Nach ihren ersten beiden Alben Whatever’s for us (1972) mit Pam Nestor und Back to the Night (1975) veröffentlichte Joan Armatrading 1976 ein Album nur unter ihren Namen: Joan Armatrading.
Produzent des Albums war Glyn Johns, der zuvor und dann auch später mit vielen Größen der Rockmusik gearbeitet hat, von den Beatles über die Rolling Stones bis hin zu Joe Satriani und Fairport Convention. Es sollte nicht die letzte Zusammenarbeit zwischen ihm und Joan Armatrading sein.
Bei dem Aufnahmen zu dem Album im September 1976 im Olympic Studios in London kam Joan Armatrading auch mit einigen Musikern aus dem Jethro Tull-Umfeld wie Dave Mattacks (Live-Album A Little Light Music, 1992) und Jerry Donahue (Fairport Convention) zusammen – sowie mit Dave Markee, der u.a. von diversen Alben von Eric Clapton bekannt wurde.
Die Arbeit von Glyn Johns hinterließ deutliche Spuren. Sicherlich würde man das Album heute etwas anders arrangieren. Mehr noch als seine Vorgänger war es wie aus einem Guß. Dabei glänzte das Album Joan Armatrading besonders auch durch seine stilistische Vielfalt. Für mich ist es der erste große Wurf der Joan Armatrading. Ein Album mit zehn schönen Lieder, die einmal besonders melodiös, dann eher rhythmisch hervorgehoben sind. Und es wurde für eine Musikerin wie Joan Armatrading zu einem durchaus respektablen Erfolg: Platz 12 in den UK Album Charts, Platz 67 immerhin schon in den fernen USA:
Das Album beginnt mit Down to Zero, ein Lied, das sie dann auch als Opener längere Zeit bei ihren Konzerten benutzte. Zu ihrer Live-Band gehörten damals Red Young (Keyboards), Rick(ie) Hirsch (Guitar), Richie Hayward bzw. Art Rodriguez (Drums), Bill Bodine (Bass) und Lon Price (Saxophone). Das Lied wurde dann auch später öfter gecovert, u.a. von der amerikanischen Sängerin Melissa Etheridge, die das Lied in den 80er Jahren bei Konzerten in Musikclubs von Kalifornien vortrug – übrigens nur eines von vielen Joan Armatrading-Liedern.
Joan Armatrading: Down to Zero
Trackliste des Albums:
(alle Lieder wurden von Joan Armatrading komponiert)
1. „Down to Zero“ – 3:51
2. „Help Yourself“ – 4:04
3. „Water With the Wine“ – 2:48
4. „Love and Affection“ – 4:28
5. „Save Me“ – 3:35
6. „Join the Boys“ – 4:48
7. „People“ – 3:30
8. „Somebody Who Loves You“ – 3:33
9. „Like Fire“ – 5:12
10. „Tall in the Saddle“ – 5:43
Joan Armatrading: Help yourself
Zu ihrem Gitarrenstil äußerte sich Joan Armatrading einmal im Magazin Guitar Player und nannte sich eine ‚Hitterin’, also eine, die kräftig in die Saiten schlägt. Dabei spielt sie Bass, Harmonie und Melodie quasi synchron. Das war dann auch der Grund, weshalb sie die elektrisch verstärkte Akustikgitarre der Marke Ovation bevorzugte, die gut an ihren gewölbte Korpus zu erkennen ist. Besonders eindrucksvoll präsentiert sie diesen Stil auf dem Stück Like Fire.
Eines ihrer bekanntesten Lieder ist ohne Zweifel Love and Affection, nicht nur, weil es oft gecovert wurde, sondern es war Joan Armatradings erster Chart-Erfolg und erreichte im November 1976 Platz 10 der britischen Singles-Chart. Background-Sänger (mit tiefem Bass) ist Clarke Peters.
Joan Armatrading: Love and Affection (The Old Grey Whistle Test 1976)
Den Abschluss des Albums bildet ein Lied, das mir immer noch besonders gefällt: Tall in the Saddle. Besonders der Gitarrist Rick Hirsch ist mir mit seinem einzigartigen Gitarrensolo von den damaligen Live-Auftritten in bester Erinnerung geblieben.
Joan Armatrading: Tall in the Saddle