Alle Artikel von WilliZ

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Fahrgastbefragung zur Unzeit

Es ist unglaublich.: Kaum fährt mein durch Personalausfall (Urlaubszeit, mysteriöse Krankheitswelle bei den metronom-Lokführern) drei Tage lang ausgefallener Zug wieder am heutigen Morgen, da werden die Fahrgäste durch eine Fahrgastbefragung belästigt. Spinnt die metronom Eisenbahngesellschaft mbH oder was soll das?

Ginge es um Fragen der Kundenzufriedenheit oder um Stellungnahmen der Fahrgäste zu dem immer noch offenen Tarifstreik mit der GDL – ich würde das verstehen. Aber diese Fragen zur Zugauslastung (Wo zugestiegen? Wo wird ausgestiegen? Welche Fahrkarte? usw.) – was soll das zu diesem Zeitpunkt?

1. Es sind Sommerferien. Viele Pendler haben bereits Urlaub. Eine Umfrage zu dieser Jahreszeit kann alles, nur nicht repräsentativ sein (oder beabsichtigt der metronom hier etwas anderes: Züge, die nur unreichend ausgelastet sind, kann man streichen).

2. Der weiterhin seit Februar schwelende Streik der Lokführer, der Ausfall von Zügen durch Personalengpässe – hat der metronom keine anderen Sorgen außer diese zur Unzeit gestartete Fahrgastbefragung? Die Pendler sind bereits reichlich genervt. Und so verwundert es nicht, dass viele Fahrgäste die Beantwortung verweigern.

3. Sollten die Fahrpläne, die ab Dezember 2010 gelten, Ergebnis früherer Fahrgastbefragungen sein, dann verzichtet ich schon deshalb an einer Teilnahme an dieser Befragung (siehe meinen Beitrag: Alles neu macht der Winterfahrplan). Die neuen Fahrpläne brachten neben stark abweichenden Fahrzeiten (gegenüber früheren Fahrplänen) auch einige Zugausfälle.

Wie gesagt. Der Tarifstreik zwischen metronom und GDL (Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer) schwelt weiter. Endlich sah sich die GDL wohl zu einer ausführlichen Stellungnahme genötigt. Das wurde mehr als Zeit und liest sich interessant. Jetzt würde ich gern eine Entgegnung hierzu von der metronom Eisenbahngesellschaft mbH lesen. Was die Pressesprecherin des metronom, Frau Hannah Kohn, bisher an Pressemitteilungen über die metronom-Website veröffentlicht hat, kann wohl kaum als Stellungnahme gewertet werden.

Einen gleichlautenden Text habe ich über die metronom-Website (Lob und Tadel) der metronom Eisenbahngesellschaft mbH zukommen lassen.

Facebook-Party bei der CDU Hasloh: Freibier für alle?

Eigentore schießt man nicht nur im Fußball – sondern auch in der Politik. Bekanntlich empfindet mancher CDU-Mensch Facebook-Partys als Teufelszeug und fordert empört ein Verbot.

Da gibt es die beschauliche CDU im noch beschaulicheren Hasloh im Kreis Pinneberg. Am 20. August sollte in einer Scheune an der Kieler Straße das CDU-Sommerfest steigen. Deshalb erstellte die Ortschefin Dagmar Steiner eine Veranstaltung bei Facebook. Was sie vergaß: Wer nicht das Kästchen „private Veranstaltung“ anklickt, macht die Fete für das gesamte Netzwerk sichtbar! Und so haben sich schon mehr als 3000 Nutzer für das Scheunenfest angemeldet. Gleichzeitig wird die Partei im Netz mit Häme überschüttet.

Am Dienstag blies man nun die Scheunen-Gaudi offiziell ab. Kein Sommerfest, kein Freibier. Auch in Zukunft seien nur Hasloher und Freunde bei den CDU-Feiern erlaubt. Obendrein gab’s noch eine Warnung: „Die Aufforderung von Fremden, diese Feier zu besuchen, ist Aufforderung zum Hausfriedensbruch“, schrieb der Pressesprecher der Dorfs-CDU an die „Internet-Spaßvögel“ bei Facebook. (Quelle: mopo.de)

Solche Spaßverderber!

… zum Arschauswischen

Heute muss ich mich wieder einmal auskotzen. Und es geht wieder einmal um den Streik der GDL bei meinen ‚geliebten’ Metronom-Zügen, mit denen ich auf der Strecke Bremen – Hamburg zur Arbeit unterwegs bin (siehe meinen Beitrag hierzu: GDL on strike again). Der letzte Streik ging eigentlich nur übers Wochenende und ist heute bereits 10 Tage her. Während des letzten Streiks gab es übrigens einen ‚erfolgreichen’ Hackerangriff auf die Website des metronoms. Das nur am Rande. In diesen Tagen hat sich dann doch einiges getan:

Die Kommunalpolitik ist endlich aus ihrem Tiefschlaf erwacht. Und angesichts der bevorstehenden Kommunalwahlen in Niedersachsen erkannten einige Politiker, dass auch Bahn-Pendler Wähler sind. So riefen drei Bürgermeister aus dem Landkreis Harburg (Wilfried Geiger aus Buchholz, Dirk Bostelmann von der Samtgemeinde Tostedt und Günter Schwarz von der Gemeinde Seevetal) in einem offenen Brief die beiden Streithähne auf, schnell zu einer Einigung zu kommen.

siehe Twitter (mit weiteren Infos):

#Tostedt Bürgermeister fordern schnelle Einigung von #Metronom und #GDL In einem offenen Brief rufen drei (cont) http://tl.gd/bjrgud

Und endlich bemüht sich die metronom Eisenbahngesellschaft mbH um eine Schlichtung. Die GDl ist aber über das Stadium der gründlichen Prüfung dieses Vorschlags bisher noch nicht hinausgekommen (wenigstens äußert sie sich bisher nicht dazu). Inzwischen hat u.a. die CDU einen möglichen Schlichter ausgeguckt:

siehe Twitter (mit weiteren Infos):

Kein #Streik der #GDL, dafür Vorschlag zur Schlichtung durch #metronom, #NOB und #Cantus – kommt in die Pötte … http://t.co/CVnguYS

siehe Twitter (mit weiteren Infos):

CDU-Politiker Gansäuer soll im #Metronom-Streit vermitteln #GDL – Das schlägt der Landesverband Niedersachsen (cont) http://tl.gd/bjri3v

Zum Teufel mit metronom und GDL

Nun es geht um einen einheitlichen Bundes-Rahmen-Lokomotivführer-Tarifvertrags (BuRa-LfTV) für alle Lokführer und zusätzlich um einen Betreiberwechsel-Tarifvertrag, die der metronom jetzt endlich ins Netz gestellt hat. Die GDL hat daraus bisher wohlweißlich ein großes Geheimnis gemacht. Beleuchteten neutrale Juristen diese Verträge, würde sich herausstellen, dass ersterer der Verträge ein Knebelvertrag ist – und der Betreiberwechsel-Tarifvertrag zwar die hehren Ziele der GDL dokumentiert, aber reichlich weltfremd ist. Die GDL ersehnt sich alte DB-Zeiten herbei (als die DB noch Deutsche Bundesbahn hieß) und wieder ein Beamtentum der Lokführer.

Aber sicherlich hat die GDL nicht ganz Unrecht, wenn sie behauptet, private Bahnunternehmen wie der metronom würden den Wettbewerb gegenüber der Deutschen Bahn (DB) über Personalkosten austragen. Dafür hat die DB in anderen Bereichen (z.B. beim Kauf von Fahrzeugen ist die Bahn als großer Kunde der Industrie im Vorteil und die Preise für die Nutzung der Gleise und Bahnhöfe steigen ständig) Wettbewerbsvorteile – siehe Twitter (mit weiteren Infos):

#Lokführerstreik #GDL – Geschäftsführer: #Metronom droht das Todesurteil – Die GDL-Tarifforderung gefährdet (cont) http://tl.gd/bj4ivk

Aber warum schreibe ich das hier? Es gibt keinen Streik, also ist doch alles bestens, oder? Eben nicht – siehe Twitter:

Heute fallen verdächtig viele #Metronom-Züge aus: Wird jetzt krank gefeiert statt gestreikt? #GDL

Ja der metronom hat zz. wohl zu wenige Lokführer, die ihren Dienst versehen könnten. Es ist Urlaubszeit. Und wie es aussieht, machen viele andere Lokführer krank. So fallen besonders viele Züge morgens und am Nachmittag aus, Züge die außerhalb des allgemeinen Fahrtaktes fahren – Pendlerzüge. So fallen allein seit Dienstag drei von vier Zügen morgens aus, die von Tostedt starten. Mein Zug ist natürlich auch dabei. Ich muss also den nächsten Zug nehmen – und wenn dieser wie heute noch 10 Minuten Verspätung hat, dann komme ich über eine halbe Stunde später zur Arbeit.

Was mich eigentlich nervt (und wohl nicht nur mich), ist, dass ich seit Monaten nicht mehr weiß, ob meine Züge wirklich fahren. Ich kann keine privaten Termine planen, ohne davon ausgehen zu müssen, dass der Zug, den ich dann nehmen müsste, ausfällt. Fahrpläne sind so nur noch Makulatur, etwas für die Katz. Der vom metronom propagierte Wohlfühlfahrplan („Mein neuer Wohlfühlfahrplan! Der neue metronom Komfort, die neuen Verbindungen“) eignen sich höchstens dazu, sich den A… auszuwischen.

Ich fürchte (eigentlich fürchte ich mich gar nicht), der GDL gelingt es, nach und nach die privaten Eisenbahnunternehmen von den Gleisen zu drängen. Sie spielt der DB in die Hände. Heinrich Strößenreuther, Geschäftsführer beim Metronom: „Würden unsere Kosten durch den Rahmentarifvertrag auf das Niveau der Bahn steigen, führe spätestens 2018 der letzte Metronom-Zug.“ Das wäre dann ein Zug zwischen Bremen und Hamburg – über Tostedt – Mitte Dezember 2018 zum Fahrplanwechsel (ich nehme aber keine Wetten entgegen).

Kleiner, aber dicker Nachtrag:

„Die Eisenbahngewerkschaft EVG will den mit der Lokführergewerkschaft GDL geschlossen Grundlagenvertrag, der die Zusammenarbeit der Gewerkschaften regelt, auslaufen lassen. […] Im Kern ist geregelt, dass die EVG, die mit ihren 232.000 Mitgliedern alle möglichen Beschäftigtengruppen bei der Bahn umfasst, nur für diese Leute Tarife abschließt und die GDL nur für die Lokführer. Wenn dieser Vertrag gekündigt wird – das geht indes frühestens zum Juni 2014 –, könnten die Gewerkschaften versuchen, sich wechselseitig Mitglieder abzuwerben. Auch durch teure Tarifabschlüsse, woran die Bahn natürlich kein Interesse hat.“ (Quelle: zeit.de)

Die GDL frohlockt inzwischen: „Dieser Beschluss, sollte er dann von dieser Gewerkschaft überhaupt aufrechterhalten werden, wird als ein guter Tag für alle Beschäftigten des Fahrpersonals in die Geschichte eingehen: Denn damit wäre der Weg frei für eine tarifliche Vertretung der GDL für das gesamte Fahrpersonal.“

Dann gäbe es nicht nur, wie jetzt, monatelange Streiks der Lokführer, nein auch das weitere Fahrpersonal (Fahrgastbetreuer, Putzpersonal usw.) könnte durch Arbeitskämpfe den Zugverkehr lahm legen. Schöne Aussichten!

Noch ’ne Auszeichnung

Ehre, wem Ehre gebührt! Unserem sehr geehrten Herrn Doktor h.c. Ian Anderson, MBE, hat man eine weitere Ehrung zukommen lassen. Diesmal ist eine Art Ehrendiplom der Abertay University in Dundee/Old Scotland. Glückwunsch!

“Joining the students and thousands of family members for the day of celebration will be an internationally renowned line-up of Honorary Graduates, including the 200th astronaut to walk in space Colonel Benjamin Alvin Drew Jr and Jethro Tull frontman Ian Anderson MBE.

Auszeichnung mit MBE

Ehrendiplom der Abertay University Dundee

Auszeichnung mit MBE

Ehrendiplom der Abertay University Dundee

In dem Beitrag Was ist bloß mit Ian los? Teil 89: Dr. h.c. Ian Anderson, MBE schrieb ich vor einiger Zeit zu den Anderson’schen Ehrungen:

Aus der News-Kiste kommt die Mitteilung, dass sich Herr Anderson jetzt ein MBE an seinen Namen hängen darf (also nicht nur Dr. h.c. vorneweg). Er hat von der Queen einen Bonbon für seine Brust bekommen und ist jetzt Member of the Order of the British Empire (eben kurz MBE). Dazu las ich den etwas ironischen Kommentar: “Aber vielleicht kann er sich demnächst mit der Anstecknadel die Weste vor dem Bäuchlein zusammenhalten…” Nun, eine Anstecknadel direkt ist es nicht, sondern ein Orden, den man sich eigentlich an die Brust heftet. Aber auf der Bühne wird er damit wohl kaum erscheinen. Mitglied des Ordens zu sein, ist wohl auch nicht ganz so toll (also nichts mit Sir Ian und so).

Sommerfußball (2)

Bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land hatten sich die deutschen Fußballfrauen viel vorgenommen, so wie es jetzt aussieht: zuviel. Im Viertelfinalspiel gegen Japan begann das deutsche Team zwar gut, spielte taktisch diszipliniert und war die eindeutig bessere Mannschaft. Aber wirklich zwingende Torchancen erspielte sie sich nicht. Und so verwunderte es niemand, als die Japanerinnen zunehmend ihre Chancen zu wahren suchten.

Als dann der Treffer für Japan in der Verlängerung fiel, ein Tor aus spitzem Winkel, mobilisierten die deutschen Frauen zwar noch einmal ihre gesamten Kräfte. Aber bis auf einige Torchancen, die dann doch eher überhastet vergeben wurden, kam nichts Zählbares heraus. Die Party ist vorbei.

Aber es kommt noch etwas dicker: Die deutschen Fußball-Frauen fliegen nicht nur aus der WM. Auch bei Olympia im nächsten Jahr in London sind sie nicht mit dabei – dort reisen statt dessen die Schwedinnen hin.

Aber auch den Engländern (gegen Frankreich) und Brasilien (gegen die USA), beide jeweils im Elfmeterschießen, dürfen ihre vermeintlichen Favoritenrollen an der Garderobe abgeben und nach Hause fliegen. Dafür avancieren die Schwedinnen, das bisher einzigstes Team ohne Niederlage, zum Favoriten dieser Frauen-WM. Am kommenden Wochenende wissen wir mehr.

Etwas besser machten es dagegen die U17-Junioren bei ihrer Weltmeisterschaft in Mexiko. Zwar verloren sie ihr Halbfinalspiel knapp und in letzter Minute mit 2:3 gegen Gastgeber und späteren Weltmeister Mexiko (2:0 gegen Uruguay); im Spiel um Platz drei besiegten sie aber nach 1:3-Rückstand Brasilien mit 4:3 im legendären Azteken-Stadion zu Mexiko Stadt vor immerhin 80.000 Zuschauern. Mit dabei Levent Aycicek (Torschütze zum wichtigen 3:3-Ausgleich) und Cimo Röcker vom SV Werder Bremen – und Rani Khedira, der kleine Bruder von Sami Khedira. Glückwunsch!

Aber damit ist mit Fußball in diesen Tagen noch nicht Schluss: Bis zum 24. Juli wird in Argentinien die 43. Ausspielung der südamerikanischen Kontinentalmeisterschaft ausgetragen, die Copa América 2011. Als erste Mannschaft hat sich Kolumbien fürs Viertelfinale qualifiziert. Brasilien und Argentinien kamen bisher nicht über zwei Unentschieden hinweg (Ergebnisse und Videos der Spielehighlights: ca2011.com)

Transformers 3

„Transformers 3 (Originaltitel: Transformers: Dark of the Moon) ist ein US-amerikanischer Action- und Science-Fiction-Spielfilm aus dem Jahr 2011, der die Fortsetzung der Filme ‚Transformers (2007)’ und ‚Transformers – Die Rache (2009)’ darstellt und genau wie diese auf den gleichnamigen Spielzeugreihen des Herstellers Hasbro basiert. Regie führte abermals Michael Bay, die menschliche Hauptrolle wird wie schon in den beiden vorangegangenen Teilen von Shia LaBeouf verkörpert, neu dabei ist Rosie Huntington-Whiteley als weibliche Hauptdarstellerin. In Deutschland und den Vereinigten Staaten startete der Film am 29. Juni 2011.

Unterstützt wurde die Produktion erneut vom Spielzeughersteller Hasbro, den Streitkräften der USA sowie zahlreichen Unternehmen, die im Gegenzug ihre Produkte mittels Product Placement im Film unterbringen konnten, darunter die Fahrzeugfabrikanten General Motors, Ferrari und die Daimler AG.

Begleitet wurde der Filmstart abermals von einer gigantischen Marketing-Kampagne, die neben den Hasbro-Spielzeugfiguren auch Comics, Bücher und Videospiele umfasste.“
(Quelle: de.wikipedia.org)

„In letzter Sekunde konnten Sam Witwicky (Shia LaBeouf), Ex-Agent Seymour Simmons (John Turturro) und ihre Autobot-Verbündeten um Optimus Prime ihren bisher fürchterlichsten Gegner ‚The Fallen’ daran hindern, die Sonne als Energiequelle anzuzapfen und damit für immer auszuknipsen. Optimus’ Erzfeind Megatron jedoch konnte entkommen und sinnt nun auf Rache. Nach einer kurzen Verschnaufpause muss sich das bunt aus Mensch und Maschine zusammengewürfelte Team auf seinen letzten Kampf mit den niederträchtigen Decepticons vorbereiten: Auf dem Mond wurde ein gigantisches Alien-Raumschiff entdeckt, dessen Geheimnis über das Schicksal nicht nur der Erde, sondern des ganzen Universums entscheiden könnte…“

aus: filmstarts.de


Transformers 3 Dark Of The Moon Trailer 1 & 2 German (2011)

Riesen-Robots, die Wolkenkratzer zermalmen, gewaltige Feuergefechte und irrwitzige Stunts – Transformers 3 stößt ohne Zweifel in eine neue Trickdimension vor. Aber macht das einen guten Film aus? Diese monumentale Materialschlacht bleibt trotz der gewaltigen Bilder in der 3D-Technik bloßes Stückwerk, die Charaktere unausgebildet, da sie kaum Platz innerhalb dieser Zerstörungsorgie bekommen. Und die immer wieder durchscheinenden einseitigen Sympathien für eine reaktionäre Kriegspolitik der USA machen den Film nicht besser.

Vergessene Stücke (11): Heiner Müller – Quartett

Sex sells, sagt man – auch in der Literatur?

Heiner Müller (* 9. Januar 1929 in Eppendorf, Sachsen; † 30. Dezember 1995 in Berlin) gilt als einer der wichtigsten deutschsprachigen Dramatiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bedeutung erlangte er außerdem als Lyriker, Prosa-Autor und Verfasser theoretischer Texte sowie als Regisseur, Intendant und Präsident der Akademie der Künste Berlin (Ost). Sein Zweipersonenstück Quartett aus dem Jahre 1982 ist eine Adaption des Briefromans „Gefährliche Liebschaften“ von Choderlos de Laclos von 1782.

Der Stoff ist also nicht neu und bereits mehrmals verfilmt worden. Mir persönlich ist der gleichnamige Film von Stephen Frears aus dem Jahr 1988, u. a. mit John Malkovich, Glenn Close, Michelle Pfeiffer, Uma Thurman und Keanu Reeves, am bekanntesten:

„Die intrigante Marquise Isabelle Merteuil schlägt dem Vicomte Sébastien de Valmont vor, die Braut ihres früheren Geliebten Gercourt, Cécile de Volanges, noch vor der Hochzeitsnacht zu verführen. Für die Verführung der verheirateten Marie de Tourvel verspricht sie ihm sogar eine Liebesnacht.“

Das Stück von Heiner Müller selbst kenne ich aus einem Band mit verschiedenen Theaterstücken (suhrkamp taschenbuch 1190 – 1. Auflage 1985) Theater heute, dessen andere Stücke ich hier bereits fast alle vorgestellt habe.

Personen:
Merteuil (Marquise) (spielt auch Valmont bzw. ihre Nichte Volanges)
Valmont (Vicomte) (spielt auch Madame Tourvel)

Zeitraum : Salon vor der französischen Revolution – Bunker nach dem dritten Weltkrieg


Heiner Müller: Quartett

Nun auch dieses Stück ist noch nicht so ganz vergessen. Gerade in den letzten Jahren gab es mehrere Neuinszenierungen (u.a. 2010 am Stadttheater Bern oder erst neulich im theaterlabor des Theater Bremen, Premiere 5. Juni 2011).

„Müller schränkt die Personen der Handlung auf die beiden Antagonisten Marquise Merteuil und ihren ehemaligen Geliebten Vicomte Valmont ein. Die Marquise und der Vicomte reduzieren die Liebe auf Sex und reine Körperlichkeit, vielmehr das Reden darüber. In ständigem Rollenwechsel (Merteuil spielt Valmont bzw. ihre Nichte Volanges, Valmont spielt Merteuil oder Madame Tourvel – daher der Titel Quartett) fechten die zwei Figuren des Stücks einen Machtkampf aus, in dem Sexualität und Sprache zur Waffe geworden sind. Gekonnte Rhetorik und Perversion werden zum Ersatz für menschliche Beziehungen und auf die Spitze getrieben, bis hin zu brutaler Selbstzerstörung. Dabei zeigt sich jedoch auch immer die Leere und eine Art Endzeitmüdigkeit, die das durch Verstrickungen, Gewohnheit und unerfüllte Sehnsucht aneinander geknüpfte Paar verspürt. Gleichzeitig zeigen sie einen ausgeprägten Galgenhumor, der dem Drama komödiantische Elemente hinzufügt.“

Sex sells? Das Stück hat sicherlich seinen ausgesprochenen (sic!) Reiz. Die Sprache ist lasziv, dabei äußerst geschliffen. Aber es offenbart sich am Ende nur ein leerer Abgrund. Müller kritisierte die Dekadenz, den Verfall der Gesellschaft, in der jeder nur ‚bedient’ werden will, um seine Gelüste zu befriedigen. Dabei verkaufte sich Sex bereits früher schon bestens.

Merteuil. … Das Ideal wäre blind und taubstumm. Die Liebe der Steine. … Warum sollte ich Sie hassen, ich habe Sie nicht geliebt. (S. 457 der genannten Buchausgabe)

Merteuil [als Valmont]: Der Gedanke, der nicht Tat wird, vergiftet die Seele. (S. 465)

Stücke, Prosa, Tondokumente und mehr von Heiner Müller

Max Frisch: Entwürfe zu einem dritten Tagebuch

Max Frisch, dessen 100. Geburtstag wir in diesem Jahr feiern dürfen, hat neben seinen Stücken und dem erzählenden Werk eine besondere Prosaform entwickelt: das Tagebuch. Es ist nicht zu verwechseln mit den üblichen Tagebüchern von Schriftstellern. In Frischs literarisch ausgestalteten Tagebuch, das Autobiografisches mit fiktionalen Elementen verbindet, findet er eine literarische Form, die ihm in besonderem Maße entspricht und in der er auch seine ausgedehnten Reisen reflektiert. Es enthält neben der Schilderung realer Fakten also auch viel Dichtung und nimmt dabei teilweise spätere Prosa- oder Theaterstücke vorweg. Begonnen hat Frisch mit dieser Form schon früh mit Blätter aus dem Brotsack, die er während seines Aktivdienstes im Herbst 1939 als Kanonier während seiner ersten Militärdienstperiode im Zweiten Weltkrieg verfasste.

Als eigenständige Werke wurden dann seine Tagebucher 1946-1949 und 1966-1971 bekannt. Inhaltlich findet sich im Tagebuch 1946-1949 (das Buch ist in gleicher Schriftart gehalten) in etwa Folgendes:

Erzählungen wie Marion und die Marionetten (Andorra) / Tagebuchnotizen (z.B. Basel, März 1946) / Essays (Du sollst dir kein Bildnis machen) / Reiseberichte / Skizzen (z.B. zum Stück Der Graf von Öderland) / usw.

Das Tagebuch 1966 – 1971 (in unterschiedlichen Schriftarten gehalten) geht über diesen Rahmen schon hinaus und besticht besonders durch die Fragebogen (gewissermaßen nach amerikanischen Vorbild) und seiner satirischen Prosadichtung zur Gründung einer Vereinigung Freitod. Inhaltlich finden wir folgende Prosa-Formen:

FRAGEBOGEN (z.B. Sind Sie sicher, daß Sie die Erhaltung des Menschengeschlechts, wenn Sie und alle Ihre Bekannten nicht mehr sind, wirklich interessiert?) / Artikel (z.B. BERZONA) / Erzählungen (z.B. DER GOLDSCHMIED) / Erinnerungen (Erinnerungen an Brecht) / Tagebuchnotizen (z.B. BERZONA, Juni 1966) / Reiseberichte (Warschau) / Skizzen / Verhöre / Vereinigung Freitod (Entwurf/Notiz zum Handbuch/ Handbuch für Mitglieder: „Wer alt wird, ist selber schuld.“ – damit endet auch dieses Tagebuch)

„Im August 2009 meldeten die Feuilletons eine Sensation: In einem der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Teil des Max-Frisch-Archivs in Zürich war das Typoskript eines bisher unbekannten Werks des Schweizer Autors gefunden worden: 184 Seiten, von Frisch auf Tonband diktiert, von seiner Sekretärin in die Maschine getippt. Der Autor selbst hatte auf der Titelseite notiert: ‚Tagebuch 3. Ab Frühjahr 1982.’

Tagebuch 3
Ab Frühjahr 1982
Widmung: Für Alice
New York, November 1982

„Max Frisch lebte zu dieser Zeit in New York, zusammen mit seiner damaligen Lebensgefährtin Alice Locke-Carey, bekannt als ‚Lynn’ aus der Erzählung ‚Montauk’. Ihr ist dieses ‚Tagebuch 3’ gewidmet, und vermutlich fällt das abrupte Ende der Aufzeichnungen mit der Trennung von der Amerikanerin im Frühjahr 1983 zusammen. Die USA und die Schweiz, die Reagan-Administration und das belastete Verhältnis zu der um vieles jüngeren Frau, der Kalte Krieg und der Krebstod eines engen Freundes: Wie die beiden legendären, 1950 und 1972 erschienenen Tagebücher verzeichnen auch die ‚Entwürfe zu einem dritten Tagebuch’ Augenblicksnotizen neben längeren reflexiven Passagen – und heben das scheinbar flüchtig hingeworfene Notat in den Rang des Literarischen: ‚Es gibt in Amerika alles – nur eins nicht: ein Verhältnis zum Tragischen.’“
(Klappentext – Entwürfe … – Herausgegeben und mit einem Nachwort von Peter von Matt – 3. Auflage 2010, Suhrkamp Verlag Berlin)

„Das Typoskript für ein drittes, 1982 begonnenes Tagebuch wurde 2009 in den Unterlagen von Frischs Sekretärin entdeckt. Bis dahin war man davon ausgegangen, dass Frisch dieses Werk als 70-Jähriger vernichtet hatte, weil er sich dessen kreativer Gestaltung aufgrund eines zunehmenden Verlusts seines Kurzzeitgedächtnisses nicht mehr gewachsen fühlte. Als das Typoskript 2010 veröffentlicht wurde, erhielt es aufgrund seines fragmentarischen Charakters den Titel Entwürfe zu einem dritten Tagebuch.“

Diese ‚Entwürfe … ’ äußern sich vorherrschend zum Altern, zu einem sterbenden Freund, zum Tod, zu den USA (siehe hierzu meinen Beitrag: Max Frisch und the American Way of Life!), zum Nuklearkrieg, zu Israel, zur Arbeit, zur Liebe, zur Transzendenz und zuletzt zu Frischs Traum von einem Haus für die letzten Jahre („das weiße ‚Lebensabendhaus’ in der Landschaft von New England.“)

Herausgegeben wurde dieses 3. Tagebuch von Peter von Matt, der in einem Nachwort schreibt: „Für sich allein betrachtet, stellt jeder der hier versammelten Texte eine Meditationsvorlage dar.“ (S. 189) Ich habe das beim Lesen ähnlich empfunden. Obwohl es eine chronologische Abfolge des Verfassten gibt, so steht jeder einzelne Text für sich wie ein Bild in einer Galerie, vor dem man verweilen sollte. Jeder Abschnitt (manchmal füllt er keine ganze Seite) verdient der Betrachtung, der Meditation – wie Peter von Matt schreibt.

Dieses 3. Tagebuch ist inhaltlich sicherlich nicht die große Sensation. Aber wir erfahren doch Einiges aus dem Lebensabend eines großen Schriftstellers. Ansonsten ist dieses kleine Buch eher etwas für eingefleischte Max Frisch-Leser.

Literatur von Max Frisch

Max Frisch lebte lange Zeit (von 1965 bis 1984) in einem aufwändig renovierten Haus in dem kleinen Ort Berzona im Tessin (siehe hierzu Max Frisch: Der Mensch erscheint im Holozän – Eine Erzählung). Laut dieses 3. Tagebuchs grenzte das Grundstück an den kleinen Friedhof des Ortes.


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New York – 123 Prince Street (SoHo)

Daneben unterhielt Max Frisch auch weitere Wohnungen, so ein Loft in New York – 123 Prince Street (in SoHo – gekauft 30.04.1981 – verkauft 26.09.1984); Wohnungen in Berlin, Sarrazinstraße 8 (ab 1973 – ging nach der Scheidung an Frau Marianne Frisch-Oellers) und in Zürich, Stockerstraße 39 (von 1979 – 1983). Von 1983 bis zu seinem Tode lebte Max Frisch in Zürich, Stadelhoferstraße 28 (in der Nähe des Café Odéon, das im Tagebuch 1946-1949 erwähnt wird)


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Zürich, Stadelhoferstraße 28 – Wohnsitz von Max Frisch (1983 – 1991)

Siehe auch meine weiteren Beiträge zu Max Frsich:

Max Frisch: Der Mensch erscheint im Holozän – Eine Erzählung
Vergessene Stücke (9): Max Frisch – Biografie: Ein Spiel
Max Frisch: Homo faber – Ein Bericht
Max Frisch und the American Way of Life!
Max Frisch: Mein Name sei Gantenbein
Max Frisch: Stiller

Sommerfußball (1)

Es sind gleich zwei Fußball-Weltmeisterschaften, die für Furore sorgen. An erster Stelle steht da natürlich die Weltmeisterschaft der Frauen, die bei uns in Deutschland stattfindet und ähnlich wie die WM 2006 bei den Männern für ein Sommermärchen sorgen soll.

Aber zunächst zur U17-Fußball-Weltmeisterschaft der männlichen Jugend in Mexiko. Dort haben die deutschen Junioren nach einem 3.2-Sieg gegen England das Halbfinale erreicht. Dort spielen sie morgen, am 7. Juli 2011, um 18:00 Uhr in Torreón gegen Gastgeber Mexiko. Und damit haben sie ein Spiel im legendären Aztekenstadion, dem drittgrößte Stadion für Fußballspiele (nach dem „Stadion des 1. Mai“ in Pjöngjang/Nordkorea und dem Yuba Bharati Krirangan in Kolkata/Indien), bereits sicher, denn nicht nur das Endspiel, sondern auch das Spiel um den dritten Platz findet dort statt. Ich drück den Jungs die Daumen!

Die Bemühungen des Deutsche Fußball-Bundes um Integration von Spielerinnen und Spieler mit Migrationshintergrund und von Spätaussiedlern zeitigen Erfolge (siehe u.a. meine Beiträge Mesut Özil – neue Integrationsfigur?! und Mit Multikulti zur Europameisterschaft), Immer mehr talentierte Spieler wollen für Deutschland spielen. Das gilt besonders für Spieler mit türkischen Wurzeln. Das kulturelle Umfeld ist wichtiger als die Herkunft. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. So hat sich Mehmet Ekici, der in der kommenden Saison für Werder Bremen spielt, für eine Karriere in der türkischen Nationalelf entschieden, obwohl er alle Jugendmannschaften des DFB durchlaufen hatte. Vielleicht rechnet er sich dort größere Chancen aus, zum Einsatz zu kommen, als in der deutschen Elf.

Ähnlich verhält es sich auch bei den Frauen. Allein die Namen Fatmire Bajramaj und stehen Celia Okoyino da Mbabi stehen für gelungene Integration.

Bei der FIFA Frauen-WM 2011 ist das deutsche Team inzwischen mit drei Siegen im Halbfinale angekommen und trifft dort auf Japan. Auch die weiteren Favoriten (USA und Brasilien) haben sich bereits für die letzten acht Mannschaften qualifiziert.

Ich muss gestehen, bisher noch nicht allzu viel von dieser WM im Fernsehen gesehen zu haben. Klar, morgens schaue ich nach den Ergebnissen und gucke mir im Internet die Kurzberichte mit den Toren an. Das war es dann aber auch schon. Okay, am Samstag werde ich mir wahrscheinlich das Viertelfinalspiel der deutschen Mannschaft angucken – und dann sehe ich weiter …

Interessiert mich Frauen-Fußball also nicht? Nicht so sehr, wenn ich ehrlich bin. Irgendwie ist es ein anderer Sport als bei den Männern, wenn die Spielregeln auch gleich sind. Bin ich also ein Chauvinist? Ich hoffe nicht. Es fehlt mir einfach einiges, besonders die manchmal bis an der Grenze des Erlaubten geführten Zweikämpfe. Frauen sind einfach zu fair. Daher gibt es bei den Frauen auch kaum Standardsituationen – bis auf Eckbälle. Keine Fouls, keine Freistöße. Auch taktisch gerät manches schnell durcheinander (aber das passiert bei den Männern leider auch oft genug). Überrascht bin ich eigentlich darüber, das gerade in den letzten Spielen viele Kopfballtore gefallen sind, denn so ganz ist das nicht der Frauen Sache.

Vergleiche hinken bekanntlich. Und man tut den Frauen keinen Gefallen, wenn man sie mit den so genannten Herren der Schöpfung vergleicht (auch die kochen oft genug nur mit Wasser). Das gilt auch für den Fußballsport. Aber es gibt andere Ballsportarten (ich denke da besonders an Feldhockey), in den Frauen geradezu eine bessere Figur als die Männer machen. Beim Fußball weniger. Ich kenne zwar keine statistischen Vergleiche, aber ich vermute, dass Männer ein größeres Laufpensum leisten. Und das allein wirkt sich schon optisch positiv aus.

Was mich aber am meisten erschreckt, das sind die manchmal eklatanten Abwehrschnitzer bei den Frauen. Natürlich kommt das – leider – auch bei den Männern vor. Aber nicht in dieser Häufigkeit. Ich mag da gar nicht hingucken. Mann ahnt förmlich, wie Frau über den Ball tritt und damit der Gegnerin den Torschuss ermöglicht. Und das Herumirren mancher Torfrau im Strafraum lässt mich erschauern.

Okay, es gibt auch viele schöne Spielszenen. Wie die kleine Marta (Brasilien) da den großgewachsenen Norwegerinnen enteilt und dann mit einer Körpertäuschung die Torfrau aussteigen lässt, das hat schon Klasse. Und auch die jungen deutschen Spielerinnen haben manch technisch ausgefeiltes Kabinettstückchen auf dem Kasten. Ach, eigentlich ist Frauenfußball gar nicht so übel. Und die Entwicklung zeigt es, da ist noch einiges mehr drin.

Auf jeden Fall drücke ich den deutschen Frauen die Daumen. Aber das beste Team soll natürlich gewinnen. Und lasst die Fußball-Oma Birgit Prinz wie gegen Frankreich auf der Bank. Schließlich hat Bundesherrentrainer Löw den Ballack-Ballast auch über Bord geworfen.

Interessant im Zusammenhang mit der Frauen-Fußball-WM finde ich folgenden Artikel auf faz.net (Frankfurter Allgemeine Zeitung): Chauvi schön!

Eine Touch von Sexismus offeriert Deniz Yücel in seiner Kolumne Trikottausch (das hätten manche Herren gern) auf taz.de (Tageszeitung), aber immer witzig … Und was sagen unsere elf Freunde dazu?

Übers Altern

1982 schrieb Max Frisch im Alter von 71 Jahren in seinen Aufzeichnungen, die vor einem Jahr als Entwürfe zu einem dritten Tagebuch erschienen sind:

„Ich werde ein Greis.

Man wird ein Greis, wenn man sich zu nichts mehr verpflichtet fühlt, wenn man nicht meint, irgendjemand in der Welt irgend etwas zu schulden, und dazu braucht einer noch nicht am Stock zu gehe oder im Rollstuhl zu sitzen; es gibt auch wanderfähige Greise. Vorderhand erschreckt mich noch meine zunehmende Nachlässigkeit gegenüber Freunden, meine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber öffentlichen Ereignissen, meine zunehmende Freiheit …“
(Entwürfe … – Herausgegeben und mit einem Nachwort von Peter von Matt – S. 85 – 3. Auflage 2010, Suhrkamp Verlag Berlin)

Mit dem Altern hatte sich Max Frisch bereits in seiner 1979 erschienenen Erzählung Der Mensch erscheint im Holozän eingehend beschäftigt. Es ist nun nicht so, dass ich mich als Greis fühle. Sicherlich habe ich meine Jährchen auf dem Buckel (so langsam gehe ich auf die sechzig zu), denke auch schon über meinen Renteneintritt nach, aber noch bin ich gut auf den Beinen und – ich hoffe – auch gut im Kopf.

Wie Herr Geiser, dem Protagonisten aus der Holozän-Erzählung, so litt Max Frisch unter einer zunehmenden Merkschwäche, dem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses. Ich selbst prüfe mich nun nicht ständig auf Symptome für einsetzende Senilität. Wenn ich vieles vergesse, dann schon fast aus Absicht, weil ich mich nicht immer mit unnötigem Wissensballast belasten will. Vielleicht ist das schon die von Frisch oben beschriebene ‚Nachlässigkeit’ und ‚Gleichgültigkeit’, obwohl mich ‚öffentliche Ereignisse’ durchaus noch interessieren. Aber hier siebe ich bereits, muss nicht alles wissen. Die Ereignisse müssen mich schon interessieren, also in Bezug zu mir oder meiner Familie stehen.

Es ist sicherlich nicht Senilität, eher so etwas wie Altersweisheit, wenn ich mehr und mehr beginne, mich nicht mehr zu allem ‚verpflichtet zu fühlen’. Auf der Arbeit lasse ich so gern Jüngere ’ran (ich habe überlegt, ob ich mich auf dem Weg befinde, eine ‚innere Kündigung’ auszusprechen, was meinen Arbeitsplatz betrifft – so ganz ist das nicht von der Hand zu weisen). Sie können es schon besser als ich und haben noch Ambitionen. Also?! Lasse ich noch einmal Max Frisch sprechen:

„Wonach drängt es mich?
Ich bin schon noch tätig –
Wäre ich ein Bauer, würde man mir kaum noch die Sense in die Hand geben, die Sichel vielleicht; es würde kaum erwartet, dass ich auf die Leiter steige, um Äpfel zu pflücken; ob man mich auf den Traktor lassen würde, frage ich mich; man fände es richtig, dass ich die Hühner füttere, die Enten usw.
Was erwartet man von einem Schriftsteller?
Dass er Interviews gibt.“

(S. 27)

Vergessene Stücke (10): Lars Norén – Dämonen

Erst kürzlich sah ich den US-amerikanischen Film „Der Rosenkrieg“ von (und mit) Danny DeVito und mit Michael Douglas und Kathleen Turner als Ehepaar Rose. Dieser ‚Rosenkrieg’ zeigt, wie aus Liebe mit den Jahren Hass und ein Kampf bis aufs Blut, ja, bis zum Tode werden kann. Der Streitpunkt ist hier materiell, das Haus, das keiner der beiden hergeben will.

Ehedramen üben eine gewisse Faszination aus. Ein weiteres Beispiel ist Wer hat Angst vor Virginia Woolf? von dem US-amerikanischen Dramatikers Edward Albee (1962 uraufgeführt), das uns aus einer Verfilmung mit Elizabeth Taylor und Richard Burton aus dem Jahre 1966 bekannt sein dürfte. Hier wird ein junges Paar Zeuge eines eskalierenden Ehestreits.

Das Stück Dämonen des schwedischen Dramatikers Lars Norén (*1944 in Stockholm) ist ähnlich gelagert. Auch hier wird ein anderes Paar in eheliche Auseinandersetzungen hineingezogen. Norén begann bereits als Jugendlicher zu schreiben. 1963 erschien sein erster Gedichtband, bis 1980 von weiteren gefolgt, außerdem drei Romanen, von denen „Die Bienenväter“ 1973 auch auf Deutsch erschien.

Dämonen (Original: Demoner) – Deutsch von Angelika Gundlach – wurde am 28.04.1984 in Stockholms Stadsteater (Regie: Carsten Brandt) uraufgeführt. Die deutschsprachige Uraufführung fand am 21.11.1984 am Schauspielhaus Bochum (Regie: Claus Peymann) statt (lese hierzu: Szenen zweier Ehen – von Hellmuth Karasek in spiegel.de)

Nun so ganz vergessen ist das Stück nicht, immerhin ist mir eine letzte Inszenierung bekannt, die es in der Regie von Thomas Ostermeier an der Berliner Schaubühne im Frühjahr 2010 gab.


»Dämonen« Trailer der Schaubühne Berlin

Das Stück selbst kenne ich aus einem Band mit verschiedenen Theaterstücken (suhrkamp taschenbuch 1190 – 1. Auflage 1985) Theater heute, dessen andere Stücke ich hier bereits teilweise vorgestellt habe.

„Der schwedische Dramatiker Lars Norén (Jahrgang 1944) beschäftigt sich seit den 80er-Jahren mit dem unaufhaltsamen Untergang des ehelichen Zusammenlebens – und setzt damit eine skandinavische Tradition fort, die mit Namen wie Strindberg, Ibsen und Bergmann verknüpft ist. ‚Dämonen’ ist ein klassisches Zimmerschlacht- Stück, in dem ein Ehepaar, das Lustgewinn daraus bezieht, sich gegenseitig fertig zu machen, den Besuch eines anderen Paares dazu benutzt, die Beleidigungen und Erniedrigungen auf die Spitze zu treiben.“ (Quelle: Berliner Morgenpost)

Personen:

Katarina, 36 Jahre
Frank, ihr Mann, 38 Jahre
Jenna, Nachbarin, 36 Jahre
Tomas, ihr Mann, 37 Jahre

Ort und Zeit: Eine Stadtwohnung, 1982

„Entweder ich bringe dich um, oder du mich, oder wir trennen uns, oder wir machen so weiter“, lautet Katarinas lakonisches Fazit ihrer langjährigen Beziehung mit Frank. Und da die beiden, die sich hassen bis aufs Messer und doch nicht voneinander lassen können, nicht schon wieder einen Abend einsam zu zweit in ihrer Nobel-Wohnung verbringen wollen, bitten sie das Nachbarsehepaar herüber. In stilvollem Ambiente vollzieht sich eine gnadenlose Seelenschlacht. „Norén ist ein Großmeister des Dialogs. Die Banalitäten seiner ausgeleierten Alltagswendungen sind so raffiniert verwoben …, dass sie die unausgesprochenen Aggressionen bis in die feinsten Abschattungen verlautbaren.“ (FAZ) „Ein gespenstisches Stück über die Liebe. Oder besser: Über deren Verlust.“ (Süddeutsche Zeitung)
(Quelle: rowohlt-theaterverlag.de)

Anders als z.B. in „Der Rosenkrieg“ erleben wir hier ein Paar, das in seine im Wesentlichen sexuell begründeten Obsessionen gefangen ist. Dazu ist es ein Teufelskreis gegenseitiger Hörigkeit, aus dem beide nicht entfliehen können:

FRANK Ja, ich liebe dich. […] Aber ich mag dich nicht. […] Überhaupt nicht. Ich kann dich nicht leiden. Aber ich kann ohne dich nicht leben.

[…]

KATARINA […] Du machst mich nur unglücklich. Ängstlich … Und so verwirrt. Und leer … Ich will nur weglaufen … Zurück … Zurück.

FRANK Wohin?

KATARINA Zu dir.

[…]

KATATRINA […] Solange ich dich schlecht behandle, kommst du nicht von mir los.

Das geladene Nachbarehepaar wird in diesen Ehekrieg hineingezogen. Schnell entlarvt es sich, zeigt, dass auch bei ihnen nicht alles stimmt, dass Unzufriedenheit herrscht – und ein Begehren dem anderen Paar gegenüber. Die Situation eskaliert, wie sollte es anders sein, der innere seelische Schmerz (FRANK […] Darum geht es doch – um den Schmerz. Sie empfinden einen solchen Schmerz …) stellt sich dar als äußerer körperlicher Schmerz – und endet in einer Kreuzigungsszene. 1982 mag das schockierend gewirkt haben, heute empfindet man es wohl eher als abstoßend, zumindest als ‚übertrieben’.

Lars Norén zeigt sich allerdings in den Dialogen als Könner. Besonders die Rolle des Frank ist dermaßen spitzfindig ausgelegt, dass man sich als Zuschauer (oder Leser) selbst oftmals an den Kopf fassen möchte. Wie er das Gespräch zu drehen versteht, hat schon eine gewisse Klasse.

Ehedramen – die Faszination gesteht weiterhin und wird von unserem Voyeurismus genährt. Auch Noréns Drama bietet dafür – auch heute noch – reichlich viel Futter.

Stücke und mehr von Lars Norén