- In Ostfriesland, dem Land der Teetrinker, outete sich Uwe S. als Kaffeetrinker.
Am Wochenende beim Frühstück hören wir meist NDR1 Niedersachsen im Radio. Am Samstagmorgen werden die Hörer aufgefordert, sich telefonisch zu einem bestimmten Thema zu äußern. Letzten Samstag ging es um das Coming-out von Thomas Hitzlsperger. Meine Söhne sprechen bei diesem Sender leicht verächtlich vom Rentnersender. Und ganz Unrecht haben sie nicht. Mindestens 90 % der Anrufer sind (noch) ältere Menschen (als ich).
Die Reaktionen der Zuhörer zur Homosexualität waren meist positiv, vor allem dann, wenn man Homosexuelle aus dem Bekannten- oder Nachbarschaftskreis kennt. Schwule und Lesben wurden dann immer als nett, ordentlich und ‚sauber’ beschrieben. Natürlich gab es auch die ewig gestrigen Ansichten. Wenn von Homosexuellen gesprochen wurde, hatte ich allerdings den Eindruck, als spräche man von Wesen von einem anderen Stern.
Sicherlich kann man die sexuelle Neigung, die dem eigenen Geschlecht gilt, nicht unbedingt mit der Vorliebe zu Kaffee statt zu Tee, wie oben angedeutet, vergleichen. Aber viel mehr ist es im Grunde auch wieder nicht. Einen homosexuellen Lebensstil, wie ihn homophobe Personen sehen wollen, gibt es im Grunde nicht. Hier herrschen weiterhin gängige Klischees, da Homosexualität auf das rein Sexuelle fokussiert wird.
Es ist durch verschiedene Studien zweifelsfrei erwiesen, dass die sexuelle Orientierung von genetischen Faktoren mindestens mitbestimmt wird und nach der Geburt nicht mehr veränderlich ist.
Sicherlich ist der Medienhype nach dem Outing von Thomas Hitzlsperger übertrieben. Aber leider zeigt sich besonders im Fußballsport, dass Schwulenhass dort alltäglich ist. Als Fußballfan ist man meist Anhänger eines bestimmten Vereins. Dieser Lokalpatriotismus steigert sich schnell in Chauvinismus. Damit einher gehen dann oft Rassismus, Frauen- und eben auch Schwulenfeindlichkeit. Die Vereine bemühen sich, dem entgegenzuwirken. Auf Fanseite gibt es längst schwul-lesbische Fußball-Fanorganisationen. Wenn sich wer outet, dann sollten es so genannte Fans sein, die von Fairness, Toleranz und Rücksicht bisher nichts gehört haben.
Ich habe bewusst eine provokante Überschrift gewählt, denn besonders die Kirchen zeitigen immer noch ein homophobes Verhalten. Homosexualität wird oft immer noch als Sünde betrachtet. Lesben und Schwule müssten sexuell abstinent leben oder heterosexuelle Ehen eingehen, um Gottes Willen zu entsprechen. Natürlich gibt es inzwischen auch Kirchen, die sich akzeptierend gegenüber Homosexualität positionieren
Dafür, dass Jesus vielleicht homosexuell war, sprechen durchaus einige Fakten. Der Kreis seiner 12 Jünger war rein männlich. Nach der Tradition soll Johannes, der Bruder des Jakobus und Sohn des Zebedäus, der Jünger gewesen sein, “den Jesus liebhatte”; der auch an der Seite Jesu lag und der ihm die Frage nach dem Verräter stellte (siehe hierzu u.a. auch die Kommentare zu meinem Beitrag Der gepixelte Jesus).
Dagegen spricht, dass zur erweiterten Schar der Jünger nicht nur Männer, sondern auch Frauen zählten, allen voran Maria Magdalena. Mit dem Verhältnis Jesu mit Maria Magdalena hat sich in den letzten Jahrzehnten die Belletristik näher beschäftigt. Das pseudowissenschaftliche Werk „Der Heilige Gral und seine Erben“ behauptete 1981, Maria Magdalena sei mit Jesus verheiratet gewesen und nach Gallien gegangen, wo von ihrem gemeinsamen Kind die Dynastie der Merowinger abstammen soll (z.B. Dan Brown hat sich des Themas dankend bedient). Ich selbst sehe da die Hochzeit von Kanaa, bei der nach dem Johannesevangelium (Joh 2,1-12) auch Jesus mit seinen Jüngern und seiner Mutter weilte und Jesus mit der Verwandlung von Wasser in Wein sein erstes in diesem Evangelium erwähntes Zeichen vollbrachte. Die Frage, die sich stellt, ist: Hat sich nicht ein Fremder, sondern der Bräutigam um den Wein zu kümmern? Wenn ja, dann wäre Jesus der Bräutigam – und vielleicht Maria Magdalena die Braut gewesen.
Um die vielleicht aufgebrachten Gemüter zu beruhigen. Ich glaube, dass Jesus weder homo- noch heterosexuell war, sondern, wenn er Gottes Sohn war, asexuell oder von mir aus übersexuell, also dem Sexuellen in keiner Weise menschlich zugetan. Aber die obigen Spekulationen zeigen, dass Homophilie und Homosexualität sich manchmal näher sind, als man vermutet.
Noch ein Satz und eine Stellungnahme von mir zur Homosexualität. Schwule und Lesben haben ein gleiches Recht, ihr Leben zu gestalten wie Heterosexuelle. Wenn sie Lebensgemeinschaften eingeben wollen, so sollen sie es tun können – auch mit allen Rechten, die für die Ehe gelten (z.B. Steuerrecht, Adoption). Ich verstehe, dass Homosexuelle auf sich aufmerksam machen wie durch den Christopher Street Day, um für ihre Rechte und gegen Diskriminierung und Ausgrenzung zu demonstrieren. Was ich aber nicht gutheißen kann, ist es, wenn einige Homosexuelle wirklich ernsthaft ihre Sexualität als den ‚Normalfall’, als die Regel propagieren. Ich verstehe es gut, wenn man sich solcher ‚Provokationen’ bedient. Aber Übertreibungen haben meist geschadet und selten der eigentliche Sache gedient.
Feindseligkeiten wie Homophobie entstehen besonders dann, wenn man etwas nicht verstehen kann oder will. Es ist die ‚Angst’ (Phobie) vor dem Unbekannten. Und es ist das Mittel des Unterprivilegierten, sich gegenüber vermeintlichen Randgruppen zu profilieren. In einem Wort: Es ist Dummheit!