Olympische Nachbetrachtung

Große Sportfeste können nur mit gemischten Gefühlen betrachtet werden. Aus sportlicher Sicht waren die olympischen Winterspiele in Pyeongchang sicherlich aussergewöhnlich. Gerade, weil durch das Internet die Möglichkeit geboten wurde, so gut wie alle Wettbewerbe zu sehen, ob nun live oder zeitversetzt in der Mediathek; so war ich, wenn nicht direkt vor Ort, dann doch immer dabei, wenn ich es wollte. So habe ich diesmal öfter auch in die neueren, so genannten Eventsportarten (Snowboard und Freestyle-Skiings) hineingeschaut. Aber da beginnt es, das Übel: Wenn schon für die alpinen Wettkämpfe Schneisen in uralte Wälder geschlagen wurden, so finden sich hier jetzt betonierte Hindernisparcours und Halfpipes, die später ungenutzt die Landschaft verschandeln (wenn sie nicht abgerissen werden).

    Olympische Winterspiele 2018
    Olympische Winterspiele 2018

Da das Nationale Olympische Komitee Russlands wegen systematischen Dopings von den Olympischen Winterspielen 2018 ausgeschlossen wurde, so durften bekanntlich nur einzelne russische Athletinnen und Athleten, die als ‚clean‘ galten, unter neutraler Flagge (OAR – Olympische Athleten aus Russland) starten. Zunächst dachte das IOC-Exekutivkomitee daran, die Suspendierung gegen Russlands Nationales Olympische Komitee zur Abschlussfeier aufzuheben. Aber durch zwei bekannt gewordene neue Dopingfälle russischer Sportler musste Russland erneut auf die eigene Flagge verzichten.

Komme ich aber zum Sportlichen: Mit Interesse habe ich in die Curling-Wettbewerbe hineingeguckt. Dieses Schach auf Eis finde ich irgendwie faszinierend. In einigen Sportarten ging es äußerst knapp zu. So verpasste Simon Schempp im Biathlon-Massenstart nur um Zentimeter die Goldmedaille. Im Super-G war es eine Hunderstelsekunde, die über Gold und Silber entschied. Im Zweierbob der Männer gab es sogar zwei Sieger und im Viererbob zwei zweite Plätze.

Olympia 2018 - Biathlon-Massenstart: Simon Schempp verpasst Gold um wenige Zentimeter
Olympia 2018 – Biathlon-Massenstart: Simon Schempp verpasst Gold um wenige Zentimeter

Bekanntlich lautet das heutige Motto der Olympischen Spiele Citius, altius, fortius (lateinisch, deutsch: Schneller, höher, stärker). Im krassen Gegensatz dazu steht das Motto „Dabei sein ist alles“, das interessanterweise gleichfalls den Olympischen Gedanken beinhalten soll. Was denn nun?

Während die einen den Medaillen hinterherjagten, gab es die so genannten Exoten, die wahrlich des Dabeiseins wegen an den Start gingen. Beim Zieleinlauf des Mexikaners German Madrazo empfingen ihn seine Konkurrenten aus Tonga, Portugal, Ecuador und Marokko. Die Geschlagenen feierten den olympischen Gedanken – am Ende sogar mit Goldmedaillen-Gewinner Dario Cologna.

Olympia 2018 - 15 km Langlauf klassisch: Die Ankunft der Exoten
Olympia 2018 – 15 km Langlauf klassisch: Die Ankunft der Exoten

Für die Winterspiele 2018 hatte sich vor Jahren auch München beworben. Den Zuschlag bekam dann Pyeongchang. Eine erneute Bewerbung der bayerischen Hauptstadt scheiterte dann bekanntlich am Votum der Bürger. Es sind sicherlich nicht allein die Kosten, die auf den Schultern der Bürger lasten, aber so hatte auch Südkorea wie viele vorherige Austragungsorte mit höheren Kosten zu kämpfen. Statt der anvisierten acht Milliarden Dollar stiegen die Ausgaben auf 12,9 Milliarden Dollar. Die Sportstätten werden anschließend kaum genutzt und verkommen – wie z.B. in Rio, wo 2016 die Sommerspiele stattfanden.

Für die Winterspiele 2026 will sich u.a. die schwedische Hauptstadt Stockholm bewerben. Die Pläne der Stadt sind schon ziemlich konkret. Bewerbungschef Richard Brisius präsentierte am Rande der Spiele in Pyeongchang ein Konzept, das neben Stockholm die Standorte Are und Falun vorsieht. Außerdem möchte er das norwegische Lillehammer gewinnen, um dort die Wettbewerbe in Bob, Rodeln und Skeleton austragen zu lassen. Letzteres geht auf einen Wunsch des IOC zurück, keine weitere Eisbahn eigens für Winterspiele zu errichten, wie es zuletzt in Sotschi oder Pyeongchang der Fall war. Als Alternative zu Lillehammer, wo die Spiele 1994 stattgefunden hatten, brachte Brisius Lettland und Deutschland ins Gespräch. Die Planungen befänden sich hier allerdings in der Startphase. Stockholm will laut dem schwedischen IOC-Mitglied Gunilla Lindberg „günstige“ Spiele ausrichten. Laut Brisius werden sie den Steuerzahler „überhaupt nichts kosten“. Trumpf der Bewerbung soll sein, fast ausschließlich auf bestehende Anlagen zu setzen. Neben einer Eisschnelllauf-Halle wird nur eine Arena für Langlauf und Biathlon benötigt.

Der Gedanke der Nachhaltigkeit ist bei Städteplanern natürlich längst angekommen. So langsam sollte sich dieser auch in den Köpfen der Damen (gibt es die eigentlich?) und Herren des IOC breitmachen.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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