Kategorie-Archiv: Ry Cooder

Ry Cooder, der Meister der Slide-Gitarre

Zu den Wurzeln des Blues

Mit einer Exkursion in den Bereich der Weltmusik möchte ich meine Beitragsreihe zu Ry Cooder für heute (vorerst) beenden. Ry Cooder ist für mich nicht nur einer der größten Gitarristen, Bewunderung verdient er besonders dadurch, weil er sich abseits des musikalischen Mainstreams der traditionellen Musik Nordamerikas angenommen hat.

So ist auch das Zusammenspiel zwischen Ry Cooder und Ali Farka Touré aus Mali als eine Rückkehr zu den Wurzeln einer der Richtungen der klassischen Musik Amerikas, dem Blues, zu betrachten. Als sich beide vor Jahren trafen, kristallisierte sich in Gesprächen bei beiden Gitarristen die Idee heraus, die Wurzeln bis zum Ansatz zurück zu verfolgen. Resultat ist ein 1994 erschienenes Album mit zeitlosen Kompositionen, deren Vocal-Parts in vier verschiedenen Sprachen (Tamasheck, Songbau, Bambara und Paul) verfasst wurden. Diese vier afrikanischen Sprachstämme sind zugleich die Muttersprachen der Völker, die von Sklavenhändlern einst in das Land der ‚Freiheiten und unbegrenzten Möglichkeiten‘ verschleppt wurden.

Ali Farka Touré & Ry Cooder: Talking Timbuktu

Das gemeinsame Projekt „Talking Timbuktu“ ist eine gelungene Mischung aus klassischen Black-Blues und den folkloristischen Elementen Malis. Interessant ist dabei die instrumentale Mischung aus Gitarre, Percussion und Njarka (einer Art Fidel), ganz besonders die so typische Stimme von Ali Farka Touré, die den Liedern ein ganz besonderes Flair einhaucht. Daraus ist auch deutlich der für Mali typische starke arabische Einfluss zu hören. 1995 bekam die Scheibe „Talking Timbuktu“ den Grammy als Best World Music Album.

Track listing:

1. Bonde
2. Soukora
3. Gomni
4. Sega
5. Amandrai
6. Lasidan
7. Keito
8. Banga
9. Ai Du
10. Diaraby

Hier einige kleine Ausschnitte aus mehreren Stücken des Albums: 2. Soukora – 3. Gomni – 5. Amandrai – 6. Lasidan – 9. Ai Du (jeweils rd. 30 Sekunden lang):


Ali Farka Touré & Ry Cooder: Ausschnitte aus „Talking Timbuktu“ (1994)

weitere Musiksampler aus: „Talking Timbuktu“

siehe hierzu auch meinen Beitrag: Desert Blues – Musikprojekt aus Mali

Ry Cooder als Gastmusiker bei Eric Clapton

Nein, die Wege von Ry Cooder und Eric Clapton kreuzen sich nicht erneut. Es ist über 25 Jahre her, dass sich beide zu der Aufnahme eines Albums von Eric Clapton getroffen hatten: Money and Cigarettes aus dem Jahre 1983.

Leider beschränkte sich die Zusammenarbeit der beiden Gitarristen aufs Musikstudio; es gibt meines Wissens also keine Aufnahmen von Live-Auftritten. Trotzdem möchte ich dieses Zusammentreffen nicht unerwähnt lassen, zumal ich neben dem 1981 erschienenen Clapton-Album Another Ticket eben auch diese 1983 veröffentlichte Scheibe besitze.

Ry Cooder ist immer wieder als Gastmusiker in Erscheinung getreten und spielte so u.a. mit den Rolling Stones (Love in Vain, Sister Morphine), Van Morrison (Full Force Gale), Randy Newman, Steve Ripley (The Tractors), John Lee Hooker u.a. Nebenbei schrieb Ry Cooder die Musik zu rund 20 Filmen.

Aber zurück zur Zusammenarbeit von Cooder und Clapton. Hier zunächst über amazon.de Hörbeispiele zu Money and Cigarettes

Track listing
1. „Everybody Oughta Make A Change“ (Sleepy John Estes) – 3.16
2. „The Shape You’re In“ (Clapton) – 4.08
3. „Ain’t Going Down“ (Clapton) – 4.01
4. „I’ve Got A Rock ‚N‘ Roll Heart“ (Steve Diamond, Troy Seals, Tony Seals, Eddie Setzer) – 3.13
5. „Man Overboard“ (Clapton) – 3.45
6. „Pretty Girl“ (Clapton) – 5.29
7. „Man In Love“ (Clapton) – 2.46
8. „Crosscut Saw“ (R.G. Ford) – 3.30
9. „Slow Down Linda“ (Clapton) – 4.14
10. „Crazy Country Hop“ (Johnny Otis) – 2.46

Produced by : Tim Dowel

Musicians :
· Eric Clapton – slide guitar, electric guitar, vocals
· Ry Cooder – slide guitar, electric guitar
· Donald „Duck“ Dunn – bass
· Roger Hawkins – drums
· Albert Lee – keyboards, acoustic guitar, electric guitar, vocals
· John Sambataro – background vocals
· Chuck Kirkpatrick – background vocals

Hier auch noch ein Titel in voller Länge:


Eric Clapton – Pretty Girl

Das erste Stück des Albums „Everybody Ought to Make a Change“ spielte Eric Clapton am 20. September 1983 live in der Royal Albert Hall in London beim ARMS Wohltätigkeitskonzert. Mit ihm traten viele weitere Größen der Rockmusik auf, u.a. die Stones Bill Wyman und Charlie Watts sowie Chris Stainton, Stevie Winwood, Andy Fairweather-Low, und Ray Cooper (der Perkussionist, nicht Ry Cooder).

Clapton spielt hier die Slide-Gitarre. Vergleicht man seinen Stil mit dem von Ry Cooder, dann wird wohl auch dem Laien klar, warum man Cooder (und nicht Clapton) zu den weltbesten Slide-Gitarristen zählt, oder?


Eric Clapton -„Everybody Oughta Change Sometime“ 1983

Nachtrag zur Grammy-Verleihung 2009

Bei der Grammy-Verleihung 2009 sahnten das Duo Robert Plant (genau der Led Zeppelin-Sänger) & Alison Krauss sowie die Gruppe Coldplay wohl am meisten ab.

Ich bin kein großer Freund von Preisverleihungen und richte bestimmt nicht meinen Geschmack danach aus, obwohl ich mich damals 1989 schon gefreut habe, als Jethro Tull auch einmal einen Grammy bekam (was ich aber erst viel später erfuhr). Und so geht eine entsprechende Grammy-Verleihung eigentlich von mir unbeachtet vorbei.

Aber wie bereits 2008 als Joan Armatrading (Bestes zeitgenössisches Blues-Album), Tom Waits und Ry Cooder (beide: Bestes zeitgenössisches Folk-/Americana-Album), Musiker, die ich sehr schätze, für einen Grammy nominiert waren, wenn auch nicht gewannen, so gab es auch bei der diesjährigen Verleihung zwei Preisanwärter, die mich interessieren.

Im ersten Fall gab es sogar einen Grammy in der Kategorie: Beste Darbietung eines Rockinstrumentals (Best Rock Instrumental Performance): für „Peaches En Regalia“ (siehe Videos bei youtube) von Zappa Plays Zappa. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das der Sohn von Frank Zappa, Dweezil Zappa, leitet und an dem u.a. Musiker wie Steve Vai, Terry Bozzio, Napoleon Murphy Brock u.a. beteiligt sind. Richtig müsste es dann „Dweezil Zappa plays Frank Zappa“ heißen.

Grammy 2009 für (Dweezil) Zappa plays (Frank) Zappa
Dweezil Zappa in der Mitte

Die andere Nominierung war wie ein Jahr zuvor wieder in der Kategorie Bestes zeitgenössisches Folk-/Americana-Album (Best Contemporary Folk/Americana Album) und wieder für Ry Cooder, diesmal für das Album ”I, Flathead”. Ry Cooder, in diesem Blog öfter schon erwähnt, hat bereits mehrere Grammys in der Vitrine zu Hause stehen. Diesmal klappte es allerdings wieder nicht. Das Album „Raising Sand“ von Robert Plant & Alison Krauss, das auch in anderen Kategorien erfolgreich war gewann diesen Grammy.

A flathead one more time

Three o’clock, thismorning, I woke up in a dream.
Thought I heard a flathead motor roar, I thought I smelled gasoline.
A feeling came upon me, that I ain’t had in years.
Something like a hot dry wind, whistling past my ears.
Saying „time, time, time is all you got“.
There’s a memory that’s still burning, way down in my mind.
And that’s why, I’m going out and trying, a flathead one more time.

I ain’t seen my racing buddies in thirty years, or more.
One by one I lost them, out on the dry leaf floor.
We learnt to push those flathead cars as hard as they could go.
Just like old Whiskey Bob, down on Thunder Road.
I hear their voices calling, just accross the finish line.
And that’s why, I’m going out and trying, a flathead one more time.

I’ll get back to you baby, don’t you have no fear.
‚Cos I been there, and I wrecked that, and baby I’m still here.
But I can’t take you with me, when I cross the finish line.
And that’s why, I’m going out and trying, a flathead, one, more, time.

Time, time, time is all you got.

Ein Rennfahrer, ein Mann aus dem Weltraum und ein Mädchen aus Trona, Kalifornien. Mit „I, Flathead“ vollendet RY COODER seine Kalifornien-Trilogie, die er mit „Chavez Ravine“ (2005) begann und „My Name Is Buddy“ (2007) fortführte. Und wieder überrascht der findige Songwriter auf 14 Songs mit einer Fülle von Ideen und einem atmosphärenstarken Gemisch aus Folk, Blues, Mariachi, Western & Country, Rock’n’Roll und Pop.

Hatte „Chávez Ravine“ vom Verlust der Geschichte und der Heimat erzählt und „My Name Is Buddy“ von Solidarität und Zusammenhalt berichtet, beschreibt „I, Flathead“ den Aufbruch der amerikanischen Nachkriegsgeneration in etwas ganz Neues. Eine Do It Yourself-Kultur von Außenseitern, die sich aus alten Kriegsmaterialien sagenhafte Rennmaschinen für den Geschwindigkeitsrausch auf den Salzseen zusammenbasteln und in eine scheinbar grenzenlose Zukunft blicken. Die Songs des Albums sind die Songs Kash Buks, des hartgesottenen Salzebenen-Rennfahrers und Bandleaders, der zugleich die erzählende Hauptfigur der Story ist. Er wird begleitet von seiner Band The Klowns, der 17-jährigen Roxanne und Kashs außerirdischen Kumpel Shakey. Dazu gehört dann noch eine ganze Reihe von Freunden, Feinden, Verliebten und Dragster-Fans, die die Story bevölkern. Sie alle stammen aus RY COODERS Novelle „I, Flathead“, die der streng limitierten Luxus-Edition von „I, Flathead“ praktischerweise beigefügt ist. In dieser errichtet COODER ein Universum, in dem „eigenartige Leute die Norm sind“ und sich aus Science-Fiction- und Motorsport-Magazinen rekrutieren.

Aus: Cooders Biografie bei warnermusic.de

Zum Schluss des Albums, in dem Song „5000 Country Music Songs“ wird endgültig deutlich, dass ein Mann auf ein Leben zurückblickt, dessen Hoffnungen und Träumen in der Desillusion enden. Die besteht aus einem Trailer als Wohnung, zwei verrosteten Cadillacs und ein paar Tausend Liedern, die kein Mensch in der Country-Zentrale Nashville haben will.


Ry Cooder – Waitin‘ For Some Girl

Hörbeispiele bei amazon.de

Jagger/Cooder/Hopkins/Watts/Wyman: Blow With Ry (1969)

Als Studiomusiker begleitete Ry Cooder unter anderen Künstler wie Gordon Lightfoot, die Rolling Stones (Love in Vain (Ry spielt hier im Mittelstück die Mandoline), Sister Morphine (Ry spielt Slidegitarre)), Eric Clapton, Van Morrison usw. Es war das Jahr 1969, als sich die Stones zu ihren „Let it Bleed“-Sessions (das Album enthält u.a. „Love in Vain“) trafen. Und in einer lauen Nacht im Mai ’69 warteten die ROLLING STONES im Aufnahmestudio auf ihren Leadgitarristen. So begannen die 3/5 Stones (Mick Jagger, Bill Wyman und Charlie Watts) zusammen mit den Gästen Nicky Hopkins und Ry Cooder draufloszujammen, während der Toningenieur das Ganze auf Bandmaterial festhielt. An eine Veröffentlichung des Materials war eigentlich nie gedacht. 1972 kamen die Aufnahmen als „Jamming With Edward“ dann doch in die Läden, jedoch zu einem weitaus geringeren Preis aufgrund der Tatsache, dass „Edward“ eben keine sauber eingespielte Studioplatte war.

Man kann sich natürlich über den Wert einer solchen Scheibe streiten. Wahrscheinlich ist der musikgeschichtliche Wert größer als der Hörgenuss. Immerhin vermittelt „Edward“ dem Hörer ein Gefühl von Studio-Arbeit, was eine korrekt produzierte Platte natürlich nicht bietet.

Ich selbst bin kein allzu großer Fan der Stones und habe sie nur einmal (ich denke es war 1980) live im Niedersachsen-Stadion von Hannover gesehen. Umgehauen hat mich das damals nicht. Aber als Fan von Ry Cooder möchte ich zumindest einen Ausschnitt aus dieser Jammerei (sic!?) vorstellen:


Jagger/Cooder/Hopkins/Watts/Wyman: Blow With Ry (1969)

Siehe hierzu den totalen Verriss der Scheibe bei intro.de

Meine 10 größten Gitarristen der Rockmusik: Ry Cooder

Zu Ry Cooder habe ich mich bereits in mehreren Beiträgen (Ry Cooder: Stand by MeAnother Record by Ry Cooder: Three Chords and the TruthBuena Vista Social Club) geäußert und dabei besonders auf seine Verdienste um die traditionelle amerikanische Musik verwiesen.

Heute möchte ich den Gitarristen Ry Cooder würdigen. Wenn das Rolling Stone-Magazin ihn an 8. Stelle unten den besten Gitarristen aller Zeiten führt, dann muss schon etwas an ihm dran sein, das andere Gitarristen nicht aufzuweisen haben. Er ist mit Sicherheit einer, wenn nicht gar der beste Slide-Gitarrist der Blues- und Rockmusik und hat im Laufe der Jahre auch immer wieder als Studiomusiker mit anderen großen Musikern zusammen gespielt (von den Stones über Clapton bis hin zu Captain Beefheart). Technisch ist Cooder eine Klasse für sich.

Ry Cooder

In Europa ist Ry Cooder (ähnlich wie David Lindley, mit dem er auch lange Zeit zusammenspielte) ziemlich unbekannt geblieben, was sicherlich mit seiner Musik zu tun hat. Cooder hat sich immer wieder aus dem breiten Spektrum amerikanischer Musik bedient und dabei wenig auf bestehende Trends geachtet. In Deutschland ist er allerdings durch seine Zusammenarbeit mit dem Filmregisseur Wim Wenders bekannt geworden; u.a. schrieb Ry Cooder die Filmmusik zu „Paris, Texas“ (1984) – hier die Eingangssequenz zu dem Film.

Die bekanntesten Alben von Ry Cooder sind „Chicken Skin Music“ (1976), „Bop till you Drop“ (1979), das überhaupt erste digital aufgenommene Album der Rockgeschichte, und „Get Rhythm“ (1987).

Von zuletzt genannten Album hier der Titelsong:


Ry Cooder: Get Rhythm

Fans von Johnny Cash werden es gleich gemerkt haben. Das Lied stammt aus dessen Feder. Ry Cooder hat zwar viele Lieder selbst geschrieben, aber er hat sich – wie bereits erwähnt –auch immer wieder bei anderen Autoren bedient (von Elvis über Chuck Berry bis eben hin zu Johnny Cash). Die gecoverten Versionen klingen dabei aber immer typisch wie Ry Cooder (und sind nach meiner Meinung oft auch besser als die Originale).

Hier zum Vergleich (bei youtube zu finden) die Originalversion Johnny Cash – Get Rhythm aus dem Jahre 1956 und eine neuere Fassung mit Martin Del Ray.

1992 gründete Ry Cooder mit John Hiatt (Gesang, Gitarre, Klavier), Nick Lowe (Bass) und Jim Keltner (Schlagzeug) die Gruppe Little Village, die sich aber (wie bei anderen Gruppen dieser Art: Supergroups genannt) schnell wieder trennten. Jim Keltner hatte aber bereits viele Jahre zuvor mit Cooder zusammengearbeitet (u.a. auf den drei oben genannten Alben). Auch diese Gruppe blieb in Europa ziemlich unbekannt. Hier ein Video mit Little Village:


Little Village – She Runs Hot (Live)

Eine Zeitlang arbeitete Ry Cooder mit Musikern aus anderen Kulturen zusammen, so aus Indien, Nordafrika und Südamerika, zum Beispiel mit Ali Farka Touré aus Mali. Für seine Arbeit mit dem indischen Gitarristen Vishwa Mohan Bhatt erhielt er 1994 einen Grammy, übrigens nicht der einzigste (6 Grammys hat Cooder inzwischen in seiner Sammlung).

Zuletzt zwei weitere Videos (ebenfalls bei youtube zu finden) mit Ry Cooder, die uns das besondere Spiel Cooders auf der Slide-Gitarre aufzeigen. Bemerkenswert finde ich die Begleitung, zum einen Flaco Jimenez mit dem Akkordeon, dann die schwarzen Sänger (u.a. Bobby King), die etwas ‚abgerissen’ aussehen, so als hätte Cooder sie soeben auf der Straße aufgelesen, die aber durch ihren Gesang beeindrucken.


Ry Cooder : At The Dark End Of The Street


Ry Cooder – How Can A Poor Man Stand Such Times And Live

Buena Vista Social Club

Im Jahre 1996 reiste der US-Gitarrist Ry Cooder nach Kuba, um mit afrikanischen Musikern eine Platte aufzunehmen. Als die Band nicht wie verabredet erschien, suchte Cooder Ersatz – und entdeckte einige alte kubanische Musiker-Legenden. Obwohl die alle längst im Rentenalter waren, überredete Cooder sie, eine Platte aufzunehmen. Ein Jahr später erschien die Platte unter dem Namen Buena Vista Social Club: Compay Segundo (1907 – 2003), Rubén González (1919 – 2003), Ibrahím Ferrer (1927 – 2005) und andere „Supergroßväter“ spielten den „Son“, die kubanische Musik.

Zwei Jahre später reiste Ry Cooder zusammen mit dem Regisseur Wim Wenders wiederum nach Kuba, um ein Album mit dem Sänger Ibrahím Ferrer aufzunehmen. Dabei entstand die gleichnamige filmische Dokumentation, die nun am Samstag, den 19. April um 20 Uhr 15 bei Bayern3 (BR) wiederholt wird.

Ry Cooder habe ich hier schon öfter vorgestellt (Ry Cooder: Stand by Me und Another Record by Ry Cooder: Three Chords and the Truth). Er gilt als einer der weltbesten Slide-Gitarristen und hat sich besonders durch Filmmusiken einen Namen gemacht (u.a. für den Wim Wenders-Film Paris, Texas). Bedeutsam ist aber vor allem sein Einsatz für Musiktraditionen, wobei er sich besonders der im Amerikanischen verwurzelten Musik wie Country, Calypso, Gospel, Salsa, dem Ragtime und der hawaiischen Musik gewidmet hat (mehr zu Ry Cooder selbst später).

Hier nun zwei Filmausschnitte. Der erste zeigt neben einem Live-Auftritt Ry Cooder mit seinem Sohn, Joachim, der übrigens als Schlagzeuger mitwirkte, auf der Fahrt durch Havanna auf einem Motorrad mit Beiwagen. Der zweite Ausschnitt ist ebenfalls ein Live-Auftritt:


Buena Vista Social Club – Chan Chan (1998)


Buena Vista Social Club – Candela

Another Record by Ry Cooder: Three Chords and the Truth

Wer ins Alter kommt, der beginnt Denkmäler zu bauen – meist für sich selbst. Ry Cooder, der Musiker und Musikethnologe, ist nun auch schon 60 Jahre alt. Aber die Denkmäler, die er baut, sind die für andere. Was die Gebrüder Grimm für die deutsche Märchenwelt waren, das ist Ry Cooder für die amerikanische Musiktradition. Er zeichnet auf, und da er so nebenbei noch ein außergewöhnlicher Musiker ist, entstehen Musikalben, die es in sich haben.

Zurück in seiner Heimatstadt Los Angeles erzählte Cooder in seinem 2005 erschienenen Album „Chávez Ravine“ die Geschichte des gleichnamigen mexikanischen Viertels, das in den 50er Jahren in der L.A. Hillside blühte – und Stadtplanern und ihren Bulldozern weichen musste. Heute steht dort das Stadion der „Dodgers“. Es ist ein Konzeptalbum über klassische L.A./Hispanic/Pachuco-Legenden um Not, Korruption, Politik, die ‚Rote Gefahr‘, groß und klein, Nachbarschaft gegen große Companys – alles auf einmal.

Pünktlich zu Weihnachten jetzt sein neuestes Album: My Name Is Buddy mit dem Untertitel „Another Record by Ry Cooder“. Es ist wieder ein Konzeptalbum geworden und eine Fabel besonderen Ausmaßes: Buddy, die Katze, und Lefty, die Maus (oder Ratte, wie man es nimmt) werden Freunde – und anhand dieser beiden werden die Geschichten der Arbeiter und der Armen Amerikas erzählt, die ansonsten langsam dem Vergessen anheim fallen würden. Nur soviel: Es ist eine komisch-ernste und traurig-fröhliche Geschichte. Schon allein die Texte sind ein Geniestreich von Ry Cooder. Alles weitere wird in zahlreichen Rezensionen näher erläutert: [1] [2] [3] [4]

Ry Cooder

Komme und bleibe ich bei der Musik: Ry Cooder ist nach diversen Ausflügen in die Weltmusik in seine Heimat zurückgekehrt: das Amerika des Folks und des Bluegrass, des Blues und des Rocks. Aber Cooder wäre nicht Cooder, würde er das neue Album nicht auch mit musikalischen Exkursionen wie TexMex, Pop-Soul-Gospel oder Jazz schmücken. Alles in allem sind es scheinbar „alte“ Songs aus einem Repertoire, das Cooder Zeit seines Lebens faszinierte. Aus der Feder Ry Cooders werden die Lieder allerdings zu einer „Modern Folk Music“ von seiner besten Seite.

Der Blues-Heroe Pops Staples meinte einmal über Ry Cooder: “Immer, wenn ich ihn höre, bekomme ich eine Gänsehaut. Er gräbt einen alten Song aus, den meine Eltern mir einst beibrachten, und ich habe das Gefühl, die Zeit dreht sich zurück.”

Und anderswo las ich über Cooder: „Seine Saitenarbeit weist alle anderen Gitarristen in die Schranken und ist dabei so unauffällig, dass es schon unverschämt ist.“ Dem kann ich mich nur anschließen. Für mich ist Ry Cooder einer der größten Gitarristen dieser Welt. Seine Musik ein Bestandteil meines Lebens. Und schön ist es zu wissen, dass es mit ihm auch noch den ‚anderen‘ US-Amerikaner gibt.

Da Weihnachten vor der Türe steht, hier das Lied „Christmas in Southgate“, in dem es aber u.a. heißt: „I’d even give up drinking whiskey and gin – If Jesus and Santa ever get back down to Southgate again“, ein Lied in einem 3/4-Takt, selbst für Cooder eher ungewöhnlich:


Ry Cooder: Christmas in Southgate

Lyrics mit Akkord-Angaben (zum geneigten Mitklampfen): My Name is Buddy

siehe auch meinen Beitrag: Ry Cooder: Stand by Me

Ry Cooder: Stand by Me

Ry Cooder ist bekannt geworden durch die Filmmusik u.a. zu Wim Wenders‘ ‚Paris, Texas‘ und natürlich durch ‚Buena Vista Social Club‘, als sich der Gitarrist Ry Cooder mit ins Alter gekommenen kubanischen Son-Musikern traf, um ein Album aufzunehmen, das dann weltweit Aufsehen erregte, sodass die alten Herren sogar bis nach Europa auf Tournee gehen mussten.

Cooder hatte immer schon ein Faible für traditionelle Musik. So hat er nicht nur mit den alten Herren aus Kuba zusammen gespielt, sondern auch mit Musikern von Hawaii, mit vielen Bluesgrößen und auch mit Künstlern aus dem spanisch-sprechenden Raum wie Mexiko usw.

    Ry Cooder

Chicken Skin Music ist ein Album aus dem Jahre 1976, also 30 Jahre alt. Aber die Musik hat auch heute noch etwas unerhört Frisches und Lebendiges, sodass man (auf jeden Fall: ich) eine Gänsehaut bekommt, wenn man die Lieder hört. ‚Stand by Me‘ hat selbst Ry Cooder in unterschiedlichsten Versionen aufgenommen. Hier ist eine Art Gospel-Version, wie Cooder es selbst beschreibt (u.a. mit Flaco Jimenez, Akkordion):