Halbzeit! Die Hälfte der rund 600 Seiten umfassenden Beschreibung des eigenen Lebens von Gabriel García Márquez ‚Leben, um davon zu erzählen‚ habe ich gelesen und dabei gemischte Gefühle entwickelt. García Márquez schreibt sehr offen über seine Kinder- und Jugendzeit, und es mutet mich fast schon exotisch an, von diesen Lebensumständen zu erfahren. Er war das erste von elf Kindern (die unehelichen des Vaters erst gar nicht mitgezählt) und zeigte schon früh sein Interesse an Literatur. Zum einem erfährt man von großer Armut, aber dann kann es dem kleinen Gabito doch nicht so schlecht gehen. Dann pocht er fast ständig auf seine Schüchternheit, um von der großen Sause zu schreiben, die er schon als Heranwachsender (‚die Sau rauslassen‘) gestartet hat. Die südamerikanischen Wurzeln sind nicht zu leugnen, sein Machismo, auch wenn seine Mutter auf diesen ersten 300 Seiten mehr noch als der Vater immer wieder im Brennpunkt des Geschehens steht.
Manchmal entsetzt mich die Naivität, mit der Gabriel García Márquez sich selbst beschreibt. Dazu gibt es auch einige Längen, die eher ermüden. Aber wie schon in seinen großen Romanen gelingt es ihm dann doch, wieder Spannung aufzubauen, die fesselt und zum Weiterlesen verleitet.
Ohne Zweifel interessant sind die vielen Bezüge dieses Lebens zu seinen Romanen. So sind die ‚Hundert Jahre Einsamkeit‘ (weltweit rund 400-millionenfach verkauft) gar nicht mehr allein Fiktion, sondern spiegeln vieles aus dem realen Leben des Autors wider. Selbst der Name der Ortes Macondo stellt sich als verlassene Bahnhofsstation heraus.
Aber ich habe ja noch 300 weitere Seiten zu lesen. Ich bin gespannt, wie aus dem kleinen Gabito der große Gabo geworden ist.
Ein Gedanke zu „Die Memoiren von Gabriel García Márquez“
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