Alle Artikel von WilliZ

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Besuch in Göttingen

Vor nun über einem Jahr ist der ältere unserer beiden Söhne ‚ausgezogen’, um in Göttingen eine Ausbildung zu beginnen und spätestens danach auch noch zu studieren. Es wird dann höchstens noch ein Jahr dauern, bis auch der Jüngere der beiden sein elterliches Zuhause verlassen wird. Wenn alles gut läuft, dann wird er nach Hildesheim ziehen müssen, um dort ein Studium zu beginnen.

Als Eltern hängt man natürlich an seine Kinder, an seine ‚Brut’. Aber irgendwie möchte man natürlich auch, dass die Kinder erwachsen werden, um auf ihren eigenen Füßen zu stehen. Bei allen Bedenken, die uns Eltern manchmal überkommen, so sind wir doch überzeugt, dass unsere Söhne ihren Weg gehen werden. Vielleicht ist es nicht immer der gerade Weg, mancher Weg könnte sich als Umweg herausstellen. Uns ging es nicht anders. Und bei allem ist ‚der Weg das Ziel’ (frei nach Lao-Tse), solange es ein Fortschreiten ist.

Nun an diesem Wochenende habe ich mich mit meiner Frau und unserem jüngeren Sohn auf nach Göttingen gemacht, um endlich einmal unseren Sohn an seiner Wirkungsstätte zu besuchen. Das Wetter war prächtig, wenn auch kalt. So gingen wir zuerst durch die Innenstadt von Göttingen, besuchten dort das Wahrzeichen der Stadt, das Gänseliesel.

Das Gänseliesel vor dem alten Rathaus ist als Brunnenfigur seit 1901 das Wahrzeichen der Universitätsstadt Göttingen. Seit 1990 handelt es sich hierbei um eine Kopie, während sich die Originalfigur im Städtischen Museum befindet.

Teile der Studentenschaft bezogen die Brunnenanlage bald in ihr Brauchtum ein. Nach ihrer Immatrikulation bestiegen die Studenten den Brunnen, um die Brunnenfigur zu küssen

Allerdings waren es in den letzten Jahrzehnten nicht mehr die Neuimmatrikulierten, die das Gänseliesel küssten, sondern Doktoranden nach ihrer erfolgreichen Prüfung. Dabei wird dem Gänseliesel ein Blumenstrauß überreicht.

Abends aßen wir im Ali-Baba (Untere Karspüle 8 ) einen kleinen Happen, verbrachten dann den Abend in der kleinen Wohnung unseres Sohnes, um dann die Nacht im Gasthaus Weender Hof zu verbringen. Unsere Söhne schliefen die Nacht in der kleinen Wohnung. Dafür frühstückten wir vier dann ausgiebig am nächsten Morgen im Gasthaus zusammen.

Am frühen Nachmittag ging es dann wieder nach Hause. Wir fuhren mit dem Auto – und am Lenkrad saß unser jüngerer Sohn, für den es die erste längere Fahrt nach Erhalt seines Führerscheins war, den er bereits mit 17 Jahren gemacht hatte.

Vorbereitungen auf einen frostigen Winter

Es wird gesagt, wenn es viele Früchte im Herbst gibt, dann erwartet uns ein langer, kalter Winter. Schon früh purzeln die Eicheln von den Bäumen, der Boden bei Haselbäumen ist übersät mit Haselnüssen. Selten habe ich so viele Kastanien an den Bäumen gesehen – und auch viele Beerensträucher tragen schwer an ihren Früchten. Die Natur bereitet sich so auf einen langen Winter vor.

Kastanien

Und auch die Zugvögel, bei uns hauptsächlich Wildgänse, sind längst auf dem Weg in südliche, damit sonnigere Gefilde. Ich bin gespannt, aber es deutet wirklich alles daraufhin, dass der kommende Winter ein ‚harter’, also frostiger Winter mit dann sicherlich auch viel Schnee werden könnte. Den ersten Nachtfrost hatten wir ja bereits.

Beerenstrauch

Aus Wolfgangs Schatzkämmerlein: Richie Havens – Paradise

Heute nicht viel Gedöns, wie man in Norddeutschland sagt, Getue, Getöse, unnötiger Aufwand … Heute wieder einmal etwas aus Wolfgangs Schätzkämmerlein: Richie Havens – in die Jahre gekommen (wie viele von uns). Aber die Stimme ist wie vor über 40 Jahren:


Richie Havens: Paradise

Recorded live on Aug 2, 2008 at Newport Folk Festival (Newport, RI)
(hier findet Ihr auch das ganze Konzert bei Wolfgang’s Vault)

Siehe auch: Aus Wolfgangs Schatzkämmerlein: Jethro Tull at Tanglewood Jul 7, 1970

10 Millionen Mitglieder bei AVAAZ

Seit Ende 2007 unterstütze ich das politische Netzwerk AVAAZ.ORG und bin damit Teil einer Globalisierungsbewegung, die in diesen Tage auf 10 Millionen Mitglieder angewachsen ist.

Wie schreibt AVAAZ.ORG selbst dazu:

„10 Millionen von uns. Aus jedem Land, jeder sozialen Schicht. Voller Hoffnung und dabei absolut entschlossen, die Welt, von der wir alle träumen, zu schaffen. Wir gewinnen eine Kampagne nach der anderen. Nicht nur die kleinen Kämpfe, auch die großen, diejenigen, von denen behauptet wurde, sie seien nicht zu gewinnen. Und wir fangen gerade erst an.

Nie zuvor gab es ein Netzwerk wie dieses — wir erhöhen beständig die Geschwindigkeit und sind in den vergangenen 9 Monaten um 4 Millionen gewachsen. Wenn wir zusammenhalten ist alles möglich. Die Welt mag voller Angst und Fatalismus sein, aber Bürgerbewegungen sind überall auf dem Vormarsch und zusammen erneuern und erhalten wir die stärkste Kraft für Wandel, die es je gab…“

    AVAAZ.ORG

Die Kampagnen sind vielfältig, z.B. geht es um die Unterstützung für eine Anerkennung Palästinas, um Hilfe für Somalia – oder um den so genannten Behördentrojaner und der Verletzung unserer Bürgerrechte und Privatsphäre.

Sicherlich sind das ziemlich hochgestochene Sätze, und sicherlich muss man AVAAZ.ORG ‚vorwerfen’, lediglich ein sehr loses Netzwerk und oft populistisch nach amerikanischem Muster zu sein, das zentral von Leuten organisiert wird, die professionell arbeiten und genau wissen, wie man so etwas in den Medien, speziell im Internet, aufzieht. Es fehle eine Symbolfigur und ein klares Thema, wodurch das Engagement unverbindlich und sprunghaft bleibe (siehe spiegel.de). Ich empfehle hierzu den Blog-Beitrag von Stefan Münz: AVAAZ – global-mediale Kampagnen als politische Lösung?

Die eigentliche Gefahr, die besteht, ist, dass sich das Engagement so vieler von AVAAZ sehr schnell ‚verbraucht’. „Wenn unter einer Million Petitionsunterzeichnern keine zehn Aktivisten sind, die so schnell keine Ruhe geben, dann ist die Millionenzahl Makulatur. Die Power des Netzes ergibt sich aus der hohen Quote an authentischen, ernstgemeinten und mit realem Nachdruck vorgetragenen Bekundungen“, wie Stefan Münz schreibt. Oder anders gesagt: Ohne die Aktivisten, die bereit sind, mehr zu leisten, als ihre Mailadresse online zu einer Petition oder einem Aufruf eingegeben, werden Politiker schnell erkennen, dass selbst beim Eintreffen von mehreren hunderttausend Mails keine Gefahr für ihre ungerechten Vorhaben bestehen. Selbst ein millionenfache Protest dieser Art wird schnell ignoriert werden.

Und trotzdem sehe ich in AVAAZ.ORG eine Möglichkeit, mit meiner Stimme als Teil eines großen Chors bei den Mächtigen Gehör zu verschaffen. Das Engagement bei AVAAZ sollte und muss aber immer z.B. durch lokale Initiativen, also der Aktion vor Ort, ergänzt sein. Ich denke da an die Proteste gegen Stuttgart 21 oder jetzt die Aktionen „Occupy Wall Street“ in den USA, die inzwischen auch schon Deutschland erreicht haben. AVAAZ braucht ein Gesicht, das sich der Fratze der Macht entgegenstellt.

Radeln entlang der Oste

Heute ist letzter Schultag, dann beginnen die zweiwöchigen Herbstferien in Niedersachsen. Und da sich der Herbst bereits jetzt schon von seiner besten, nämlich der sonnigen Seite zeigt, ist vielleicht eine Radtour nicht das Schlechteste. „Da passt es perfekt, dass jetzt zum ersten Mal ein neuer, 145 Kilometer langer ‚Oste-Radweg‘ befahren werden kann, der durch vier Landkreise im Elbe-Weser-Dreieck verläuft. Das sind die Landkreise Stade, Harburg, Rotenburg (Wümme) und Cuxhaven.“ (Quelle: abendblatt.de)

    Übersicht Oste-Radweg

Die 153 km lange Oste ist der nördlichste linke Nebenfluss der Elbe in Niedersachsen, der in Tostedt entspringt und bei Neuhaus in die Niederelbe mündet. Der Oste-Radweg beginnt so auch in Tostedt und führt in nördliche Richtung bis Bremervörde. Von dort aus geht es weiter auf der Deutschen Fährstraße, und somit auch durch den Landkreis Stade. Der Radweg führt auch zu den historischen Prahmfähren in Gräpel und Brobergen.

Weitere Informationen wie auch Wegepläne und eine Liste mit Unterkunftsmöglichkeiten an der Oste gibt es bei oste-radweg.de. Und wer sich schon einmal ein Bild von der Landschaft und den Häusern längst der Oste machen will, der siehe bei flickr.com/oste-radweg

Also wie steht’s? Hinauf aufs Rad und der Sonne entgegen – und der Oste entlang.

Nachtrag: Weltkulturerbe an der Oste? – Arbeitsgemeinschaft bilanziert 2011 und blickt auf 2012 voraus (Quelle: rotenburger-rundschau.de)

Plüschhase und Hustentee

Es ist bereits neun Jahre her (Oktober 2002), da schrieb ich unter Kolumnen über Google: Google hupf. Damals hatte sich Google bereits zur größten Suchmaschine weltweit etabliert. Heute ist eine Suche im Netz ohne Google gar nicht mehr denkbar.

Damals schrieb ich auch folgendes:

Neu ist eine Art von Sport, die darauf aus ist, zwei Begriffe zur Suche mit Google zu koppeln (keine Namen, Ortsbezeichnungen u.ä.), die dann zu der Trefferquote von EINS führen. Auch auf unseren Seiten gibt es mindestens zwei solcher Kombinationen von Suchwörtern, die lediglich EINE Webseite als Ergebnis ermitteln:

    sprengstoffanschlag und gynäkologenstuhl
    plüschhase und hustentee

Doch sehr gewagte Zusammenstellungen. Zu finden sind diese Begriffe in diesen Kolumnen von mir: Kindermund tut Wahrheit kund. Wer Lust und Zeit hat, darf gern weitere dieser Begriffe kombinieren, um auf das gleiche einmalige Suchergebnis von einer Webseite zu stoßen.

    Sprengstoffanschlag Gynäkologenstuhl

Heute, neun Jahre später, kommen z.B. plüschhase und hustentee bereits auf vier Treffer, z.B. durch eine Verlinkung auf meine Kolumne, aber auch durch Seiten, die es so heute gar nicht mehr gibt. Übrigens: Die Suchbegriffe müssen in „Anführungsstrichen“ gesucht werden, also „plüschhase“ „hustentee“. – „sprengstoffanschlag“ und „gynäkologenstuhl“ bringt es übrigens auf drei Treffer (wieder der Link auf meine Kolumne – und ein Link auf eine Doktorarbeit als PDF von 519 Seiten über das Hörspielwerk Elfriede Jelineks).

Vielleicht hat ja einer von Euch Lust und Laune, sich an diesem Spiel zu beteiligen. Ich bin gespannt, auf welche Kombinationen Ihr kommt. Also ran an den Speck, z.B. „hundeschwanz“ „kaiserstuhl“ kommt auf 7 Treffer. Wer ist besser? (Auf eure Kommentare freue ich mich schon). Noch eines: NULL Treffer zählen natürlich nicht (z.B. „hundeschnauze“ „pinkelbecken“ [Wenn dieser Artikel von Google erfasst ist, so gibt’s spätestens dann die Trefferquote EINS auch für diese Begriffekombination]).

Martin Walser: Muttersohn

Es ist ein seltsamer Roman, dieser Muttersohn von Martin Walser, und die Kritiken sind entsprechend harsch, wenn auch dem Alter des Autors Rechnung getragen, d.h. Nachsicht geübt wird. Martin Walser probt schon mal das Altersirresein, heißt es da, oder: „In ‚Muttersohn’ genügt der Autor sich selbst, ein landläufiges Gelingen hatte er gar nicht im Sinn.“ (süddeutsche.de)

„Wovon handelt dieser Roman? Es ist leichter zu sagen, wovon er nicht handelt. Er handelt von 1937 bis 2008, kommt nicht aus ohne Augustin, Seuse, Jakob Böhme und Swedenborg, handelt aber vor allem von Anton Percy Schlugen.

Seine Mutter Josefine, Fini genannt, ist Schneiderin; sie lebt, auch als sie mit einem Mann zusammenlebt, allein. Jahrelang schreibt sie Briefe an Ewald Kainz, der auf den Stufen des Neuen Schlosses in Stuttgart eine politische Rede hielt. Die Briefe schickt sie nicht ab; sie liest sie ihrem Sohn vor und vermittelt ihm so, dass zu seiner Zeugung kein Mann nötig gewesen sei.

Mir diesem Glauben lebt Percy. Er wird Krankenpfleger im psychiatrischen Landeskrankenhaus Scherblingen, wird gefördert von Professor Augustin Feinlein und eines Tages mit einem Fall betraut, an dem die Ärzteschaft fast verzweifelt. Es geht um einen Suizidpatienten, einen Motorradlehrer, der sich allen Therapieversuchen stumm widersetzt. Dieser Patient heißt: Ewald Kainz.

Percy ist inzwischen berühmt, weil er keiner Weltvernunft zuliebe verzichtet auf die von der Mutter in ihn eingegangene Botschaft vom Kind ohne leiblichen Vater. Berühmt auch durch seine prinzipiell unvorbereiteten Reden. Das ist sein Thema: Ich sage nicht, was ich weiß. Ich sage, was ich bin.“

„In ‚Muttersohn’ fügen sich Bekenntnisse und Handlungen zu einem Roman des Lebens: empfindungsreich, ironisch und schwerelos zugleich.“

(beides aus dem Klappentext zur 1. Auflage Juli 2011 – Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg)

Im Mittelpunkt stehen die drei Herren Percy Slugen, sein Mentor, der Professor Augustin Feinlein, und Ewald Kainz, verstummter Patient des Psychiatrisches Landeskrankenhauses in Scherblingen, ein fiktiver Ort – als Vorbild könnte das Psychiatrisches Zentrum Nordbaden gedient haben.

Im ersten Kapitel „Dem Leben zuliebe“ lernen wir Anton Parcival (genannt Percy) Slugen, geboren 1977, kennen, zu dessen Zeugung kein Mann nötig gewesen sein soll. Percy heilt Kranke, die alle anderen aufgegeben haben und er hält spontane Ansprachen, die den Zuhörern ungewöhnlich zu Herzen gehen. Er ist ganz ‚positiv’, so positiv, dass er sich selbst ankreidet, nicht ein wenig negativ zu sein. Es gelingt ihm lediglich, die Verneinung zu verneinen (S. 170).

Im Kapitel zwei „Dieses Leben“ erleben wir Ewald Kainz, den Heimzögling, Kommunisten, dem dadurch vom Berufsverbot Betroffenen, Sonderschulpauker und Motorradfahrlehrer. Sein Lebensschicksal hat ihn zum Stotterer werden lassen. Geheilt wird er durch Elsa Frommknecht, die er auch lieben lernt. Aber da kommt ihn eine Frau Dr. Silvi Schall in die Quere. Hingerissen zwischen diesen beiden Frauen endet er im Verstummen – und schließlich im PLK (Psychiatrisches Landeskrankenhauses) Scherblingen des Professor Augustin Feinlein.

Das dritte Kapitel „Mein Jenseits“ (kam bereits letztes Jahr als selbständiges Buch heraus) kennt den Professor Augustin Feinlein, Leiter des PLK Scherblingen, als Autoren. Dieser hat seinen Kampf mit dem noch jungen Chefarzt Dr. Bruderhofer auszutragen, der gern sein Nachfolger werden möchte. Hier kämpft Tradition gegen Moderne, Johanniskraut gegen Psychopharmaka, Religiosität gegen europäische Aufklärung, ein Kampf, den der ‚alte Knabe’ verliert, als er die Monstranz mit der Heilig-Blut-Reliquie aus der Stiftskirche stiehlt, um sie vor dem Unverständnis der Gegenwart in Sicherheit zu bringen. Er wird selbst zum Fall.

Im 4. Kapitel „Fortleben“ lernen wir noch einen gewissen Modest Müller-Sossima kennen, der mit Slugen und dem ‚befreiten’ Professor auf der ebenfalls fiktiven Insel Rheinau eine Akademie für Unvollendete gründet. Dies erinnert mich komischerweise an das Alterswerk „Das Glasenperlenspiel“ von Hermann Hesse, obwohl es hier nicht um die Perfektion der Wissenschaften und Künste und insbesondere der Synthese beider Bereiche geht, sondern gerade das Unvollendete, das Spontane, das Zusammenkommen von Denken und Sagen im Vordergrund steht. Und Autoren, die möchten, können hier ihre Werke shreddern lassen, natürlich zuvor nicht ungelesen.

Der Roman geht dem Ende zu – und wir erfahren nicht nur, das Ewald Kainz doch den Freitod gewählt hat, nein auch Percys mögliche Adoptivväter, Modest Müller-Sossima und der Professor, kommen ums Leben. Und im letzten Kapitel „Letzte Nachricht“ erfahren wir dann auch noch vom Tode Percys.

In „Muttersohn“ zieht sich Martin Walser sehr weit zurück. Wie so oft im Alter spielt das Heute keine eigentliche Rolle mehr. Dafür beschäftigt sich Walser verstärkt um Glaubensfragen. Es klingt fast wie eine Entschuldigung, wenn er den Glauben für eine Fähigkeit, eine Begabung hält: „Bei Musik weiß jeder: Manche sind musikalisch, andere nicht. So mit der Glaubenskraft.“ (S. 173) Sollte Walser dieses Talent fehlen, so kompensiert er es gewissermaßen intellektuell und kommt da Kierkegaard sehr nahe, der u.a. davon ausging, dass die Wahrheit nicht in Sätzen gelehrt werden könne, sondern eine Bewegung des Menschen in der Zeit sei.

Bemerkenswert ist die Figur des Percy Slugen, der sich zuletzt als „Fürst der Freundlichkeit“ (S. 504) definiert. Sollte er wirklich ein neuzeitiger Jesus sein? Neben Geburt und Wirken erinnert auch sein Tod stark an den Tod von Jesus Christus. Aber kann und darf man einen Jesus von Nazareth in unsere Zeit hineinstellen? Muss er da nicht zu einer naiven Kitschfigur verkommen? Walser hat die Gefahr durchaus erkannt. Aber die Grantwanderung seines Percy-Jesus gelingt nur halb – und genau da schwächelt dann Walsers Roman.

Wie sagt der Motorradfreak ‚Katze’, der Percy Slugen später tötete, zu diesem: „Ein toller Text, Percy. Leider nicht von dieser Welt. Und nicht für diese Welt.“ (S. 435). So könnte man auch zu Martin Walser sagen: Ein toller Text. Leider nicht von dieser Welt.

Bekannte Gesichter

Vor dem letzten Qualifikationsspieltag heute Abend stehen sieben der 16 Teilnehmer an der EM 2012 fest. Die Gruppensieger und der beste Gruppenzweite haben die direkte Teilnahme sicher, die übrigen Zweiten ermitteln in Playoff-Spielen die letzten vier Starter.

Definitiv qualifiziert haben sich alte Bekannte, so neben Deutschland, der amtierende Welt- und Europameister Spanien, Vizeweltmeister Niederlande, England und Italien – und natürlich die beiden Gastgeber Polen und die Ukraine.

Viele andere müssen noch zittern. In der Deutschland-Gruppe dürfte es trotz eines Punktes Vorsprung von Belgien die Türkei als Gruppenzweiter in die Relegation schaffen, denn ich denke, dass Deutschland auch sein letztes Spiel – eben gegen Belgien – gewinnen sollte. Den Türken genügt dann ein Punkt gegen Aserbaidschan.

In der Gruppe B sollte Russland Gruppenerster werden – ein Sieg gegen Andorra ist mehr als Pflicht. Ein Remis genügt den Russen allerdings auch. Irland kämpft hier im direkten Vergleich um den zweiten Platz gegen Armenien – und den Iren genügt ebenfalls ein Punkt.

In der Gruppe C ist Estland zz. noch Zweiter, hat seine Spiele aber schon alle absolviert. Nur noch Serbien kann gefährlich werden; die Serben müssen ihr Spiel in Slowenien gewinnen, ein Punkt genügt nicht.

In der Gruppe D geht es im Spiel Frankreich – Bosnien-Herzegowina um den Gruppensieg. Den Franzosen reicht ein Unentschieden, dann sind die Bosnier auf jeden Fall Zweiter.

In Gruppe E ist eigentlich alles gelaufen. Allerdings können sich die Schweden bei einen Sieg gegen die Niederlande als bester Gruppenzweiter auch noch direkt für die EM qualifizieren.

In Gruppe F stehen zwar die beiden Gruppenbesten fest, allerdings könnte Kroatien noch an den Griechen vorbeiziehen, denen ein Unentschieden zum Gruppensieg in Georgien genügt.

In der Gruppe G ist auch schon alles gelaufen: England hat sich qualifiziert, Montenegro spielt in der Relegation.

Portugal und Dänemark (je 16) ermitteln im direkten Duell in Kopenhagen den Sieger der Gruppe H. Den Portugiesen genügt wegen des besseren Direktvergleichs ein Unentschieden. Beide können die Endrunde zudem noch als bester Gruppenzweiter direkt erreichen.

In der Gruppe I ist Spanien schon längere Zeit qualifiziert. Hier kämpfen Schottland und Tschechien um den zweiten Platz.. Schottland (11 Punkte) muss im letzten Spiel beim Titelverteidiger mindestens so viele Punkte holen wie Tschechien (10) in Litauen, um das Play off zu erreichen. Obwohl ich es den Schotten gönne, so denke ich, dass es die Tschechen schaffen werden.

Es geht heute also noch um fünf Direktqualifikationen (vier Gruppenerste, ein bester Gruppenzweiter). Die weiteren acht Gruppenzweite spielen dann am 11. und 15. November die restlichen vier Teilnehmer für die Euro 2012 in Polen und der Ukraine aus.
Im zehnten und letzten Gruppenspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft heute Abend in Düsseldorf (ab 18 Uhr live im ZDF, Anstoß: 19 Uhr) gegen Belgien hat Bundestrainer Joachim Löw die Spieler Ilkay Gündogan und Toni Kroos in das DFB-Aufgebot berufen. Wieder mit dabei soll auch Mesut Özil sein. Dagegen wird Miroslav Klose wohl erneut fehlen. Für Ilkay Gündogan ist es das Debüt in der A-Nationalmannschaft. Wenn Özil spielen sollte, dann wird Mario Götze geschont werden. Schade eigentlich, ich denke viele Fußball-Fans würden gern einmal beide auflaufen sehen. Da könnte sich etwas ganz Tolles entwickeln. Aber Bundestrainer Löw kneift wohl …

siehe auch meinen Beitrag: Attraktiv, schnell, erfolgreich

Hard Rock Cafe Reykjavik

In einem früheren Beitrag (Was ist bloß mit Ian los? Teil 66: Von Island nach Griechenland) schrieb ich u.a.: In den 80-er und 90-er Jahren war es beliebt, möglichst viele Hard Rock Cafes, der es eine Menge weit gestreut über dem Globus gibt, zu besuchen, besonders die dort erhältlichen T-Shirts waren sehr beliebt und sind heute hin und wieder noch in der Menge zu besichtigten (zz. gibt es in Deutschland wohl drei solcher Cafes – in Berlin, Köln und München – …). So sind wir – rein zufällig – auch in Reykjavik in dem dortigen Hard Rock Cafe gestrandet (wenn ich das richtig sehe, gibt es heute dort keine entsprechende Lokalität mehr). Da es gerade Nachmittag war und in einem Cafe bekanntlich Kaffee getrunken wird, so bestellten auch wir dieses Getränk. Nachdem wir fast ausgetrunken hatten, kam die Bedienung vorbei und fragte uns, ob wir noch mehr Kaffee wünschten. Angesichts der Preise verneinten wir. Später wurde uns klar, dass man für Kaffee nur einmal zahlt und dann bis zum Abwinken (Herzinfarkt) das Zeugs in sich hineinschütten kann – das gilt für ganz Island.

Inzwischen gibt es auch in Hamburg bei den St. Pauli Landungsbrücken Brücke 5 ein Hard Rock Cafe. Das nur nebenbei. Der oben beschriebene Besuch des Hard Rock Cafes in Islands Hauptstadt Reykjavik (der alte Link funktioniert leider nicht mehr) datiert vom Juni 1990. Dort begann meine Rundreise mit meiner Frau und drei weiteren Mitreisenden auf Island, die nach drei Wochen auch wieder in Reykjavik endete. Ich muss nebenbei gestehen, dass das mein erster und letzter Besuch eines Hard Rock Cafes war. In Berlin wollte ich einmal mit meinen Lieben ein solches Cafe besuchen, aber wir fanden dann nicht die Zeit dazu (und fanden auch das Cafe nicht, dass wohl gerade umgezogen war).

Und wie bereits in dem alten Beitrag erwähnt, so gibt es das Hard Rock Cafe in Reykjavik längst nicht mehr. Ich habe einmal nachgeforscht und festgestellt, dass das Cafe am 25.07.1987 (also drei Jahre vor unserer Anreise) eröffnet wurde. Geschlossen wurde es am 29.05.2005.

Hard Rock Cafe Reykjavik/Island

Hard Rock Cafe Reykjavik/Island

Hard Rock Cafe Reykjavik/Island 25.07.1987 – 29.05.2005

Hard Rock Cafe Reykjavik/Island

Hard Rock Cafe Reykjavik/Island

Leider haben wir damals keine Fotoaufnahmen gemacht. Aber das Internet liefert einige Fotos und auch zusätzliche Informationen: zippocollect.de (Dank an Ralf Simon, dem Betreiber der Website und Zippo-Feuerzeugsammler) und virtualtourist.com (Dank an Jarra, go_doggo und Viking_Girl für die Fotos).

Glanzstücke der Hard Rock Cafes sind Erinnerungsstücke, Rock&Roll Memorabilia (wie Musikinstrumente, Kleidung, Dokumente und Kunstwerke), die als Deko-Stücke den Besuchern ins Auge fallen sollen. Das Cafe in Reykjavik zeichnete sich durch einen übermanngroßen Thor mit einer Gitarre aus (wem die Gitarre einmal gehörte, ist leider nicht überliefert).

siehe auch meinen Beitrag: Island: Riesenansturm auf die letzten Burger

Die erste McDonald’s-Filiale eröffnete in Island 1993. Die von der Schließung betroffenen Lokale (wohl drei Stück – alle in Reykjavik) sollen unter anderem Namen mit einheimischen Produkten neu eröffnen worden sein.

Bremer Standesamt feiert 200. Geburtstag

„Im Dezember 1810 waren die Bremer überraschend französische ‚citoyens’ geworden. Gut acht Monate später trat in den drei neuen Départements d’Ems, d’Elbe und du Bouches de Weser der ‚Code Civil’ in Kraft – eines der wichtigsten Gesetzbücher der Neuzeit. […]

Auch in den norddeutschen Departements wurde dadurch die Registrierung von Geburten, Hochzeiten und Todesfällen, für die bis dahin die Kirche zuständig gewesen war, zu einer Pflicht des Staates. Am 5. September 1811 gab Bürgermeister Wilhelm Ernst Wichelhausen als ‚Maire’ der ‚bonne ville de Brême’ die Einrichtung von ‚Registern des Civil-Standes’ bekannt. […]

Knapp 100 Jahre später, nämlich 1909, würde das jetzige Standesamt Bremen-Mitte zusammen mit dem Staatsarchiv und der Friedhofsverwaltung einen Neubau an der Tiefer beziehen; er wurde im zweiten Weltkrieg zerstört. Nach diversen Notlösungen – unter anderem im jetzigen Theater am Goetheplatz – konnte dann im Oktober 1949 der Umzug in die ehemalige Hoffmann-Villa an der Hollerallee 79 erfolgen.“

Quelle: weser-kurier.de

Hochzeit 1990 - Standesamt Bremen Mitte - nach der kirchlichen Trauung

Johannes-Kirche in Tostedt

Hochzeit 1990 – Standesamt Bremen Mitte und nach der kirchlichen Trauung in Tostedt

Johannes-Kirche in Tostedt

Obwohl meine heutige Frau und ich vor nun über 21 Jahren in Hamburg-Niendorf lebten, heirateten wir beide im Wonnemonat Mai 1990 in Bremen, eben in diesem Standesamt Bremen-Mitte in der Hollerallee, unweit des Bremer Bürgerparks. Wir hatten uns das eigentlich für uns zuständige Standesamt im Bezirk Hamburg-Eimsbüttel angeschaut (heute schimpft es sich Fachamt Personenstandswesen), das sich in den Grindelhochhäusern befindet und natürlich mit dem in einer alten Villa idyllisch gelegenen Standesamt in Bremen nicht mithalten kann, und uns dann für Bremen entschieden, da dort meine Verwandten wohnen. Kirchlich heirateten wir dann einen Tag später in der Johannes-Kirche von Tostedt, der ‚Heimat’ meiner Frau, der Ort, der jetzt auch mein Zuhause ist.

Lukas wird volljährig

Ja, wie die Zeit vergeht. Heute nun wird mein Jüngster 18 Jahre alt und damit volljährig:

Lukas in ‚jungen’ Jahren

Alles Gute zu Deinem Geburtstag. Und besonders für Deine Zukunft wünschen wir Dir, dass alles so klappt, wie Du es Dir wünschst!

Deine Eltern und Bruder Jan

Heute steigt dann auch die große Familienfeier. Und als Krönung des Tages werden wir per Video Ausschnitte aus seinem Leben präsentieren. Immerhin habe ich in den letzten Tagen und Wochen aus den 18 Lebensjahren meines Sohnes einiges an Material zusammengeschnitten – wie z.B. die Aufnahmen von der Kletterei während unseres Urlaubs in Bad Saarow vor gut acht Wochen:


Arbora Kletterwald in Bad Saarow 2011

siehe auch: Jan wird volljährig