Es kommt einem Déjà-vu gleich, der Start des SV Werder Bremen in die neue Fußball-Bundesliga-Saison: Wie in der letzten Saison verliert Werder sein Heimspiel gegen Schalke mit 0:3. Und im Spiel in Berlin gegen Hertha BSC reicht es nur zu einem Unentschieden. Immerhin. Da fürchtete ich gegen die Borussia aus Mönchengladbach auch ähnlich Schlimmes wie im Vorjahr. Aber die Bremer überzeugten mit einer kämpferischen Leistung und mit einem 2:1-Sieg gegen inzwischen eher verunsicherte Gladbacher (nach drei Niederlagen zum Start finden sie sich auf dem letzten Tabellenplatz wieder), wobei sich Felix Kroos noch den Luxus erlaubte, einen Elfmeter weit links neben das Tor zu setzen.
Nun bei Werder hat sich in den letzten Wochen vor dem Saisonstart einiges getan. Nach dem frühzeitigen Wechsel von Davie Selke an den Brauseherstellerverein in Leipzig, packten auch Nils Petersen (jetzt mit festem Vertrag beim FC Freiburg in der 2. Liga) und Franco Di Santo, der sich zuletzt noch mit großen Worten zu Werder bekannte und dann in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zu Schalke zog, die Koffer. Gleich drei Stürmer verließen die Weser. Wie gut, dass man mit dem Ex-Kölner Anthony Ujah schon einmal für Nachschub gesorgt hatte. Statt eines ‚Traumsturms‘ mit Ujah/Di Santo gibt es jetzt einen mit den Herren Ujah und dem US-Amerikaner mit isländischen Wurzeln, Aron Jóhannsson – beide 24 Jahre alt, beide zunehmend aufeinander eingespielt.
Mit Cédric Makiadi, eine Altlast aus Zeiten von Robin Dutt, Eljero Elia und Ludovic Obraniak ist Werder drei Spieler losgeworden, wenn auch ablösefrei, die die Erwartungen in sie nie erfüllt und nur viel Geld gekostet haben. Der sicherlich schmerzhafte Abgang von Sebastian Prödl wurde durch Ulisses Garcia und eigenem Nachwuchs (Jannik Vestergaard war ja schon zuvor zu Werder gekommen) kompensiert.
Nach dem stockenden Start mit Niederlage, dann Unentschieden und jetzt einem Sieg kommt die Länderspielpause gerade recht, bevor es am 13. September (wieder einem Sonntag) um 15 Uhr 30 gegen Hoffenheim geht, die auch alles andere als gewünscht gestartet sind.
Sollten die Zahlen halbwegs stimmen, dann hat Werder für neue Spieler 8,7 Millionen € ausgegeben, dafür das Doppelte (17,4 Mill. €) für Verkäufe eingenommen – erlöst somit 8,7 Millionen €, die den Schatzmeister freuen werden. Sportlich, so glaube ich, ist die Mannschaft nicht schlechter geworden. Obwohl man im DBF-Pokal gegen die Würzburger Kickers zwar alles andere als geglänzt hat, aber immerhin eine Runde weiter ist, so fließt auch hier noch einiges an Geld in Werders Kassen. Neben der sportlichen ist die finanzielle Konsolidierung des Vereins unumgänglich.
Das ist natürlich nichts gegen die Summen, mit denen die Bayern hantieren (rd. 86 Millionen € Ausgaben stehen 33,5 Millionen € Einnahmen gegenüber). Aber selbst das ist wenig gegen das, was die englische Premier League investiert. Da werden allein in einzelne Spieler ‚Unsummen‘ gesteckt (z.B. Kevin De Bruyne, Spieler des Jahres 2015 in Deutschland, geht für kolportierte 75 Millionen € von Wolfsburg zu Manchester City – ob er da wirklich glücklich wird, mag ich trotz der 20 Millionen €, die er als Jahresgehalt bekommen soll, zu bezweifeln). Und ein Hammer wäre es, wenn lt. Wild-Zeitung Louis van Gaal, Trainer von Manchester United, angeblich 330 Millionen € (mit allem Drum und Dran) für den Brasilianer Neymar locker machen will. Die Entartung des Fußballs wird nicht nur durch Funktionäre a la Blatter vorangetrieben.
Nach nur drei Spieltagen in der neuen Saison findet man wieder Dortmund und ‚natürlich‘ Bayern München an der Tabellenspitze. Überraschend gut verkauft haben sich bisher die Aufsteiger Ingolstadt und Darmstadt. Am Ende rangiert (siehe oben) neben Hannover und Stuttgart eben Mönchengladbach, die damit als Tabellendritter der letzten Saison einen klassischen Fehlstart hinlegen (wie gut für Werder). Verunsicherung macht sich breit. Zudem dürften es die Gladbacher auch in der Gruppenphase der Champions League nicht leicht haben. Mit Manchester City, Juventus Turin und dem FC Sevilla warten hochkarätige Gegner auf sie. Nach Top kommt der Flop?
Ums kommende Wochenende herum steht dann auch wieder die Qualifikation zur Europameisterschaft 2016 an. Für das deutsche Team geht es am Freitag gegen den Gruppenersten, Polen – und dann am Montag darauf in Schottland schon fast um Alles oder Nichts. Für mich interessant ist auf jeden Fall das Spiel Niederlande – Island am Donnerstag. Das Spiel wird live von RTL Nitro übertragen (Spielbeginn wie auch bei den Deutschland-Spielen: 20 Uhr 45). Für die Isländer drücke ich die Däumchen, damit sie es verdientermaßen zum ersten Mal zu einem großen Turnier schaffen!
Der Fußballwahnsinn ist also wieder voll im Gange.