In Europa soll bis zum Jahre 2020 ein Fünftel des Energieverbrauchs eingespart werden. Denn was man nicht verbraucht, muss nicht produziert werden. Es geht also um Richtlinien zur Energieeffizienz. Und genau da kommen die Herren Norbert Röttgen und Philipp Rösler ins Spiel, der eine Bundesumweltminister, der andere Bundeswirtschaftsminister und Vorsitzender einer eigentlich nicht mehr existenten FDP. Beide versuchen sich an einer Sachfrage strategisch zu profilieren, die längst entschieden sein müsste. Und so kommt Deutschland in diesem Punkt nicht von der Stelle. Vom Top-Duo der Ineffizienz ist bereits die Rede.
Und dann ist da noch das Märchen von der Stromlücke. Die Atomlobby skizziert ein Schreckgespenst vom Deutschland, dem der Strom ausgeht. Denn die großen Energieversorger trauern der billigen Atomkraft nach und den damit verbundenen Milliardengewinnen. Nur wenige von ihnen nutzen den Ausstieg, um verstärkt in die erneuerbaren Energien zu investieren. Aber trotz der klirrenden Kälte Anfang Februar konnte Deutschland sogar Strom exportieren. Zum Beispiel ins Atomstromland Frankreich.
Und dann haben wir da eben jenes Duo der Ineffizienz, die Herren Röttgen und Rösler. Der Ausbau der erneuerbaren Energien – und die damit verbundenen Subventionen sind Rösler ein Dorn im Auge. Da liegt er mit Röttgen im Clinch. Und so ist nichts mit Energieeinsparung und so gut wie nichts mit der Energiewende als solches.
Aber es kommt noch ‚besser’: Während der Kälteperiode war das deutsche Stromnetz dem Kollaps nah. Wasser auf den Mühlen der Atomlobby? Wie es aussieht, sind riskante Handelsgeschäfte Grund für diese ‚Unterdeckung’: „Hunderte Stromhändler kaufen für Großverbraucher und Versorger Strom zu, der gerade benötigt wird. Sie schätzen dabei anhand von Erfahrungswerten ab, wie viel gebraucht wird. Weil durch eine enorme Nachfrage, etwa auch in Frankreich, der Strompreis an der Börse auf teils weit über 350 Euro für die Megawattstunde hochschnellte, besteht der Verdacht, das die Händler Kosten sparen wollten und die Prognosen entsprechend klein rechneten.“
Wenn aber zu wenig Strom vorhanden ist, dann wird „über die für Notfälle als Absicherung des Systems vorgesehene Regelleistung zurückgegriffen“. Die Kosten hierfür sind mit 100 Euro je Megawattstunde deutlich billiger ist. Hier zocken Stromhändler mit unserer Versorgungssicherheit. Vielleicht sogar im Auftrag, um den Märchen von der Stromlücke Nahrung zu geben.
Wie es aussieht, so ist die Energiewende längst noch nicht in trockenen Tüchern. Solange Herr Rösler in dieser wichtigen Frage mitbestimmen darf, obwohl er und seine Partei längst jeglichen Rückhalt in der Bevölkerung verloren hat, solange muss man mit dem Schlimmsten rechnen. Eventuell sogar mit einem aus einer bestimmten Richtung gesteuerten oder aufgrund von geldgierigen Spekulationen erzeugten Kollaps des Stromnetzes.
Nach dem Rücktritt von Wulff als Bundespräsidenten stellt sich die Frage, ob es nicht an der Zeit ist, dass auch die FDP-Minister ihre Posten räumen, um die Voraussetzungen für Neuwahlen auch des Bundestages zu schaffen. Die Verschleppung der Energiewende darf nicht länger hingenommen werden.