In der Weltrangliste (Männer) des Weltfußballverbandes FIFA ist die deutsche Mannschaft auf Platz 15 (innerhalb Europas auf den 9. Platz) zurückgefallen (Stand: 25.07.2019). Und die Niederlage gegen die Niederlande (zz. noch auf Platz 16) bei der Qualifikation zur Europameisterschaft 2020 dürfte dazu beitragen, dass das Team noch weiter abrutscht. Natürlich ist diese Rangliste mit Vorsicht zu genießen. Aber im Grunde stimmt es eben doch: Die deutsche Fußballnationalmannschaft der Männer zählt nicht mehr zu den Spitzenteams.
Die Zeiten, da Deutschland bei der Vergabe von Titeln, ob nun bei der Europa- oder Weltmeisterschaft, ein Wörtchen mitreden konnte, sind vorerst vorbei. Da nützt es auch wenig, endlich vermehrt junge Spieler zum Einsatz kommen zu lassen. Okay, bei den Spielen gegen die Niederlande und gegen Nordirland fehlte ein Leroy Sané, der sicherlich das eine oder andere Tüpfelchen hätte setzen können.
Deutscher Fußball-Bund © DFB
Wie konnte es dazu kommen? Sicherlich haben andere Länder ‚aufgeholt‘ und haben u.a. die Nachwuchsförderung verstärkt. Hier mangelt es inzwischen in Deutschland leider wieder.
Nehmen wir das Spiel gegen die Niederlande, das im Hamburg mit 2:4 verloren ging, da es ziemlich symptomatisch ist. Die deutsche Mannschaft wollte früh Druck ausüben, wirkte aber auf mich dabei eher hektisch. Bundestrainer Löw hatte wie im Hinspiel auf ein 3-4-3-System gesetzt, das bei gegnerischem Ballbesitz zum 5-2-3 wurde, um das Zentrum zu verdichten. Die Niederlande wurden erst an der Mittellinie im Aufbau gestört. Dazu kam eine eher vorsichtige Taktik mit wenig Ballbesitz, sodass die Wege zum niederländischen Tor nach Ballgewinn zu weit waren. Alles war ein bisschen zu weit weg, ein bisschen zu spät, ein bisschen zu nachlässig. Und einige Abwehrspieler hatten Probleme mit den schnellen, wendigen Spielern.
So gut viele Spieler in ihren Vereinsmannschaften sein mögen, im Nationaltrikot erreichen sie oft nur Mittelmaß (z.B. Marco Reus und Timo Werner). Löw hat sicherlich nicht ganz Unrecht, wenn es meint, dass sich die Mannschaft noch vermehrt ‚einspielen‘ muss.
Nun gegen die biestig auftretenden Nordiren gelang gestern Abend ein 2:0-Sieg, wenn auch ziemlich mühevoll. Damit dürfte die Qualifikation zur EM 2020 so gut wie sicher sein. Zur Rückkehr an die Weltspitze fehlt es aber weiterhin an Kontinuität.
Werfen wir einen kurzen Blick auf die Vereinsebene. Das Abschneiden der deutschen Vereinsmannschaften auf europäischer Ebene war nicht gerade glorreich. Lediglich die Eintracht aus Frankfurt konnte sich bis ins Halbfinale der Europa League spielen und unterlag dort knapp erst im Elfmeterschießen gegen den späteren Gewinner dieses Wettbewerbs, dem FC Chelsea. Die Frankfurter zeigten dabei die Leidenschaft, die den anderen deutschen Mannschaften oft abgeht.
Sicherlich haben sich die Bayern und die Dortmunder Borussia für die neue Saison für viel Geld verstärkt. Aber (besonders bei den Bayern) sind es gestandene ausländische Spieler. Und wenn es Nachwuchsspieler sind, dann solche, die bei anderen Vereinen ausgebildet wurden.
Ich bin gespannt, wie es in der Bundesliga, die gegenüber den Ligen in Spanien und in England spielerisch und besonders finanziell stark an Boden verloren hat, vorangeht. Gespannt darf man sein, wie sich die Vereinsmannschaften in den europäischen Wettbewerben schlagen werden. Und wie das sich auf die deutsche Nationalmannschaft auswirkt.