Mit Multikulti zur Europameisterschaft

Für den unermüdlichen Fußballfan gab es in den letzten Tagen ja noch einmal Fußball satt im Fernsehen. Zunächst gab es die Mini-WM, den Confed Cup in Südafrika – gewissermaßen auch als Test für die im nächsten Jahr dort stattfindende Weltmeisterschaft. Nachdem die USA überraschend Spanien im Halbfinale ausschalten konnte (das Spiel erinnerte mich an viele Werder-Spiele in dieser Saison: wie Werder war Spanien zwar überlegen, konnte aber die Torchancen nicht in Tore ummünzen – und verlor so am Ende), gingen die Amerikaner auch gegen Brasilien im Endspiel 2:0 in Führung. Am Ende konnten die Brasilianer aber in einer Aufholjagd mit 3:2 siegen und den Cup-Gewinn von vor vier Jahren wiederholen.

Nachdem die Spanier in der Gruppenphase an ihre Erfolgsserie bei der Europameisterschaft 2008 und Qualifikation zur WM 2010 anknüpfen konnte, fanden sie im Halbfinale gegen die USA nach 15 Siegen in Folge wieder ihren Meister. Lässt man den Spaniern möglichst wenig Raum zum Entfalten ihrer Kombinationsspiels, dann geht auch ihnen schnell die Puste aus.

Die Überraschungsmannschaft war ohne Zweifel die USA, die auch gegen Brasilien lange Zeit mithalten konnte. Man darf gespannt sein, wie es im nächsten Jahr weitergeht. Die Brasilianer haben sich wieder in die Favoritenrolle gehievt. Spanien ist dafür wieder auf dem Boden der Tatsachen zurückgekehrt.

Neben dem Confed-Cup spielten fast zeitgleich die U21-Nationalmannschaften in Schweden um den Europameistertitel. Nachdem bereits im letzten Sommer die deutsche U19-Mannschaft Europasieger mit einem 3:1-Sieg gegen Italien in Tschechien wurden (Trainer war übrigens Horst Hrubesch) und im Mai diesen Jahres das deutsche Team als Gastgeber die U 17-EM in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gewann (im Finale in Magdeburg setzte sich das Team von DFB-Trainer Marco Pezzaiuoli gegen die Niederlande 2:1 (1:1) nach Verlängerung durch), hat es jetzt die deutsche U21-Mannschaft geschafft und mit einem 4:0-Sieg gegen England zum ersten Mal auch diesen Europameistertitel gewonnen. Trainer des Erfolgteams: Horst Hrubesch.

Bilderserie bei zdf.de: Die deutsche U21-Auswahl

Wenn man die Namen einzelner Spieler liest, dann wird einem schnell klar, dass hier Multikulti am Werk ist: Gonzalo Castro ist spanischer Abstammung, Mesut Özil ist Deutsch-Türke, Dennis Aogo hat einen nigerianischen Vater und Jerome Boateng einen ghanaischen; Änis Ben-Hatira ist tunesischer Abstammung, Fabian Johnsons Vater ist US-Amerikaner, Sami Khedira hat einen tunesischen Vater und Ashkan Dejagah ist iranischer Abstammung. Deutsche Namen besagen zudem nicht, dass die Spieler mit diesen Namen auch in Deutschland geboren wurden: Andreas Beck wurde in Kemerowo, im Westen Sibiriens geboren, Marko Marin in Bosanska Gradiška, Bosnien und Herzegowina – und Sebastian Boenisch in Gliwice, Polen.

U21-Europameister 2009: Höwedes, Özil und Boenisch

Also viele Spieler der U21-Mannschaft haben einen Migrationshintergrund oder sind Spätaussiedler. Und der Erfolg der gesamten Mannschaft zeigt, dass gerade Fußball einen guten Beitrag zur Integration leisten kann. Unabhängig von ihrer Herkunft sind die Spieler zu einem hervorragendem Team zusammengewachsen – und mich als Werder-Fan erfreut es natürlich am meisten, dass Mesut Özil, Thronfolger von Diego beim SV Werder Bremen, besonders im Endspiel seine ganze Klasse zeigen konnte.

siehe Videos bei zdf.de: Multikulti zum SiegBärenstarker ÖzilSuperabend für Super-Özil

Video: Das Endspiel der U21 Deutschland – England in voller Länge

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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