Die italienische Schriftsteller Italo Svevo (eigentlich: Hector Aron Schmitz, genannt Ettore Schmitz; * 19. Dezember 1861 in Triest; † 13. September 1928 in Motta di Livenza bei Treviso) ist bei uns ziemlich unbekannt. Zu Lebzeiten blieben seine Werke zunächst wenig beachtet. Heute gilt er als führender italienischer Romanautor des 20. Jahrhunderts. Das Pseudonym Italo Svevo heißt „der italienische Schwabe“ beziehungsweise „der italienische Deutsche“, da sein Großvater aus Deutschland stammte.
Svevos Hauptwerk, der Roman „Zenos Gewissen“, gilt längst als „eines der größten Bücher des (20.) Jahrhunderts, und nicht nur des Jahrhunderts, das trotz seiner inzwischen weltweiten Geltung in seiner ganzen dämonischen Größe vielleicht erst noch zu entdecken ist“ (Claudio Magris, Die Zeit).
Erstmals zweisprachig ist Italo Svevos Jahrhundertroman Zenos Gewissen (Italienisches Original und die Neuübersetzung von Barbara Kleiner mit einem Essay von Wilhelm Genazino) bei zweitausendeins.de erhältlich (1.203 Seiten für nur 7,99 EUR).
Zeno ist ein ewiger Student, der verschiedene Fächer und Jobs ausprobiert, aber nichts wirklich fertig bringt und vom Geld seines Vaters, eines erfolgreichen Unternehmers, lebt. Ständig nur mit sich selbst beschäftigt, ist er lebensuntüchtig geworden. Er glaubt nicht daran, sein Leben aktiv beeinflussen zu können, sondern ist überzeugt davon, das Leben gestalte ihn.
So wie er nichts fertig bekommt, so verhält es sich bei Zeno auch mit all seinen guten Vorsätzen. In der ersten Episode geht es um die vergeblichen Versuche, sich das Rauchen abzugewöhnen. Immer wieder ist Zeno davon überzeugt, seine «ultima sigaretta» zu rauchen, doch jedes Mal hat er eine Entschuldigung dafür, wieder rückfällig geworden zu sein.
Daneben ist er das Musterbeispiel eines eingebildeten Kranken. Gerät er in eine Stresssituation, so beginnen ihn die unterschiedlichsten Zipperlein zu plagen. Und so landet er auch bei einem Psychoanalytiker, der ihn dazu bringt, seine Lebensgeschichte schriftlich festzuhalten.
Zeno Cosini ist ein Held, der am wirklichen Leben scheitert, dies aber auf eine komische Art: Er ist nicht nur ein Hypochonder, sondern auch ein schrulliger Müßiggänger und ewiger Zauderer, der lieber grübelt als handelt und dabei an seinen Selbsttäuschungen und Rechtfertigungen festzuhalten versucht. Von seinem schlechten Gewissen geplagt, fasst er immer wieder gute Vorsätze – die er dann nicht hält. Das Besondere an dem recht weitschweifigen Roman „Zenos Gewissen“ ist die feine Ironie, durch die Zenos auf Geheiß seines Psychoanalytikers verfasste Lebensbeichte zur Travestie einer Nabelschau wird.
siehe auch: Dieter Wunderlich: Buchtipps
Ich denke, Frauen werden ihren Spaß an Svevos „Zenos Gewissen“ haben. Vielleicht ist Zeno nicht unbedingt das Musterbeispiel eines Mannes. Aber vieles von ihm lässt sich auch an manchem Mann wiedererkennen.
Übrigens: In Triest nahm Italo Svevo an einem englischen Sprachunterricht teil und lernte so 1905 an der Triester Berlitz-School James Joyce kennen, der dort als Sprachlehrer arbeitete. Die beiden (zu dieser Zeit noch weitgehend unbekannten) Autoren freundeten sich an. Joyce las Svevos Romane, war von ihnen begeistert und ermutigte ihn zu weiteren Arbeiten.