Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!
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Und da die Eishockey-Saison noch nicht abgeschlossen war, besuchten wir am vorletzten Tag am späten Nachmittag noch ein Spiel des SC Riessersee in dem Olympia-Eissport-Zentrum Garmisch-Partenkirchen – auch hier ist der Eintritt durch die Zugspitzcard abgedeckt, wenn auch nur für Stehplätze.
Es ging in der 2. Eishockey Bundesliga um den Abstieg gegen die Eispiraten Crimmitschau. Das Spiel ging zwar in der Verlängerung 2:3 verloren, trotzdem konnte der Sc Riessersee die Klasse erhalten. Beim Aufwärmen der Spieler flogen uns einige Pucks um die Ohren. Leider konnten wir keinen ergattern. Und leider konnten wir nicht bis zum Ende bleiben, da der letzte Eibseebus nach Grainau bereits um 21 Uhr 14 ab Bahnhof Garmisch-Partenkirchen losfuhr und wir diesen noch erreichen wollten – und haben (die letzte Zugspitzbahn fuhr bereits um 18 Uhr 15).
An dieser Stelle eine sicherlich berechtigte Kritik: Von Grainau nach Garmisch-Partenkirchen und zurück kann man sowohl mit der Zugspitzbahn als auch dem Eibseebus fahren. Das klingt zunächst gut. Leider fahren beide, Bahn wie Bus, fast zeitgleich. Eine zeitliche Versetzung des Busses um eine halbe Stunde wäre also um einiges besser. Hat man die Bahn verpasst, dann ist der Bus auch gerade weg und man darf annähernd eine Stunde auf das nächste Verkehrsmittel warten.
Nun dieser vorletzte Tag (der Samstag vor Ostern) war regnerisch. So waren wir längere Zeit als sonst im Zugspitzbad und abends – wie gesagt – in Garmisch-Partenkirchen beim Eishockey. An diesem Tag hatte man zum ersten Mal auch keinen Blick auf die Zugspitze. Bis ins Tal breiteten sich Nebelschwaden aus.
Damit ging unser Urlaub leider auch langsam zu Ende. Der nächste Tag, der Ostersonntag, war Abreisetag. Und dieser Tag sollte noch eine Überraschung für uns in petto haben …
Am Montag wurden die Stimmen ausgezählt. Über 21.000 Bürger waren in der Samtgemeinde Tostedt befragt worden, ob sie weiterhin ein Freibad haben möchten und wenn ja, ob das Bad im jetzigen Zustand erhalten oder als normales Freibad grundlegend saniert bzw. zu einem Naturfreibad umgewandelt werden soll (siehe meinen Beitrag: Tostedt: Ein Freibad für ein Parkhaus). 8373 Bürger haben ihre Stimme abgegeben, von denen aber 232 nicht zugelassen werden konnten. Die gültigen Stimmen entsprechen einer Beteiligung von 38,6 %. 17,1 % stimmten für eine Schließung. Damit ist der überwiegende Teil für einen Erhalt des Freibades in Tostedt. Die Variante Naturfreibad erzielte dabei mit 34,2 % die Mehrheit.
Knapp 40 % sind natürlich keine sehr hohe Beteiligung, leider, entsprechen aber dem Schnitt, den auch Bürgerbefragungen in anderen Kommunen in Niedersachsen erzielten. Natürlich ist unser Samtgemeindebürgermeister Dirk Bostelmann (CDU) über die Wahlbeteiligung entsetzt. „Das heißt, dass 61,4 Prozent nichts gesagt haben. Oder auch: 10,8 Prozent aller Bürger wollen den Ist-Zustand erhalten, 13 Prozent ein Naturbad. Das ist kein eindeutiges Ergebnis.“ Da ahnt man gleich, woher der Wind weht.
Bedenkt man, dass es bei dieser Befragung, die zudem für die Kommunalpolitik nicht bindend ist, lediglich um das Freibad ging, dann kann man mit dem Ergebnis zufrieden sein. Die Wahlbeteiligung in der Samtgemeinde Tostedt bei der letzten Kommunalwahl 2011 lag mit 55,1 Prozent auch nicht gerade hoch. Hier wäre ein Entsetzen von Herrn Bostelmann eher angebracht.
Wie auch immer: Das Ergebnis dieser Befragung ist ein Votum der Bürger für den Erhalt des Freibades. Da kommt auch der Samtgemeindebürgermeister nicht mehr herum. Und es ist ein Votum für eine grundlegende Sanierung. Jetzt sind die Kommunalpolitiker am Zug. Wir sind gespannt, wie diese entscheiden werden.
Jethro Tull’s Ian Anderson samt Band macht erst einmal einige Tage Pause und weilt dann für zwei Konzerte in Islands Hauptstadt Reykjavik. Die Zeitungskritiken der letzten Konzerte in Deutschland waren durchgehend positiv. Ich will es dem ‚Flötenmann’ gönnen (falls im Netz noch verfügbar):
Bevor ich die Akte Ian Anderson und Jethro Tull für einige Zeit schließen möchte (die Akte Jethro Tull ist meines Erachtens trotz anderer Verlautbarung bereits vollständig geschlossen), hier noch einige Infos, Anmerkungen – wie immer man es nennen kann:
Immer wieder findet man die Frage, ob Ian Anderson überhaupt Noten lesen kann. Angeblich kann er keine Noten lesen; ich denke eher, dass er schon Noten lesen kann, aber ihm gelingt es nicht, nach Noten zu spielen. Da hat er etwas mit mir gemeinsam. Die Frage des Notenlesens war bei der Auswahl der jetzigen Begleitmusiker ein wichtiger Punkt. Martin Barre kann nämlich auch nicht nach Noten spielen – und so wäre es schwierig geworden, das 1972er Thick as a Brick, das in zwei Teilen jeweils über 20 Minuten lang ist, ohne Probleme einzuüben. Florian Opahle, der auf der TAAB-Tour Gitarre spielt, hat eine umfangreiche musikalische Ausbildung hinter sich, wird also mit Sicherheit Noten lesen können – so wie ohne Frage auch John O’Hara, der Musik studiert hat. Goodier kommt aus einer musikalischen Familie.
Selbst wer weniger komplexe Musik als z.B. Jethro Tull spielt, kommt irgendwann ohne Noten nicht mehr zurecht. Ich und meine Söhne, die ja auch in einer Band musizieren, benutzen das preiswerte und am Ende ausreichende Guitar Pro – inzwischen in Version 6. Ian Anderson benutzt zum Erstellen von Partituren (z.B. für den Auftritt mit Orchestern) die Software Sibelius.
Nach Noten spielen und Rockmusik, passt das überhaupt zusammen? Bei dem suite-ähnlichen TAAB (1972) ist Notenlesen als Orientierungshilfe sicherlich sinnvoll. Ansonsten aber dürfte es eher ein Hemmschuh sein. Genau das findet sich nach meiner Meinung bei TAAB 2 (2012). Anderson verpasste seinen Jungs recht restriktive Vorgaben, die diese auch ohne Murren einhalten. Aber dann verkommt z.B. das Schlagzeug schnell zur bloßen Begleitung und hat selten starke Stellen. So spielte Florian Opahle selbst in den wenigen Soli eher mit angezogener Handbremse („wie vom Blatt“). Und das Produkt klingt dann für mich eben sehr steril.
Nun nach den Auftritten in Deutschland und der Aufführung sowohl von TAAB 1 als auch TAAB 2 stellt sich die Frage, ob es das Ganze irgendwann einmal auch als Konzert-DVD geben wird.
Wir kennen Ian Anderson als schottischen Knauser. So wollte er partout kein neues Album auf den Markt bringen. Erst nach langem Hin und Her entschied er sich dann ja zu TAAB 2. Und auch da ist er sich nicht sicher …:
„Das war vor 20, 30 Jahren anders. Da konnte man noch erwarten, einige Platten zu verkaufen. Ich werde vermutlich sogar Geld verlieren mit dem Album [gemeint ist TAAB2], das wir gerade aufgenommen haben. Es aufzunehmen, zu mischen und zu mastern, das Cover zu gestalten und so weiter hat etwas mehr als 100.000 Euro gekostet. Ich denke, meine Chancen, mein investiertes Geld von EMI zurückzubekommen sind überhaupt nicht gut. […]“ (Quelle: Wolfgang und Kevin Thomas: Jethro Tull Over Germany: Fotos und Geschichten aus über vier Jahrzehnten, 2012, S. 251)
Ich vermute, dass er das Geld durchaus wieder eingespielt haben wird. Spätestens mit seinen Live-Auftritten fließt reichlich Kohle in die Taschen von Herrn Anderson. Es ist eben ein neues ‚Geschäftsmodell’, dem sich auch Ian Anderson ‚beugen’ muss. Die Konzertsäle waren voll (wenn ’s auch nicht mehr die ganz großen Hallen sind, die er füllt), meist ausverkauft sogar, was er mit der x-ten „Best of …“-Tour sicherlich nicht erreicht hätte. Ob das nun aber zu einer Konzert-DVD reicht, bleibt fraglich. Nochmals O-Ton Anderson:
„ … Youtube als Firma ist verantwortlich für so viele Urheberrechtsverletzungen, dass es sich nicht mehr lohnt, DVDs aufzunehmen und zu veröffentlichen. Das kostet schließlich eine Menge Geld. Man braucht mindestens acht bis zehn Kameras, die ganzen Mischpulte, dann muss das alles editiert und gemischt werden. Wir sprechen hier vermutlich von etwa 100.000 Euro, um eine solche Aufnahme in professioneller Weise machen zu lassen. […] Und wenn Sie am Ende versuchen wollen, ihre 100.000 Euro wieder einzuspielen – vergessen Sie’s. Von einer Musik-DVD verkaufen Sie heute im Schnitt zwischen drei und zehntausend Kopien, vielleicht auch weniger. […] Als das Medium der DVD herauskam, konnten Sie bis zu 50.000 oder sogar 100.000 Exemplare verkaufen. […], wir haben mit „Living with the Past“ 100.000 Kopien verkauft, das war für eine Konzert-DVD ein gutes Ergebnis. Heute würden es mit viel Glück 10.000. […] Wir werden also jetzt hauptsächlich noch Aufnahmen aus der Bandgeschichte veröffentlichen, um die Produktionsfirmen, wie Eagle Vision, am Leben zu erhalten und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihr Büroreinigungspersonal zu bezahlen.“ (Quelle: Wolfgang und Kevin Thomas: Jethro Tull Over Germany: Fotos und Geschichten aus über vier Jahrzehnten, 2012, S. 200)
Aber vielleicht hat es sich Herr Anderson inzwischen anders überlegt. Und dann gibt es da sicherlich auch einen Live-Mitschnitt beim Montreux Jazz Festival am 1. Juli. Interessant klingt immerhin der Hinweis auf die ‚Aufnahmen aus der Bandgeschichte’. Da soll es noch einiges geben, das für mich auf jeden Fall interessanter wäre als eine DVD von der jetzigen Tournee.
Trotz der negativen Aussagen von Ian Anderson plant er bereits weitere Albumprojekte. Beabsichtigt er, sein Geld aus dem Fenster zu werfen? Oder droht auch den Reinigungskräften bei EMI der Rausschmiss? Da ist zunächst das „string quartet album of mainstream Jethro Tull tracks which will be perfect for the weddings, christenings and funerals of Tull fans”, das ich bereits an anderer Stelle erwähnte und das angeblich sogar schon in Arbeit sein soll. Des Weiteren ist ein Hardrock-Album geplant – wohl wieder unter dem Namen von Jethro Tull, denn Ian Anderson sagt darüber mit Bezug auf den Metal-Grammy vor etlichen Jahren „Maybe the time has come to actually say, ‚You know? All right, maybe we are a hard rock/metal band‘.“ Außerdem denkt er an eine Scheibe im Singer-Songwriter-Stil mit (fast nur) eigener Gitarrenbegleitung (nachzulesen in einem Interview im The Morton Report).
Singer-Songwriter-Stil – wie soll das gehen bei seinem Gekrächze? Nein, ich weigere mich, das weiter zu kommentieren. Schön ist es sicherlich, wenn man im Alter noch so viele Ziele vor Augen hat.
Jethro Tull – This was … Für die nächste Zeit lege ich Herrn Anderson und seine ehemalige Gruppe erst einmal aus Eis. Es gibt noch andere Musik, die mich interessiert. Und außerdem möchte ich wieder mehr lesen. Meinen Ohren kann eine Ruhepause nicht schaden …
Am Freitag beginnt mit dem Eröffnungsspiel zwischen Co-Gastgeber Polen und Griechenland um 18 Uhr in Warschau die 14. Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. Deutschland muss zum ersten Mal am Samstag um 20 Uhr 45 in Lemberg gegen Portugal antreten. Alle 16 Mannschaften befinden sich also noch in der Vorbereitungsphase und haben dabei gezeigt, dass in Sachen Spritzigkeit und Feinanstimmung noch nicht alles bei 100 % liegt.
In Deutschland sind die Erwartungen hoch. Es gibt kaum einen, der nicht nur dem deutschen Team den Titel zutraut, sondern ihn von der Mannschaft geradezu erwartet. Natürlich traue auch ich der Mannschaft um Trainer Joachim Löw und Mannschaftskapitän Philipp Lahm den Gewinn der Europameisterschaft zu. Das Potenzial hat die Mannschaft. Sie ist jung, technisch versiert, spritzig und ‚hungrig’. Aber wie so oft im Leben, so ist besonders im Sport der Erfolg von vielen Faktoren abhängig. Glück, Tagesform, all die kleinen und großen Dinge spielen eine Rolle. Und manchmal ist es ein kleiner individueller Fehler, der alles zunichte macht.
Deutschland spiel mit Portugal, den Niederlanden und Dänemark in einer ausgesprochen schweren Gruppe. Aber eigentlich gibt es keine leichten und schweren Gruppen. Bei der EM 2012 treten die 16 besten Mannschaften Europas an. Der Unterschied kann dann auf den Tag gesehen marginal sein.
Ich traue der deutschen Mannschaft alles zu. So also auch ein Ausscheiden bereits in der Gruppenphase. Gerade weil man von ihnen den Titel erwartet, kann das ganz gehörig in die Hose gehen. Es ist eine fast durchgehend junge Mannschaft. Die Erwartungshaltung kann schnell zum Fluch werden.
Natürlich gibt es auch bei dieser Meisterschaft Favoriten und Außenseiter. Schaut man z.B. einmal auf die FIFA-Rangliste vom Mai 2012 dann findet man neben dem amtierenden Europameister (und Weltmeister) Spanien und dem deutschen Team als nächste europäische Mannschaften die Niederlande, Portugal, England, Kroatien und Dänemark. Daneben muss man mit Frankreich und Polen als einen der beiden Gastgeberländer rechnen. Alle Informationen zu den Teams und den einzelnen Spielern findet man übrigens auf der Website der UEFA zur Euro 2012.
Ranglisten hin, Ranglisten her: Wer sind nun aber die eigentlichen Favoriten?
Bei den Spaniern hat man zuletzt einen gewissen Sättigungsgrad festgestellt. Aber nachdem Real Madrid und der FC Barcelona in der Champions League im Halbfinale ausgeschieden sind, dürfte eine Trotzreaktion durchs spanische Team gegangen sein, die neuen Appetit entfacht hat, auch wenn wichtige Spieler wie Villa und Pujol für die EM ausfallen.
Zu den deutschen Gruppengegner. Die haben sich wie das deutsche Team (5:3-Niederlage in der Schweiz, allerdings ohne die Bayernspieler) in ihren letzten Vorbereitungsspielen nicht nur mit Ruhm bekleckert: Für die Niederlande gab zu Hause eine 1:2-Niederlage gegen Bulgarien, dann allerdings zwei Siege. Portugal verlor erst am Samstag zu Hause gegen die Türkei 1:3. Bei den Dänen geht es nach Niederlagen gegen Russland und Brasilien aufwärts: zuletzt steht ein 2:0-Sieg gegen Australien. Die Dänen bleiben aber Außenseiter in der Gruppe B. Als Favoriten auf den Gruppensieg werden neben Deutschland vorrangig die Niederlande gehandelt. Portugal fehlt es an der mannschaftlichen Geschlossenheit.
In Gruppe A spielen neben Polen und Russland Griechenland und Tschechien. Mit dem Heimrecht dürften es die Polen in die nächste Runde schaffen – zusammen mit den Russen. Aber die Griechen mit ihrem Minimalfußball sind nicht zu unterschätzen und dürften es besonders den Polen schwer machen.
Gruppe C hat natürlich mit Spanien den Topfavoriten. Daneben kämpfen Italien, Irland und Kroatien um den zweiten Platz. Italiens Nationaltrainer Cesare Prandelli erwägt angesichts des ewigen Wettskandals und den Beschuldigungen gegen Torwart Gianluigi Buffon einen Verzicht seines Teams bei der EM. Natürlich ist das Panikmache. Wie sollte im italienischen Fußball auch anderes als Chaos herrschen. So oder so wird sich die Altherrenmannschaft Italiens schwer tun. Die Chance für Irland oder Kroatien?
Bleibt die Gruppe D mit der Ukraine, Schweden, England und Frankreich. In Frankreich hat ähnlich wie in Deutschland ein Umbruch stattgefunden. Der Erfolg der letzten Zeit spricht für die Franzosen. Bei den Engländern steht der Umbruch noch aus. Jetzt fallen auch noch Lampert und Cahill wegen Verletzungen aus. Und Wayne Rooney ist für die beiden ersten Spiele gesperrt. Frankreich ist für mich Favorit auf den Gruppensieg. Für den zweiten, wer immer das sein wird, ist dann spätestens im Viertelfinale (wohl gegen Spanien) Schluss.
Ich will nicht vorweg greifen. Für mich wäre aber ein Halbfinale mit dem deutschen Team, Russland (vielleicht doch den Niederlanden), Spanien und Frankreich denkbar. Aber warten wir erst einmal den ersten Spieltag in der Gruppenphase ab. Dann sind wir vielleicht etwas schlauer.
„Ich beginne ein Unternehmen, welches beispiellos dasteht und bei dem ich keinen Nachahmer finden werde.“ So beginnt Jean-Jacques Rousseau seine ‚Confessions’. Nun spätestens in Hermann Hesse mit dessen Steppenwolf hat er einen Nachahmer gefunden, denn dieser Roman ist nichts anderes als ein Bekenntnisbuch, in dem der Autor seine Seele bis in den Grund ausgeleuchtet hat.
„Die Bekenntnisse von Jean-Jacques Rousseau sind die erste Autobiographie von Rang, die nicht – wie zum Beispiel die Confessiones des Augustinus, auf die sich der Titel bezieht, – die religiösen Erfahrungen, sondern das gesamte Leben, nicht zuletzt das psychologische Selbstverständnis zum Gegenstand haben.“
Ich beginne ein Unternehmen, welches beispiellos dasteht und bei dem ich keinen Nachahmer finden werde. Ich will der Welt einen Menschen in seiner ganzen Naturwahrheit zeigen, und dieser Mensch werde ich selber sein.
Ich allein. Ich verstehe in meinem Herzen zu lesen und kenne die Menschen. Meine Natur ist von der aller, die ich gesehen habe, verschieden; ich wage sogar zu glauben, nicht wie ein einziges von allen menschlichen Wesen geschaffen zu sein. Bin ich auch nicht besser, so bin ich doch anders. Ob die Natur recht oder unrecht gethan hat, die Form, in der sie mich gegossen, zu zerbrechen, darüber wird man sich erst ein Urtheil bilden können, wenn man mich gelesen hat.
Möge die Posaune des jüngsten Gerichtes ertönen, wann sie will, ich werde mit diesem Buche in der Hand vor dem Richterstuhle des Allmächtigen erscheinen. Ich werde laut sagen: Hier ist, was ich gethan, was ich gedacht, was ich gewesen. Mit demselben Freimuthe habe ich das Gute und das Schlechte erzählt. Ich habe nichts Unrechtes verschwiegen, nichts Gutes übertrieben, und wenn ich mir etwa irgend eine unschuldige Ausschmückung habe zu Schulden kommen lassen, so muß man das meiner Gedächtnisschwäche zu Gute halten, um deren willen ich gezwungen war, hier und da eine Lücke auszufüllen. […]
„Den beliebten 1.780 Meter hohen Wank erreichen Sie nach 20-minütiger Fahrt in bequemen, viersitzigen Kabinen. Auch Familien mit Kindern und Senioren kommen dank der Wankbahn ohne mühsame Aufstiege in den Genuss des einzigartigen Winterpanoramas, dass Sie vom Wank erleben dürfen. Entfliehen Sie der grauen Nebelstimmung im Tal und durchstoßen Sie mit der Wankbahn die Wolkendecke bis hinauf auf den sonnigen Gipfel des Panoramaberges.“ So heißt es auf zugspitze.de. Leider hatten wir am Karfreitag während unseres diesjährigen Urlaubs in Grainau weniger Glück. Dicke Nebelschwaden hatten sich um den Gipfel des Wank gelegt. Kein Genuss eines einzigartigen Winterpanoramas. Dafür lag hier oben aber noch reichlich Schnee, der sich auch zum Bau von Schneemännern noch trefflich eignete. Es war übrigens der erste Tag nach längerer Revisionspause, dass die Wankbahn wieder fuhr.
Jean Paul Marat war Arzt und Naturwissenschaftler und neben Robespierre und Danton einer der geistigen Führer der Französischen Revolution. So war er auf Seiten der Bergpartei Abgeordneter im Nationalkonvent sowie für eine Periode Präsident des Klubs der Jakobiner. Wegen einer Hauterkrankung war er in den letzten drei Jahren seines Lebens auf kühle Bäder zur Linderung der Symptome angewiesen. Am 13. Juli wurde Marat, in seinem Bade liegend, von Charlotte Corday, eine Anhängerin der Girondisten, Vertreter des gehobenen Bürgertums, die ihren Einfluss immer mehr an die radikalen Jakobiner verloren hatten, ermordet. Vielen dürfte das Gemälde von Jacques-Louis David gekannt sein: Der Tod des Marat. Es ist eines der berühmtesten Darstellungen von Ereignissen der französischen Revolution.
Der Marquis de Sade, Namensgeber des Sadismus, war u.a. der Verfasser pornographischer, kirchenfeindlicher und philosophischer Romane, die er während verschiedener Gefängnisaufenthalte schrieb. Von 1803 bis zu seinem Tod 1814 war Sade in der Irrenanstalt Charenton interniert, wo er einige Jahre lang Gelegenheit hatte, im Kreis der Patienten Schauspiele zu inszenieren. Charenton war eine Anstalt, in die man diejenigen brachte, die sich durch ihr Verhalten in der Gesellschaft unmöglich gemacht hatten, ohne dass sie geisteskrank waren.
Entgegen meiner Titelüberschrift ist das Stück nicht ‚vergessen’, sondern findet auch heute noch immer wieder Aufführungen auf namhaften Bühnen – z.B. in einer Inszenierung von Friederike Heller (Regie) und Julia Weinreich (Dramaturgie) im Staatsschauspiel Dresden 2011. Ich habe das Drama als Buch in einer vom Autor revidierte Fassung 1965 vorliegen (edition suhrkamp 68 – Reihe: im Dialog. Neues Deutsches Theater – Suhrkamp Verlag 26. Auflage 1988):
Staatsschauspiel Dresden: „Marat/Sade“ von Peter Weiss
SADE: Ich ersinne die ungeheuerlichsten Torturen
Und wenn ich sie mir beschreibe
So erleide ich sie selbst (S. 45)
MARAT: Wir sind die Erfinder der Revolution
Doch wir können noch nicht damit umgehn (S. 48)
In dem Theaterstück, das sich eng an historische Fakten hält, sich auf authentisches Material gründet und doch von einem historischen Stück so weit wie nur irgend möglich entfernt ist, werden Leben und Tod Jean Paul Marats als Spiel im Spiel, als Theater im Theater, dreizehn Jahre nach seinem Tode im Irrenhaus von Charenton dargestellt. Regie des Stücks im Stück führt der Marquis de Sade.
„Im Mittelpunkt des Dramas um die Französische Revolution stehen die beiden zentralen Charaktere Marat und de Sade und ihre konträren Weltanschauungen mit den damit einhergehenden Staatsentwürfen. Während Marat der Gesellschaft zum Wohle aller, wie er glaubt, Moral und Tugend aufzwingen will, das Volk vertritt und die Revolution – blutig, wie sie längst geworden ist – rechtfertigt, resigniert de Sade angesichts der vorgeblichen Natur des Menschen, verlacht Marats sozialistische Ideen und sieht das Heil in der Loslösung des Einzelnen aus der Gesellschaft.
Die Handlung ist verfremdet und von grotesken und absurden Elementen geprägt. Dabei ist, wie der Titel schon andeutet, die Ermordung Marats nur ein Stück im Stück, das von der Schauspielgruppe eines Irrenhauses unter zahlreichen Störungen geprobt und unter der Leitung des dort untergebrachten Herrn de Sade zur Aufführung gebracht wird. Das Stück umfasst zwei, eigentlich sogar drei Zeit- und Handlungsebenen: zum einen die Zeit der Französischen Revolution, in der am 13. Juli 1793 Marat die letzten Stunden seines Lebens zur Linderung einer Hautkrankheit in der Badewanne verbringt, arbeitend, bis er seine Mörderin Charlotte Corday empfängt. Den letzten Stunden Marats steht zum anderen die Handlungsebene der napoleonischen Zeit entgegen, in der de Sade das Bühnenstück mit seinen ‚irren‘ Schauspielern vor einem gutbürgerlichen Publikum – zu diesem Anlass gönnerhaft zu Gast im Irrenhaus – inszeniert. Die dritte Zeitebene schließlich, die Gegenwart der realen Zuschauer des Stückes, wird ebenfalls bewusst gemacht und durch Einschübe in die Dramenhandlung verdeutlicht. So wechselt die Handlung ständig zwischen diesen Ebenen hin und her. Auf diese Weise werden das Schauspiel sowie das Schauspiel im Schauspiel ‚entlarvt’ und sollen die Zuschauer von ‚Mitleidenden‘ zu ‚Mitdenkenden‘ gemacht werden.“ (Quelle: de.wikipedia.de)
Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats als Hörspiel (Aufführung des Volkstheater Rostock – DDR 1965)
Schallplattenbearbeitung: Hanns Anselm Perten
Musik: Hans-Martin Majewski
Inszenierung: Hanns Anselm Perten
Wissenschaftliche Mitarbeit: Dr. Manfred Haiduk
Musikalische Leitung: Günther Wolf
Mit Jahrestagen ist das immer so etwas. Man feiert sie wohl, um den einen oder anderen in der Versenkung entschwundenen Künstler, Wissenschaftler oder was auch immer, wieder ins Licht allgemeinen Interesses zu rücken, wenn auch nur für kurze Zeit. Ich denke, Hermann Hesse hat das nicht ungedingt nötig. Er findet immer wieder Leser – von Generation zu Generation. Nun dieses Jahr hat gleich zwei Jahrestage im Zusammenhang mit Hermann Hesse zu begehen, seinen 50. Todestag und gleichzeitig den 135. Jahrestag seiner Geburt.
Ich bin verhältnismäßig spät zur Literatur gekommen. Mit Anfang 20 Jahren begann ich zunächst mit eben jenem Hermann Hesse. Und ich wählte mir (oder wurde ich gewählt?) zunächst sein wohl bekanntestes Werk, den Roman Der Steppenwolf, den ich jetzt zum mindestens fünften Mal (Ausgabe: suhrkamp taschenbuch st 175 – Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, 4. Auflage, 151. – 190. Tausend 1975) gelesen habe.
Hermann Hesse: der Steppenwolf – S. Fischer Verlag, Erstausgabe Deckblatt 1927
Hermann Hesse: der Steppenwolf – Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, 4. Auflage, 151. – 190. Tausend 1975
Hesse findet auch heute noch große Resonanz bei Lesern auf der ganzen Welt. Dafür sorgen Übersetzungen in mindestens 40 Sprachen und 12 indische Dialekte. Besonders in den USA und in Japan war Hermann Hesse lange Zeit der meistgelesene europäische Autor. Der erstmals 1927 erschienene Roman „Der Steppenwolf“ löste in den sechziger Jahren eine internationale Renaissance von Hesse aus. So brach unter den Jugendlichen in den USA, der Hippie-Bewegung, ein „Hesse-Boom“ ohnegleichen aus, der dann auch wieder nach Deutschland übergriff. Im ‚Steppenwolf’ und in seiner Stilisierung des einsamen und verkannten Künstler-Ichs entdeckte man Identifikationsmuster für den Protest gegen das Establishment. Gekannt ist aus dieser Zeit auch die Rockband Steppenwolf.
Die Hesse-Rezeption ähnelt einer Pendelbewegung: Immer wieder wurden Hesses Werke als kitschige Literatur abgetan, obwohl er 1946 den Nobelpreis für Literatur als Vertreter eines anderen Deutschland erhielt. Ohne Zweifel ist Hesse von der Romantik stark beeinflusst und wird heute in seinem Stil eher als altmodisch empfunden. Inzwischen erfährt Hesse die ihm ohne Zweifel zustehende Anerkennung.
Der Roman ist die Geschichte von Harry Haller, dem Alter Ego Hermann Hesses. Es ist die Geschichte eines Mannes, der an der Zerrissenheit seiner Persönlichkeit leidet. Seine bürgerlich geprägte Seite kämpft mit dem Steppenwolf in sich, dem alles Angepasste, alles Gesellschaftliche, jede Art von Kultur zuwider ist:
„Ein zu uns, in die Städte und ins Herdenleben verirrter Steppenwolf – schlagender konnte kein andres Bild ihn zeigen, seine scheue Vereinsamung, seine Wildheit, seine Unruhe, sein Heimweh und seine Heimatlosigkeit.“ (S. 22)
„… wenn die Welt recht hat, […] dann bin ich wirklich der Steppenwolf, den ich mich oft nannte, das in eine ihm fremde und unverständliche Welt verirrte Tier, das seine Heimat, Luft und Nahrung nicht mehr findet.“ (S.35)
Mit 47 Jahren fasst Harry Haller den Entschluss, am Tag seines 50. Geburtstag Schluss mit diesem Leben zu machen und sich selbst zu töten. Aber es kommt anders. Er lernt die junge und schöne Hermine kennen, eine Seelenverwandte, die ihn nach und nach auf einen Weg der ‚Heilung’ führt. Im Mittelpunkt steht dabei das Magische Theater – Eintritt nicht für jedermann – Nur — für — Ver — rückte! (S. 37) Hier lernt Harry Haller sich und die unzähligen Seiten seiner Seele kennen. „Der Weg der Heilung ist die Versöhnung beider Seiten im Humor, im Lachen über sich selbst und das Ungenügen in Kultur und Gesellschaft. Erst mit der Betrachtung der Wirklichkeit vom Standpunkt des Humors werden Hallers weitere, im Roman nicht mehr beschriebene Schritte auf dem Weg seiner künstlerischen Vollendung möglich.“ (Quelle: de.wikipedia.org)
Ja das „Magische Theater: Eintritt kostet den Verstand“ (S. 179). Für Harry Haller stehen hier viele Türen als Zugang zu den geheimnisvollen Welten seiner Seele offen. Als Leser treten wir nur in einige ein. „… Und überall, an allen unzähligen Türen, lockten die Inschriften:“
„Alle Mädchen sind dein! Einwurf eine Mark“ (S. 195) „Auf zum fröhlichen Jagen! Hochjagd auf Automobile“ (S. 196)
„Mutabor – Verwandlung in beliebige Tiere und Pflanzen“
„Kamasutram – Unterricht in der indischen Liebeskunst – Kurs für Anfänger: 42 verschiedene Methoden der Liebesübung“
„Genußreicher Selbstmord! Du lachst dich kaputt“
„Wollen Sie sich vergeistigen? Weisheit des Ostens“
„O daß ich tausend Zungen hätte! Nur für Herren“
Untergang des Abendlandes – Ermäßtigte Preise. Noch immer unübertroffen“
(S. 207)
„Inbegriff der Kunst – Die Verwandlung von Zeit in Raum durch die Musik“
„Die lachende Träne – Kabinett für Humor“
„Einsiedlerspiele – Vollwertiger Ersatz für jede Geselligkeit“
„Anleitung zum Aufbau der Persönlichkeit – Erfolg garantiert“
(S. 208)
Obwohl im Roman nirgends genannt, so dürfte der Roman eigentlich in Basel spielen. Viele Hinweise deuten daraufhin. Hesse war 1877 in Calw geboren. Als Sohn eines deutsch-baltischen Missionars war Hesse durch Geburt russischer Staatsangehöriger. Von 1883 bis 1890 und erneut ab 1923 war er Schweizer Staatsbürger, dazwischen besaß er das Württembergische Staatsbürgerrecht. Von 1899 bis 1904 lebte Hesse in Basel. Die Zeit hier diente der künstlerischen Selbstfindung. Hier erprobte er ein ums andere Mal seine Fähigkeit, sinnliches Erleben schriftlich niederzulegen.
Nun Hesses Steppenwolf ist auch heute noch aktuell. Woher kommt es aber, dass Leser sich von Hesse seelisch immer wieder tief beeindruckt zeigen und in Versuchung kommen, sich zu überlegen, ob sie ihr Leben ändern wollen?
Es sind vor allem Leser, die sich in ein bürgerlich geordnetes Leben eingerichtet haben, solche mit Familie und geregelter Arbeit, mit Haus und Garten. Keiner von diesen muss darben und führt eigentlich ein zufriedenes Leben. Und doch kommen solche Menschen, zu denen ich mich durchaus auch zähle, immer wieder auf den Gedanken, ob das denn wirklich alles sein soll im Leben, ob es vielleicht einiges gibt, das man verpassen könnte?! Und man sieht jeden Tag, dass diese Welt, in der man lebt, leider nicht so ist, wie sie sein könnte. Der Wolf rührt sich in einem. Und viele erkennen sich in Harry Haller, dem Steppenwolf, wieder.
„Ist es nötig zu sagen, daß der ‚Steppenwolf’ ein Romanwerk ist, das an experimenteller Gewagtheit dem ‚Ulysses’, den ‚Faux Monnayeurs’ nicht nachsteht? Der ‚Steppenwolf’ hat mich seit langem zum erstenmal wieder gelehrt, was Lesen heißt.“ (Thomas Mann)
„Ich lese den ‚Steppenwolf’, dies unbarmherzigste und seelenzerwühlendste aller Bekenntnisbücher, düsterer und wilder als Rousseaus‚Confessions’, die grausamste Geburtstagsfeier, die je ein Dichter zelebrierte … Ein echt deutsches Buch, großartig und tiefsinnig, seelenkundig und aufrichtig; analytischer Entwicklungsroman mit romantischer Technik, romantischen Wirrnissen wie die meisten großen Romane und wie die meisten Bücher Hermann Hesses.“ (Kurt Pinthus, 1927)
Im Zuge der Hermann-Hesse-Renaissance in den 70er Jahren gibt es eine Verfilmung des Steppenwolfs mit Max von Sydow in der Hauptrolle. Der Film besticht durch seine Worttreue. Ich kenne den Film, der Ende Juni noch einmal als DVD Steppenwolf
auf den Markt kommt. Leider nicht gelungen sind die mittels elektronischer Farbmanipulationen erreichten Traumbilder des Magischen Theaters. Die hierfür verwendete Technik war schon damals eher entnervend. Max von Sydow reißt dieses Manko aber dank seiner schauspielerischen Leistung mehr als heraus.
Tractat vom Steppenwolf – Tractate on the Steppenwolf
(auf Englisch mit engl. Untertitel)
Es ist nicht das erste Mal (und wird nicht das letzte Mal gewesen sein), dass ich eine Anfrage um Genehmigung für die Nutzung eines Bildes (Fotos) bekommen habe. Meist sind es Examensarbeiten, für die man ein Foto verwenden möchte, oder wie hier für ein Buch. Mit Fax vom 08.11.2008 schrieb ein Bernd R. Wagner:
„Auf Eurer Website befindet sich ein Foto ‚Erg-Wüste kurz vor Sonnenuntergang’. Dieses Bild wäre hervorragend als Bildhintergrund auf dem Cover meines Buches ‚Haste mal ’ne Zigarette, Herr Oberst?’ geeignet. Ich bitte um eure Genehmigung, dieses Bild benutzen zu dürfen.“
Es wurde angefragt, welche Bedingungen erfüllt werden müssten – und dass das Buch in kleiner Auflage erscheine und wohl kaum zu einem Bestseller tendiere.
Nun was sollten wir gegen eine Benutzung haben. Wir baten uns nur ein Belegexemplar aus. Und so erschien schon zum Jahresende 2008 das Buch und wir bekamen ein Examplar kostenlos sogar mit Dank: „Mit bestem Dank für die Überlassung des Titelfotos.“:
Ich habe das Buch dann auch gelesen, aber schon der Titel verrät den minderen literarischen Wert:
„Vier Jahre Bundeswehr in der Zeit des kalten Krieges – kann man da genug erleben, um ein ganzes Buch mit den Geschichten zu füllen? Ja, jedenfalls dann, wenn man die Dienstzeit in einem Lufttransportgeschwader verbringt!
Da gibt es neben Episoden mit Kameraden, Beinaheabstürzen, dem Krieg in Biafra, Erdbeben in der Türkei und Überflutungen in Norditalien noch eine ganze Menge mehr Erlebnisse!“
Soviel im Klappentext. Einziger Höhepunkt des Buches sind „einige regionale Rezepte aus so mancher Gegend“, die zwischen den Geschichten eingefügt wurden. Aber die bedienen sich mitunter der Konserve oder eines Brühwürfels.
Der gute Herrn Wagner ist dann auch noch der Verfasser anderer Machwerke. Nun jedem Tierchen sein Pläsierchen. Wenn er denn Leser für solche Sachen findet …
Lange habe ich überlegt, ob ich eines der Konzerte besuchen werde. Thick as a Brick ist auch für mich ein Meilenstein der Rockmusik und gern hätte ich es einmal in voller Länge aufgeführt gesehen und gehört. Jetzt wäre die Chance da und ich habe sie verpasst. Sicherlich hätte ich mich am letzten Freitag auf nach Aurich machen können. Die Entfernung dorthin war eine ‚schöne’ Ausrede. Aber wenn, dann hätte ich das Konzert gern mit meinen Söhnen besucht. Und denen wollte ich das nicht antun. Die Gründe sind bekannt. Zum einen sind es die Gesangsleistungen von Ian Anderson. Zum anderen fehlt mir die Begeisterung für TAAB2. Fremdschämen liegt mir nicht.
Natürlich habe ich jetzt die Rezensionen zu einigen Konzerten hier in Deutschland gelesen. Und die haben mich in meiner ablehnenden Haltung bestärkt. Hier einige Auszüge:
Die Berliner Morgenpost schreibt neben einer ausführlichen Würdigung von TAAB u.a. „Ian Andersons Stimme ist über die Jahre gereift. Man könnte auch sagen, sie hat rein altersbedingt etwas gelitten.“ Der Rezensent der Stuttgarter Zeitung geht mit Ian Anderson dagegen richtig hart ins Gericht: „Hier passt nicht mehr viel zusammen“ lautet die Überschrift und „die Stimme des bald 65-jährigen Anderson [ist] mittlerweile derart angeschlagen, dass er zwar gewohnt engagiert am Mikrofon kämpft, aber kaum noch je den richtigen Ton trifft.“ „‚Thick as a Brick’ Teil eins ist über jeden Zweifel erhaben. Von Beginn an entfaltet das bitterböse Stück über den achtjährigen Gerald Bostock […] seinen Charme.“ Zu TAAB2 steht dort aber: „Aus siebzehn oft blassen Mosaiksteinen bastelt Anderson die Fortsetzung. Er zitiert mal hier den Vorgänger, greift dort auf tausendfach gehörte Jethro-Tull-Muster zurück und kämpft sich so durch eine Stunde Belanglosigkeiten.“
Die Main-Spitze (Rhein Main Presse) ist etwas gnädiger: „Ian Anderson mit der akustischen Gitarre, Ian Anderson mit Querflöte – das klingt zunächst wie 1972. Da ist der etwas fülliger gewordene Tausendsassa mit dem Kopftuch, das das gelichtete Haupthaar verbirgt, voller Spielfreude, voller Improvisationslust und Temperament. Aber Ian Anderson als Sänger – zumindest in Teil eins, bei der Ur-Komposition, trifft er vielfach die Töne nicht, hält die Melodie nicht, hat Schwierigkeiten mit der Höhe.“ Immerhin werden die Mitstreiter gewürdigt: „Die Band hingegen spielt vor der Pause wie danach glänzend, findet problemlos in den Jethro-Tull-Sound mit seinen abrupten Wechseln von Laut zu Leise und wieder zurück. Glänzende Gitarre, ein exquisiter Schlagzeuger: alles gut.“
Auch unter wa.de – das Konzert in Hamm betreffend – wird zunächst ausführlich TAAB als „beispielloses Konzeptalbum“ hervorgehoben. Gelobt wird dann die Sängerrolle von Ryan O’Donnell: „Die Klangfärbung seiner Stimme ähnelte der des ‚jungen’ Frontmannes, der augenscheinlich kein Problem damit hatte, dass sein neuer Partner über vokale Qualitäten verfügt, die er selbst zu besten Zeiten nicht erreichte.“ Was ich allerdings bestreite. Anderson in jungen Jahren hatte deutlich mehr Power. Schön ist hier auf jeden Fall die Fotostrecke zum Konzert.
Okay, ich habe hier einiges aus dem Zusammenhang gerissen. Lediglich die Rezension aus Stuttgart ist auf Konzert und TAAB2 bezogen wirklich negativ. Alles in allem werden aber meine Vermutungen und meine Eindrücke auch aufgrund der Videoschnipsel von Konzertmitschnitten in England bei YouTube nur bestätigt. Ich will Ian Anderson und seine Jungs hier nicht verreißen. Es gibt wohl genügend deutsche Fans, die begeistert von den Konzerten waren (TAAB sei dank).
Es gibt aber noch etwas, dass mich sogar mehr als geärgert hat. Das ist das „offizielles“ Video vom Tullmanagement bei YouTube: Ian Anderson – Banker Bets, Banker Wins live show in the UK 2012. Leider ist das in Deutschland nur auf einem Umweg (mit dem Add-on „Stealthy“ für den Firefox) zu sehen und zu ‚hören’ (hier kooperiert YouTube gnadenlos mit der GEMA). Live ist hier akustisch nur der Applaus am Ende, die Musik kommt aus der Konserve. Das grenzt schon an Betrug.
Nun dieser Artikel lautet: This was … Jethro Tull in Anspielung an das erste Album der Gruppe. Was einmal am Anfang stand, steht jetzt am Ende. Frei übersetzt: Das war’s! Ian Anderson und Martin Barre, letzterer zwar nicht Gründungsmitglied, aber doch eine Art Ur-Mitglied von Jethro Tull, gehen getrennte Wege. Damit hat sich die Gruppe in meinen Augen aufgelöst. Alles andere steht in den Sternen. Natürlich ist oder war Jethro Tull in erster Linie Ian Anderson – und umgekehrt. Wenn Ian Anderson jetzt sich und seiner Band das Namensungetüm „Jethro Tull’s Ian Anderson“ gibt und das damit begründet, dass er immer, wenn er Songs als Jethro Tull präsentiere, das Problem habe, dass Betrunkene vor der Bühne nur die lauten Teile hören wollten („Für mich ist es außerordentlich schwer, die leisen Abschnitte zu spielen, wenn Leute dabei pfeifen und herumbrüllen.“), dann ist das nur die halbe Wahrheit. Anderson trägt der Trennung von Martin Barre gleichfalls damit Rechnung. Ich will gar nicht darauf herumreiten, dass Jethro Tull immer nur mit Anderson UND Barre denkbar ist. Zuviele Musiker haben sich in den Jahren die Klinke in die Hand gegeben. Da ist am Ende auch ein Martin Barre austauschbar. Nein, wenn ich Das war’s sage, dann meine ich damit, dass es insgesamt mit Jethro Tull zu Ende ist. Wenigstens für mich …!
(Die EINS hinter der Überschrift verdeutlicht es: So ganz bin ich noch nicht FERTIG …)
Wieder hat der ältere meiner Söhne zu Stoff, Füllwatte, Schere und Nähmaschine gegriffen und ein neues Stofftier in seiner Nähstube erschaffen: Pinguinman.
Nach dem fiesen Fuchs für eine Freundin, Zombiebär für seine Mutter und Willi, dem Maulwurf, für mich ist es nun die vierte Kreation, die er meiner Schwiegermutter, seiner Großmutter zum Geburtstag schenkte. Wir dürfen gespannt sein, was als Nächstes kommt.