Ja, ich gucke Satire-Sendungen wie Extra 3 und Heute-Show. Aber so richtig belustigt fühle ich mich da nicht mehr. Und eigentlich genügen bereits Nachrichtensendungen, um den Kopf zu schütteln, ein gepresstes Lachen auszustoßen: denn der Wahnsinn geht um! Die Politiker sind die eigentlichen Karikaturen ihrer selbst. Da braucht es solche TV-Satire eigentlich nicht mehr …
Die Anstalt ist zwar auch satirisch, arbeitet aber meist ein bestimmtes Thema auf und bringt dabei Informationen an den Zuschauer, die ansonsten lieber unter den Tisch gekehrt werden. Hier zeigt es sich, in was für einer Welt wir leben: Raffgier, Machtgeilheit, Rücksichtlosigkeit … die Liste lässt sich beliebig fortsetzen, leider.
Jetzt habe ich einen Artikel (Hoch lebe der Staatshumor) vor mir liegen, der sich äußerst kritisch mit der Bespaßung durch öffentlich-rechtliche Sender auseinandersetzt, wozu eben auch die Sendungen wie Extra 3 und Heute-Show gehören.
Demnach fahren diese TV-Sender mit einer kunterbunten Parade aus Komikern, Witzeerzählern und Hofnarren auf und, jetzt kommt es, mit ein paar politischen Kabarettisten im Alibimodus. So gibt es viele neue Kleinkünstler, die durch das Fernsehen die Chance sehen, möglichst schnell groß raus zu kommen. Diese Dieter Nuhrs, Mario Bahrs und wie sie alle heißen, dieses Kabarett für die breite Masse mit seiner heiteren Weltendeutung hat natürlich mit Satire im eigentlichen Sinne nichts zu tun.
Hoch lebe der Staatshumor
In dem genannten Artikel beschreibt der Münchener Bruno Jonas das Phänomen des intellektuellen Seichtgebietes so:
Es gibt ja in diesem Land zur Zeit ein großes Bedürfnis nach Empörung. Und nicht wenige Kollegen gefallen sich mächtig in der Rolle eines moralisch hochstehenden Empörungsdienstleisters. Ich bezeichne dieses paradoxe Auftreten, also die Pose aus maximaler Anklage und minimalster Konsequenz als einen moralischen Populismus.
Und so bekommen sie alle ihr Fett weg, ob sie Christian Ehring (Extra 3), Oliver Welke (Heute-Show) oder Caroline Kebekus heißen. Im Fernsehen ist „vom Mut und Geist eines Hildebrandt, von der wahrhaftigen Anarchie eines Schramm oder der erhellenden Kraft eines Pispers […] hier weit und breit nichts zu verspüren.“
Bleibt da eigentlich nur noch ‚die Anstalt‘ der Herren Max Uthoff und Claus von Wagner. Uthoff wundert sich selbst, dass seine Sendung bisher im ZDF überlebt hat (wenn auch zur nachtschlafenden Zeit ausgestrahlt):
„Dass wir nicht zensiert werden, kann man auf vielfache Weise interpretieren: Entweder das System ist so sattelfest, dass Kritik die Mächtigen nicht mehr groß juckt. Oder wir sind so zahm, dass „die da oben“ keine echte Feindschaft erkennen. Oder wir sind in unserer Kritik handwerklich so gut, dass man uns die Plausibilität einer anderen Sichtweise zugesteht. Oder man fürchtet auf den oberen Ebenen bei Bekanntwerden von inhaltlichen Direktiven eine Art öffentliche Empörung.“