Vor knapp 300 Jahren riss eine Sturmflut die natürliche Verbindung zwischen der Hauptinsel und der Düne, den zwei Inselteilen Helgolands, weg. Jetzt plant ein Hamburger Bauunternehmer und Hotelier auf Helgoland, Arne Weber, die Insel wieder zu vereinen und dabei auf fast die doppelte Größe zu erweitern.
Weber will eine Stahlbetonspundwand in den Felsgrund rammen, bis zur gegenüberliegenden Westseite der Düne. Gut fünf Meter hoch über dem Wasser, zwölf Meter tief, 1000 Meter lang. Sand braucht Weber auch. Zehn Millionen Kubikmeter davon will er mit Baggern aus dem Dreieck zwischen Elbmündung, Wesermündung und Helgoland saugen lassen und auf das Helgoländer Felsenwatt aufspülen. Und damit Helgoland um 100 Hektar erweitern, auf fast die doppelte Fläche. 80 Millionen Euro soll das kosten, sagt Weber. Das Kieler Umweltministerium hält die Zahlen für realistisch und das Projekt „aus wasserwirtschaftlicher Sicht“ für möglich.
Dort, wo im Moment nichts als Wasser ist, sieht Weber schon Hotels, einen Golfplatz, den Anleger für Kreuzfahrtschiffe, den Badestrand. Er will die Insel wiedervereinen – und spaltet sie zugleich.
Im vergangenen Jahr kamen 334000, fast ein Fünftel weniger als 2006. Das liegt nicht nur am Wetter, denn wenn es stark stürmt, fallen Fähren und Flüge aus. Es liegt auch am verschnarchten Image, der dem „Fuselfelsen“, dem Duty-Free-Shop im Meer, anhaftet. Die zollfreie Zone gilt als Einkaufsparadies für Kaffeefahrten. Wegen des Fusels kommen die Tagestouristen aber längst nicht mehr.
Helgoland heute
Helgoland nach der Sandaufspülung
Der Rückgang der Besucherzahlen nagt an der Lebensfähigkeit der Insel. Viele junge Leute sehen keine Perspektive und ziehen weg. Lebten früher einmal fast 3000 Bewohner auf der Insel, so sind es heute nur noch knapp 1300. Im Winter müssen sich etliche Helgoländer arbeitslos melden – doch die Lebenshaltungskosten sind hoch. 16 Prozent gewann die Linke bei den Kommunalwahlen 2008 – so viel wie in sozial gebeutelten Stadtteilen von Großstädten.
Das Projekt Aufspülung spaltet die Helgoländer: Die Jungen sind dafür, die älteren eher dagegen. Ein Argument dagegen: Die mächtige Strömung der Nordsee würde durch die Sandaufspülung umgelenkt und die Badedüne, das Herzstück Helgolands, abtragen. Und riesige Hotelbauten würden den Anblick der Insel auch nicht gerade verbessern.
siehe hierzu „Hamburger Abendblatt“ vom 6. Februar 2009