Ja, ich bin heiß geworden – heiß auf alte Tatort-Folgen mit Schimanski (die neuen Folgen – natürlich ohne Schimmi – gucke ich sowieso meist …). Kein Wunder, da ich doch endlich eine bis dato vollständige Tatort Schimanski-/Schimanski-Sammlung mein eigen nenne (keine Angst: Ich ‚ertrinke’ schon nicht im Tatort und werde mit Sicherheit auch nicht alle alten Schimanski-Folgen hier ‚zum Besten’ geben).
Den 4. Tatort-Schimanski-Fall (Das Mädchen auf der Treppe aus dem Jahr 1982) habe ich hier allein wegen des filmischen Mitwirkens von Jan Fedder etwas näher und damit ausführlicher beleuchtet: Schimanski & Brakelmann. Aber alles hat ja einen Anfang, auch Schimanski – Folge 1 aus dem Jahr 1981: Duisburg-Ruhrort
Es war der 26. Juni 1981, als Kriminalhauptkommissar Horst Schimanski in der Tatort-Reihe seinen Dienst aufnahm – und für großen Wirbel in der Fernsehgemeinde sorgte. Ein Kommissar steht nicht gerade für modisches Auftreten oder für Manieren a la Knigge. Auch muss er kein Gourmet sein. Aber was da gleich die erste Szene mit Schimanski in seiner Wohnung bot (zwei ein halb Minuten ohne Schnitt), war vielen erst einmal zuviel des Guten: Ein scheinbar verkaterte Polizist blickt aus dem Fenster (Schimanskis Wohnung befindet sich in Duisburg-Wanheim. Der Blick aus dem Dachgeschoss des Wohnhauses am Biegerpark reicht bis Rheinhausen, wo das damals dort befindliche Krupp-Werk zu sehen ist), dann wirft er den Kassettenrekorder an (es erklingt „Leader of the Pack“ von den Shangri-Las aus dem Jahr 1964), kratzt sich erst einmal ausführlich, anschließend kramt er in der Küchenzeile aus dem dreckigen Geschirr eine Bratpfanne hervor, um sich doch dazu zu entschließen, zwei Eier roh im Glas zu vertilgen (da die Szene mehrmals gedreht wurde und Götz George das mit den Eiern durchziehen wollte, musste er sich – kein Wunder – übergeben, nein, nicht im Film …). Schnell sammelt er noch leere Bierflaschen ein, streift sich einen Pullover über und greift sich seine Jacke, die später genau wie die Schimanski-Tatorte Kult werden sollte. Und der erste Satz des Films, den er dann in der nächsten Szene sagte, nein schrie, war: „Du Idiot, hör‘ auf mit der Scheiße!“ Mit dem Idioten meinte er Zottel, der gerade seinen Fernseher aus dem Fenster im zweiten Stock schmiss. Er zerschellte vor einem Haus in der Fürst-Bismarck-Straße in Duisburg-Ruhrort. So begann also am 26. Juni 1981 die erste Tatort-Schimanski-Folge. Skandalös! Damals …
Als Hommage an diesen ersten Satz Schimanskis konnte sich Til Schweiger bekanntlich nicht enthalten, das Wort Fuck als erstes Wort in seinem ersten Tatort-Krimi zu hauchen. Schweiger wähnte sich wohl in den für ihn dann doch etwas zu großen Fußstapfen von Götz George aka Horst Schimanski. Eine Hommage sieht aber anders aus, z.B. wie die zu der eben beschriebenen Anfangsszene: Diese wurde in der viel späteren Schimanski-Folge Tod in der Siedlung fast identisch am Ende des Films mit Fenster, rohen Eiern aus dem Glas und Musik (diesmal Jethro Tull mit Wond’ring Aloud – sic!) erneut in Szene gesetzt.
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Duisburg-Ruhrort: Fürst-Bismarck-Straße
Zum Inhalt (in Kürzestfassung) von Duisburg-Ruhrort:
Im Duisburger Hafen wird ein Toter gefunden. Es ist der Binnenschiffer Heinz Petschek. Er wurde erstochen. Dringend der Tat verdächtig erweist sich der Schiffer Jan Poppinga; Petschek hatte mit seiner Frau ein Verhältnis.
Kriminalhauptkommissar Horst Schimanski glaubt an Poppingas Unschuld. Es stellt sich heraus, dass Petschek kurz vor seinem Tod seinen langjährigen Arbeitsplatz verlassen und auf dem Schiff des Partikuliers Wittinger angeheuert hatte. Die Gründe für diesen Wechsel liegen im Dunkeln, selbst seinen Freunden hat Petschek nichts gesagt. Sicher ist nur, dass Petschek Rauschgift geschmuggelt hat.
Da wird ein zweiter Toter entdeckt. Es ist der türkische Gewerkschaftler Celik. Petschek und Celik haben sich gekannt. Die beiden waren einem Waffenschmuggel auf der Spur. Ist Wittinger der Mörder?
Sicherlich ist das nicht einer der besten Tatort-Folgen. Die Handlung ist etwas wirre. Aber mit Schimanski trat ein ‚Bulle’ auf, der es schaffte, wenn dann auch weiterhin in einer eigenen Sendereihe, eine Fangemeinde hinter sich scharren, die bis heute besteht. Schimmi ist einfach Kult! Lediglich Lena Odenthal (gespielt von Ulrike Folkerts), die seit dem 29. Okt. 1989 (Folge: Die Neue) auf Mörderjagd geht, also über acht Jahre nach Schimmis ersten Auftritt, und damit dienstälteste Tatort-Ermittlerin ist, ermittelt heute noch.
Schimanski, das war in den 80-er Jahren auch so ein Abbild für das Lebensgefühl vieler junger Menschen, dem ich mich auch nicht verschließen konnte. Aber was schreibe ich da. Die alten Junggebliebenen wollen den Film sicherlich noch einmal sehen. Und die wirklich noch Jungen interessiert es dann vielleicht auch. Hier der 126. Tatort aus dem Jahr 1981 auf Youtube (wenn denn die GEMA nicht dazwischenfunkt):
Tatort (126) Schimanski (01): Duisburg-Ruhrort (1981) (Playlist – 3 Teile)
siehe auch: Auf den Spuren von Horst Schimanski durch Duisburg
z.B. Bis 1993 war der „Anker „ein beliebter Treffpunkt für viele Binnenschiffer und die Ruhrorter. Hier kehrte also auch Schimanski ein. Dann wurde die Kneipe stillgelegt und diente der Eigentümerin Grete Weiler und ihrem kleinen Hund als Wohnzimmer. Nach ihrem Tod drohte dem Haus von 1906 der Verfall. Gott sei Dank fand sich für das unter Denkmalschutz stehende Haus im Jahre 2008 ein privater Investor. So wurde der“ Anker“ aufwendig restauriert und die Heimat für das Café Kaldi. Die alten Stuckdecken und auch die Holzvertäfelung sind original erhalten.