Die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland ist bereits ‚Geschichte‘. Frankreich wurde Weltmeister – wie von mir prognostiziert (am 18. Juni schrieb ich: „Irgendwie dachte ich an Frankreich.“), hatte aber auch Spanien ‚auf dem Zettel‘, die dann bereits im Achtelfinale nach Elfmeterschießen gegen die Russen ausschieden. Dass ich mit Spanien gar nicht so schlecht lag, beweist die Tatsache, dass die Russen wiederum nur im Elfmeterschießen gegen die Kroaten die Segel streichen mussten – und die fanden immerhin den Weg ins Finale.
Apropos die Kroaten. Diese Weltmeisterschaft war für mich allein schon durch die Anwesenheit der isländischen Mannschaft interessant. Leider musste diese bereit nach der Vorrunde die Rückreise antreten. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass die Isländer in der Qualifikation zu dieser WM immerhin die Kroaten hinter sich gelassen hatten – und erneut in der Vorrunde auf Kroatien trafen, diesmal aber, wenn auch spät, den Kürzeren zogen. Und das gegen den späteren Vizeweltmeister. So schlecht können die Isländer also nicht sein.
Nun Frankreich zählte von Anfang an zu den Favoriten, die Kroaten weniger. Erstaunlich wie schnell die anderen angeblichen Favoriten scheiterten. Nach Deutschland waren das bereits im Achtelfinale Argentinien (nun gut gegen Frankreich), Portugal und Spanien. Diese drei Mannschaften haben die deutsche Mannschaft also nur um ein Spiel überlebt. Im Viertelfinale waren es dann die Brasilianer, die gegen Belgien verloren und damit ausschieden. Deutschland befindet sich also in bester Gesellschaft. Da kann ich den ganzen Zirkus, den der DFB nach dem frühen Ende veranstaltete, nicht so ganz nachvollziehen. Diese gegenseitigen Schuldzuweisungen sind lächerlich.
Aber komme ich zum Sportlichen zurück: Für mich war das Halbfinalspiel Frankreich – Belgien das eigentliche Finale. Nichts gegen die Kroaten, die im Finale noch einmal alles versucht haben und u.a. durch eine unfaire Aktion (Schwalbe durch Antoine Griezmann – der nachfolgende Freistoß führte zum 1:0 für die Franzosen) schon früh betrogen wurden. Die Belgier gewannen dann immerhin noch das Spiel um Platz 3 gegen England.
Frankreichs Staatspräsident Macron jubelt über ein Tor für die Franzosen im WM-Finale
Überhaupt das Endspiel: Bemerkenswert das zweite Tor für Kroatien. Wie schon zuvor u.a. in der Champions League im Halbfinale durch Bayerns Sven Ulreich oder im Finale von Liverpools Loris Karius jeweils gegen Real Madrid, so verursachte auch Hugo Lloris, Torwart der Franzosen, ein kurioses Tor, indem er den Ball einem gegnerischen Spieler beim Abstoß direkt in die Füße spielte.
Nein, nichts zu Putin, nur soviel: Während bei der Siegerehrung der französische Präsident und die kroatische Präsidenten wortwörtlich im Regen standen, gönnte sich der russische Präsident einen Schirmträger. Das Netz bedachte ihn dafür reichlich mit Hohn und Spott.
‚Schirmherr‘ Putin lässt Macron und Frau Grabar-Kitarović im Regen stehen
Und da waren dann noch die Aktivisten von Pussy Riot, die als Flitzer in Uniformen fröhlich winkend mitten im Finale auf den Platz mit den Forderung stürmten, politische Gefangene freizulassen. Festnahmen bei Kundgebungen sollten aufhören, das Land brauche mehr politischen Wettbewerb. Wenn vielleicht auch eher widerwillig, so klatschte der französische Jungstürmer Kylian Mbappé doch mit einer der Aktivistinnen ab. Ist doch ein schönes Bild. Putin wird sich gefreut haben 😉
Pussy Riot-Aktivistin klatscht mit Frankreichs Kylian Mbappé ab
Neben dem WM-Pokal für die französische Mannschaft gab es noch einige weitere Ehrungen für einzelne Spieler. Bester Torschütze wurde der Engländer Harry Kane, dessen sechs Tore allerdings schon aus der Vorrunde herrührten. Ähnlich wie der Franzose Olivier Giroud (kein Tor) versiebte er dann in der KO-Runde etliche hochkarätige Chancen.
Zum besten Spieler des WM-Turniers wurde von der „technischen Studiengruppe“ der FIFA der Kroate Luka Modrić vor Eden Hazard (Belgien) und Antoine Griezmann (Frankreich) gewählt. Der belgische Torhüter Thibaut Courtois wurde von der FIFA zum besten Torhüter des Turniers und der französische Spieler Kylian Mbappé zum besten Nachwuchsspieler des Turniers bestimmt. Ich kann das durchaus mit unterschreiben.
Vielleicht als tragische Helden sind der Uruquayer Edinson Cavani, der Portugal mit seinen zwei Toren fast allein besiegte und dann verletzt mit ansehen musste, wie seine Mannschaft gegen Frankreich verlor – und der Torschützenkönig von der WM 2014, James Rodríguez, der ebenfalls wegen einer Verletzung nur sporadisch eingesetzt werden konnte. Sein Pass auf Falcao zum 2:0 gegen Polen (Endstand: 3:0) dürfte wohl zu den Sahnestückchen dieser WM gehören.
Und da war dann noch der Videobeweis, der zum ersten Mal bei einem großen Turnier eingesetzt wurde und manche falsche Schiedrichterentscheidung korrigierte.
Spielerisch wurde diese WM oft durch defensive Taktiken bestimmt, die manches Spiel nicht allzu attraktiv erscheinen ließen. Belgien war da eher die große Ausnahme. Deren schnelles Umschaltspiel durch Eden Hazard, Kevin de Bruyne und Romelu Lukaku gehörte zu den sehenswerten Momenten dieser WM. Davon hätte ich mir mehr gewünscht.