Archiv für den Monat: November 2009

Emma, John & James

Die Parallelen zwischen der britischen Fernsehserie Mit Schirm, Charme und Melone (The Avengers) und den 1962 beginnenden James Bond-Filmen ist offensichtlich. In beiden Fällen stehen Geheimagenten im Mittelpunkt. Sowohl John Steed und Emma Peel, die Protagonisten bei „Mit Schirm, Charme und Melone“, als auch James Bond sind das, was man Kunstfiguren nennt. Jede Ähnlichkeit mit der Wirklichkeit wäre mehr als zufällig. Aber genau das ist es, was sie zu zeitlosen Helden macht. Sie sind zwar keine Superhelden wie Batman, Superman, Spiderman und wie sie alle heißen, aber im Grunde sind sie unschlagbar, auch wenn sie oft genug in brenzlige Situationen geraten. Durch ihre Intelligenz und ihren Spürsinn, durch ihren Charme und ihre ‚Schlagfertigkeit’ wissen sie sich immer zu helfen. Und alle drei sind very british (was James Bond anbelangt zumindest bis zu den Filmen des Jahres 2002, zuletzt mit Pierce Brosnan in der Titelrolle; Daniel Craig ab 2006 verkörpert vielleicht einen realistischeren Titelhelden, ist aber nicht mehr der Bond, den besonders Sean Connery unübertroffen verkörpert hat).

Natürlich unterscheiden sich beide Filmreihen auch in vielen Details, ein besonders wichtiges: James Bond ist ein Einzelkämpfer, Frauen sind im Wesentlichen Sexobjekt oder in Einzelfällen Gegnerin (z.B. Sophie Marceau als Elektra King in Die Welt ist nicht genug). In „Mit Schirm, Charme und Melone“ sind John Steed und Emma Peel gleichrangig. Beide ergänzen sich auf ungewöhnliche Weise. Die Frage ist, ob beide auch ein Paar sind. Dafür gibt es viele Andeutungen, aber keinen eindeutigen Beweis. Für John Steed ist Emma Peel immer „Mrs. Peel“, während sie ihn eigentlich immer mit „Steed“ anspricht. Aber gerade aus dieser Ungewissheit entsteht eine gewisse Spannung, die über alle Folgen hindurch anhält. Sex als solches ist in dieser Reihe ansonsten eher verpönt.

Es war dann wohl nur eine Frage der Zeit, wann die Schauspieler Diana Rigg (Emma Peel) und Patrick Macnee (John Steed) auch einmal in James Bond-Filmen auftauchten. In Im Geheimdienst Ihrer Majestät (On Her Majesty’s Secret Service) aus dem Jahre 1969 – George Lazenby spielte hier zum ersten und letzten Mal den James Bond, bevor Roger Moore die Rolle übernahm – sehen wir Diana Rigg als Comtessa Teresa ‚Tracy‘ di Vincenzo. Sie wird in diesem Film Mrs. Bond. Allerdings ist das Glück nur von kurzer Dauer:Auf dem Weg in die Flitterwochen, als sie stoppen, um die Blumendekoration am Wagen zu entfernen, wird die Braut aus einem fahrenden Wagen heraus erschossen.


u.a. Diana Rigg im Bond-Film: On Her Majesty’s Secret Service (1969)

Diana Rigg & George Lazenby in James Bond: Im Geheimdienst ihrer Majestät

Roger Moore & Patrick Macnee in James Bond: Im Angesicht des Todes

Diana Rigg & George Lazenby in James Bond: Im Geheimdienst ihrer Majestät

Roger Moore & Patrick Macnee in James Bond: Im Angesicht des Todes

Patrick Macnee sehen wir in einem Bond-Film aus dem Jahre 1985 mit Roger Moore in der Titelrolle: Im Angesicht des Todes (A View to a Kill). Patrick Macnee spielt hier Sir Godfrey Tibbett, einen MI6-Mitarbeiter, der sich als Bonds Chauffeur ausgibt. Diesmal ist es kein grüner Bentley aus dem Jahre 1926 wie in der TV-Serie, den Macnee fährt, sondern ein Rolls Royce Silver Cloud. Wie Diana Rigg so muss auch Patrick Macnee alias Tibbett sterben, er wird erwürgt.

Roger Moore schlug Patrick Macnee für die Rolle des Tibbett vor; beide kannten sich aus dem TV-Film „Sherlock Holmes in New York“ aus dem Jahre 1976. Roger Moore spielte damals den großen Detektiven, Macnee seinen Assistenten Dr. Watson.


James Bond – Im Angesicht des Todes (A View To A Kill) 1985 Trailer

Entsteht eine neue APO?

Aus der spontanen Aktion einiger Wiener Kunststudenten entwickelte sich binnen Tagen eine landesweite Protestwelle und überrollte die Politiker, die weiterhin ratlos den Problemen gegenüberstehen: In Österreich ‚brennen’ die Unis!

Die Uni brennt!

Und ähnlich wie 1968, als die Studentenbewegung von den USA ausging und sich in Deutschland eine Außerparlamentarische Opposition (APO) formierte, so breitet sich der Uni-Streik inzwischen auch bis zu uns aus.

Der Frust der Studenten ist groß. Die Studenten haben die Nase voll von überfüllten Seminaren und Hörsälen, von zu wenig Professoren, von chronisch unterfinanzierten Unis, Frontalunterricht und Leistungsdruck. Und dafür zahlen sie mancherorts auch noch Studiengebühren.

Und noch ein wesentliches Problem besteht: Es geht um die Umsetzung der so genannten Bologna-Reform – also die Umstellung auf Bachelor- und Masterabschlüsse. „Die Anzahl der Prüfungen ist hoch, sämtliche Noten gehen in den Abschluss rein. Erst einmal ins Studium reinschnuppern, das Studieren lernen – das geht nicht mehr.“ Der Studienplan sei hochgradig verschult. Nebenbei noch Geld fürs Studium zu verdienen, das sei schwer, wird beklagt.

Selbst der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Strohschneider, kritisiert „handwerkliche Fehler“ bei der Einführung der Bachelor-Studiengänge. Die Studienreform sei zu einseitig auf die Verkürzung von Studienzeiten ausgerichtet.

Der Widerstand der Studenten gegen Missstände im Bildungswesen soll nach dem Willen der Organisatoren heute einen Höhepunkt erreichen. Allein in Berlin und Köln erwarten sie jeweils 5000 Demonstranten. In Freiburg, Stuttgart und Tübingen besetzten Studenten in der Nacht Hörsäle. Nicht nur Deutschland steht heute im Zeichen des Bildungsstreiks – in Österreich und Frankreich sind ebenfalls Proteste geplant.

Entsteht jetzt eine neue APO? Ich glaube das nicht. Die Bedingungen sind heute andere als vor über 40 Jahren. Damals kamen viele weitere Gründe hinzu (Vietnamkrieg, Aufarbeitung des Konfliktes zwischen Kriegs- und Nachkriegsgeneration), die vor allem zur Politisierung der Studenten führte. Heute geht es im Wesentlichen um die Verbesserung der Studienbedingungen. Jetzt ist die Politik gefragt. Sollte diese versagen, dann könnte der heutige Protest der Hochschüler allerdings sehr schnell militante Ausmaße annehmen, die der Studentenbewegung von 1968 ähnlich kommt. Dann könnte es mehr als ein Slogan sein: Die Uni brennt!

Virtueller Copyshop für Fachbücher

Mein älterer Sohn macht im nächsten Jahr sein Abitur und will anschließend Physik studieren; sein Interesse gilt der Teilchenphysik. Fürs Studium benötigt er dann Fachliteratur, die er sich in der Universitätsbibliothek ausleihen oder im Fachhandel kaufen kann. Fachliteratur ist teuer. Ich kenne das selbst aus meiner Studienzeit. Aber mit der Ausleihe ist das so eine Sache: Die Bücher, die man dringend benötigt, sind allzu oft anderweitig ausgeliehen oder nicht im Bestand. Heute ist es immerhin schon dank elektronischer Medien (z.B. eBooks) und Internet etwas anders als zu meiner Zeit.

Hier nun setzt eine neue Geschäftsidee an: PaperC ist ein neues Webportal mit Stammsitz in Berlin. Wer sich bei PaperC anmeldet, kann aktuelle Fachbücher von der ersten bis zur letzten Seite online lesen – völlig kostenlos und ganz legal. Im erweitertem Modus kann man dann Seiten herunterladen und ausdrucken. Hierfür zahlt man dann fünf bis zehn Cent pro Kopie. So viel zahlt man auch, wenn man ein Buch in einem regulären Copyshop kopiert. PaperC ist also ein virtueller Copyshop. Außerdem kann man Textstellen auch einfach kopieren und zitieren bzw. eigene Notizen anfügen und online verwalten.

Die Frage bleibt natürlich: Finde ich hier auch die Fachbücher, die ich für mein Studium benötige?

Siehe zdf.de: Auf dem Weg zum virtuellen Copyshop

Metronom ALKOHOLFREI

Ab heute ist jeglicher Konsum von Alkohol in Zügen der metronom Eisenbahngesellschaft GmbH, die den Nahverkehr in großen Teilen Norddeutschlands bedient, verboten. Das Verbot gilt generell, d.h. Alkohol, in welchen Behältnissen auch immer, darf z.B. auch nicht zugriffsbereit transportiert werden.

metronom ALKOHOLFREI

Die metronom Eisenbahngesellschaft GmbH war vor längerer Zeit bereits Vorreiter beim Rauchverbot. Grundsätzlich kann ich Rauch- und Alkoholkonsumverbot nur begrüßen. Es war oft genug mehr als nervig, von angertrunkenen Fahrgästen belästig zu werden. Mir tun nur die armen Pendler Leid, die am Abend ihr Feierabendbierchen trinken möchten. Aber die wenige Zeit, bis sie zu Hause sind, werden diese wohl aushalten können.

siehe auch: Twitter/metronom4me

metronom4me: metronom ALKOHOLFREI – Wer dafür ist, kann sich ab sofort hier eintragen: http://www.metronom-alkoholfrei.de

Wie konnte es geschehen?

Wo soll ich noch nach weiteren Irrtümern und Fehlern suchen, die unsere jetzige Lage mit erklären können? Wir haben unsere Gegner unterschätzt und uns überschätzt. Darin liegt die Ursache unseres Untergangs. Ich aber spreche mich nach diesem Rückblick über Aufstieg und Ende unserer Partei von der Schuld frei, in meinem Gebiet der Propaganda etwas versäumt zu haben, das dieses Ende hätte verhindern können. Die einzige Waffe, die bis zum Augenblick scharf und kriegsfördernd geblieben ist, ist unsere Propaganda. Ich habe sie, d.h. die Kunst, glaubhaft zu lügen, zu einer Großmacht entwickelt. Denn wenn selbst jetzt noch breite Massen an eine Wendung zu unseren Gunsten glauben, wenn angesichts der Feinde vor Berlin und des Anflutens der feindlichen Massen von Westen her die Hoffnung auf unseren Sieg noch lebt, dann ist das der beste Beweis für die Macht einer modernen Propaganda, die der Masse alles einreden kann, selbst den Sieg in einer so hoffnungslosen Lage.

Ich gestehe, daß es mich mit Lust erfüllt hat, dieses Instrument der Massenführung zu benutzen, daß es mein Ehrgeiz war, so meisterhaft und wirkungsvoll zu lügen, daß selbst die Wahrheit das Feld räumen mußte, daß es ein köstliches Gefühl war, Macht zu besitzen und einem Volke das Gesicht zu geben, das allein von dem Gesetz meiner Lehrmeister geformt wurde: der Zweck heiligt die Mittel.

Das sind zwei Absätze aus dem Schluss eines Buches mit dem Titel: Wie konnte es geschehen?, das 1945 im Verlag Das Volk Berlin erschien und von Max Fechner herausgegeben wurde. Max Fechner (* 27. Juli 1892 in Berlin; † 13. September 1973 in Schöneiche) war später Minister für Justiz der DDR.

Der Untertitel zu diesem Buch lautet: Auszüge aus den Tagebüchern und Bekenntnissen eines Kriegsverbrechers – gemeint ist Joseph Goebbels. Goebbels war einer der führende Köpfe des Nationalsozialismus und Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda (Goebbels selbst war übrigens nicht glücklich über diese Bezeichnung; sie war ihm zu offenkundig. Hitler bestand aber auf diesen Namen).

Das kleine Buch lieh mir mein Nachbar, der pensionierte Pastor Otto K. („Otto find ich gut!“), nach einem ausführlichen Gespräch über Flucht und Vertreibung während des 2. Weltkrieges. Meine Frau und ich treffen uns öfter zum Kaffee mit Otto und seiner Lebenspartnerin. Es sind immer wieder anregende Gespräche, die wir führen.

Die in diesem Buch veröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen scheinen tatsächlich von Goebbels zu sein. Die enthaltenen Bekenntnisse sind aber wohl doch nur fiktiv. Das Buch ist 1945 im Osten Deutschlands erschienen und diente wohl der Propaganda der Sowjets, um den Menschen zu verdeutlichen, welchem sadistischen Regime sie erlegen waren.

Goebbels' Sportpalastrede 1943: Wollt Ihr den totalen Krieg?

Propaganda gegen Propaganda? Sicherlich. Ich habe die Tagebücher des Joseph Goebbels nie gelesen. Aber es ist bestimmt hoch interessant, aus dem Munde der Täter selbst zu erfahren, was sie dachten, was sie veranlasste, diesen menschenverachtenden Apparat zu installieren. Wie kein anderes Regime zuvor (und wohl auch danach) setzten die Nationalsozialisten auf Propaganda. Mit dem Radio, dem Volksempfänger (im Volksmund ‚Goebbelsschnauze’ genannt), hatten die Nazis ein Gerät, mit dem sie bis in die Wohnzimmer der Mitmenschen agitieren konnten. Und wie kein anderer verstand es Goebbels, seine Reden schlicht, aber einprägsam zu formulieren. Höhepunkt und Paradebeispiel der Rhetorik und der Propaganda ist die Rede vom 18. Februar 1943 im Berliner Sportpalast, in der er zum „Totalen Krieg“ aufrief. Für uns ist es heute kaum nachvollziehbar, wie hier ein Mann eine Masse zur ‚totalen’ Aufgabe ihres Denkens bringen konnte.

Nun das Buch enthält weitere aufschlussreiche Hinweise zum Aufstieg des Nationalsozialismus. Für das Großkapital entwickelte es sich im Jahr 1933 zu einem Zweikampf zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten, eigentlich ein Kampf in und um die Arbeiterschaft. Das Bürgertum schien auf der Strecke zu bleiben. Hier nun verstand es Hitler, Großbürgertum und Industrie zu beruhigen und damit auf seine Seite zu bringen. Es wurde ein fast völlig autarker Binnenmarkt geschaffen, der auf Rüstung setzte und damit dem Großkapital Geld und den Massen Arbeit verschaffte. Nach außen hin war die deutsche Reichsmark nur wenig wert – aber wen interessierte das schon. Alles war auf Krieg ausgerichtet. Der Beginn des 2. Weltkrieges war dann nur noch die logische Konsequenz.

Interessant ist dabei, wie die Nationalsozialisten, besonders aber Hitler, auf ihre eigene Propaganda hereingefallen sind. Je mehr Goebbels davon sprach, dass Hitler von der Vorsehung gesandt sei, um so mehr glaubte man das dann selbst. Und in diesem Glauben begann man, den Gegner, besonders Russland, zu unterschätzen. Ein verhängnisvoller Fehler, wie wir wissen. Die Schlacht um Stalingrad markierte dann den Anfang vom Ende.

siehe hierzu auch meinen Beitrag: Bestie Mensch

Bandabend 2009 in Tostedt

Es ist wohl schon das 16. Mal, wenn heute am Freitag, den 13. November, wieder fünf Bands über die Bühne im Gemeindehaus der Tostedter Johannesgemeinde rocken: Bandabend 2009 ist angesagt. Es spielen BØMBØM, Get the Last Clap, Instead of Chairwalk, Rising Rage & Screw Balls.

Es werden wieder über 400 Jugendliche erwartet. Organisiert wird der „Bandabend09“ von der Evangelischen Jugend Tostedt.

Bestürzung nach Enkes Tod

Der November mit seinen trüben Tagen hat schon so manchen deprimiert. Auch mir geht dieses ständige Regenwetter gehörig auf die Nerven. Nun hat sich der Fußballtorwart von Hannover 96, Robert Enke, aller Wahrscheinlichkeit nach das Leben genommen. Der Nationaltorwart wurde am Dienstagabend gegen 18.25 Uhr im niedersächsischen Neustadt am Rübenberge von einem Regionalzug überrollt. Enke wurde 32 Jahre alt.

Was die Ursache für diesen Suizid ist, kann nur spekuliert werden. Laut Polizei liegt allerdings ein Abschiedsbrief vor, der sicherlich Aufschluss über die Gründe von Enkes Freitod geben dürfte.

Eine lange rätselhafte Bakterieninfektion hatte Enke zu einer mehrwöchigen Pause gezwungen, sodass er bei den letzten Spielen der Fußballnationalmannschaft nicht berücksichtigt wurde. Es war sicherlich sein Traum, im nächsten Jahr bei der Weltmeisterschaft in Südafrika als die Nummer eins aufzulaufen. Vielleicht sah er diesen Traum als geplatzt an.

Martinstag

Der Martinstag (heute, der 11.11.) spielt bei uns hier im Norden der Republik keine große Rolle. Der heutige Tag ist aber bekannt dafür, dass es hier den Gänsen an den Kragen geht. Und das hängt eben schon mit dem Martinstag zusammen.

Der Martinstag am 11. November (in Altbayern und Österreich auch Martini) ist der Festtag des Heiligen Martin von Tours. Er ist in Mitteleuropa von zahlreichen Bräuchen geprägt, darunter das Martinsgans-Essen, der Martinszug und das Martinssingen.

Martinsgänse

Genau: das Martinsgans-Essen. Der Martinstag lag traditionell am Anfang einer 40-tägigen Fastenzeit, die zu Weihnachten endet. Am letzten Tag vor Beginn dieser Fastenzeit konnten die Menschen – analog zur Fastnacht – noch einmal schlemmen. Und da die Gänse fett waren, kamen diese gerupft und geschmort auf den Teller.

Gleichzeitig wird heute beim rheinischen Karneval die neue „Session“ ausgerufen (um 11 Uhr 11). Daneben war der Martinstag auch der traditionelle Tag des Zehnten (u.a. Kirchensteuer). Die Steuern wurden früher in Naturalien bezahlt, u.a. auch in Gänsen.

Traditionell wird die Gans mit Rotkohl und Serviettenknödeln, Semmelknödeln oder Kartoffelklößen gegessen.

Anspruch und Wirklichkeit

Der 12. Spieltag in der Fußball-Bundesliga ist absolviert und die Tabelle wartet mit einigen Überraschungen auf. Fange ich mit den Bayern an, die sich wohl kaum haben träumen lassen, nach einem Drittel der Saison nur auf Platz neun zu stehen. Okay, vom Zweiten der Liga trennen die Münchener gerade einmal drei Punkte. Aber was interessieren sich die Bayern für den zweiten Platz. Zum ersten sind es dann schon sechs Pünktchen.

Was ist los mit den Bayern? Mit van Gaal haben die Obersten des Vereins ihren ‚Wunschtrainer’ und Franck Ribéry konnte gehalten werden (noch). Und mit Investitionen in Höhe von über 70 Millionen Euro für Spieler wie Pranjic, Tymoshchuk, Arjen Robben und Mario Gomez (der allein kostete 30 Millionen) liegt Bayern München auf europäischen Spitzenniveau. Aber von Spitze, national wie international, keine Spur. In der Champions League droht bereits in der Gruppenphase das Aus. Ich will hier nicht analysieren; das können andere besser. Den Bayern wurde von unabhängiger Stelle bescheinigt, dass sie finanziell gesehen ein absolutes Topmanagement haben. Aber wie sieht es auf der psychologischen Seite aus? Sicherlich ist es nicht ganz richtig, wenn ein Spieler wie Philipp Lahm in aller Öffentlichkeit schonungslos Kritik übt – sowohl am Management, sprich an der Personalpolitik, als auch am Spielsystem. Aber man tut sich keinen Gefallen daran, wenn man Lahm mit der höchsten Geldstrafe der Vereinsgeschichte belegt. Auch Luca Toni, der das Stadion nach seiner Auswechslung fluchtartig verlassen hatte, bekam den Zorn der Vereinsführung zu spüren. Lahm hat noch vor kurzem seinen Vertrag verlängert, dabei wollte er gern ins Ausland (z.B. zu Real Madrid) gehen. Dieser Wunsch dürfte jetzt wieder aufflammen.

Mir ist es eigentlich gleich, was mit den Bayern los ist; zz. dienen sie auf jeden Fall als abschreckendes Beispiel für Management und Spielkultur – wie man es nicht machen sollte.

Komme ich so auf den SV Werder Bremen zu sprechen. Vor einem Jahr krebsten die Bremer auch in etwa dort herum, wo die Bayern jetzt sind, sie waren 10. wie auch am Saisonende. Natürlich wurde man damals bei Werder kribbelig. Aber man hat die Ruhe bewahrt. Und trotz des Abgangs von Diego – ist Werder jetzt Tabellenzweiter. Natürlich läuft auch bei den Bremern nicht alles rund. In den letzten Pflichtspielen hatte man viel Glück (der 2:0-Sieg gegen Austria Wien in der UEFA Europa League kam äußerst glücklich zu Stande – und das 2:2 in Nürnberg, in letzter Sekunde erzielt, zeugt von viel Dusel). Aber manchmal gehört auch das dazu, wenn man oben mitspielt.

Was macht den Unterschied zum Vorjahr bei Werder aus? Zunächst hat Trainer Thomas Schaaf etwas am System gedreht. Rehhagels „kontrollierte Offensive“ mit verstärktem Mittelfeld bringt hinten mehr Entlastungen. Dann sind es aber auch die Spieler selbst: Mesut Özil ist aus dem Schatten von Diego getreten, spielt eine Supersaison, wenn es zuletzt auch etwas weniger gut lief. Es ist jung und muss erst einmal mit der Hype um seine Person klarkommen. Ähnliches ist von Marko Marin und Aaron Hunt zu vermelden. Marin hat sich ziemlich gut in die Mannschaft eingefügt. Und Aaron Hunt, endlich einmal nicht von Verletzungen geplagt, zeigt, was er drauf hat. Da ist die Nominierung für die Nationalmannschaft kein Wunder (immerhin ist auch der englische Nationaltrainer Fabio Capello auf Hunt aufmerksam geworden – Hunts Mutter ist Engländerin, er könnte also auch für England spielen).

BL 2009/10 12. Spieltag Werder Bremen - Borussia Dortmund (Aaron Hunt)

Aber auch Spieler wie Tim Wiese, Frings, Pizarro und Sebastian Boenisch (um Letzteren wirbt zz. sehr intensiv der polnische Nationaltrainer, Franciszek Smuda. Boenisch wurde in Polen geboren und könnte trotz der 20 Nachwuchs-Länderspiele für Deutschland für Polen in der A-Mannschaft spielen) zeigen konstant gute Leistungen (leider sind Frings und Pizarro im Augenblick verletzt, was vielleicht auch dafür spricht, dass das Spiel der Bremer zuletzt etwas aus den Fugen geraten ist).

Im Gegensatz zu van Gaal scheint mir Thomas Schaaf seinen Spielern immer noch so etwas wie Spielfreude abzugewinnen. Bei Werder ist alles etwas kleiner als bei den Bayern – übersichtlicher und familiärer. Dafür sorgt schon Thomas Schaaf, der so etwas wie eine kumpelhafte Vaterfigur abgibt. Vor allem schenkt er seinen Spielern Vertrauen (wie im Fall Marin, den er immer wieder von Anfang an spielen lässt) im Gegensatz zu van Gaal (Gomez sitzt zz. mehr auf der Bank als er spielt). Geld allein regiert nicht die Fußball-Welt. Was nützen den Bayern 4 oder 5 Mittelstürmer, wenn es in der Abwehr hapert.

Für den SV Werder Bremen kommt die Länderspielpause gerade recht, auch wenn viele Spieler für ihre Nationalmannschaften nominiert sind (Wiese, Özil, Mertesacker, Marin und Hunt allein für die deutsche A-Mannschaft). Die vielen englischen Wochen der letzten Zeit nagen schon an der Substanz. Immerhin Zeit für Frings und Pizarro, um von ihren Verletzungen rechtzeitig zu genesen.

Ist das Team wieder vollständig, dann sollte es auch wieder zu alter Spielstärke zurückfinden. Und dann dürfte Werder Bremen auch weiterhin in der Liga oben mitmischen. Aber freuen wir uns erst einmal auf den Einsatz von Wiese und Co. im Freundschaftsländerspiel gegen Chile in Köln am Samstag, den 14. November. Am Mittwoch, den 18. November, geht es dann in Gelsenkirchen gegen die Elfenbeinküste, die sich bereits wie Chile für die WM 2010 qualifiziert haben.

Nachtrag: Der 13-malige englische Meister FC Arsenal soll an einer Verpflichtung von Mesut Özil interessiert ist. Wie der „Daily Star“ berichtete, wollen die Gunners für den Mittelfeldspieler von Werder Bremen im Sommer 17 Millionen Euro Ablöse zahlen, um sich dessen Dienste zu sichern. Arsenals Teammanager Arsene Wenger soll Özil als Wunschkandidaten auf der Liste haben. Der Klub aus London rechnet damit, dass in der Sommerpause der Spanier Cesc Fabregas zum FC Barcelona in seine Heimat zurückkehrt. Özil soll dann dessen Rolle einnehmen.

Der 21-jährige Özil, der bei Werder noch bis 2011 unter Vertrag steht, hat bislang sechs Länderspiele bestritten. Bremens Manager Klaus Allofs würde den Kontrakt mit dem U21-Europameister gerne verlängern, bislang konnte aber keine Einigung erzielt werden.

Als die Mauer fiel

Zwanzig Jahre ist es jetzt wieder her, als die Berliner Mauer fiel. Ich hatte kurze Zeit zuvor einen neuen Job angetreten, einen befristeten Aushilfsjob, der später dann eine Festanstellung wurde. Natürlich bekam ich die Ereignisse in der DDR mit, die Montagsdemonstrationen, die dem SED-Regime kundtaten: „Wir sind das Volk!“ Gorbatschow lenkte seit dem 11. März 1985 als Generalsekretär der KPdSU die Geschicke der Sowjetunion und sorgte mit Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umstrukturierung) für einen schnellen Wandel. In Ost-Berlin wollte man davon zunächst nichts wissen und feierte dafür mit großen Aufmarsch den 40. Jahretag der Staatsgründung der DDR.


Vor 20 Jahren: Der Fall der Berliner Mauer

Um so überraschender dann die Meldung, dass die Grenzen zum Westen geöffnet werden. Ich hörte davon im Radio auf der Arbeit in Hamburg. Zuhause verfolgten wir die weiteren Ereignisse dann im Fernsehen. Der 9. November 1989 war ein Donnerstag – und einen Tag später fuhr ein Trabi Wartburg aus der Gegend von Meißen in Tostedt vor mit Verwandten meiner späteren Frau (eine entfernte Cousine mit ihrem Mann und ein Onkel). Diese hatten einfach frei genommen und waren mit dem Auto losgefahren. Sie hatten sich am Vortag angekündigt – und ich war mit meiner späteren Frau am Samstagmorgen nach Tostedt mit der Bahn angereist. Eigentlich kannten wir sie nicht näher, aber wir fielen uns in die Arme wie Geliebte, die sich lange nicht mehr gesehen haben. Es war eine Triumphfahrt durch Tostedt mit dem Wartburg, alle Leute winkten uns zu. So etwas hatte ich bisher noch nicht erlebt.

Den Jahreswechsel von 1989 auf 1990 feierten wir dann bei dem jungen Paar in Sachsen. Dazu flogen wir von Hamburg aus mit der DDR-Fluggesellschaft Interflug nach Dresden, wo uns die Verwandten abholten. Es wurde ein feucht-fröhlicher Jahreswechsel.

Siehe auch zdf.de: Wo warst du, als die Mauer fiel? (mit Facebook-Posts)

Bald nach dem 9. November wurde aus dem Ruf „Wir sind das Volk!“ ein „Wir sind ein Volk!“. Nur war ein Wort anders, aber mit großer Wirkung, wie wir heute wissen.

Neues aus Ians Werkstatt?

Wer fürs Weihnachtsfest sich oder seine Lieben mit Werken von Ian Anderson und dessen Gruppe Jethro Tull eindecken will, wird einiges alte „Neue“ auf dem Markt finden. Die eigentliche Frage bleibt: Gibt es in absehbarer Zeit wirklich einmal etwas Neues aus Ian Andersons Werkstatt?

Einiges deutet darauf hin, denn bei den letzten Konzerten spielte der Meister einige Titel, die bisher auf keinem Album zu finden sind. So geschehen am 13. Oktober d.J. im Beacon Theater in New York City. Mitstreiter waren dort neben dem deutschen Gitarristen Florian Ophale und den Bandmitgliedern John O’Hara und David Goodier der farbige Schlagzeuger Mark Mondesir und die Violinistin Meena Bhasin. Mondesir kommt eigentlich aus der Jazz-Szene und hat u.a. mit Größen wir Ian Carr, John McLaughlin und Larry Coryell zusammengespielt.

Es sind zwei Stücke, die neu sind: Tea with the Princess und Change of Horses.

Neues aus Ians Werkstatt?

Der instrumentale Part der Stücke überwiegt, was auch besser so ist – angesichts Ian Andersons Stimme. Alles klingt nicht schlecht, hat aber mit Jethro Tull nach meinem Geschmack nichts mehr zu tun. Es erinnert mich u.a. am die niederländische Gruppe Flairck, die schließlich auch mit Flöte, Geige und Akustikgitarre aufwartet – allerdings ohne E-Bass und Schlagzeug.

Einen großen Teil nimmt bei diesen beiden Stücken „the German Instrument of Hell“, wie Ian Anderson es einmal nannte, ein: The Squeezy Thing resp. die Quetschkommode, also das Akkordeon.

Es sind wohl noch einige neue Stücke mehr, die Ian Anderson, je nach Lust und Laune, bei Konzerten aufführt. Wann diese aber zusammen als ein neues Album auf den Markt kommen, steht weiterhin in den Sternen. Wie gesagt: Nach Jethro Tull klingen diese Lieder lange nicht mehr – sollte es also ein neues Ian Anderson-Soloalbum werden? Wenn überhaupt – und eben wann?

Übrigens: In dem neuen Stück „Change of Horses“ zitiert sich Anderson musikalisch selbst. Man hörte einmal in „In the Times of India (Bombay Valentine)“ von dem Soloalbum „Divinities“ hinein – so um die sechste Minute – das ist zwar etwas flotter dort und anders arrangiert – aber es ist das Gleiche.