Was typisch deutsch ist, darüber muss man sich heute geradezu streiten, denn vieles scheint zumindest mir inzwischen abhanden gekommen, was man Menschen deutscher Herkunft nachzusagen pflegt: Pünktlichkeit, Fleiß, Ordnungsliebe und ich weiß nicht noch was für ‚positive’ Eigenschaften. Lediglich was Gemütlichkeit anbelangt, war, ist und bleibt der Deutsche in seinem Element.
Was ist nun typisch britisch? Ich will hier nicht auf bestimmte menschliche Eigenschaften eingehen. Auch darüber ließe sich das typisch Britische finden. Nein, ich denke da an bestimmte Dinge, die rein optisch vorführen, dass es hier um die britische Insel geht. Das fängt sicherlich mit Tee an. Lediglich die Ostfriesen ließen sich noch über das Trinken von Tee definieren. Dann natürlich die schwarzen Taxis, die roten Doppeldeckerbusse und die ebenso roten Telefonzellen. Gerade den Letzten geht es nun in Zeiten mobiler Telefonie an den Kragen. Der Unterhalt dieser eben typisch britischen Einrichtung ist einfach zu hoch, die Telefonkabinen sind nicht mehr rentabel. Um sie trotzdem nicht endgültig aus dem Blickfeld verschwinden zu lassen, kann man solche roten Telefonzellen jetzt adoptieren – mit oder ohne Telefonanschluss (siehe auch Video bei zdf.de: Briten „adoptieren“ Telefonzellen)
Britische Telefonzelle: Das Aus? |
Dass die britische Insel keinen nennenswerten Wein hervorbringt ist sicherlich auch klimatisch bedingt. Neben Tee ist das Bier in seinen verschiedenen Sorten daher als Nationalgetränk einzustufen. Neben Ale und Lager ist ein cremig frisch gezapftes Stout (die irische Variante Guinness dürfte auch Nicht-Anglophilen gekannt sein) die gängigste Sorte. Und wo schmeckt es besser (da eben frisch gezapft) als in einem Pub. Die Public Houses sind weit mehr als die deutschen Kneipen. Meist bekommt man dort typisch britische Küche, die man als Besucher der Insel unbedingt hier ‚genießen’ sollte, auch wenn es vielen als ungenießbar erscheint. Mit einem guten Bier bekommt man alles hinunter. Und in vielen Pubs gehört auch eine umfangreiche Weinkarte zum Angebot (natürlich auch der Wein dazu). Enden sollte ein solches Mahl mit einem schottischen Whisky (oder englischen Gin), der hier ebenfalls in großer Anzahl angeboten wird. Pubs sind aber vor allem eine soziale Einrichtung, denn wo, wenn nicht hier treffen sich die Briten (Engländer, Schotten und Waliser), um sich über Neuigkeiten auszutauschen. Und wer keine Eintrittskarten fürs laufende Fußballspiel bekommen hat, der schaut in einem Pub dem Spiel am TV gespannt zu.
Nun droht gerade den Pubs durch Billigbier aus dem Supermarkt, Rauchverbot und die allgemeine Wirtschaftskrise das Sterben. Immermehr von ihnen müssen schließen, weil die Kundschaft ausbleibt. Eine nationale Katastrophe bannt sich an. „Last order, please!“ gilt dann nicht mehr für die letzte Bestellung, es könnte für das Public House als solches gelten. Die Queen bewahre die Briten davor!
siehe auch das Video auf zdf.de: Großbritannien: Pubs sterben aus