grüne 16,7 10,7
Piraten 8,7 2,0
sonstige 4,8 4,0

Damit hätte eine rot-rot-grüne Koalition mit 53,8 % der Wählerstimmen die nötige Mehrheit für ein Regierungsbündnis.

Ursachen für dieses Wahlergebnis waren u.a. folgende:

1. Die FDP verlor so dramatisch, weil sie in Bürgerrechtsfragen gegenüber der CDU/CSU eingeknickt war. Bundesinnenminister Schäuble konnte seine umschrittenen Pläne zu Online-Untersuchungen u.ä. gegenüber den freien Demokraten behaupten. Nach der Datenpanne beim BKA, als kurz vor der Wahl 2014 herauskam, dass mindestens jeder zweite Bundesbürger kriminalpolizeilich erfasst wurde, entschieden sich viele Wähler statt für die FDP für die Piratenpartei, die schlechthin als eine FDP 2.0 bezeichnet wurde – nur mit dem Unterschied, dass sich diese Partei vehement gegen das Schäuble-Diktat gewendet hatte.

2. Die SPD hatte sich auch nach fünf Jahren kaum von der Wahlschlappe 2009 erholt; weitere Wähler wanderten zu den Linken, da sie sich von denen besser vertreten sehen.

3. Die verheerende Panne in dem AKW Emsland, bei dem ein ganzer Landstrich radioaktiv verseucht wurde (mindestens 400 Menschen starben bisher an den Folgen der Verstrahlung), führte zu massiven Anti-Atomkraft-Kundgebungen. Bei der Bundestagswahl konnten so die Grünen ihr Wahlergebnis deutlich verbessern.

4. Die genannten Punkte führten auch zu Verlusten bei der CDU/CSU. Allerdings konnte sie ihre Verluste in Grenzen halten, weil sie es schaffte, alte Stammwähler zu mobilisieren.

Bundestagswahl 2014

Anmerkung: Bereits die Bundestagswahl 2009 hat verdeutlicht, dass sich die Parteienlandschaft wesentlich verändert hat. Die großen so genannten Volksparteien verloren Stimmen an kleine Parteien, sodass es inzwischen fünf Parteien sind, die die 10-%-Grenze übersteigen. Sollten Bürgerrechte weiterhin eingeschränkt werden, dürfte das auch zu einer Stärkung der Piratenpartei führen und zu deren Einzug in die Parlamente.

Efdepitis-Epidemie

Wer mit einem anderen Ergebnis zur Bundestagswahl 2009 gerechnet hat, der ist ein Träumer. Aber wer träumt nicht gern und hofft bis zuletzt. Aber schon die erste Hochrechnung zeigte: CDU/CSU bekommen mit der FDP die Mehrheit der Stimmen (auch unabhängig von weiteren Überhangmandaten, immerhin das).

Doch umgehend stritten sich die künftigen Partner darüber, ob die FDP ihren Erfolg den Leihstimmen aus dem Unions-Lager verdankt. Wer FDP gewählt habe, sei FDP-Wähler, so Westerwelle. Ist klar! Alles andere ist Blödsinn. Was Westerwelle sagt, hat Hand und Fuß und wird wohl in den kommenden Jahren die deutsche Außenpolitik bestimmen. Und: auch Steinmeier kannte im Ausland vor vier Jahren kein Schwein!

Wie gesagt: Bis zuletzt habe ich gehofft, dass diese Sch…-FDP nicht so viele Stimmen bekommt. Aber es ist wohl die Efdepitis (FDP-itis) ausgebrochen. Fast so schlimm wie Entenpest, Schweinegrippe und Hirnkrebs zusammen. Besonderes Symptom dieser Krankheit: ein ewig grinsender, ewig geschwätziger Westerwelle (die Bugwelle der Atomlobby). Über 14 % der wählenden Deutschen ist an dieser Seuche erkrankt.

Tante Merkel & Onkel Guido: Tigerenten-Duo

Also Schwarz-Gelb mit Tante Merkel und Onkel Guido – die Tigerenten-Koalition, wie man reichlich euphemistisch den neuen Klüngelclub nennt – wird uns die nächsten Jahre regieren (mischt man schwarz mit gelb entsteht braun … aber lasse ich das). Die Wirtschaft wird’s freuen.

Liest man einige der vielen Kommentare, die in den letzten Stunden nach der Wahl im Internet verbreitet wurden, dann muss man jetzt mit dem Schlimmsten rechnen. Ich sehe das gar nicht so eng. Okay, zunächst werden die Laufzeiten der Atomkraftwerke verlängert. An den sozialen Leistungen und im Gesundheitswesen wird hingegen gekürzt. Aber da die Wirtschaft (Industrie und Großbanken vorn weg) jetzt ‚ihre’ Regierung hat, wird sie den Teufel tun, um ein Klima zu schaffen, das die Menschen auf die Barrikaden bringt. Zwar wird es auch mit der FDP nicht gelingen, den Schuldenberg abzubauen (wie denn auch, wenn man die Steuern senken will), noch wird die Arbeitslosenzahl entscheidend gesenkt werden. Wir dümpeln weiter vor uns hin. Und alles andere wird ausgesessen (die Merkel ist eine gelehrige Schülerin ihres Meisters Kohl), bekanntlich heilt die Zeit alle Wunden. Da würde es mit Rot-Rot und evtl. Grün mehr Probleme geben. Glaubt es mir.

Nein, wir werden die Bundesregierung haben, die wir verdienen. Warum nicht den Bock zum Gärtner machen (nach der Finanzkrise lassen wir die Verfechter der ungezügelten Marktwirtschaft mitregieren). Mit Merkel und Westerwelle kann es, ich glaube es selbst (fast), nur noch aufwärts gehen.

Traurig dagegen das Abschneiden der SPD. Dass die Sozialdemokraten an Linke, teilweise auch an die Grünen und jetzt auch noch an die Piraten (mit über 845.000 Wählern immerhin 2 % der Stimmen) sowie wohl an die FDP verlieren, war vorauszusehen. Aber mit jetzt nur noch kümmerlichen 23 % steht die Partei vor dem Verfall. Wenn sich die SPD in den nächsten Jahren nicht rundum erneuert, dann sehe ich schwarz (sic!) für uns alle. Die parteipolitische Landschaft hat sich wesentlich verändert. Ein Ende dieser Umwälzung ist dabei noch nicht in Sicht.

Bundeswahlleiter mit dem bundesweiten Wahlergebnis BTW 2009
Landeswahlleiter Niedersachsen mit dem Wahlergebnis BTW 2009

P.S. Volle Zustimmung zum Spreeblick-Artikel

Werden Überhangmandate die Wahl entscheiden?

Bei der heutigen Wahl zum deutschen Bundestag ist davon auszugehen, dass neben den beiden großen Parteien weitere drei mit einem Stimmenanteil von über 10 % rechnen dürfen. Das könnte u.a. zur Folge haben, dass es eine größere Anzahl von Überhangmandaten gibt – besonders in den neuen Bundesländern.

Überhangmandate entstehen dann, wenn eine Partei in einem Bundesland dank der Erststimme mehr direkte Mandate bekommt, als ihr nach Auszählung der Zeitstimmen, die eigentlich für die Verteilung der Bundestagssitze maßgebend sind, zustehen. Gewinnt eine Partei in einem Bundesland, das z.B. 10 Wahlkreise hat und damit 10 Direktmandate stellt (insgesamt darf dann die doppelte Anzahl, also 20 Mandate, gestellt werden), sämtliche Direktmandate, hat aber nur einen Stimmenanteil von rd. 35 % der Zweitstimmen, dann dürften eigentlich nur 7 Kandidaten dieser Partei (35 % von 20 Sitzen) in den Bundestag ziehen. Da diese Partei aber 10 Direktmandate stellt, dürfen auch diese 10 Kandidaten nach Berlin (so entstehen 3 Überhangmandate – für dieses Bundesland kämen dann 23 statt 20 Mandate in den Bundestag – es müsste der Plenarsaal um diese Überhangmandate erweitert werden).

Mehr Sitze für den Bundestag: Überhangmandate

Das Entstehen von Überhangmandaten hat das Bundesverfassungsgericht grundsätzlich für verfassungskonform erklärt. Trotzdem kommt gerade vor Bundestagswahlen das Thema immer wieder zur Diskussion.

Da wir nun einmal ein so genanntes personifiziertes Verhältniswahlsystem haben, also die Hälfte der Mandate über die erste (Direkt-)Stimme gewählt werden, müssen wir auch mit dem Entstehen von Überhangmandaten leben. Allerdings muss gerade heute damit gerechnet werden, dass eine größere Anzahl von Überhangmandaten entsteht – und das genau diese die Wahl letztendlich entscheiden können.

Ich persönlich sehe noch keine eindeutige Mehrheit für Schwarz-Gelb und halte ein Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum Schluss für möglich. Lassen wir uns überraschen!

WIR haben die Kraft

Es klingt wie eine ‚Erweiterung’ von Obamas „Yes, we can“! Ja, wir können (es), (denn) wir haben die Kraft. Auch so kann sich eine Partei und ihre Spitze über das Unterbewusstsein des Wählers der Wahlslogans erfolgreicher Kandidaten bedienen. Oder?

Andererseits ließe sich dieses „WIR haben die Kraft“ pseudoreligiös (dem C im Parteinamen gerechtwerdend) mit „ …und die Macht und die Herrlichkeit. – in Ewigkeit. Amen.“ ergänzen.

Der göttliche Funke ist es trotzdem nicht gerade, der hier überzuspringen scheint. Und da es so ein Wischi-Waschi-Sprüchlein ist, wurde inzwischen für Spott und satirische Überzeichnungen genug gesorgt.

CDU: WIR haben die Kraft ...

CDU: WIR haben die Kraft ...

Genug zur Bundestagswahl 2009 meinerseits. Wer nicht zur Wahl geht, erspart dem Steuerzahler Geld, die ansonsten für seine Stimme als Wahlkampfkostenerstattung an die gewählte Partei geht. Ich werde trotzdem zu Wahl gehen … Es ist immerhin eine der wenigen Rechte, die ich als Bundesbürger habe.

Möge die Macht Kraft mit Dir Euch sein!

Wegbereiter der Finanzkrise

Zunächst ist der Liberalismus nichts Negatives. Im Zentrum der politischen Philosophie des Liberalismus steht das Individuum, dessen Freiheit zu sichern und zu verteidigen die oberste Aufgabe des Staates sei. Daher lehnt die FDP als deutsche liberale Partei u.a. den großen Lauschangriff, flächendeckender Videoüberwachung und den biometrischen Reisepass ab. Auf wirtschaftlichem Gebiet fordert die FDP eine Entbürokratisierung der Wirtschaft mit dem Ziel, das Wachstum zu fördern und dadurch Arbeitsplätze zu schaffen.

Das klingt alles zunächst sehr gut. Ich denke da an den Anfang der FDP und Theodor Heuss, der BRD erster Bundespräsident. Namen wie Hildegard Hamm-Brücher, Gerhart Baum und Burkhard Hirsch stehen für einen freiheitlichen Liberalismus.

Dann kamen die Bange-, Hauss- und Möllemänner und lehrten den Deutschen das Gruseln. Und heutigen Tags hat die FDP in Guido Westerwelle den großen Vorturner, die Ein-Mann-Show, neben der jede andere Personalie bei den freien Demokraten verblasst (mir fällt nur noch der Name Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, aber auch nur des Namens wegen).

Wahlkampf mit Guido Westerwelle

Laissez-faire heißt übersetzt „lasst machen“ im Sinne von „einfach laufen lassen“. Es ist vor allem der Grundsatz liberaler Wirtschaftspolitik. Man vertraut dabei auf die Selbstheilungskräfte des Marktes, wenn z.B. etwas aus dem Ruder läuft. So wenig Staat wie möglich, der Markt reguliert sich schon selbst. Für mich beinhaltet dieses „Laissez-faire“ die Philosophie, die den Finanzmarkt und damit fast die gesamte Wirtschaft in die Krise führte. Hier ist etwas den Bach hinuntergegangen, was sich nicht mehr selbst zu heilen verstand: Der Liberalismus als Wegbereiter der Krise.

Und vorn weg, das Banner tragend: Guido Westerwelle. Ob ihm bewusst ist, dass seine Art des wirtschaftlichen Denkens solche Krisen begünstigt? Ohne den Eingriff des Staates hätte der Finanzsektor jegliche Kontrolle über sich verloren.

Und einer solchen Partei und ihrem Fraktions- und Parteivorsitzenden soll ich bei dieser Bundestagswahl meine Stimme geben? Nein, danke, Herr Westerwelle. Sie mögen propagieren, dass sich Arbeit wieder lohnen muss. Nur welche und für wen? Bestimmt nicht die von Millionen Arbeitnehmern, denen sie in sozialer Hinsicht nur die kalte Schulter zeigen (selbst Seehofer, CSU, bezeichnet die FDP als „Partei der Kälte“, wenn auch aus wahlpolitischem Kalkül).

Sie haben gut reden, Herr Westerwelle. Aber viel mehr als Gemeinplätze sind es leider nicht. Sollten Sie wirklich ‚an die Macht’ kommen, dann würde mich jetzt schon interessieren, welches politische Amt Sie übernehmen werden, in dem sie endlich auch Verantwortung zeigen müssten. Ich hoffe, es kommt nicht soweit.

siehe auch Extra3: Guido Westerwelle Hymne

und siehe auch meine Beiträge zur BTW 2005: Westerwelle – der historische IrrtumWesterwelles TurnübungenWesterwelle auf WahltourGuido und die drei Könige