In einem Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung heißt es gleich in der Einleitung:
Die Schicht der Bezieher mittlerer Einkommen ist in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich geschrumpft. Ihr Anteil an der gesamten Bevölkerung ging von 62 Prozent im Jahr 2000 auf 54 Prozent 2006 zurück. Entsprechend gestiegen ist der Bevölkerungsanteil an den Rändern der Einkommensverteilung, wobei in der Mittelschicht die Abwärtsmobilität stärker ausgeprägt war als der Aufstieg in höhere Einkommensklassen. Auch wenn sich der konjunkturelle Aufschwung im Jahr 2007 fortgesetzt hat, dürfte sich an der relativen Einkommenssituation in der Mitte der Gesellschaft nur wenig verändert haben. Parallel zur Entwicklung der objektiven Einkommenslage zeigt sich eine deutliche Veränderung der subjektiven Wahrnehmung der Bevölkerung: Über alle Einkommensschichten hinweg ist festzustellen, dass die „Sorgen um die eigene wirtschaftliche Entwicklung“ zugenommen haben.
Was heißt das konkret? In den vergangenen Jahren sind rund 5 Millionen Menschen in Deutschland aus der Mittelschicht in die Randzonen der Gesellschaft abgerutscht. Zur Mittelschicht wird gezählt, wessen Einkommen von 70 bis max. 150 % des Durchschnitteinkommens beträgt. Die Kluft zwischen reich und arm wird immer größer: Die Gruppe der obersten 2,5 Prozent der Haushalte, die am meisten verdienen, hätten ihren Anteil am Gesamteinkommen demnach von 7,5 (2000) auf 9,8 Prozent (2006) gesteigert. Dagegen seien die zehn Prozent der Bundesbürger, die das geringste Einkommen bezogen, weiter abgerutscht: Hätten sie sich 2000 noch 3,6 Prozent des Gesamteinkommens gesichert, seien es 2006 nur noch 2,9 Prozent gewesen.
Diese Entwicklung ist an sich nicht neu, nur beschleunigt sich der Prozess anscheinend immer mehr. Man muss nicht unbedingt Volkswirt sein, um zu begreifen, dass ein schrumpfender Mittelstand schädlich für die gesamte Wirtschaft ist, da bei sinkendem Einkommen eines Großteils der Bevölkerung auch die Nachfrage sinkt. Mit dem Wegbrechen des Mittelstandes nähernd wir uns zunehmend „amerikanischen Verhältnissen“. Das ist z.B. am Gesundheitswesen auszumachen, dass sich so langsam dem amerikanischen „Standard“ nähert; anders ausgedrückt: Wer Geld hat, kann sich eine umfassende medizinische Versorgung leisten, wer auf Leistungen der Krankenkassen angewiesen ist, muss sich in immer mehr Fällen überlegen, ob er eine Behandlung in Anspruch nimmt: die Zuzahlungen sind aus dem normalen Geldbeutel vielleicht nicht mehr bezahlbar.
Fast genauso schlimm: Der noch existente Mittelstand ist genötigt, immer öfter den einen oder anderen Euro „umzudrehen“, bevor er diesen ausgibt. Vieles ist auch für Mittelständler nicht mehr bezahlbar, will er sich nicht über Gebühr mit Schulden belasten.
Siehe zdf.de: Mittelschicht schrumpft drastisch