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Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Im eigenem Garten: Physalis

Wir haben nicht nur Gemüse im eigenen Garten, wie Gurken, Tomaten und sogar Kartoffeln (alles überschaubar in Blumenkübeln ausgesät), nein, neben einem Kirschbaum gibt es wie schon einmal berichtet auch einen Busch Stachelbeeren, mehrere Stäucher Johannisbeeren sowie einen Busch Jostabeeren, eine Kreuzung als Johannis- und Stachelbeere. Und einige Erdbeerpflanzen gibt es auch bei uns für den Hand-in-den-Mund-Verzehr. Jetzt finden sich bei uns allerdings auch zwei Kübel mit mehreren Pflanzen der Kapstachelbeere (Physalis peruviana), die bei uns meist nach dem botanischen Gattungsnamen verkürzt Physalis, weniger aber auch Andenbeere, Andenkirsche und Peruanische Blasenkirsche, noch seltener Judenkirsche genannt wird und zur Gattung der Blasenkirschen in der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) gehört.


Physalis (Kapstachelbeere) als Pflanze – Blüte – Hüllen der unreifen Frucht

Die Pflanze wird ziemlich groß, ist aber eher unscheinbar und erinnert mich an Sonnenblumen. Die kleinen gelben Blüten verstecken sich meist unten den Blättern. Interessant sind dann aber die Hüllen der späteren Früchte, die Blütenkelche, die an kleine Lampions erinnern. Ich bin gespannt, wie viele der ebenfalls kleinen Früchte wir ernten werden.

Physalis (Kapstachelbeere): Hüllen der unreifen Frucht

William Faulkner: Licht im August

Bei einem Blick auf eine Liste der besten englischsprachigen Romane (ab 1923) im Time-Magazin (TIME 100 Best English-language Novels from 1923) war ich doch erstaunt, wie viele der dort aufgeführten Autoren ich bereits gelesen habe. Dabei ist die US-amerikanische Literatur gar nicht mein unbedingter Favorit (es handelt sich ei der Liste allerdings nicht nur um US-amerikanische Autoren): George Orwell, Raymond Chandler, Margaret Atwood, J.D. Salinger, Anthony Burgess, Doris Lessing, John Steinbeck, William Golding, Salman Rushdie, William Burroughs, Kazuo Ishiguro, Jack Kerouac, E.L. Doctorow, Dashiell Hammett, Ernest Hemingway, Henry Miller u.a.. Außerdem fallen mir noch John Irving und T. Coraghessan Boyle ein, die auf dieser Time-Liste fehlen.

Einer der bedeutendsten amerikanischen Romancier des 20. Jahrhunderts (und gleich zweimal auf der Liste im Time Magazin aufgeführt) ist William Faulkner (1897 – 1962) aus dem Bundesstaat Mississippi. Seine Romane und Erzählungen sind dort in Mississippi angesiedelt.

    „Der Mensch weiß so wenig von seinen Mitmenschen und glaubt stets, die Handlungen aller Männer und aller Frauen seien von eben dem Beweggrund bestimmt, dem er sich seiner Meinung nach selbst überließe, wenn er verrückt genug wäre zu tun, was jeweils dieser andere Mann oder diese andere Frau tut.
    (William Faulkner: Licht im August – S. 36)

Während meines Sommerurlaub auf meiner Leseliege verweilend las ich bereits wiederholt William Faulkners Roman Licht im August (Light in August (1932) – Rororo 1508 – Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, 43.-47. Tausend, September 1980) in der Erstübersetzung ins Deutsche aus dem Jahre 1935 von Franz Fein.

    William Faulker: Licht im August (amerikanische Erstausgabe)

„Zu Beginn des Romans macht sich ein junges Mädchen auf, ihren Geliebten zu suchen. Am Ende, zwei Monate später, hat sich ihr Schicksal in der Begegnung mit einem anderen Mann erfüllt, aber das Chaos sündhafter Verstrickungen, in das sie auf ihrem Weg gerissen wird, entläßt sie wieder fast unberührt. Aus losen Verknüpfungen, aus verhängnisvollem Zufall wächst unerbittliche Fügung. Der Verdacht des dunklen Blutes macht aus dem alltäglichen Schicksal des Findlings Christmas, des dämonischen Helden des Buches, eine abgründige Existenz, die sich in einem blinden, tollkühnen Amoklauf in die Vernichtung stürzt. Zwischen Schwarz und Weiß, für die es keine Versöhnung in seiner Umwelt gibt, bekennt sich der von Zweifeln Gepeinigte mit selbstzerstörerischer Konsequenz zur Schattenseite seines Wesens und macht sich zum Gefäß eines unbegreiflichen Schicksals, dem keine menschliche Kraft Einhalt gebieten kann. Das Dunkel, das Faulkner in diesem großen, dynamisch-tragischen Roman beschwört, ist in seinen Tiefen von der Prometheischen Fackel der Wahrhaftigkeit geheimnisvoll zuckend durchleuchtet. Faulkner bezeugt hier […] seinen genialen Blick für die letzten Gründe und Abgründe menschlichen Seins. Dieser große Dichter leitet seine Gestalten von so tief innen her, wie es nur bei Dostojewski und Conrad der Fall ist.“
(aus dem Klappentext)

Der Roman spielt zum größten Teil in einer fiktiven Kleinstadt namens Jefferson im US-Bundesstaat Mississippi. Hier kreuzen sich die Wege unterschiedlichster Menschen. Da ist jene schwangere Lena Grove aus Doane’s Mill/Alabama, die ihren Geliebten Lucas Burch sucht, der sich als Joe Brown in Jefferson niedergelassen hat uns sich dort mit einem Joe Christmas zusammengetan hat, um schwarzgebrannten Whisky zu verhökern. Beide haben Unterkunft in einem Schuppen bei einer Miss Burden gefunden. Christmas ist Liebhaber dieser Miss Burden.

In Rückblenden erfahren wir, das jener Christmas als Findelkind in ein Heim gekommen war, dort von den anderen Kindern als ‚Nigger’ gehänselt wurde. Obwohl vom Äußerlichen nicht erkennbar, brennt sich dieser ‚Verdacht des dunklen Blutes’ derart in das Bewusstsein des Kindes ein, sodass er auch als Erwachsener nicht davon loskommt und als Außenseiter sein Dasein fristet. Er kommt noch als kleiner Junge in die Obhut von Mr. und Mrs. McEachern. Dieser ist ein bigotter Frömmler, der das Kind entsprechend zu erziehen sucht, bis er eines Tages von Christmas niedergeschlagen wird. Christmas flüchtet und findet sich in Jefferson wieder. Später erfahren wir, dass seine Mutter, Milly mit Vornamen, eine Affäre mit einem Mann aus einem Wanderzirkus hatte und begegnen seinen Großeltern, Eupheus Hines, genannt Doc, und Frau.

In Jefferson wohnen u.a. Byron Bunch, der sich später Lena Grove, die hier in diesem kleinen Ort entbunden hat, und ihrem Kind annimmt, und der Reverend Gail Hightower, der nach dem Tod seiner Frau, dessen Ursachen nicht ganz geklärt sind, in Jefferson ebenfalls als Außenseiter lebt.

Miss Burden, die Joe Brown alias Lucas Bruch und Joe Christmas Unterkunft geboten hat, wird eines Tags ermordet. Es kann für diese unsinnige Tat nur Joe Christmas in Frage kommen, zumal er zunächst flüchtet und von Kennedy, dem Sheriff von Jefferson, verfolgt wird.

Am Ende wird Christmas in dem Haus des Reverenden Hightower von dem jungen Hauptmann der Staatsmiliz, Percy Grimm, der Christmas ohne Mandat des Sheriffs verfolgt hat, in Hightowers Haus mit fünf Schüssen niedergestreckt und kastriert.

„In seinem erfolgreichsten Roman greift der amerikanische Romancier und Nobelpreisträger das erregendste Problem der USA auf: die Rassenfrage. Mit einer Leidenschaft, wie wir sie in der europäischen Literatur kaum noch kennen, entrollt sich der Lebensweg eines Ausgestoßenen in der weiten Landschaft des Mississippi.“

„Seit Henry James hat kein Schriftsteller ein so großes und dauerndes Denkmal für die Kraft der amerikanischen Literatur hinterlassen.“ (John F. Kennedy).

Werke von William Faulkner

Werder bru(z)zzelt …

Was für ein verbru(z)zzelter Saisonauftakt für Werder Bremen! Da kommt man sich vor wie in ‚Täglich grüßt das Murmeltier’ – schon wieder fliegen die Bremer in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen einen Drittligisten (diesmal Preußen Münster) heraus und können sich wieder einmal ganz auf die Fußball-Bundesliga konzentrieren. Wie schön …?!

Und am Freitag geht es dann endlich los und gleich in der 50. Bundesligasaison gegen den amtierenden deutschen Meister und DFB-Pokalsieger Borussia Dortmund.

Nun Werder Bremen stand bisher für attraktiven Angriffsfußball und hat so weit über die Region hinaus Fußballfreunde gefunden. Nach zwei verkorksten Spielzeiten und einem großen Umbruch in der Mannschaft zeigte das Team in der Vorbereitung und im Liga total!-Pokal erste gute Ansätze und endlich wieder viel Spiellaune. Der Wille, etwas zu erreichen, war kaum zu übersehen. Es machten den Jungs sichtlich Spaß. Aber dann dieses Trauerspiel in Münster. Da muss man im Dortmund wohl wieder mit dem Schlimmsten rechnen. Natürlich soll alles anders werden, besser als in Münster. Nur mir fehlt der Glaube.

SV Werder Bremen: Umbruch oder Schiffbruch mit Wiesenhof?

Werder Bremen stand immer auch für Fairness auf und neben dem Sportplatz, für Nachhaltigkeit und Sympathie. Wie verträgt sich das nun mit dem neuen Trikotsponsor Wiesenhof, Deutschlands führender Geflügelmarke, die mit ihren Skandalen genau das Gegenteil von dem verkörpert, was Werder Bremen bisher ausmachte.

Werders Image ist in Gefahr. Natürlich braucht man in Bremen jeden Euro. Aber muss man deshalb seine Seele, sein gutes Image an den Teufel verkaufen? Schon zwischen 2004 und 2007 hatte Werder zwei Trikotsponsoren mit zweifelhaften Ruf. Die Auswahl des jetzigen Sponsors ist insbesondere unter Werder-Fans umstritten, da Tierschutzorganisationen dem Unternehmen Tierquälerei durch Massentierhaltung vorwerfen. Die ersten Mitglieder haben bereits den Verein verlassen.

Nachtrag: Die angekündigte Verstärkung im Sturm heißt Joseph Akpala vom FC Brügge. Nach einigem Hin und Her (wie sollte es anders bei Werder sein) ist der Transfer des 25-Jährigen an die weser perfekt. Akpala unterschrieb noch gestern einen Vier-Jahres-Vertrag bei den Bremern. Damit ist die Personalplanung für die neue Saison entgültig in „trockenen Tüchern“. Akpala ist nach Kevin de Bruyne (ausgeliehen), Assani Lukymia, Nils Petersen (ausgeliehen), Theodor Gebre Selassie, Raphael Wolf und Eljero Elia der siebte Neuzugang des Sommers für Werder Bremen.

Zutritt verboten?!

Sie sind zum Festlegen von Booten gedacht, diese Bohlen an der Kaimauer eines Hafens. Immer wieder werden sie aber von Möwen ‚missbraucht’, die von hier oben natürlich einen besseren Überblick haben. Bezieht sich das Verbot nun auf diese Seevögel (die nicht lesen können) oder auf uns Menschen (die zwar lesen können, sich aber wohl kaum auf eine Bohle stellen werden)?

Zutritt verboten?! - gesehen im Museumshafen vom Büsum (August 2012)

siehe auch: Mind your headAutowaschanlagePer Rad zur Hölle(K)eine HundekotablageRolling Sheeps

Urlaub 2012: Fahrt durch den Elbtunnel

Wer aus dem Nordwesten kommend in Richtung Schleswig-Holstein und von dort weiter nach Dänemark oder zu den Skandinavien-Fähren will, muss über die Hamburger Elbbrücken oder – will er nicht durch die Hamburger Innenstadt – auf der Bundesautobahn 7 durch den neuen Elbtunnel. Natürlich gibt es einige Alternativen, z.B. die Fahrt nach Wischhafen und dort mit der Fähre über die Elbe nach Glückstadt. Aber das bedeutet einen größeren Umweg – und für viele ist das einfach zu umständlich.

Auf unserem Weg nach Büsum am Wochenende fuhr unser Reisebus natürlich auch durch den neuen Elbtunnel. In Zeiten hohen Verkehrsaufkommens wie jetzt zur Sommerzeit wird dieser Elbtunnel schnell zum Nadelöhr, Staus sind vorprogrammiert. Hinzu kommt, dass der Tunnel bei einer Gesamtlänge von 3.325 m (davon liegen 1.056 m unter dem Flussbett und 2.813 m sind geschlossene Tunnelstrecke) auf einige Autofahrer beengend und daher beängstigend wirkt. Das sind dann die so genannten „Kachelzähler“, die besonders vorsichtig fahren und den Verkehrsfluss beeinträchtigen.

Hier einige Fotos von mir, die die Einfahrt von der Südseite in den Elbtunnel zeigen – also in Richtung Norden. Das gelbliche Licht im Tunnel selbst fand ich ziemlich irritierend. Ich kann also ein beklemmendes Gefühl bei einigen Autofahrern durchaus nachvollziehen. Aber ich bin sowieso kein Fan von langen Urlaubsfahrten mit dem Auto oder Reisebus.


Südportal des neuen Elbtunnel (August 2012)

Urlaub 2012: Morgenrot

Bevor es am Samstag auf nach Büsum zu einem Abstecher an die Nordsee ging, zeigte sich der Himmel am frühen Morgen so gegen 6 Uhr in Schäfchenwolken mit einem zarten Morgenrot. Morgenrot ist eigentlich ein Schlechtwetterbot’; aber an diesem Samstag wurde es heiß. Und der gestrige Sonntag wurde zum heißesten Tag des Jahres mit selbst bei uns über 35 ° C. Dass es dann abends rumorte und ein kurzer Regenschauer herunterkam, ist dann nicht verwunderlich, da die Strömung heißer Wüstenluft aus der Sahara durch einen kühlen Windstrom vom Atlantik her abgelöst wurde. Auch heute soll es noch über 30 ° C heiß werden, dann aber endlich wieder erträglich kühler.

Morgenrot 18. August 2012 in Tostedt

Vom dem Abstecher nach Büsum in den nächsten Tagen etwas mehr.

Urlaub 2012: Auf nach Büsum

Großmuttern (so sagt man hier in Norddeutschland – mit –n am Schluss) hat uns zu einer Busfahrt nach Büsum eingeladen. So geht es also mit einer Rentnergang an die Nordsee. Bereits Anfang der 80-er Jahre habe ich mit einem Kumpel die Gegend dort unsicher gemacht, d.h. von Bremerhaven kommend haben wir bei Wischhafen mit der Fähre nach Glückstadt über die Elbe uns setzen lassen und sind dann weiter bis Friedrichskoog geradelt. Irgendwo auf dem Weg dorthin haben wir in einem kleinen Ort sehr gut und preiswert gegessen – und uns natürlich ein oder zwei Dithmarscher Pilsener vom Fass gegönnt. Büsum haben wir damals links liegengelassen und sind weiter zur Insel Fehmarn geradelt. Damals hatten wir ein ‚Bombenwetter’, auf dem Rückweg erreichte das Quecksilber sogar die 40 Grad-Marke. Auch an diesem Wochenende soll es ja deutlich über 30 ° C heiß werden.

Ja die Region hier zwischen Nordsee, Eider, Elbe und Nord-Ostsee-Kanal nennt sich Dithmarschen (wie das Bier – oder besser: das Bier heißt nach dieser Region). Und Dithmarschen ist Kohlland. Was hier besonders an Weißkohl angebaut wird, dürfte in vielen Küchen Deutschlands z.B. als Sauerkraut auf den Tisch kommen.

Auf einer anderen Radtour Ende der 70-er Jahre bin ich übrigens auch einmal bis Husum gekommen, was noch etwas nördlicher liegt. Husum liegt in Nordfriedland und ist bekannt durch Theodor Storm und besonders durch den Schimmelreiter. Die Gegend ist zwar flach wie eine Flunder, aber bei stark böigen Winden ist es trotzdem nicht immer angenehm hier Rad zu fahren – ich weiß nicht wie es kommt, aber eigentlich immer hat man Gegenwind, also den Wind von vorn.


Größere Kartenansicht
Friedrichskoog – Büsum – Husum

Also auf nach Büsum, der kleinen Hafenstadt an der Nordsee. Bekannt ist Büsum besonders durch seine Krabben. Neben Stadt, Strand und Meer freue ich mich natürlich besonders auf diese kleinen Tierchen, die hier besonders gut munden. Und ein Dithmarscher Pilsener dürfte es dann sicherlich auch dazu geben.

Romananfänge (5): Wenn ein Reisender in einer Winternacht

Du schickst dich an, den neuen Roman Wenn ein Reisender in einer Winternacht von Italo Calvino zu lesen. Entspanne dich. Sammle dich. Schieb jeden anderen Gedanken beiseite. Laß deine Umwelt im Ungewissen verschwimmen. Mach lieber die Tür zu, drüben läuft immer das Fernsehen. Sag es den anderen gleich: „Nein, ich will nicht fernsehen!“ Heb die Stimme, sonst hören sie’s nicht: „Ich lese! Ich will nicht gestört werden!“ Vielleicht haben sie’s nicht gehört bei all dem Krach; sag’s noch lauter, schrei: „Ich fang gerade an, den neuen Roman von Italo Calvino zu lesen!“ Oder sag’s auch nicht, wenn du nicht willst; hoffentlich lassen sie dich in Ruhe.

Das schreibt kein Kritiker, kein Freund, der mir viel Spaß beim Lesen wünscht. Nein, so beginnt eben dieser Roman Wenn ein Reisender in einer Winternacht von Italo Calvino aus dem Jahr 1979, auf Deutsch von Burkhart Kroeber 1983 erschienen (ich habe die Taschenbuchausgabe dtv 10516 – Deutscher Taschenbuch Verlag, München – Januar 1986). Ich habe kaum einen originelleren Roman gelesen wie diesen und habe ihn mir herausgeholt, um ihn auf der Leseliege liegend während meines jetzigen Urlaubs erneut zu lesen.

Willi und die Romananfänge

Der Roman beginnt auf einem Bahnhof, eine Lokomotive faucht, Kolbendampf zischt über den Anfang des Kapitels, Rauch verhüllt einen Teil des ersten Absatzes. In den Bahnhofsgeruch mischt sich ein Dunstschwaden aus dem Bahnhofscafé. Jemand schaut durch die beschlagenen Scheiben, öffnet die Glastür des Cafés, alles ist diesig, auch drinnen, wie mit kurzsichtigen oder von Kohlenstäubchen gereizten Augen gesehen. Die Buchseiten sind beschlagen wie die Fenster eines alten Zuges, der Rauch legt sich auf die Sätze. Es ist ein regnerischer Abend; der Mann betritt das Café, knöpft sich den feuchten Mantel auf, eine Wolke von Dampf umhüllt ihn, ein Pfiff ertönt über die Gleise, die vom Regen glänzen, so weit das Auge reicht.

So beginnt dann der ‚eigentliche’ Roman. Aber schon nach wenigen Seiten, als es spannend wird, bricht er ab – und bald schon erkennt der Leser, der vom Autoren mit „du“ abgesprochen wird, dass er die Hauptperson selbst zu sein scheint. Der Leser stolpert in eine Art literarische Spurensuche – und kreuzt die Wege einer (Mit-)Leserin namens Ludmilla. Am Ende meint es Calvino vielleicht doch etwas zu gut mit dem Leser, denn …

Leser und Leserin, nun seid ihr Mann und Frau. Ein großes Ehebett empfängt eure parallelen Lektüren. Ludmilla klappt ihr Buch zu, macht ihr Licht aus, legt ihren Kopf auf das Kissen, sagt: „Mach du auch aus. Bist du nicht lesemüde?“ Und du: „Einen Moment noch. Ich beende grad Wenn ein Reisender in einer Winternacht von Italo Calvino.“

Urlaub 2012: Blick von der Leseliege

Was soll man an einem Urlaubstag tun, den man zu Hause in den eigenen vier Wänden verbringt? Nun das Wetter ist angenehm, nicht zu heiß, gerade richtig und sonnig. So lassen sich die berühmten vier Wände gern und gut nach außen kehren: Balkonien oder wie in meinem Fall: Terrassien ist angesagt.

Aber morgens geht es erst einmal mit dem Rad in die Badeanstalt, ja jenes, dass der Bürgermeister zu gern für immer und ewig schließen wollte und für dessen Erhalt sich die Bürger mehrheitlich ausgesprochen haben (inzwischen hat sich auch der Samtgemeinderat einstimmig für den Erhalt ausgesprochen – Danke!) – und das keinen Eintritt kostet. So früh am Morgen kurz nach 8 Uhr ist noch wenig los. Und so können meine Frau und ich hier unbehindert unsere Bahnen ziehen. Dann schnell geduscht und mit den Fahrrad noch in den Ort, um die nötigsten Einkäufe zu erledigen. Erst dann wir ausgiebig gefrühstückt.

Und was sonst? So mitten in der Lüneburger Heide bieten sich Radtouren an – und manchmal geht es dann eben auch durch Schlick, Matsch und Lehm. Aber Ruhestunden sind ja auch erholsam. So auf der Liege mit einem guten Buch in der Hand. Damit jeder es sehen kann, wie der Blick ist, wenn ich aus dem Buch aufblickend gen Himmel schaue:

Blick von der Leseliege

Bei strahlend blauen Himmel hat dieser Blick schon etwas – die Perspektive ist eine besondere aus einem tiefgelegenen Standpunkt heraus in die Höhe. Nebenan steht der Kaffeepott mit einem Cappuccino. Und dazu dann eine spannende Geschichte, erst etwas von William Faulkner zur Jahreszeit passend (Licht im August), einen weiteren Kriminalroman von Friedrich Glauser (und noch einen) oder gewissermaßen als ‚Erfrischung’ Italo Calvinos Wenn ein Reisender in einer Winternacht (zu den Büchern später mehr).

So lässt es sich leben – und so lässt es sich Urlaub zu Hause verbringen.

London Calling (11): Bolt macht den Unterschied

Am Sonntag endeten die XXX. Olympischen Sommerspiele 2012 in London mit der Schlussfeier. Die nächsten ‚Spiele’ finden in vier Jahren in Rio de Janeiro statt. Sowohl aus organisatorischer wie aus sportlicher Sicht waren die Spiele in London ein großer Erfolg. Lediglich die Londoner U-Bahn (Underground oder Tube wie die Engländer sagen) hatte ihre Probleme.

Auch die deutsche Mannschaft kann mit den erbrachten Leistungen zufrieden sein. Einige größere Enttäuschungen (Schwimmen, Sportschießen) wurden durch überraschende Medaillengewinne ‚ausgeglichen’. Am Samstag gab es noch einmal Gold für die Hockeyherren und Silber für Sabine Spitz im Cross Country der Mountainbiker.

    Olympia London 2012

Einer der Höhepunkte waren die Läufe des Usain Bolt, dem schnellsten Menschen aller Zeiten. Im 4×100 m-Staffelrennen siegten die Jamaikaner mit Bolt als Schlussläufer in neuer Weltrekordzeit von 36:85 Sek.; bedenkt man dabei die ‚Sicherheitswechsel’ der Läufer, dann sieht man, dass noch reichlich Potential für eine Steigerung dieser Rekordzeit vorhanden ist. Bis zum letzten Wechsel konnten die US-amerikanischen Läufer mithalten, dann setzte sich Usain Bolt aber unnachahmlich an die Spitze: Bolt macht eben den Unterschied aus.

Skandale hielten sich in Grenzen, Fehlentscheidungen auch. Allerdings hat das IOC der Kugelstoß-Olympiasiegerin Nadeschda Ostaptschuk aus Weißrussland wegen Dopings die Goldmedaille aberkannt. Die 31-Jährige sei während der Spiele in London bei zwei Proben positiv auf das anabole Steroid Methenolon getestet worden.

Was Doping anbelangt stehen die Gewichtheber weiter im Fokus. Dort ‚regiert’ seit fast 40 Jahren der Ungar Tamas Ajan an der internationalen Verbandsspitze, den man auch gern den Pillen-King nennt und der einige Euro, die der Verband der Gewichtheber bekommen hat, in seine eigenen Taschen verschwinden ließ. Vielleicht sollte man das Gewichtheben aus dem olympischen Programm streichen. Andere Sportarten würden gern die Lücke schließen.

Hier noch einmal die Ausbeute der deutschen Mannschaft in einer Übersicht

Urlaub 2012: Mediterraner Abstecher

Urlaubsreisen sind auch immer kulinarische Reisen. Wer andere Gegenden und Länder besucht, sollte auch immer einen Abstecher in die jeweilige Küche wagen. Manches mag gewöhnungsbedürftig sein – aber meist schmeckt es ausgesprochen lecker. Wer z.B. nach Schottland fährt und dort das oft verpönte britische Frühstück aufgetragen bekommt, sollte neben Porridge auch Haggis probieren. Als ich mit meiner Familie 2005 in Inverness in einer Bed & Breakfast-Unterkunft verweilte, hat mir diese meist aus Innereien bestehende schottische Spezialität dank der scharfen Pfefferwürze sehr gut geschmeckt.

Aber auch wenn man den größten Teil seines Urlaubs in den eigenen vier Wänden, auf Balkonien oder Terrassien verbringt, kann man sich die Sonne und die Küche z.B. des Mittelmeeres nach Hause holen.

Wie gut, dass wir einen jungen Kochkünstler unter unserem Dach wohnen haben. Der jüngere meiner Söhne, 18 Jahre alt, zeigt großes Interesse am Kochen – und beherrscht dieses Metier inzwischen immer besser. Er hat zum Kochen einfach das richtige ‚Feeling’. So kredenzte er uns in diesen Tagen ein wirklich erstaunliches Ratatouille aus Auberginen, Zwiebeln, Zucchini, Tomaten, Paprika und Knoblauch – kurz angebraten und dann leicht geschmort, dass ähnliches Wohnbehagen bei uns hervorrief wie beim Restauranttester in dem gleichnamigen Trickfilm. Da können wir alle gut und gern auf ein Stück Fleisch verzichten.

Basilikum (teilweise vollständig gerupft) & Petersilie

Immer wieder lecker ist auch das Pesto meines Sohnes. Freitag ist bei uns Spaghettitag. Und es müssen nicht immer Soßen auf Tomatenbasis sein, obwohl ich Tomaten liebe (wenn sie schmecken). So ein grünes Pesto (Pesto alla genovese) aus viel frischem Basilikum (pro Person sollte man schon bis zu einem Topf dieses herrlich ‚königlichen’ Krautes verwenden) ist einfach unbeschreiblich schmackhaft.

Und Freitag ist bei uns im Ort auch Wochenmarkt. Da gibt es einen Stand, der mit allerlei mediterranen Köstlichkeiten aufwartet. Das beginnt mit mancherlei Brot (Kräuterbrot oder angereichert mit getrockneten Tomaten) und endet längst nicht bei Antipasti und selbstgefertigten Frischkäsezubereitungen mit vielerlei Zutaten wir Basilikum, Peperoni, Aubergine usw.

Dazu mundet ein wohltemperierter trockener Rotwein (ein gepflegtes Bier tut es aber auch) – und schon scheint die Sonne … und beste Urlaubsstimmung kommt auch in den eigenen vier Wänden auf.