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Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Alles Gute zum Geburtstag, liebe Schwester!

Heute feiert meine Schwester Inge ihren 70. Geburtstag. Hierzu wünsche ich Dir alles Gute und ganz besonders, dass es Dir gesundheitlich im neuen Lebensjahr wieder besser geht.

Die folgende Tuschzeichnung entstand zu meinem Geburtstag und zeigt mich im Bettchen, an dem mein Bruder Armin und meine Schwester Inge knien, um wie die Engel, die über allen schweben, den kleinen Jungen zu behüten.

Mögen die Engel auch weiterhin über Dich, liebe Inge, wachen.

Tuschzeichnung von Jutta (1954): Inge & Armin um Willi im Bettchen

(Leider bin ich noch nicht damit fertig geworden, die Stockflecken zu entfernen. Aber so behält die Zeichnung, die nun fast 60 Jahre überstanden hat, ihre altersgemäße Authentizität. Das Original hängt jetzt in meinem Arbeitszimmer.)

Transfers und Qualifikationen

Das hätte sich Mesut Özil nicht träumen lassen. Im letzten Augenblick der sommerlichen Transferperiode wechselte er von Real Madrid zu Arsenal London für kolportierte 50 Millionen Euro und ist damit der teuerste deutsche Fußballspieler. Die ‚Königlichen’ aus Madrid refinanzieren so zur Hälfte den angeblich 100 Millionen Euro-Einkauf des walisischen Spielers Gareth Bale von Tottenham Hotspur. Özil wäre gern bei Real Madrid geblieben, denn schon zu Kindheitszeiten war es der Verein, bei dem er einmal spielen wollte. Immerhin hat er das geschafft. Aber die Erde dreht sich weiter …

Vom Özil-Transfer in die englische Premier League profitiert u.a. auch der SV Werder Bremen. Wenn ein Spieler vor Ablauf seines Vertrags zu einem anderen Club wechselt, erhalten die Vereine Entschädigungen, bei denen der Spieler zwischen dem 12. und 23. Geburtstag gespielt hat. Sie haben Anspruch auf insgesamt fünf Prozent der gesamten Transfersumme (Quelle: sportschau.de). Wegen Özils 2,5-jähriger Vertragszeit in der Hansestadt, steht so auch dem SV Werder ein Teil der jetzigen Transfersumme zu – gut 600.000 Euro (Quelle: radiobremen.de).

    SV Werder Bremen: Umbruch oder Schiffbruch?

Aber der SV Werder Bremen hat nicht nur Geld nötig (die letzten beiden Wirtschaftsjahre endeten mit jeweils einem dicken Minus). Mit dem sportlichen Erfolg würde von sich aus genügend Geld in die Kassen gespült werden. Nur damit sieht es zz. eher mau aus. Gut die ersten zwei Bundesliga-Spiele wurden knapp gewonnen. Aber danach hagelte es zwei Niederlagen – und das Testspiel am letzten Donnerstag beim Zweitligisten St. Pauli (Werder verliert dort 4:1) verheißt nichts Gutes für die weitere Zukunft. Die Saison 2013/2014 wird, ich fürchte, wieder ein mageres Jahr werden.

Nun die Transferperiode in diesem Sommer ist beendet – und auch der SV Werder hat noch einmal kräftig zugeschlagen. Nach den Neuzugängen Nils Petersen (war bisher nur ausgeliehen) im Sturm, Cédric Makiadi fürs Mittelfeld (für Kevin de Bruyne) und Luca Caldirola als Sokratis-Ersatz in der Innenverteidigung sowie Franco di Santo ebenfalls für den Angriff, hat man nun noch den Argentinier Santiago García (Linksverteidiger) ausgeliehen. Damit hat man sicherlich die offenen Löcher versucht zu stopfen. Ob es reicht, muss sich erst noch zeigen. Einiges spricht dafür – leider vieles auch dagegen.

Nach dem Verlust von Sokratis an Borussia Dortmund und Kevin de Bruyne (zurück an Chelsea London, er war nur ausgeliehen) haben nun auch u.a. Joseph Akpala (Ausleihe an Karabükspor Istanbul) und der Querschläger und Kindskopf Marko Arnautovic zu Stoke City den Verein verlassen. Besonders im Fall Arnautovic dürften einige Verantwortliche im Verein aufgeatmet haben. Das ‚ewige Talent’, der nur einmal kurz in der ersten Hälfte der letzten Saison sein Können aufblitzen ließ, dann wieder durch ausgelassene Torchancen und Querelen auf und neben dem Spielfeld auf sich aufmerksam machte, hat nun doch eine neue Heimstatt gefunden. Ein Großverdiener weniger, der die klammen Kassen belastete.

Aber was rede ich da von Werder Bremen. Die deutsche Nationalmannschaft ist auf einem guten Weg, die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2014 auf dem direkten Weg zu erreichen. Es war kein Zauberfußball, den Özil und Co. am Freitagabend gegen Österreich boten. Aber mit dem 3:0 haben sie eine weitere Weiche Richtung Brasilien gestellt. Und morgen in Tórshavn gegen die Färöer sollte ein weitere Schritt nach vorn erfolgen. Dann steht nur noch am 11.10.2013 in Köln das Spiel gegen Irland – und zuletzt am 15.10.2013 in Solna das Auswärtsspiel gegen Schweden aus.

Heute Ruhetag (40): Umberto Eco – Der Name der Rose

    Rosa que al prado, encarnada,
    te ostentas presuntüosa
    De grana y carmín bañada:
    campa lozana y gustosa;
    pero no, que siendo hermosa
    también serás desdichada.
    Sor Juana inés de la Cruz
    Rose, die rot auf dem Anger
    Stolz du dich spreizest
    Gebadet in Purpur und Karmesin:
    Prunke üppig und duftend.
    Doch nein, denn schön seiend
    Wirst du bald unglücklich sein.

Umberto Eco ist gewissermaßen der Steven Spielberg der Literatur. Spielberg verwirklicht seine Kindheitsträume, in dem er Filme dreht, in denen er Abenteuer (z.B. mit Indiana Jones) darstellt, wie sie Kinder gern erleben würden. Eco hegt Interesse für die Mediävistik, der Wissenschaft von europäischen Mittelalter. Und so schreibt er als Kenner Romane, die das Mittelalter wachrufen.

In der Nachschrift zum >Namen der Rose< (dtv 10552 - Deutscher Taschenbuch Verlag, April 1986) schreibt er ganz unverblümt: „… die Gegenwart kenne ich nur aus dem Fernsehen, über das Mittelalter habe ich Kenntnis aus erster Hand.“ (S. 22)

Mit seinem Roman Der Name der Rose wurde Umberto auch bei uns bekannt, ein Roman, der das Mittelalter mit seinen Kämpfen zwischen Kaiser und Papst zum Leben erweckt, der gleichzeitig ein Kriminalroman ist – und uns an den geistigen und geistlichen Auseinandersetzungen einer Zeit vor annähernd 700 Jahren teilhaben lässt.

„Begonnen habe ich im März 1978, getrieben von einer vagen Idee: Ich hatte den Drang, einen Mönch zu vergiften. Ich glaube Romane entstehen aus solchen Ideenkeimen, der Rest ist Fruchtfleisch, das man nach und nach ansetzt.“ (S. 21 der Nachschrift)

Gestern (Die Bibliothek als Labyrinth) bin ich schon einmal ziemlich tief in diesen Roman eingetaucht. Heute nun (bevor ich etwas näher auf den Roman insgesamt eingehen werde) möchte ich erst einmal zum Lesen dieses ungewöhnlichen Romans einladen, der vor rund 20 Jahren die Bestseller-Listen stürmte, ich fürchte, aber nur von den Wenigsten wirklich zu Ende gelesen wurde.

Heute Ruhetag = Lesetag!

Am 16. August 1968 fiel mir ein Buch aus der Feder eines gewissen Abbe Vallet in die Hände: Le manuscript de Dom Adson de Melk, traduit en frangais d’après l’édition de Dom J. Mabillon (Aux Presses de l’Abbaye de la Source, Paris 1842). Das Buch, versehen mit ein paar historischen Angaben, die in Wahrheit recht dürftig waren, präsentierte sich als die getreue Wiedergabe einer Handschrift aus dem 14. Jahrhundert, die der große Gelehrte des 17. Jahrhunderts, dem wir so vieles für die Geschichte des Benediktinerordens verdanken, angeblich seinerseits im Kloster Melk gefunden hatte.

Der kostbare Fund – meiner, also der dritte in zeitlicher Folge – heiterte meine Stimmung auf, während ich in Prag die Ankunft einer mir teuren Person erwartete. Sechs Tage später besetzten sowjetische Truppen die gebeutelte Stadt. Ich konnte glücklich die österreichische Grenze bei Linz erreichen, begab mich von dort aus weiter nach Wien, wo ich mit der langersehnten Person zusammentraf, und gemeinsam machten wir uns, aufwärts dem Lauf der Donau folgend, auf die Rückreise.

[…]

    Umberto Eco als William von Baskerville

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Das selbige war im Anfang bei Gott, und so wäre es Aufgabe eines jeden gläubigen Mönches, täglich das einzige eherne Faktum zu wiederholen, dessen unumstößliche Wahrheit feststeht. Doch videmus nunc per speculum in aenigmate [Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem Rätsel; Paulus: 1. Kor. 13,12], die Wahrheit verbirgt sich im Rätsel, bevor sie sich uns von Angesicht zu Angesicht offenbart, und nur für kurze Augenblicke (oh, wie so schwer zu fassende!) tritt sie hervor im Irrtum der Welt, weshalb wir ihre getreulichen Zeichen entziffern müssen, auch wo sie uns dunkel erscheinen und gleichsam durchwoben von einem gänzlich aufs Böse gerichteten Willen.

Dem Ende meines sündigen Lebens nahe, ergraut wie die Welt und in der Erwartung, mich bald zu verlieren im endlosen formlosen Abgrund der stillen wüsten Gottheit, teilhabend schon am immerwährenden Licht der himmlischen Klarheit, zurückgehalten nur noch von meinem schweren und siechen Körper in dieser Zelle meines geliebten Klosters zu Melk, hebe ich nunmehr an, diesem Pergament die denkwürdigen und entsetzlichen Ereignisse anzuvertrauen, deren Zeuge zu werden mir in meiner Jugend einst widerfuhr. Verbatim [wörtlich] will ich berichten, was ich damals sah und vernahm, ohne mich zu erkühnen, daraus einen höheren Plan abzuleiten, vielmehr gleichsam nur Zeichen von Zeichen weitergebend an jene, die nach mir kommen werden (so ihnen der Antichrist nicht zuvorkommt), auf daß es ihnen gelingen möge, sie zu entziffern.

Der Herr gewähre es mir in seiner Gnade, ein klares Bild der Ereignisse zu entwerfen, die sich zugetragen in jener Abtei, deren Lage, ja selbst deren Namen ich lieber verschweigen möchte aus Gründen der Pietät. Es geschah, als das Jahr des Herrn 1327 sich neigte – dasselbe, in welchem der Kaiser Ludwig gen Italien zog, um die Würde des Heiligen Römischen Reiches wiederherzustellen gemäß den Plänen des Allerhöchsten und zur Verwirrung des ruchlosen, ketzerischen und simonistischen [nach dem Zauberer Simon, Apostelgeschichte 8,9 ff. – Kauf, Verkauf von geistlichen Ämtern] Usurpators, der damals in Avignon Schande über den heiligen Namen des Apostolischen Stuhles brachte (ich spreche von der sündhaften Seele jenes Jakob von Cahors, den die Gottlosen als Papst Johannes XXII. verehrten).

[…]

Umberto Eco: Der Name der Rose (als PDF)

Die Bibliothek als Labyrinth

Man stelle sich eine digitale Bibliothek vor. Genau, da gibt es nicht viel für die Fantasie. Alles kleine Schalterchen, Bits die zu Bytes mutieren und am Ende Festplatten, DVDs oder andere Speichermedien belegen.

Anders ist es, wenn man z.B. an die Bibliothek von Alexandria denkt. Hier befanden sich neben unzähligen anderen Büchern z.B. die „Bücher des Aristoteles und des Theophrast, die Ptolemaios II. vom Erben des letzteren erwerben konnte; allerdings scheint die angekaufte Bibliothek des Aristoteles nicht komplett gewesen zu sein, da ein Teil noch 86 v. Chr. in Athen dem römischen Feldherrn Sulla in die Hände fiel.“

Und da fällt uns sicherlich die unendliche Bibliothek von Babel aus den Phantastische Erzählungen des im Alter erblindeten Jorge Luis Borges ein.

Und schon wird der geneigte Bibliotheksbenutzer, der bekanntlich ein Leser ist, eins und eins zusammengezählt haben, denn wohin sollte das führen, wenn nicht zu Umberto Ecos Roman Der Name der Rose. Denn darinnen geht es u.a. um eine Bibliothek, um einen blinden Hüter einer Klosterbibliothek namens Jorge von Burgos (oh, dies Namensähnlichkeit, die offensichtlich gewollte) und um ein Buch … von Aristoteles: nämlich um das offenbar einzige erhaltene Exemplar des „Zweiten Buches der Poetik“.

Und es geht um mysteriöse Todesfälle in Der Name der Rose. Aber ich will nicht zuviel verraten. Ich verbleibe bei der Bibliothek, die in dem Roman eine Hauptrolle spielt (neben dem besagten Buch) und die ein Labyrinth zu sein scheint, ein Rätsel. Aber Rätsel sind dazu da, sie zu lösen. Und so machen sich die beiden Hauptfiguren William von Baskerville und sein junger Gehilfe („Adlatus“), Adson von Melk, der zugleich Ich-Erzählers des Romans ist, auf, das Rätsel zu lösen (neben dem Rätsel der vielen Todesfälle).

»Versuch doch einmal, den Grundriß der Bibliothek zu zeichnen. Du wirst sehen, daß es bei jedem Turm zwei Räume geben muß, die einerseits an den siebeneckigen Innenraum angrenzen und andererseits an zwei Räume mit Fenstern zum Achteck…« [I-VIII, dunkelgrün]
Ich versuchte es, entwarf den Grundriß nach den Angaben meines Meisters und stieß einen Freudenschrei aus. »Jetzt wissen wir alles! Laßt mich einmal zählen . . . Ja, die Bibliothek hat sechsundfünfzig Räume, vier siebeneckige [a-d, dunkelblau] und zweiundfünfzig mehr oder minder quadratische, von denen acht fensterlos sind [I-VIII, dunkelgrün], während achtundzwanzig nach außen [4x 1-5, gelb / A-H, braunrot] gehen und sechzehn nach innen [1-16, weinrot]
»Und die vier Ecktürme haben jeder fünf Räume mit vier Wänden und einen mit sieben . . . Die ganze Anlage folgt einer himmlischen Harmonie, der sich vielerlei tiefe und wundersame Bedeutungen zuordnen lassen…«

Umberto Eco, Der Name der Rose, München 1982, S.277

    Die Bibliothek als Labyrinth: 56 Räume

4x 7-eckige Räume (a-d) dunkelblau
16x quadratische Räume innen (1-16) weinrot
8x quadratische Räume außen (mit Fenster) (A-H) braunrot
20x 4 Türme a 5 Räume außen (1-5) gelb
8x Räume ohne Fenster (I – VIII) dunkelgrün

56 Räume hat die Bibliothek also. Und diese sind nach einem bestimmten Muster angelegt:

… daß die Bibliothek tatsächlich nach dem Muster des Weltkreises angelegt war. Im Norden lagen die Zonen ANGLIA und GERMANIA, die sich längs der westlichen Außenwand mit der Zone GALLIA verbanden, um dann am äußersten Westrand in die Zone HIBERNIA zu münden und gen Süden überzugehen in die Zonen ROMA (Paradies lateinischer Klassiker!) und YSPANIA. Tief im Süden (das heißt im Südturm) schloß sich die Zone LEONES an, gefolgt von AEGYPTUS und weiter östlich fortgesetzt von IUDAEA und schließlich FÖNS ADAE. Zwischen Osten und Norden erstreckte sich längs der Außenwand die Zone ACAIA – eine treffliche Synekdoche, wie mein Meister sich ausdrückte, um das alte Griechenland zu bezeichnen, und tatsächlich fanden wir in jenen Räumen eine Fülle von Werken heidnisch-antiker Dichter und Philosophen.

Die Disposition der Buchstaben innerhalb einer Zone war, gelinde gesagt, recht eigenwillig. Manchmal mußte man geradeaus gehen, manchmal rückwärts, manchmal im Kreise, oft diente ein Buchstabe in zwei Wörtern zugleich (und in solchen Fällen hatte dann der betreffende Raum mindestens einen Schrank mit vermischten Werken). Nirgends gab es so etwas wie eine goldene Regel, es handelte sich offenkundig um reine Eselsbrücken, die dem Bibliothekar das Auffinden eines bestimmten Buches erleichtern sollten. Trug ein Buch zum Beispiel die Signatur Quarta Acaiae, so stand es im vierten Raum der Zone ACAIA, wenn man beim ersten mit dem roten A zu zählen begann, und zweifellos wußte der Bibliothekar längst auswendig, wie er dorthin gelangte, sei’s auf geraden oder verschlungenen Wegen. ACAIA zum Beispiel verteilte sich auf vier Räume, die zusammen ein ungefähres Quadrat bildeten, in welchem das erste A zugleich das letzte war — eine im Grunde recht einfache Sache, die auch wir bald begriffen hatten. Wie uns auch bald das Spiel der Vermauerungen klar wurde. Kam man zum Beispiel von Osten in die Zone ACAIA, so führte keiner der Räume weiter nach Norden: Das Labyrinth war an dieser Stelle verschlossen, und um in den Nordturm zu gelangen, mußte man erst die drei anderen Türme passieren. Aber natürlich wußten die Bibliothekare genau, wenn sie die Bibliothek im FÖNS ADAE betraten, daß sie, um beispielsweise nach ANGLIA zu gelangen, zuerst durch AEGYPTUS, YSPANIA, GALLIA und GERMANIA gehen mußten.

Umberto Eco, Der Name der Rose, München 1982, S.410 f.

    Die Bibliothek als Labyrinth: die Büchersammlung gemäß der mittelalterlichen Geografie geordnet
    Die Bibliothek als Labyrinth: Zone Leones (Löwen) = Afrika

Alles wäre natürlich so einfach, wäre da nicht doch noch ein Raum, der siebeneckige in der Mitte des Südturms. Um ihn herum erstreckt sich ‚Leones’ (‚Löwen’), also die Zone mit den Autoren Afrikas. Aber es gibt keinen Eingang zu ihm. Hier befindet sich „Finis Africae’, das ‚Ende von Afrika’. Und hier wird das besagte Buch des Aristoteles vermutet. Eines der sieben Räume, die sich Wand an Wand um diesem Raum schlängeln, ist der Spiegelraum, der durch seine konvexen und konkaven Spiegel ungebetene Besucher der Bibliothek erschrecken und damit verjagen soll.

Aber es muss dann doch einen (sogar zwei) Zugänge zu diesen Raum geben.

Venantius von Salvemec, der früh ermordete Übersetzer aus dem Griechischen und Arabischen und Aristoteles-Experte, der sich ebenfalls auf die Suche nach dem Buch des Aristoteles gemacht hatte und daher sterben musste, hatte sich eine Notiz gemacht, die in Geheimschrift verfasst und die den beiden, William und Adson, schon früh in die Hände gefallen war:

»Zweifellos eine Geheimschrift, die wir entziffern müssen«, sagte er. »Die Zeichen sind schlecht gemalt, und vielleicht hast du sie in deiner Kopie noch mehr verzerrt, aber es handelt sich fraglos um ein Alphabet aus Tierkreiszeichen. Sieh hier, in der ersten Zeile haben wir« – er hielt die Tafel mit gestreckten Armen weit von sich und kniff die Augen zusammen – »Schütze, Sonne, Merkur, Skorpion . . . «

Umberto Eco, Der Name der Rose, München 1982, S.210

Das Rätsel des Venantius: SECRETUM FINIS AFRICAE ...

»Ja, und der Schlüssel war ziemlich leicht zu finden. Venantius hatte die zwölf Tierkreiszeichen genommen, dazu die acht Zeichen der fünf Planeten, der beiden Himmelsleuchten und der Erde. Insgesamt also zwanzig Zeichen – genug, um ihnen die Buchstaben des lateinischen Alphabets zuzuordnen, wenn man davon ausgeht, daß ein und derselbe Buchstabe für die Anfangslaute der Wörter unum und velut stehen kann.
Die Reihenfolge der Buchstaben ist bekannt. In welcher Reihenfolge konnten die Zeichen geordnet sein? Ich versuchte es mit der Ordnung der Himmelsgewölbe, indem ich den Zodiakus an die äußere Peripherie setzte. Also Erde, Mond, Merkur, Venus, Sonne und so weiter, danach die Tierkreiszeichen in ihrer traditionellen Abfolge, wie sie auch Isidor von Sevilla klassifiziert hat, vom Widder und der Frühlingssonnwende bis zu den Fischen. Und nun schau mal, wenn man diesen Schlüssel anwendet, ergibt Venantius‘ Geheimbotschaft tatsächlich einen Sinn.«

Er zeigte mir das Pergament, auf dem er die rätselhafte Botschaft in große lateinische Lettern transkribiert hatte, und ich las:

SECRETUM FINIS AFRICAE MANUS SUPRA IDOLUM AGE PRIMUM ET SEPTIMUM DE QUATUOR.

»Klar?« fragte William.
»Die Hand über dem Idol wirke ein auf den Ersten und Siebenten der Vier…«, wiederholte ich kopfschüttelnd. »Nein, das ist überhaupt nicht klar!«

Umberto Eco, Der Name der Rose, München 1982, S.265/266

Aber, dem Leser ist es klar, das die beiden durch gegenseitige Hilfe (und durch den unumgänglichen Zufall) herausbekommen werden, was das zu bedeuten hat, der Schlüssel zum Geheimnis um das Ende Afrikas: SECRETUM FINIS AFRICAE!

Wie gesagt: Bei dem gesuchten Buch handelt es sich offenbar um das einzige erhaltene Exemplar des „Zweiten Buches der Poetik“ des Aristoteles, in dem die Komödie behandelt wird (nach der Tragödie im ersten). Zu einer Bibliothek gehört natürlich auch ein Katalog, in dem möglichst systematisch alle vorhandene Bücher vermerkt sind:

William eilte sofort ins Skriptorium zurück, ließ sich von Benno die Erlaubnis zur Benutzung des Kataloges geben und blätterte ihn rasch durch. »Es muß hier irgendwo sein«, sagte er, »ich hab’s noch vor einer Stunde gesehen… Ah, hier ist es ja! Lies diese Eintragung!«
Unter einer gemeinsamen Signatur
(»finis Africae«) standen vier Titel, es handelte sich ganz offensichtlich um einen Band mit verschiedenen Texten. Ich las:

I. ar. de dictis cujusdam stulti
II. syr. libellus alchemicus aegypt.
III. Expositio Magistri Alcofribae de coena beati Cypriani Cartagi-nensis Episcopi
IV. Liber acephalus de stupris virginum et meretricum amoribus

»Was ist das?« fragte ich.
»Unser Buch«, flüsterte William.

Umberto Eco, Der Name der Rose, München 1982,S. 559

Ich hoffe, die Übersetzung der Titel halbwegs richtig ‚getroffen’ zu haben: Bei dem Meister Alcofribas (Alcofribas Rasier) handelt es sich übrigens um ein Anagramm des Namens von François Rabelais, dem Autoren von Gargantua und Pantagruel.

I. Arabisch – Über die Worte gewisser Narren
II .Syrisch – ägyptisches Büchlein der Alchemie
III. (in Lateinisch) Darlegung des Meisters Alcofribas über das prächtige ‚Gastmahl’ des Cyprian, Bischof von Karthago
IV. (in Griechisch) Buch ohne Kopf von der Schändung der Jungfrauen und der Liebe zur Dirne

„Unser Buch“ – es ist dabei sogar nur der 4. Teil, der in Griechisch verfasste …

Soviel für heute. Zum Roman selbst komme ich in den nächsten Tagen (ich muss ihn noch zu Ende lesen). Ich weiß, dass das Buch beim ersten Erscheinen ein absoluter Renner war (Bestseller nennt man das wohl), sowohl in Italien als auch in Deutschland und anderswo. Wie viele es aber tatsächlich gelesen haben, darüber gibt es natürlich keine Informationen. Dafür gab es dann 1986 die Verfilmung, die aber kaum den Zugang zu den tieferen Schichten dieses Buches gerecht wurde.

Hitchcock (2012)

Hitchcock ist eine Filmbiografie von Sacha Gervasi aus dem Jahr 2012. Das Drehbuch basiert auf der Biografie „Alfred Hitchcock and the Making of Psycho“ von Stephen Rebello. Der Film spielt während der Entstehung des Filmes Psycho und legt einen entscheidenden Fokus der Geschichte auf die Beziehung von Alfred Hitchcock zu seiner Frau Alma Reville während dieser Zeit (Quelle: de.wikipedia.de)

    Hitchcock (2012)

Der einflussreichste Filmemacher des vergangenen Jahrhunderts, Alfred Hitchcock (Anthony Hopkins), steckt mitten in den Vorbereitungen zu seinem späteren Meisterwerk „Psycho“ mit Janet Leigh (Scarlett Johansson), Vera Miles (Jessica Biel) und Anthony Perkins (James D’Arcy). Ihm zur Seite steht seine Ehefrau und Partnerin Alma Reville (Helen Mirren), die nicht jede Entscheidung ihres Mannes befürwortet, ihn aber dennoch vollends unterstützt. Die Filmbranche ist skeptisch gegenüber dem neuen Projekt und versagt die Finanzierung. Der inzwischen 60-jährige Filmemacher wird von einigen Produzenten für zu alt und sein Projekt für nicht gut genug gehalten. Hitchcock ist jedoch dermaßen überzeugt von dem Drehbuch, dass er selbst für die Kosten der Produktion aufkommen möchte.

aus: filmstarts.de


Hitchcock (2012)

Der 1980 verstorbene Alfred Hitchcock ist der wahrscheinlich berühmteste Filmemacher der Geschichte. Kaum ein Regisseur hatte mehr Hits, kaum einer drehte mehr Klassiker und kaum einer verstand sich so gut auf die Vermarktung seiner Filme und seiner Person wie der korpulente Brite. Der Name Hitchcock wurde zur eigenen Marke und das ließ sich der „Master Of Suspense“ vor allem im TV versilbern. Verwunderlich ist es, dass es bis 2012 dauerte, bis Hitchcock selbst zur Filmfigur wurde.

    Alfred Hitchcock – Psycho (1960)

Ohne Alfred Hitchcock könnte ich mir die Filmwelt kaum vorstellen. Unvergessen sind dabei seine zahlreichen Cameo-Auftritte, meist ziemlich am Anfang des Films, wie z.B. in Über den Dächern von Nizza.

    Cameo-Auftritt von Hitchcock - rechts neben Cary Grant

Interessant an dem Film über Hitchcock finde ich besonders die Rolle, die seine Frau in seinem Leben gespielt hat und die überzeugend von Helen Mirren dargestellt wird. Nach dem Motto, hinter einem starken Mann steckt eine starke Frau, erfahren wir hier, wie wichtig seine Frau Alma für Hitchcock war, auch wenn es ohne Eifersüchteleien nicht abging. Aufschlussreich finde ich auch die Tatsache, dass Hitchcock sich nicht nur mit Produzenten um die Finanzierung seiner Filme schlagen musste, sondern reichlich Kämpfe mit der Zensur in den USA auszustehen hatte. Was heute vielen selbstverständlich erscheint, das war es vor 50 Jahre noch lange nicht. Vielleicht etwas zu kurz kam sein eigentümlicher Humor, der ihm ohne Zweifel zu eigen war.

Es ist kein aufregender, gar nervenzerreibend spannender Film a la Hitchcock. Es ist ein Film ÜBER Hitchcock, der uns das Regiegenie etwas näher bringt: durchaus aufschlussreich, durchaus unterhaltsam.


Hitchcock (2012) – längerer Ausschnitt

Übrigens: In seinem Film Dressed to Kill (1980) bezieht sich Brian De Palma ganz offen zu Hitchcocks Psycho-Film. Es ist gewissermaßen das Pendant zu Hitchcocks Film aus dem Jahre 1960.

Joan Armatrading: The Key (1983)

Ein ‚Markenzeichen’ von Joan Armatrading war ein an einer Kette um ihren Hals baumelnder Schlüssel. Es soll sich dabei um den Schlüssel zu ihrer Wohnung gehandelt haben. Wenn sie auf Tour war, fürchtete Joan, diesen Schlüssel irgendwo zu verlegen oder gar zu verlieren. So trug sie ihn um den Hals. Dieses Markenzeichen gab dann dem achten Studioalbum von ihr, das 1983 erschien, den Namen: The Key.

Nun The Key war wieder sehr erfolgreich – kam in Großbritannien auf Platz 10 der Album Charts und auf Platz 32 in den USA. Die ausgekoppelte Single Drop the Pilot erreichte Platz 11 der UK Single Charts und hielt sich dort 10 Wochen unter den Top 40. Außerdem war Joan Armatrading 1984 für den Grammy als beste weibliche Rock Vocal Performance nominiert – bzw. das Album für den Grammy Best Album Package. Immerhin!

    Joan Armatrading: The Key (1983)

Aufgenommen wurde das Album in den Townhouse Studios in Shepherd’s Bush, London, in den Polar Studios in Stockholm und zwei Lieder in New York. Wie beim Album Walk Under Ladders (1981) war wieder Steve Lillywhite der Produzent. Da die Plattenfirma meinte, dass Album wäre nicht kommerziell genug, wurde Joan Armatrading angehalten, zusätzliches Material zu schreiben. So komponierte sie die Lieder „Drop The Pilot“ und „What Do Boys Dream“, welche dann auch separat in New York von Val Garay produziert wurden. Hierfür wurden dann auch völlig andere Musiker ins Studio geholt.

Es war wieder unverkennbar ein Album seiner Zeit. Joan Armatrading hatte sich erneut dem Musikgeschmack der 80er Jahre angepasst oder anpassen müssen, denn unverkennbar wurde sie von ihrer Plattenfirma zu einer kommerzielleren Ausrichtung gezwungen. Ich denke, sie versuchte ihr damals Bestes zu geben und bediente sich wieder unterschiedlichster Musikstile, die damals mehr oder weniger populär waren – bis hin zum Punk, mehr aber nach meinem Dazuhalten war es New Wave. Um es gleich zu sagen: Trotz (und eher gerade wegen) des kommerziellen Erfolges der Platte ist sie nach meinem Geschmack neben Me Myself I (1980) eine der schlechtesten Scheiben von Joan Armatrading.

Trackliste des Albums:
(alle Lieder wurden von Joan Armatrading komponiert)

Seite 1:
1. „(I Love It When You) Call Me Names“ 4:23
2. „Foolish Pride” 3:16
3. „Drop The Pilot“ 3:41
4. „The Key“ 4:01
5. „Everybody Gotta Know“ 3:48

Seite 2:
1. „Tell Tale“ 2:31
2. „What Do Boys Dream“ 2:55
3. „The Game Of Love“ 3:34
4. „The Dealer“ 3:19
5. „Bad Habits“ 3:43
6. „I Love My Baby“ 3:29

Das Album beginnt mit einem für mich reichlich nervigen Bass. Und die Keyboards piepsen wie wir es auch von Lieder der neuen deutschen Welle her kennen. Ich hab das Lied ‚gewogen’ und für zu leicht befunden (‚seicht’ wäre fast noch richtiger). Das Gitarrensolo am Schluss spielt Adrian Belew, der u.a. durch die Progressive-Rock-Band King Crimson bekannt wurde, u.a. auch schon einmal bei Frank Zappa gespielt hatte. Bei King Crimson spielte u.a. auch der Bassist Tony Levin. Auch hier kann ich nur mein Empfinden beim Hören wiedergeben: Das Solo klingt wie quietschende Reifen. Aber hört selbst:


Joan Armatrading – (I Love It When You) Call Me Names

Das zweite Stück wird gestimmt durch Bläsersätze, echten Bläsern, also nicht aus dem Keyboard gequetscht. Man kann das Lied mögen oder nicht. Fatal finde ich hier das auf dünn getrimmte Stimmchen von Joan Armatrading, wie überhaupt auf einigen Stücken dieser Scheibe ihre eigentlich dunkle (tiefe) Stimme ohne die kleinen Brüche und Kiekser auskommt und dafür fast mädchenhaft hell, aber eben auch ausdruckslos klingt.


Joan Armatrading – Foolish Pride (Original)

Das dritte Lied „Drop the Pilot“ war auch als Single erfolgreich. Man hört schnell, warum: Es ist eingängig und von den ersten vier Liedern der Scheibe das, was mir noch am besten gefällt (was nicht ungedingt für dieses Lied spricht, eher gegen die drei anderen):


Joan Armatrading – Drop the Pilot (live)

Mit den 80-er Jahren kamen auch die Videoclips … So entstand auch für “Drop the Pilot” ein Videoclip:

Drop The Pilot from Joan Armatrading on Vimeo.

Joan Armatrading – Drop the Pilot (Videoclip)

Es folgt der Titelsong: Viel fällt mir dazu nicht ein. Hier verwurstelt Joan Armatrading Reggae mit New Wave-Elementen, es klingt teilweise wie ein Kinderlied (beschränkt auf eine pentatonische Tonleiter). Und wieder nervt ein piepsiges Keyboard (in früheren Zeiten sprachen wir da nicht mehr von Organisten, sondern Onanisten, die sich gewissermaßen an ihrem Instrument selbst befriedigten). Oh, Joan …


Joan Armatrading – The Key

Es kann nur besser werden – und wird es dann auch mit dem letzten Lied der ersten Seite (damals gab es bei LPs ja noch zwei Seiten): Ein langsames Stück, das wirklich nach Joan Armatrading klingt, wenigstens so, wie ich sie mag …:


Joan Armatrading – Everybody Gotta Know

Die zweite Seite beginnt mit einem Lied, in dem wieder Bläser zum Einsatz kommen. Ansonsten reißt es mich nicht vom Hocker.


Joan Armatrading – Tell Tale

Was Jungs träumen interessiert mich nur am Rande. Immerhin gibt uns Joan keine direkte Antwort, sondern kommt mit Fragestellungen daher (Do boys dream about …?). Das Lied ist in New York aufgenommen worden, noch etwas kommerzieller ausgerichtet als die anderen Stücke. Und so wurde dazu auch ein Videoclip gedreht … Immerhin lässt sie Joans Stimme hier hören:


Joan Armatrading – What Do Boys Dream

Die restlichen vier Lieder sind leider nicht bei Youtube etc. zu haben. „The Game of Love“ (unnötig aufgepeppt und eigentlich eher langweilig) und „The Dealer“ (im Endeffekt auch nur leichte Kost) kann man vergessen. „Bad Habits“ ist dann eher schon ein Höhepunkt der Scheibe, denn das Stück rockt richtig und klingt für mich stilistisch etwas wie Little Village, der von Ry Cooder mit John Hiatt (Gesang, Gitarre, Klavier), Nick Lowe (Bass) und Jim Keltner (Schlagzeug) gegründeten Gruppe. Hörenswert ist auf jeden Fall das Saxophonsolo und zuletzt das witzige Gitarrensolo.

Am Schluss dann wieder wie bei all ihren letzten Scheiben ein langsames Lied: „I Love my Baby“ – das wäre okay, wäre nicht schon wieder das quiekende Keyboard. Ich denke, dass das eine oder andere Lied sich retten ließe, wenn man diese anders arrangieren würde. Aber wie gesagt: dies Album ist ein Zeugnis seiner Zeit, den 80-er Jahren.

Jetzt werden sich viele fragen, warum ich eigentlich bei diesem Fast-Verriss ein Joan Armatrading-Fan bin?! Ich habe mir am letzten Wochenende die Rockpalast-DVD von Joan mit dem Konzert aus dem Jahr 1979 angehört/angesehen. Das war damals die Joan, die mich begeistert hat. Die 80-er Jahre, und das gilt nicht nur für Joan Armatrading, auch Jethro Tull produzierten nach meinen Geschmack viel Unerträgliches in dieser Zeit, waren nicht meine Jahre. Das konnte mit dem dann folgenden Jahrzehnt nur besser werden (aber soweit sind wir bei der Betrachtung und Belauschung von Joan Armatradings Diskografie noch nicht).

The Stratosphere Girl (2004)

Stratosphere Girl ist ein Film aus dem Jahr 2004 in der Regie von Matthias X. Oberg, der auch das Drehbuch schrieb. In der Hauptrolle spielt das belgische Ex-Model Chloé Winkel. Soweit ich sehen konnte, ist es auch ihre einzigste Filmrolle. In einer Nebenrolle als Papa-san ist übrigens Burt Kwouk zu sehen, den viele vielleicht als Cato aus den Inspektor Clouseau-Filmen (Der rosaroter Panther) mit Peter Sellers kennen.

    The Stratosphere Girl – mit Chloé Winkel

Die 18jährige Angela (Chloé Winkel) ist begeisterte Comic-Zeichnerin und entdeckt ihre Faszination für Mangas. Nach dem Abitur soll sie in der Steuerkanzlei ihres Onkels arbeiten, was ihr nicht behagt. Da setzt ihr Yamamoto, der nette japanische DJ auf der Abifete, den Floh ins Ohr, doch einfach nach Tokio zu fliegen und dort in einem Club als Hostess zu arbeiten. In Tokio angekommen findet sie Unterkunft bei Monika, einer Bekannten Yamamotos, die mit einigen Mit-Hostessen in einem schuhschachtelgroßen Appartement eine WG führt. Auch klappt es nach Anlaufschwierigkeiten mit dem Job in einem Club, in dem sich japanische Geschäftsmänner nach einem langen Arbeitstag in weiblicher Gesellschaft entspannen. Durch ihren Lolita-Charme ist Angela erfolgreich, was bei den anderen Hostessen zu Neid und Missgunst führt. Da findet Angela schon mal in ihrer Nudelsuppe eine Glasscherbe.

Durch Zufall entdeckt Angela, dass Larissa, ein russisches Mädchen, das auch mal in Monikas WG gelebt und im gleichen Club gearbeitet hat, verschwunden ist und polizeilich gesucht wird. Angela wittert ein Verbrechen und vermutet, dass Kruilman, ein europäischer Kunde, in die Sache verwickelt ist. So berichtet Ella von einer seltsamen Party bei einem japanischen Millionär, nach der Larissa nicht mehr gesehen worden sei. Angela beschließt, den auf Besuch in der Heimat befindlichen Yamamoto ins Vertrauen zu ziehen, allein, es fehlen die Beweise …


The Stratosphere Girl (2004)

Regisseur M.X. Oberg (UNDERTAKER’S PARADISE) fügt in STRATOSPHERE GIRL inhaltlich und formal spielerisch europäische Filmkultur und japanische Comic-Ästhetik zu einem faszinierenden Mystery-Thriller zusammen. Das unterkühlte und zugleich fesselnde Spiel von Newcomerin und Ex-Model Chloé Winkel, die hypnotischen Jazz-Klänge von Nils Petter Molvaer und die eindringlichen Comic- und Film-Bilder verdichten sich gemeinsam zu einer düsteren und doch unbeschwerten Vision über das Erwachsenwerden, die Macht der Fantasie und das Eintauchen in eine fremde Kultur. (Quelle: thalia-potsdam.de)

Unweigerlich erinnerte mich der Film an zwei andere Filme, die ein knallbuntes, neonbeleuchtetes Tokio als Hintergrund haben: Lost in Translation und in gewisser Hinsicht Enter the Void, denn auch hier werden die Grenzen zwischen verwirrend düsterer Traumwelt und einer kühlen Realität ausgelotet. Engelsgleich führt uns Angela (Chloé Winkel) in eine Welt, in der der von ihr gezeichnete Bilderkosmos mit der vor wildesten Eindrücken überschäumenden Welt Tokios verschmelzen. Mögen hier vielleicht auch eher die Wunschvorstellungen des Regisseurs als die Tagträume einer jungen Frau bildhaft umgesetzt sein, mag hier auch mit Klischees gearbeitet worden sein, was japanische Männer betrifft. Lohnenswert ist der Film auf alle Fälle, auch wenn das Happyend eher störend wirkt. Er ist kunstvoll und einfallsreich und hat eine ganz besondere, eigene Atmosphäre Stratosphäre.

Der Hobbit: Eine unerwartete Reise

Alle Herr der Ringe-Fans mögen mir verzeihen, aber Tolkiens Roman-Trilogie Herr der Ringe habe ich nie gelesen, dafür immerhin alle drei Filme der Trilogie Herr der Ringe gesehen. Nur in diesem Blog (in dem ich sonst über fast alles schreibe, was ich auch ‚gucke’) habe ich die Filme (fast) unterschlagen …

Der Hobbit – Eine unerwartete Reise (im Original The Hobbit: An Unexpected Journey) ist ein neuseeländischer Fantasyfilm von Regisseur Peter Jackson und der erste Teil einer dreiteiligen Verfilmung des Romans Der Hobbit von J. R. R. Tolkien aus dem Jahr 1937 – übrigens einem Kinderbuch.

Nochmals hat sich also Regisseur Peter Jackson eines Tolkien-Stoffes angenommen und noch einmal werden in drei überlangen Spielfilmen Hobbits, Zauberer, Orks, Zwerge u.v.a. in Mittelerde lebendig. Der Film spielt sechzig Jahre vor Tolkiens ‚Der Herr der Ringe’.

    Der Hobbit: Eine unerwartete Reise

Der Hobbit erzählt von der Reise Bilbo Beutlins, der an die langwierige Aufgabe gerät, das verlorene Zwergenkönigreich vom Einsamen Berg zurückzugewinnen, das vom Drachen Smaug erobert wurde. Der Zauberer Gandalf stellt Bilbo unerwartet eine Gruppe von dreizehn Zwergen zur Seite, angeführt vom legendären Krieger Thorin Eichenschild. Ihre Reise bringt sie in die Wildnis, durch unheimliche Länder mit Orks, tödlichen Wargen, riesigen Spinnen, Formwandlern und Zauberern. Bilbo Beutlin trifft zudem auf Gollum und gelangt in Besitz seines „kostbaren“ Rings, eines schlicht aussehenden Goldrings, der einst von Sauron geschmiedet wurde und von dem das Schicksal ganz Mittelerdes abhängt.


Der Hobbit: Eine unerwartete Reise

Freunde der Herr der Ringe-Filme wird’s freuen, einen Nachschlag zu bekommen. Aber manchmal ist ein Mehr eher ein Zuviel. Und bedenkt man, dass dieser Film erst der erste von drei Teilen ist, dann ist es des Guten wirklich zuviel. Sicherlich gelingt Jackson auch hier wieder ein bildgewaltiges Epos, die grandiosen Landschaftsbilder sind beeindruckend, besonders wenn man den Film im Großformat (z.B. wie ich via Beamer und in 5.1-Ton) betrachtet. Klar, die Ausstattung ist wieder vom Feinsten, die Figuren sind gelungen, besonders die Zwerge können gefallen. Aber irgendwie hat man das in ‚Herr der Ringe’ schon z.T. besser gesehen. Und die Geschichte ist nicht so viel anders.

Natürlich ist der Film trotz seiner über zwei ein halb Stunden Länge unterhaltsam. Wer solche Filme mag, der wird sich selbst an diesem Film nicht satt sehen können und die weiteren zwei Teile sehnsuchtsvoll erwarten. Der Film ist nun einmal Popcorn-Kino par excellence.

Melissa Etheridge: Message to Myself

Rosa Schleife - Symbol der Solidarität mit an Brustkrebs erkrankten Frauen

In Deutschland ist das Mammakarzinom mit einem Anteil von 32 % aller Krebsneuerkrankungen die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Jede achte bis zehnte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Und von diesen Frauen sind es wiederum etwa zehn Prozent, die erneut an Brustkrebs erkranken (Rezidiv).

Im Oktober 2004 gab die Sängerin Melissa Etheridge bekannt, dass sie an Brustkrebs erkrankt sei. Sie unterzog sich erfolgreich mehreren Operationen und einer Chemotherapie und teilte im Frühjahr 2005 mit, dass sie die Krankheit überstanden habe. 2007 verarbeitete sie ihre Krebserkrankung im Song „Message to Myself“.

Ich widme dieses Lied den Frauen, die die Tortur von Operation, Chemo- und Strahlentherapie durchmachen müssen … Und ich widme es meiner Frau, die ein zweites Mal an Brustkrebs, einer anderen Variante als beim ersten Mal, erkrankt ist. Du sollst wissen, dass du geliebt wirst. Und auch dieses Mal wirst du es durchstehen, wir sind an deiner Seite!

Message to Myself

I’m sending out a message to myself
So that when i hear it on the radio
I will know that I am fine
I will know that I am love

I warned myself of the blackness in my chest
The razors in my heart would never rest

It’s funny how you find just what you seek
Love is what you get,
When love is what you speak

I’m sending out a message to myself
So that when I hear it on the radio
I will know that I am fine
I will know that I am love

I made every choice along the way
Each day I spent in hell, I chose to stay

It’s funny what you fear can make you weak
Truth is what you get,
When truth is what you speak

I’m sending out a message to myself
So that when i hear it on the radio
I will know that I am fine
I will know that I am love

So if you are listening
I am just passing thru
You can take some for yourself
Cuz it works that way too

Sha, la, la, la, la, la, la, la, la, la
Sha, la, la, la, la, la, la, la, la, la
I will know that I am fine
I will know that i am love

I’m sending out a message to myself
So that when i hear it on the radio
I will know that I am fine
I will know that i am love

dt. Übersetzung

Ich schicke mir selbst eine Nachricht, damit ich,
wenn ich sie dann im Radio höre, weiß,
dass es mir gut geht und dass ich geliebt werde.

Ich warne mich selbst vor der Dunkelheit in meiner Brust,
denn die Rasiermesser in meinem Herzen machen niemals Pause.
Es ist schon komisch, dass man genau das findet, was man sucht.
Wenn du Liebe gibst, wirst du auch Liebe bekommen.

Ich schicke mir selbst eine Nachricht, damit ich,
wenn ich sie dann im Radio höre, weiß,
dass es mir gut geht und dass ich geliebt werde.

Ich habe alle meine Entscheidungen bisher selbst getroffen.
An jedem Tag, den ich in der Hölle verbracht habe, habe ich entschieden zu bleiben.
Es ist schon komisch, dass einem das, was man fürchtet, krank machen kann.
Wenn du die Wahrheit sagst, wirst du auch die Wahrheit erfahren.

Ich schicke mir selbst eine Nachricht, damit ich,
wenn ich sie dann im Radio höre, weiß,
dass es mir gut geht und dass ich geliebt werde.

Wenn du gerade hörst, was ich im Moment durchmache,
kannst du auch etwas für dich selbst rausziehen,
denn dafür eignet sich diese Nachricht genauso gut.

Sha la la la la la la la la la
Sha la la la la la la la la la
Ich weiß, dass es mir gut geht.
Ich weiß, ich werde geliebt.


Sean Mayes: Joan Armatrading – A Biography – Introduction

Ein Buch ist ein Buch ist ein Buch ist ein Buch … – in Abwandlung von Gertrude Steins Rosen-Sentenz aus dem Sacred Emily-Poem. „Things are what they are” – Dinge sind, was sie sind. Und so ist ein eBook eben kein wirkliches Buch, nichts Handfestes, Greifbares, notfalls sogar etwas jemand an den Kopf Werfbares (man müsste schon den eBook-Reader oder das Tablet werfen). Nein, ein Buch, ein wirkliches Buch, ist ein Buch. Notfalls kann man es auch für andere Zwecke als zu denen des Lesens benutzen (wenn der Tisch wackelt zum Unterstellen – auch wenn’s eher ein Heft als ein Buch sein müsste).

Aber ich schweife gehörig ab und sollte zum eigentlichen Thema kommen. Wenn schon einmal abgeschweift, bleibe ich es noch EINEN Augenblick. Die Rosen, die Rosen, die Rosen, die Rosen sind (um es einmal anders auszudrücken) inspirierten Umberto Eco zu seinem Mittelalter-Roman Der Name der Rose, den ich mir gerade zu Gemüte führe (dazu später mehr …). Aber jetzt ist genug.

Es geht (wieder einmal, ich weiß) um Joan Armatrading. Erwähnt habe ich es bereits mehrmals. Schon 1990, da war Joan Armatrading noch keine 40 Jahre alt, erschien über sie eine Biografie, auf die sich besonders die Verfasser der englischsprachigen Wikipedia-Artikel über Joan und ihre Alben beziehen: Joan Armatrading – A Biography von Sean Mayes.

Ich habe das Buch für gerade einmal 4 € 49 (davon entfielen allein 3 € auf Versandkosten) in diesen Tagen gekauft. Es ist gut erhalten und ich habe natürlich auch schon einen ersten (und zweiten) Blick hineingeworfen. Allein die Fotos sind das Geld wert.

Sean Mayes: Joan Armatrading - A Biography (1990)

Sean Mayes: Joan Armatrading - A Biography (1990)

Sean Mayes: Joan Armatrading – A Biography (1990)

… und das Buch stammt, wie man sieht, aus einer Bibliothek in Schottland, genauer aus dem East Lothian District, das ist östlich von Edinburgh. Nun ‚geklaut’ wurde das Buch nicht, sondern ist ‚withdrawn’, also nach sieben Ausleihen ausrangiert worden – und über diverse Umwege, so vermute ich einmal, jetzt in meinem Bücherschrank gelandet (‚neu’ ist das Buch wohl schon lange nicht mehr erhältlich).

Sean Mayes: Joan Armatrading - A Biography (1990)

So können Bücher in ihrer ‘analogen’ Ausprägung neben ihrem eigentlichen Inhalt auch noch weitere Geschichten erzählen. Manche Schmauchspur verrät etwas von vorherigen Lesern (es muss nicht gerade eine ‚Speisekarte’ sein – vielleicht ein Rotweinfleck oder die Sabberspur eines Pfeifenrauchers). Und wer wie ich ohne Randmerkungen per Bleistift selten auskommt, ergänzt ein Buch gewissermaßen auch in literarischer Hinsicht. Es lohnt sich oft schon, in den Antiquariaten dieser Welt zu schauen. Da findet sich mancher Schatz (manche Erstausgabe). Und wenn der Preis stimmt, dann greife ich schon einmal zu (außer das Buch ist allein aus hygienischen Gründen, siehe ‚Speisekarte’, nicht mehr zu gebrauchen).

Sean Mayes: Joan Armatrading - A Biography (1990) - Introduction

Aber nun doch schon etwas zum Inhaltlichen (sehr weit bin ich noch nicht gekommen). In einer Einleitung (Introduction) steht Folgendes (natürlich auf Englisch, eine deutsche Ausgabe der Biografie hat es nie gegeben):

„Over the years Joan Armatrading has producted albums of never-failing inspriration and quality. Her LPs go gold, her concerts sell out and her songs – such as ‘Love And Affection’, ‘Willow’ and ‘Drop The Pilot’ – have become lasting anthems.

There is courage in Joan’s writing and courage in the way she has changed from shy, nervous performer into the confident star with a radiant smile who inspired love and affection from seventy thousand people at the Nelson Mandela concert. She is a guitarist of breathtaking originality, and a singer whose voice goes straight for the heart. Her songs show both vulnerability and great personal strength, intimate yet universal. Short on ‘he’ and ‘she’ but long on ‘you’ and ‘me’, they appeal to both sexes equally, saying the things we should like to be able to say, but with greater perception, sensitivity and poetry than most of us can ever hope to command.

What is the source of this understanding? Were these songs wrought from intense personal experience? Here the smile fades, the shutters come down. Joan is simple not telling.

This is the first biography of the enigmatic and fascinating star. Joan Armatrading is not, it must be said, the easiest subject. ‘Joan Armourplating’ – ‘the Greta Garbo of pop’ – Joan is the most reclusive and secretive of individuals. The book was nearly called “A Very Private Person’. […]”

Also Joan Armourplating, die Panzerplattenbewehrte … Um es gleich zu sagen (und damit zu wiederholen): Diese Biografie ist von Joan Armatrading nicht ‚abgesegnet’ worden. Auf Fragen über ihr Privatleben sagte Joan fast stereotyp am Ende von Interviews: „You kept asking me questions about myself – you should have asked about my music.“ Sean Mayes, selbst Musiker, hat so versucht, seine Begeisterung für Joan möglichst auf die Sicht eines Musikers zu beschränken. Allein das ruft Begeisterung genug hervor. Und da Joan, die sich von einer schüchtern, nervösen Darstellerin zum selbstbewussten Star mauserte, ansonsten verschlossen (panzerplattenbewehrt) ist, sich als eine sehr private Person ausgibt, musste der Autor andere fragen, Mitmusiker, für die ersten Jahre ihre damalige Freundin Pam Nestor.

Ich unterstelle dem Autor genügend eigene Wahrnehmungsfähigkeit, Sensibilität und poetischen Geist, um das aufschlussreiche Porträt einer gegnadeten Künstlerin zu zeichnen und freue mich auf die weitere Lektüre. Dazu dann später mehr …

Ein weiterhin unerfüllter Traum

Es ist 50 Jahre her, dass Martin Luther King anlässlich des Marsches auf Washington für Arbeit und Freiheit, an dem mehr als 250.000 Menschen teilnahmen, seine Rede „I Have a Dream“ in Washington, D.C. vor dem Lincoln Memorial hielt. Am 28. August 1963 predigte Martin Luther King in Washington Gleichheit und Versöhnung. Seine Gegner antworteten mit Gewalt. Am 4. April 1968, kaum fünf Jahre später, wurde King in Memphis, Tennessee ermordet.

    Martin Luther King Jr. 1963: I Have a Dream

Heute regiert zwar ein schwarzer Präsident, im Bus darf jeder sitzen, wo er möchte. Doch Arbeitslosigkeit, Armut und Hunger sind noch immer ungleich verteilt. Martin Luther King träumte einen Traum, der auch nach 50 Jahren weiterhin unerfüllt geblieben ist.


Martin Luther King Jr. 1963: I Have a Dream

Rede mit Wortlaut (original)Deutsche Fassung der Rede


    Martin Luther King: I Have a Dream (1963)