Als Argentinien gegen Nigeria in der 86. Minute mit 2:1 in Führung ging, da brauchten die Isländer nur das EINE Tor, um ins Achtelfinale einzuziehen. Aber – wie bei den Deutschen gegen Süd-Korea – es fiel in der 90. Minute ein Tor für den Gegner, hier: Kroatien. Und damit endeten die Träume von einem Weiterkommen für Island. Es hat eben nicht sein sollen.
Wenigstens boten die Isländer all ihr Können auf, um bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft in Russland ähnlich erfolgreich zu sein wie vor zwei Jahren bei der EM in Frankreich. Im Gegensatz zum deutschen Team sind die spielerischen Mittel der Isländer beschränkt, was durch Kampfgeist und mannschaftliche Geschlossenheit ausgeglichen wird.
Wie gesagt. Ähnlich erging es den Deutschen. Es fehlte ein Tor gegen Süd-Korea und der Einzug ins Achtelfinale (dann allerdings gegen Brasilien) wäre perfekt gewesen. Stattdessen ein pomadiges, ideenloses Gekicke und am Ende zwei Tore für den Gegner.
Manuel Neuer als 11. Feldspieler verliert den Ball – 0:2 für Süd-Korea
2014 erklomm das Ensemble von Joachim Löw die Weltbühne als harmonische Einheit. Tatendurstige junge Männer, die das beste Beispiel für Integration und Zusammenhalt abgaben. Ein Weltmeister ohne Weltstar, in der ein jeder unabhängig von Hautfarbe oder Religion seinen Anteil hatte. Und 2018?
Da waren die Stars, die über sich haben Filmchen drehen lassen, die Modelinien unterhalten und per Mobiltelefon ihre millionenfach besuchten Social Media-Accounts füttern. Viel Gerede um eine Mission Titelverteidigung. Aber die Ambitionen sind bloße Behauptung geblieben, und man kann dem Bundestrainer den Vorwurf nicht ersparen, dass er diese Wird-schon-klappen-Mentalität mit lässigem Schweben vorgelebt hat.
Diese WM hat sich für den DFB als einzige Fehleinschätzung erwiesen: Löw ist dem trügerischen Gefühl aufgesessen, er würde all die Einzelgeschichten, die seine Spieler ins Turnier schleppen, schon wieder zu einer guten Gesamtgeschichte zusammenfügen – einfach, weil’s immer so war. Einige Spieler kamen aus Verletzungspausen, andere waren in ihren Klubs keine Stammspieler oder hatten keine Form, wieder andere haben das Klima und sich selbst mit einem Erdoğan-Foto belastet – es war zu viel für dieses Team, dessen Selbstüberschätzung im dritten Spiel plötzlich in Angst, nur keine Fehler zu machen, umschlug.
Inzwischen sind drei Viertel aller Spiele absolviert und es geht so langsam ‚ans Eingemachte‘. Hier die Spiele der Achtelfinalrunde (in der Reihenfolge der Spiele):
- Frankreich – Argentinien
Uruguay – Portugal
Spanien – Russland
Kroatien – Dänemark
Brasilien – Mexiko
Belgien – Japan
Schweden – Schweiz
Kolumbien – England
Es sind fast wieder nur die ‚üblig Verdächtigen‘, die sich für die Runde des letzten 16 qualifiziert haben. Neben Deutschland ist es eigentlich nur Polen, die schon früh ‚die Segel streichen‘ mussten. Zwar haben manche kleine Mannschaften die ‚Großen‘ geärgert, aber zum Weiterkommen hat es nur für die Japaner gereicht. Aus diesem Ensemble der besten Mannschaften haben sich bisher nur Kroatien und Belgien positiv hervorgetan. Besonders enttäuschend fand ich die Auftritte von Frankreich und Argentinien. Aber die Karten sind neu gemischt.
Heute ist ein Ruhetag (fast schon mehr für die Zuschauer als für die Spieler). Und: Die TV-Quoten dürften nach dem Ausscheiden der Deutschen bei uns beim weiteren Verlauf der WM wohl ziemlich in den Keller gehen.