In jungen Jahren (das sind inzwischen über 35 Jahre her) war ich ein regelmäßiger Leser der ‚pardon‚, dem Satiremagazin in Deutschland West. In Deutschland Ost gab es dafür den ‚Eulenspiegel‚. Irgendwann war dann mit der ‚pardon‘ Schluss. Dafür kam dann ‚Titanic‚. Aber da war mir das Leben Satire genug (nur Ende 1989, als ich für einige Tage in Sachsen weilte, kam ich nicht umhin, einmal den ‚Eulenspiegel‘ zu kaufen).
Ende des letzten Jahres nun, ich schlenderte gedankenversunken durch den Zeitschriftenladen am S-Bahnhof Sternschanze in Hamburg, da fiel mein Blick auf eine Zeitschrift mit gelben Teufelchen, das seinen Hut lüftet. Die ‚pardon‘ war wiederauferstanden! Obwohl – ich weiß, ich wiederhole mich – das Leben auch jetzt noch Satire genug für mich war, konnte ich mich nicht genug zusammenreißen, um von einem Kauf des altbekannten Blattes abzulassen.
Bisschen dünn war die ‚pardon‘ schon geworden. Und, wie ich in der Zeit danach feststellen musste, auch auf wackeligen Beinen. Aber immer, wenn ich dachte, das war ’s wohl wieder, da fand ich unter anderen Remittenden auch mein geliebtes Satireblättchen von damals wieder – inzwischen im Format leicht geschrumpft, dafür aber handlicher, im Erscheinen ziemlich unregelmäßig.
Mein Interesse war nun geweckt (obwohl mir das Leben Satire usw.) und ich wagte es sporadisch, auch die anderen Blätter des deutschen Satirewaldes (Wald ist natürlich mehr als übertrieben) käuflich zu erwerben.
Ich kann also einen Vergleich anstellen:
Mit über 150.000 gedruckten Exemplaren ist der ‚Eulenspiegel‘ wohl das meistverbreitete Magazin, zu etwa 80 % allerdings, wie sollte es anders sein, in Deutschlands Osten. Und entsprechend spricht das Blatt in erster Linie unsere Mitmenschen östlich der Elbe an. Vielleicht ist der ‚Eulenspiegel‘ etwas bieder aufgemacht, aber der Wortwitz einiger Artikel hat mich doch zum Lachen gebracht.
‚Titanic‘ ist auch etwas dünn im Umfang, die Titelseiten für meinen Geschmack reichlich überzogen (Helmut Kohl nach einer Arschbombe Verursacher der Flutkatastrophe in Asien oder der Papst und die Frage, ob er zu faul zum Sterben wäre). Inhaltlich gibt es dann aber viel Wahlverwandtschaft mit der ‚pardon‘.
Und die ‚pardon‘? Alte Liebe rostet bekanntlich nicht. Obwohl das Magazin meiner Meinung nach die alte Schärfe nicht ganz erreicht (und die Anbiederungen bei den Lesern fehl am Platze sind), kann ich meine Sympathie nicht ganz verbergen. Vom Niveau her ähnelt die ‚pardon‘ der ‚Titanic‘.
Ich gönne der ‚pardon‘ weiterhin viele Leser und hoffe, dass die Macher den Mut nicht verlieren, das Blatt am Leben zu erhalten (in heutigen Tagen, da einem das Leben Satire genug ist, ein schwieriges Unterfangen – rein wirtschaftlich betrachtet). Dem ‚Eulenspiegel‘ wird dagegen so schnell die Luft nicht ausgehen (die Menschen im Osten haben leider weiterhin nicht viel zu lachen). Und die ‚Titanic‘ weiß sich schon mit ätzenden Titelseiten zu behaupten. Welches Blatt nun das ultimativ beste ist, ist vom interessierten Leser abhängig (Geschmackssache). Ich fand in allen dreien Schmackhaftes.