Kategorie-Archiv: Jethro Tull

Ian Anderson und seine Jungs

Was ist bloß mit Ian los? Teil 37: Kein Wiegenlied

Hallo Wilfried,

mittlerweile weiß fast meine ganze Abteilung, welch außergewöhnliche Darbietung uns am Heiligen Abend erwartet. Bei mir ist die Erwartungshaltung jedenfalls ziemlich hochgeschraubt. Der Meister wird das schon machen…

Ich habe mir die Montage zum Aquaclaus noch einmal näher angeschaut. Mit dem Färben des Mantels war es nicht getan. Da steckt noch einiges mehr drin. Wirklich gut gemacht.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Mr. Anderson während der „Minstrel“ – Zeit unter der Scheidung litt. Ich habe zwar keine Erfahrungen mit dieser Thematik, halte es aber für denkbar, dass es einem jungen Menschen -der Mr. Anderson damals war- spürbar zusetzt. Ich denke, Du hast mit Deiner Theorie den Nagel wieder auf den Kopf getroffen.

Während ich dies schreibe, gucke ich hin und wieder bei youtube in Dein Video von „Roots to Branches“. Hier trägt der Meister das Headset, das, wenn ich Herrn Weber richtig verstanden habe, seinen Sturz von der Bühne verursacht hat. Ich muss sagen: Das war es nicht wert. Durch sein ständiges Gefummel an diesem Ding macht er einen überforderten Eindruck. Und dann die Musik. Und die ständige Notwendigkeit, fast gleichzeitig zu flöten und zu singen…Nein, Herr Weber, hier gehen unsere Meinungen wirklich auseinander.

Das aktuelle Foto der Anderson-Familie halte ich trotz Genickbruch für sehenswert. Zeigt es doch, dass die Jahre sehr gnädig mit Mrs. Anderson umgegangen sind. Auch der Meister kommt gut rüber; er wirkt frisch und vital. Wenn mich nicht alles täuscht, hat er auch etwas an Gewicht verloren. Allerdings passt die Bierflasche in seiner Hand nicht so recht zu seinem Status als Milchtrinker.

Die Weihnachtstage im Hause Lockwood laufen nach einem eingespielten Schema ab:
Heiligabend verbringen wir alleine zu Hause (allein ist gut; immerhin sechs Personen). In diesem Jahr wird erstmals zur üblichen Bescherungszeit der Fernseher laufen. Wir werden die Bescherung danach ausrichten müssen. Den ersten Weihnachtstag verbringen wir traditionell bei meinen Schwiegereltern bzw. bei meiner Schwiegermutter; der Vater meiner Frau ist vor 7 Jahren verstorben. Der zweite Weihnachtstag sieht uns bei meinen Eltern, zusammen mit meinem Bruder und seiner Familie. Als unsere Kinder noch jünger waren, bedeuteten diese Festtage sehr viel Stress für meine Frau und mich. Ich kann mich an Jahre erinnern, in denen ich in der zweiten Dezemberhälfte um Monate gealtert bin. Diese Zeit ist Gott sei dank vorbei. Die Kinder können sich alleine anziehen, sich im Auto alleine anschnallen, sie wissen sich an guten Tagen einigermaßen zu benehmen und und und.

In diesem Zusammenhang fällt mir gerade etwas auf: Viele Künstler, die während ihrer Karriere Vater geworden sind, haben das in ihren Liedern thematisiert. Nicht so Mr. Anderson. Grob gerechnet müsste sein Ältester (wie viel Kinder hat er eigentlich ?) zwischen „Heavy Horses“ und „Broadsword“ geboren sein (das wär’s doch: Wir messen die Zeit nicht mehr in Jahren, sondern in JT-Alben). Auf keinen dieser Alben entdecke ich einen Hinweis auf Vaterfreuden. Seltsam. Dabei lässt sich diese Lebenserfahrung so wunderbar in Musik und Lyrik umsetzen. Wenn ich ein schaffender Künstler wäre, hätte ich meinen Kindern ganz gewiss ein musikalisches Denkmal gesetzt. Wieder ein neuer Aspekt in der komplexen Persönlichkeit des Mr. Anderson.

Weißt Du, an wen der unbeschreibliche Schlagersänger G.G. Anderson seinen Künstlernamen anlehnt ? Dieser Name ist geschickt gewählt: er kling international, erinnert an einen hervorragenden Musiker und beinhaltet einen doppelten G-Punkt. So bringt man die Damenwelt auf seine Seite. Aber das reicht jetzt, wir leben schließlich im Advent.

Mögen Eure Vorbereitungen für die doppelten Festtage ruhig und erfolgreich verlaufen !
Lockwood

12.12.2006

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Hallo Lockwood,

ich habe mich mit der Werbung in Sachen Anderson-Konzert (am Heiligabend 2006 übertragt das ZDF ab 17 Uhr das Weihnachtskonzert des Bundespräsidenten – Ian Anderson ist einer der Mitwirkenden) bisher zurückgehalten. Nicht das ich glaube, dass das nichts werden könnte. Aber manchmal sollte man den Leuten (wen auch immer) nicht zu sehr mit eigenen Anliegen auf den Geist gehen. Wenigstens erscheint es mir so. Aber ich werde noch die Werbetrommel rühren. Meine Erwartungshaltung ist eher gedämpft. Klar, freue ich mich darauf, dass der Meister uns auch zu Weihnachten beglückt. Aber er wird nur einer von vielen sein, denke ich.

Zu dem „Roots to Branches“-Konzert: Was Herr Weber da geschrieben hat, deckt sich doch mit Deinen Eindrücken, oder nicht? Das Headset diente u.a. dem schnellen Wechsel zwischen Gesang und Flötenspiel über das Mikrofon. Warum er beim Singen dauernd an bzw. in sein rechtes Ohr greift, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Auch später (oder früher) greift sich der Meister an sein Ohr. Es dient eigentlich dazu, die eigene Kopfstimme zu hören. Wenn die Instrumente um einen herum die eigene Stimme übertönen, dann verliert man schnell die Kontrolle über diese. Hält man sich dann ein Ohr zu, dann hört man sich ‚von innen’. Ich verstehe den Griff zum Ohr deshalb nicht, weil er ja einen Kopfhörer im Ohr hat. Aber die Technik war damals wohl noch nicht so ausgereift, um die notwendige Lautstärke zu übertragen. Auf neuen Videos (und auch bei vielen anderen Sängern) sieht man diesen ‚Knopf im Ohr’. Der Kopfhörer übermittelt den eigenen Gesang und trägt dazu bei, die Kontrolle zu bewahren. Ich kenne das selbst aus eigener Erfahrung, besonders wenn mehrstimmig gesungen wurde. Manchmal hilft auch ein Ohropax (statt Finger im Ohr).

Wegen des Fotos von Ehepaar Anderson: Ich habe noch einmal nachgeguckt. So neu ist es leider doch nicht mehr, sondern stammt wohl aus dem September 1998. Auch als Milchtrinker gönnt man sich am Abend (nach einem Konzert) ab und zu ein Bierchen. Vielleicht gab es ja auch nirgends Milch. Und schließlich macht Herr Anderson ja keine Werbung für Milch (wie z.B. seinerzeit Dieter Bohlen).

Die Weihnachtstage haben wohl bei vielen, die Familie haben, den gleichen oder einen ähnlichen Ablauf: Heiligabend ganz unter sich, die beiden Feiertage dann im Wechsel bei Eltern und Schwiegereltern. Ist bei uns nicht anders, nur in diesem Jahr gibt es wie geschrieben eine Änderung des Programms. Der Stress hielt sich bei uns aber immer in Grenzen. Was Weihnachtsgeschenke betrifft, so sind wir so schlau geworden, diese nicht erst kurz vor Weihnachten zu kaufen. Immer wenn wir im Laufe des Jahres etwas Schönes finden, so kaufen wir es und lagern es an geheimen Plätzen. Das kann natürlich dazu führen (wie bei Clark Griswold im Film „Schöne Bescherung“), dass man plötzlich Sachen findet, die man eigentlich schon längst verschenkt haben wollte.

Was die Thematisierung des Vaterwerdens und –seins von Ian Anderson betrifft, so hast Du nicht Unrecht. Shona und Ian Anderson haben zwei Kinder, James und Gael. Ich denke James Duncan ist der Erstgeborene. Wir kennen ihn ja als trommelnder Begleiter seines Vaters. In der Anderson-Biographie auf der offiziellen Tull-Site steht:

Ian Anderson lives on a farm in the southwest of England where he has a recording studio and office. He has been married for 27 years to Shona who is also an active director of the companies. They have two children – James and Gael – who work in the music and television industries respectively.

James Duncan müsste ziemlich zum Anfang der Ehe geboren sein, also spätestens 1977. Auf „Heavy Horses“ (1976) gibt es ja ein Lied: No Lullaby, in dem es gleich am Anfang heißt:

Keep your eyes open and prick up your ears
rehearse your loudest cry.
There’s folk out there who would do you harm
so I’ll sing you no lullaby.
There’s a lock on the window; there’s a chain on the door:
a big dog in the hall.
But there’s dragons and beasties out there in the night
to snatch you if you fall.

Jan Voorbij von cupofwonder.com sieht in dem (gesamten) Liedertext einen Zusammenhang mit dem Erstarken des Rechtsextremismus in vielen europäischen Staaten. Es bezieht sich aber ebenso eindeutig auf ein Kind und mahnt zur Wachsamkeit, um das Kind zu beschützen.

Auf “Stormwatch” (1979) kommen die Wörter child bzw. children immerhin fünfmal vor, was allerdings weniger mit der eigenen Vaterschaft zu tun hat. Wenigstens scheint es so. Da sowohl „Heavy Horses“ als auch „Stormwatch“ ( z.B. „Dark Ages“„Dun Ringill“„Elegy“) themenbezogene Alben sind, war vordergründig ‚wenig’ Platz für die Gegenstände Kind und Vaterschaft. Und für ein Album „My son and me“ oder so war und ist sein Privatleben zu sehr tabu. Bis auf „Jack-a-Lynn“ hast Du ja auch bisher kein Lied gefunden, dass als Liebeslied für seine Frau zu werten wäre (und dabei ist „Jack-a-Lynn“ alles andere als ein Liebeslied).

Also G.G. Anderson, der Schlagerfritzi, hat es Dir angetan. Das mit dem doppelten G-Punkt ist allerdings ein Hammer. Manchmal sind die scheinbar so offensichtlichen Tatsachen die verstecktesten. Vor lauter Bäumen sieht man den Wald nicht. Aber ich kenne Dich ja als scharfen Beobachter, dem kein Detail entgeht. Nur klingt dieses Dschi-Dschi ich weiß nicht wie (hätte fast „schwul“ geschrieben). Vor vielen Jahren, als der Sozialismus noch real existierte, war ich zum Winterurlaub mit meiner heutigen Frau in Rumänien. Wir hatten dort einen Ski-Lehrer, der sich auch Dschi-Dschi riefen ließ. Wie der sich nun schrieb, habe ich allerdings nicht erfahren. Vielleicht hatte es auch etwas mit dem Wort ‚Ski’ zu tun. Ski-Lehrer bringt man ja ganz schnell mit dem weiblichen Geschlecht in Zusammenhang. Ich vermag es nicht zu beurteilen, aber vielleicht hat dieses G.G. oder wie auch immer eine erotische Note, dem G-Punkt ähnlich.

Du hast Recht. Es ist Adventszeit. Lassen wir es dabei bewenden und kümmern uns um die letzten Vorbereitungen für das Fest.

Bereits jetzt schon einen besinnlichen 3. Advent (am Samstag noch nach Aachen?).

Bis bald
Wilfried

14.12.2006

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 36: Minnesänger auf der Empore

Hallo Wilfried,

es ist nicht schön, wenn man so etwas zugeben muss, aber die letzten weihnachtlichen Gefühle hatte ich als Kind. Aber ich möchte hier nicht über das Fest herziehen; die Grundidee des Festes war gut und zu dem, was daraus geworden ist, habe ich meinen Beitrag geleistet und werde es sehr wahrscheinlich auch weiterhin tun.

Ist die Montage in Deiner letzten mail von Dir ??? Falls ja, würde ich gerne wissen, wie Du das hinbekommen hast. Sensationell !

Tja, mit dem 40jährigen Jubiläum im kommenden Jahr lag ich wohl daneben. Einige Quellen (z.B. Wikipedia) nennen 1967 als Gründungsjahr. So ist das eben mit bedeutenden Ereignissen, die lange zurück liegen; auch Christi Geburt lässt sich nicht mehr exakt datieren.

Bei „cupofwonder“ habe ich früher schon mal reingeschaut. Aber nicht oft; die englischsprachigen Beiträge sind mir zu anstrengend. Voorbij müsste sich wie „vorbei“ anhören, aber da ich kein niederländisch spreche, bin ich nicht sicher. Heute war ich auf dem Konsulat, da mein Ausweis abläuft. Glücklicherweise sprach die Dame dort deutsch.

Um ehrlich zu sein, habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, wer die einleitenden Worte auf „Minstrel“ spricht. Sie sind sehr leise, genuschelt und zum Glück schnell vorbei. Ein tolles Album übrigens. Ich konnte mich nie entscheiden, welches mein Lieblingsalbum von JT ist. „Minstrel“ gehört auf jeden Fall zur engeren Wahl. Irgendwo las ich, dass Mr. Anderson zurzeit dieses Albums Probleme hatte, deshalb klinge das Werk so finster. Weißt Du, welche Probleme das damals waren ?

Nächste Woche ist der Meister in Maria Laach. Fast auf Hörweite. Wenn ich Zeit hätte, wüsste ich, was zu tun ist …

Bis bald
Lockwood

08.12.2006

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Hallo Lockwood,

wie Du vielleicht in meinem Weblog siehst, versucht meine Frau mich und die Kinder durch entsprechende Dekoration weihnachtlich einzustimmen. Nun gestern hatten wir ja einen zwar kalten, aber dafür sonnigen Sonntag, der förmlich zum spazieren einlud, was ich mit meiner Frau dann auch gern wahrnahm. Dabei kam dann wenigstens etwas von Weihnachtsbesinnlichkeit auf.

Also das ZDF sendet ab 17 Uhr das Weihnachtskonzert des Bundespräsidenten – und wir dürfen uns auf einen hoffentlich nicht zu kurzen Auftritt des Meisters freuen. Da wir wohl erst nach 18 Uhr essen werden, werde ich mir das Ereignis also schon gleich am Fernseher angucken. Lassen wir uns überraschen.

Nein, die Montage ist nicht von mir. Ich habe sie im Internet bei cupofwonder.com gefunden. Allerdings ist das Bildchen auch ziemlich ätzend. Steht bei Aqualung an der Wand „SPEND CHRISTMAS SKIING …“ so heißt es bei dem guten Aquaclaus „SPEND CHRISTMAS SHAGGING …“. Ansonsten stimme ich Dir zu: Die Montage ist wirklich geglückt. Ich denke aber, dass der Mantel eigentlich nur in rot gefärbt wurde. Trotzdem viel Arbeit. Ich habe ein etwas größeres Bild, da steht unten rechts ein Name: F. Mahalland oder so ähnlich (die a’s könnten auch teilweise o’s sein); das dürfte der Künstler sein. Ich bin zz. mehr mit Videobearbeitung (Ulead MediaStudio Pro 8 ) beschäftigt (soweit ich Zeit finde). Damit kann man auch viele ‚schöne Sachen’ machen. Ich habe lange darüber gebrütet, wie ich einen Titel in Starwars-Manier zustande bekomme. Du weißt, vorn wird ein Text eingeblendet, der langsam zur Mitte fährt und dabei kleiner wird. Mit Hilfe meines Jüngsten (Lukas) habe ich es (fast) hinbekommen. Ansonsten bin ich mit dem Video für meine Frau zu deren Geburtstag zu ziemlich fertig.

Was die Arbeit betrifft, so lasse ich die Tage bis Weihnachten langsam ausklingen. Nach Weihnachten habe ich einige Tage frei und brauche erst am 4. Januar wieder zur Arbeit. Das diesjährige Weihnachtsprogramm sieht durch die Geburtstagsfeier meiner Frau bei uns etwas anders aus. Heiligabend feiern wir allein unter uns – wie gehabt. Dieses Jahr werden wir wohl zum Mitternachtsgottesdienst gehen, bisher waren wir immer nachmittags in unserer Johannes-Kirche. Den 1. Weihnachtstag bleiben wir zu Hause (Vorbereitungen zur Feier). Bisher waren wir an diesem Tag (fast) immer in Bremen bei meinen Eltern bzw. bei meiner Verwandtschaft. Und den 2. Feiertag ging es dann zu meinen Schwiegereltern. Das entfällt dieses Jahr auch. Man sieht sich ja abends (ab 18 Uhr geht es los). Da ich Spielchen jeder Art und auch lange Dankesreden hasse, zeige ich in einem Nebenraum das in mühevoller Arbeit zusammengebastelte Video ‚aus dem Leben’ meiner Frau. Ich habe mir vor gut zwei Jahren einmal einen Beamer zugelegt. Da lässt sich dann ein DVD-Player anschließen.

Zu den Problemen, die Ian Anderson 1975 bei Erscheinen des „Minstrel“-Albums gehabt haben soll, weiß ich leider nichts. In dem Jahr war er gewissermaßen solo. Im Februar 1970 hatte er Jennie Franks geheiratet, die ja bekanntlich den Text zu „Aqualung“ verfasste. Und laut Zeitungsartikel aus dem Jahre 1999 über Jennie Franks waren beide seit Erscheinen von „Aqualung“ bereits geschieden („Since ‚Aqualung’ came out, she ’s divorced Jethro Tull lead singer Ian Anderson …“). Die Scheibe kam in UK im März 1971 (in den Staaten im Mai 1971) heraus. Shona Jacqueline Learoyd hat Anderson 1976 geheiratet, also ein Jahr später. Vielleicht besteht hier ein Zusammenhang (Minnesänger -> Frauen und so).

Willi mit Shona und Ian Anderson
Willi mit Shona und Ian Anderson (okay, die Montage ist Mist, als hätte ich einen Genickbruch, egal – immerhin ein ziemlich neues Bild von Shona mit Gatten)

Heute einmal so gut wie nichts zu Jethro Tull und Ian Anderson. Wie sieht die Weihnachtszeit eigentlich bei Dir und Deiner Familie so aus?

Noch schöne und hoffentlich stressfreie Tage
Wilfried

11.12.2006

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 35: Christmas Album

Hallo Wilfried,

ich hoffe, dass Ihr den Kindergeburtstag (darf man das noch sagen ?) gut überstanden habt.

Deine getrübte Vorfreude auf den 26.12. kann ich nachvollziehen. Feiern im großen Kreise liegen mir auch nicht. Heute Abend haben meine Eltern ihren Hochzeitstag gefeiert. Nur im kleinen Kreis: Ihre Kinder und deren Familien. Das war ein schöner gemütlicher Abend. Mein Vater hatte seinerzeit seinen 60. Geburtstag in großer Familienrunde gefeiert. Das hat ihm so gefallen, dass er an eine Feier zum 70. Geburtstag nicht einmal gedacht hat.

Wenn Mr. Anderson sein Outfit für Maria Laach mit der selben Sorgfalt auswählt wie 2004 in Neapel, bin ich sehr zufrieden.

Zum Stichwort Barrett muss ich gestehen, dass ich nicht exakt das Gleiche erworben habe wie der Meister. Meines fällt etwas schlichter aus und der Bommel fehlt. Der Schlagzeuger aus dem Drehscheiben-Auftritt ist mir vollkommen fremd. Halt einer von ungezählten ehemaligen Bandmitgliedern.

Ich habe mir Francis‘ Playback-Auftritte angesehen. Wirklich, gar nicht mal schlecht. Ich habe Profis erlebt, die es nicht so gut hinbekamen. Auch sonst kann ich über Francis nur staunen…

Ich bestreite gar nicht, dass „Roots to Branches“ gut gemacht ist. Die Arrangements und Leistungen der Musiker sind bestimmt klasse. Aber: Es gefällt mir nicht. Auch nach mehrmaligem Hören nicht. Es kostet mich jedesmal Überwindung, diese CD einzulegen. Aber damit kann ich leben. Mittlerweile habe ich akzeptiert, dass Mr. Anderson andere musikalische Ziele hat, als nur meinen Geschmack zu bedienen. Er hat eine Handvoll Alben gemacht, die mein Leben bereichert haben und dafür danke ich ihm.

Noch einmal zur Menschheitsgeschichte: Auch bei mir gibt es eine innere Liste von Menschen, denen ich gerne begegnet wäre: Albert Einstein, Konrad Lorenz, William Wallace, Hannibal… Vielleicht ergibt sich im jenseitigen Leben eine Möglichkeit dazu, wer weiß ? Bevor Johannes Paul I. auf dem Stuhl Petri Platz nahm, hat er unter seinem bürgerlichen Namen Albino Luciani für eine italienische Zeitung eine kleine Serie geschrieben. Es waren fiktive Briefe an verstorbene Persönlichkeiten der Geschichte. Diese Briefe sind später in einem kleinen Buch zusammengefasst worden: Ihr ergebener Albino Luciani. Dieses Buch ist wirklich sehr schön zu lesen. Ich glaube, ich werde in meinem Schrank noch einmal danach suchen.

Die Weihnachtsgeschenke für die Familie besorgt meine Frau dankenswerterweise. Mir bleibt nur noch, ein Geschenk für meine Frau zu besorgen. Das ist mir heute Nachmittag gelungen. Jetzt fehlt nur noch das Geschenk für ihren Geburtstag.

Du hast also einen neuen Bildschirm. Lass‘ mich raten: Ein Samsung TFT 19″. Mein Röhrengerät ist jetzt über sechs Jahre alt. Ein No-Name – Produkt aus dem Supermarkt. Dummerweise (hätte ich fast gesagt) funktioniert er wie am ersten Tag. Ist aber ganz gut so; ein Breitwand-Bildschirm ist mit einem Schmalspur-Konto nicht kompatibel.

Falls es Dir in den nächsten Tagen und Wochen gelingen sollte, in einer besinnlichen Minute an den eigentlichen Zweck von Weihnachten zu denken, musst Du mir unbedingt verraten, wie Du das geschafft hast. Ich ärgere mich jedes Jahr über die galoppierende Säkularisierung des Festes und jedes Jahr mache ich beim Tanz um den Mammon ganz brav mit.

Eine erträgliche Woche wünscht Euch
Lockwood

03.12.2006

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Hallo Lockwood,

den Geburtstag meines großen Sohnes haben wir alle gut überstanden. Es gab keine jugendlichen Ausraster und dergleichen. Ohne Alkohol ging es leider nicht. Aber alles in Maßen, sodass auch alle heil nach Hause kamen.

Ja, überhaupt diese Familienfeiern. Ich bin froh, wenn alles hinter uns gebracht ist und ich mit meinen Lieben wieder Ruhe finde. Leider lässt sich nicht alles vermeiden. Und überhaupt Weihnachten. Ich bin noch sehr weit davon entfernt, weihnachtliche Gefühle zu entwickeln. Liegt nicht nur am Wetter.

Mein neuer Bildschirm ist zwar nicht von Samsung, sondern von Philips, aber sonst hast Du Recht. ein flacher 19-Zöller. Immerhin habe ich meinen Rechner „auf Vordermann“ gebracht. Er läuft wieder normal. Irgendwie hatte er Probleme mit einem DVD-Laufwerk, das dazu führte, dass der ganze Rechner abstürzte. Jetzt darf er gern noch ein bis zwei Jahre halten. Technisch gab es in letzter Zeit ja nicht so große Sprünge.

Weihnachten steht also vor der Tür. Hast Du eigentlich das „Christmas Album“ von Jethro Tull? Es sind ja vorwiegend ältere Lieder, die neu aufgenommen wurden. Aber es enthält auch neue. Bis auf den Instrumentaltitel „God Rest Ye Merry Gentlemen“ (klingt mir zu Oldtime-Jazz-mäßig) finde ich die Scheibe ganz okay und werde sie öfter in dieser Vorweihnachtszeit anhören.

Aqualung Aquaclaus

40 Jahre Jethro Tull – das dürfte wohl erst 2008 sein. Laut der Tull-Biographie auf der offiziellen Tull-Website heißt es dort:

In the latter months of 1967, four shaggy wannabe’s congregated in the Southern UK town of Luton, Bedfordshire. From the debris of the disillusioned and disintegrated John Evan Band and McGregor’s Engine, the naïve, untutored talents of Ian Anderson, Mick Abrahams, Glenn Cornick and Clive Bunker tentatively coalesced to form the original Jethro Tull line-up.

After fulfilling a few remaining dates under the John Evan banner, the group established themselves as Jethro Tull, new resident band at London’s famous Marquee club, albeit after a few false start identities („Navy Blue“, „Ian Henderson’s Bag ‚o Blues“, Jethro Toe“ and the certainly suicidal „Candy Coloured Rain“).

By March 1968, they had built a following as the new face of the blues-based British underground music scene. Lines stretched around the block on a Thursday night when they performed at the Marquee. Ian Anderson would typically join the line as if to buy a ticket himself wearing the shabby hand-me-down overcoat which was to become his trademark for the next few years. Often, he would be seen with a Woolworth’s carrier bag containing flute, harmonicas, alarm clock and hot water bottle, in strange precursor role of the Aqualung/tramp persona.

Also in den letzten Monaten des Jahres 1967 ‚versammelten’ sich die Gründungsmitglieder in Luton, hatten unter dem John Evan ‚Banner’ noch einige Termine zu erfüllen, um dann nach einigen Fehlstarts als Jethro Tull ab März 1968 im Marquee Club zu London erste Erfolge zu verzeichnen.

In den FAQs auf der Tull-Site steht:

Back in February, 1968, we had many different names which usually changed every week, since we were so bad that we had to pretend to be some new band in order to get re-booked in the clubs where we aspired to find fame and fortune. Our agent, who had studied History at college, came up with the name Jethro Tull (an eighteenth century English agricultural pioneer who invented the seed drill). That was the band name during the week in which London’s famous Marquee Club offered us the Thursday night residency. So it stuck. Is it too late to change? I thought so.

Also Ende 1967 spielten Anderson, Abrahams, Cornick und Bunker bereits zusammen. Den Namen Jethro Tull hat die Gruppe ab März 1968 und brauchte ihn nicht mehr zu ändern, weil sich plötzlich lange Schlangen vor dem Marquee bildeten. Wie gut, dass die Gruppe da nicht „Navy Blue“ oder „Candy Coloured Rain” (wirklich selbstmörderisch) hieß („Marineblau“ bzw. „bonbonfarbener Regen“, na toll).

Das „20th Anniversary box set“ (bzw. die Doppel-Scheibe „20 Years of Jethro Tull“) ist 1988 und das „25th Anniversary box set“ 1993 erschienen – ausgehend vom Jahre 1968. Wir müssen uns also noch bis 2008 gedulden, um 40 Jahre Jethro Tull zu feiern. Hoffen wir nur, dass es bis dahin die Gruppe noch gibt. Ansonsten müssten wir noch ein Jahr warten, um Andersons 45. Jahrestag als Musikant zu feiern (“Ian Anderson, known throughout the world of rock music as the flute and voice behind the legendary Jethro Tull, celebrates his 41st year as a recording and concert musician in 2004.” aus: Ian Anderson Biography, Jan. 2004).

Ab und zu stöbere ich auch bei Jan Voorbij (cupofwonder.com). Seine Anmerkungen zu den Tull-Liedern sind wirklich bemerkenswert. Da kommen wir lange nicht heran. ‚Leider’ auf Englisch, da muss man schon öfter im Dictionary nachschlagen. Wir waren ja eine längere Zeit mit David resp. Dee Palmer beschäftigt. Hast Du gewusst, dass Palmer die einleitenden Worte zu „Minstrel in the Gallery“ gesprochen hat?

Bei Jan Voorbij (wie spricht sich der Name eigentlich aus? Wie das deutsche „vorbei“?) steht:

[David Palmer – spoken intro] :

‚My lord and lady, we have fortuitously happended upon these, er, strolling players, who will provide you with, er, goodly tunes while you set about your prandial delights…albeit in the lamentable absence of your guests. So, my lord and lady, for your entertainment!…..‘

Ich dachte immer, Anderson selbst spricht diese Einleitung.

Ja, der Tanz um den Mammon. Heute habe ich die letzte Order für ein Geschenk für meine Frau aufgegeben (sie ist leidenschaftliche Bärchen-Sammlerin und ich habe noch einen schönen Teddybären gefunden). Das war es dann auch. Hoffentlich bleibt noch etwas vom Weihnachtsgeld übrig, um es für den Urlaub 2007 zurückzulegen. Ich will mit meinen Lieben noch einmal nach Grainau, wenn auch nur für zwei Wochen. Morgen haben wir in der Firma Weihnachtsfeier. Eigentlich wollte ich mich da dünne machen (die Feier wird vom Betriebsrat veranstaltet), aber ich will keine Schwäche zeigen und werde mich für 1 bis 2 Stunden in unsere Kantine bequemen, mir den Magen voll schlagen und dann gen Heimat ziehen. Weihnachtliche Besinnung muss ich dann auf später verschieben.

Bereits heute Dir und Deinen Lieben einen schönen 2. Advent
Wilfried

06.12.2006

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 34: Von den Wurzeln zu den Zweigen

Hallo Wilfried,

ob sich hinter unserem Bundespräsidenten ein Tull-Fan verbirgt, kann ich nicht sagen. Ich möchte aber auf eines hinweisen: Nicht jeder Tull-Fan trägt Kopftuch. Ich hoffe, dass Mr. Anderson bei dem Konzert in Maria Laach etwas mehr Augenmerk auf seine Garderobe richtet. Ein Outfit, wie es auf Deiner (wieder sehr gelungenen !) Montage zu sehen ist, würde schon reichen. Lediglich mit der Kopfbedeckung könnte es Probleme geben: Maria Laach ist ein katholisches Gotteshaus und hier ist der Nicht-Kleriker aufgefordert, es nur barhäuptig zu betreten.

Steht nicht nächstes Jahr das 40jährige Jubiläum von JT an ? Ich habe noch nichts davon gehört oder gelesen, aber rein rechnerisch müsste das so sein.

Vielen Dank für den Hinweis auf die neuen Laufi-Videos ! Der Auftritt in der ZDF-Drehscheibe ist genau der, von dem ich an anderer Stelle bereits erzählt habe. Vielleicht erinnerst Du Dich: Am nächsten Tag bin ich losgezogen, um mir das gleiche Barett zu kaufen, wie es der Meister trug (allerdings steht es ihm besser als mir). 1982 ist es mir nicht aufgefallen, aber heute: Zum historischen Kostüm trägt Mr. Anderson wieder eine Armbanduhr. Diese Marotte kann ich mir nur so erklären, dass ihm in der Vergangenheit schon einmal eine Uhr in der Künstlergarderobe abhanden gekommen ist. Summa summarum komme ich zu dem Schluss, dass ein Playback-Auftritt in einer deutschen Nachrichtensendung im Vorabendprogramm nicht das richtige Forum für Könner wie JT ist. Klar, als Teenager habe ich den Auftritt damals genossen, aber die Musiker müssen Höllenqualen gelitten haben.

Mit den Parallelen zwischen TAAB und Bohemian Rhapsody meinte ich in allererste Linie die ungewöhnliche Dauer dieser Stücke und der Bombast, mit dem sie vorgetragen werden. Natürlich gibt es Unterschiede in den Songs und den Künstlern. Der Größte ist vielleicht, dass JT in der Lage waren und sind, ihr Lied live darzubieten. Queen mussten bei den schwierigen Passagen, wie z.B. dem Chorgesang, auf das Tonband zurückgreifen. Vielleicht kennst Du God Save The Queen von Queen; nur Gitarre und Schlagzeug. Die Band spielte es lange Zeit am Ende ihrer Konzerte. Das heißt, sie spielte es nicht, sondern spulten es aus der Konserve ab. Ob Mr. May es live nicht hinbekommen hätte ? Keine Ahnung. Jedenfalls halte ich JT für das größere Live-Erlebnis.

Das Konzert im Madison Square Garden hat für mich eine ähnliche Klasse wie der Auftritt im Hippodrom. Wie Du schon sagtest, die beiden Events liegen nur ein Jahr auseinander. Aus meiner Sicht hatte die Gruppe 1978 den Zenit ihrer Schaffenskraft erreicht. Das war nicht mehr zu toppen. Von JT nicht, von anderen erst recht nicht.

Vorsichtshalber zur Richtigstellung: Am Prozess gegen Danton interessiert mich nicht das Ende auf dem Schafott, sondern seine unglaublich eloquenten Verteidigungsreden. Allerdings müsste ich einen Dolmetscher mit in die Zeitmaschine nehmen.

Die magere Reaktion auf Ralph Weber’s Endgame mag in der hohen Qualität des Textes begründet liegen. Ich kann mir vorstellen, dass mancher Tull-Fan den Kommentar mit offenem Mund liest und nur noch ein ehrfürchtiges Nicken zustande bringt. Jemanden, der so schreiben kann, quatscht man nicht ungefragt an. Das ist natürlich Unsinn, aber solche Gedanken schwingen möglicherweise im Unterbewusstsein mit.

Ich habe mir noch einmal, ganz bewusst, Roots to Branches angetan. Es bleibt dabei: Inhaltlich kann ich Herrn Weber nicht in jedem Punkt zustimmen. Wenn ich einem Außerirdischen die Qualität der irdischen Rockmusik mit einem Beispiel belegen müsste, würde ich ihm einen Liveauftritt von TAAB vorspielen. Es hatte also auch sein Gutes, dass der Mensch sich über den Affen erhoben hat.

Ich freue mich auf Heiligabend !
Lockwood

29.11.2006

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Hallo Lockwood,

die Freude auf Heiligabend (Weihnachten) hält sich bei mir in Grenzen. Meine Frau wird nämlich 50 Jahre alt (sie hat allerdings am 26. Geburtstag) und da ist eine große Feier angesagt, die im Gemeindehaus unserer evangelischen Kirche stattfindet. An Gästen werden mindestens 50 Leute erwartet, die dann auch noch Kinder mitbringen, sodass es sicherlich noch mehr werden. Hoffentlich sind die alle noch vom Weihnachtsbraten gesättigt (oder die haben bereits eine Magenerweiterung – da passt dann noch genügend hinein). Ich mag solche Massenveranstaltungen überhaupt nicht, aber da muss ich durch. Da unterhält man sich mit jedem und keinem. In kleiner Runde finde ich es um einiges besser. Mag dieser Kelch an mir vorüberziehen. Immerhin habe ich die Tage darauf frei und kann mich erholen.

In Maria Laach werden wir Herrn Anderson mit Sicherheit ohne Kopftuch oder Käppi sehen, also mit sehr breitem Scheitel. Er weiß, was sich gehört. Es ist auch nicht sein erster Auftritt in einer katholischen Kirche. Im Januar 2004 war er fürs italienische Fernsehen in Neapel aufgetreten und brachte u.a. Bourree zum Besten.

Das ist also das berühmte Barrett? ZDF-Drehscheibe habe ich früher mit meinen Eltern auch öfter gesehen. Diese Sendung muss ich aber verpasst haben. Nett sind ja die älteren Damen am Schluss. Die gucken etwas gelangweilt, klatschen aber höflich ihren Beifall. Haben die etwas härteres erwartet? Am Schlagzeug muss ein Gerry Conway sitzen. Der ist mir überhaupt nicht gegenwärtig. Ich habe zwar einige Videos aus 1982. Die sind aber von der Qualität recht schlecht. Und irgendwie habe ich da auch nie so richtig auf den Mann an der Schießbude geachtet. Conway hat auch nur auf „Broadsword“ gespielt, auf „Crest of a Knave“ gab es dann einen fliegenden Wechsel mit Doane Perry (auf „Under Wraps“ hat Anderson selbst die Schlagstöcker gewirbelt), der mithin auch schon 20 Jahre bei der Truppe ist.

Apropos Videos! Ich habe auch einmal einen Blick bei myvideo.de gewagt und wem bin ich dabei begegnet? Unserem alten Kumpel Francis, wenn Du Dich an den erinnerst. Da musst Du unbedingt hineingucken. Der Mann ist zwar ziemlich kaputt (wenn man in meinem Alter ist, dann ist das kein Wunder), aber ein ‚echtes’ Showtalent, was die Tull-Imitationen betrifft. Kein Grund zum Lästern, zu Playback so tun als ob ist wirklich nicht leicht – aber das Thema hatten wir bereits.

Francis

In „Roots to Branches“ habe ich auch einmal intensiver hineingehört. Das Album liegt zwischen den Solo-Scheiben „Devinities“ und „Secret Language of Birds“ von Ian Anderson, was nicht zu überhören ist. Das Flötenspiel erinnert mich an das erst genannte Album (z.B. das Stück „Wounded, Old and Treacher“, der dann folgende ‚Rapper’ Anderson macht das Lied dann allerdings ziemlich kaputt), recht ausgreifend und von Weltmusik geprägt. Der Gesang, aber auch einige Instrumentalpassagen ähneln der zweiten (z.B. „At last, forever“ – außerdem: das hört sich hier wirklich einmal nach einer 12-saitigen Gitarre an). Ich muss gestehen, dass ich mich zunächst auch nicht voll für „Roots to Branches“ begeistern konnte; nach dem 3. Lied hatte ich einen Hänger. Aber bereits beim 2. Hören wird man ‚vertrauter’. Und es gibt einige Lieder, die mir dann sogar ganz gut gefallen (z.B. „Beside Myself“, das ich durch die Videoaufnahmen schon etwas näher kenne, und „Another Harry ’s Bar“). So ganz Unrecht hat der gute Herr Weber allerdings nicht – die Arrangements sind äußerst ausgefeilt wie kaum auf einem anderen Tull-Album und bieten dabei den Mitspielern doch viel Raum zur Entfaltung.

In Deiner Beurteilung bezüglich der mageren Reaktion auf den Weber’schen Beitrag End game – Jethro Tull im Halbschatten im Laufi-Forum gebe ich Dir voll und ganz Recht. Es ist zudem eine Sichtweise, eine Perspektive, die dem Leser unvertraut sein dürfte (wer als Frosch plötzlich die Welt von oben sieht, der dürfte sehr erstaunt gucken – „mit offenem Mund“ wie Du schreibst).

Und: Was die besonderen Ereignisse in der Menschheitsgeschichte anbelangt, da könnte es doch einiges geben, nur wären das im eigentlichen Sinne keine „besonderen Ereignisse“: Ich wäre z.B. gern einmal Franz Kafka begegnet, einfach um einmal diesen im vollen Wortsinne ‚merkwürdigen’ Menschen live erlebt zu haben. Und da gäbe es noch einige andere Menschen, die leider nicht mehr unter uns weilen.

Ja, nur noch drei Wochen bis Weihnachten. Hast Du bereits alle Geschenke für Deine Lieben im Sack? Mein Weihnachtsgeschenk steht ja bereits auf meinem Schreibtisch (der neue Bildschirm, weil der alte den Geist aufgab).

Jan hat heute Geburtstag und wird 16 Jahre alt. Um 19 Uhr kommt eine ganze Horde Jugendlicher und bevölkert dann den Abend unseren Keller. Also genug für heute.

Ich wünsche Dir und Deinen Lieben ein schönes Adventwochenende.
Bis bald
Wilfried

01.12.2006

English Translation for Ian Anderson

Was ist bloß mit Ian los? Teil 33: Weihnachtliche Wallfahrt

Ich falle ins Koma !
Der Meister in Maria Laach ! Ich kenne diese Abtei, sie ist ca. 100 km von hier entfernt, wunderschön an einem Kratersee gelegen. Jetzt wird aus diesem sakralen Anziehungspunkt auch noch ein Wallfahrtsort für IA-Fans.

Danke für die Info ! Ich werde schon mal eine leere Videocassette für Heiligabend bereithalten.

Viele Grüße
Lockwood

22.11.2006

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Hallo Wilfried,

ich bin leider nicht in der Lage, die Spielweisen verschiedener Gitarristen zu unterscheiden. Dazu reicht mein Gehör bei weitem nicht aus. Unter günstigen Bedingungen kann ich eine Fender von einer Gibson unterscheiden, mehr aber nicht. (Lediglich Brian May’s „Red Special“ würde ich aus allen Anderen heraushören).

Die „Tausend Mütter“ habe ich mir in den letzten Tagen noch einige Male angehört; die 2000er Version, versteht sich. Es gefällt mir jedes Mal besser. Hier wird wirklich deutlich, dass wir über eine hervorragende Band sprechen. Dieser Auftritt gefällt mir so gut, dass ich kaum dazu komme, mich über des Meisters Stimme zu ärgern. Ich stimme Dir gerne zu: Über viele Jahre waren Jethro Tull wirklich ohne gleichen. Auch wenn ich die Musik von Queen und den Pogues in ihrer Summe mag, muss ich feststellen, dass deren Qualität nicht an die von JT heranreicht. Apropos Queen: Findest Du nicht, dass deren „Bohemian Rhapsody“ Parallelen zu „Thick as a Brick“ aufweist ? Ziemlich provokante Frage, ich weiß. Ich finde aber, es lohnt sich, ein oder zwei Gedanken daran zu verschwenden.

Clapton, Hendrix und kein Ende. Jeder Gitarrist wird an diesen beiden gemessen. Ich weiß nur sehr wenig über diese Herren; Clapton bringe ich mit Stratocaster in Verbindung. Von Jimmy Hendrix kenne ich nur seinen Auftritt in Woodstock. Und natürlich Hey Joe, das aber mehr aus persönlichen Gründen. Bei Mr. Hendrix denke ich an eine Gitarre, die mit den Zähnen, hinter dem Kopf oder sonstwie gespielt wird. Das hinterlässt zwar einen spektakulären Eindruck, aber ist das wirklich ein Ausdruck von Virtuosität ? Die Frage, ob er wirklich so herausragend war, brauche ich Dir nicht zu stellen, für Dich verkörpert er schließlich die Referenz-Klasse der Gitarristen. Aber was ist es, was ihn über andere Gitarristen erhebt ? War er besonders schnell, kannte er besonders viele Akkorde, oder was machte seine Klasse aus ? Hendrix hin, May her: Meine favorisierte Gitarrenmusik sind die akustischen Klänge des Mr. Anderson. Er ist vielleicht nicht der Welt bester Gitarrist, aber seine Kunst auf den sechs Saiten überzeugt mich.

Auf dem Thema der synthetisch erzeugten Flötenstimme werde ich nicht länger herumreiten. Entscheidend ist, dass das Gesamtergebnis einer Besetzung stimmt, und das ist bei JT bekanntlich stets der Fall. Darüber hinaus haben die Mannen hinreichend bewiesen, dass sie alles beherrschen, was eine sehr gute Live-Band können muss. Ein kleiner technischer Trick hin und wieder ist da durchaus hinzunehmen.

Vielen Dank für die mp3 – Datei des Auftritts in Japan ! Aus 1972; da hört man noch den hakligen Sound der frühen Jahre, bevor Dynamik und Drive bei den Liveaufnahmen Einzug gehalten haben. Ich habe (nicht zuletzt durch Deine Unterstützung) einige Tull-Konzerte auszugsweise oder komplett auf Video gesehen. Meine Nummer eins darunter ist nach wie vor das Konzert von 1977 aus dem Hippodrom.

In der Geschichte der Menschheit gibt es einige Ereignisse, bei denen ich gerne dabei gewesen wäre: Golgatha, Schlacht von Hastings, Prozess gegen Georges Danton, Fall der Berliner Mauer. Und: Hippodrom am 10.02.1977.

End game – Jethro Tull im Halbschatten:
Das ist wirklich ein hervorragender Beitrag zum Thema Jethro Tull. Auch wenn ich mit dem Autor Ralph Weber inhaltlich nicht in jedem Punkt übereinstimme, so ist dieser Beitrag eine Pflichtlektüre für jeden Tull – Fan. Der Autor scheint die Band schon eine ganze Weile zu beobachten und bündelt seine Wahrnehmungen in einem sehr fundierten Resümee zu Mr. Anderson’s Wirken. Er weiß um die Schwächen der Band, versucht aber nicht, sie zu kaschieren oder zu verharmlosen. Ralph Weber führt mir und allen, die an JT etwas auszusetzen haben, sehr deutlich vor Augen, dass die Stärken der Gruppe ihre Schwächen bei weitem überwiegen. Das war uns zwar schon klar, aber es tut gut, wenn diese Tatsache anhand konkreter Beispiele bewiesen und dokumentiert wird.

Ich werde mir „Roots to Branches“ noch einmal anhören, diesmal unter anderen Vorzeichen. Ich werde versuchen, bei diesem Album das von Ralph Weber diagnostizierte Genie des Meisters herauszuhören. Bisher mochte ich dieses Album überhaupt nicht, da es musikalisch zu weit von dem entfernt ist, was ich an der Anderson’schen Musik schätze (Folk, you know). Aber ich werde mich bemühen, das Album so unvoreingenommen wie möglich wahrzunehmen. An dieser Stelle mein besonderer Dank an Ralph für seine sehr gelungene Expertise ! Ein wahrer Meilenstein in der Tull-Kritik.

Ich habe gerade ein wenig bei Laufi reingeschaut. Die wissen natürlich schon von dem Konzert aus Maria Laach. Überraschenderweise scheint die halbe Laufi-Gemeinde, Laufi eingeschlossen, in räumlicher Nähe der Abtei zu wohnen. Wie ich gelesen habe, findet das Konzert am 16.12. unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass die Abtei an diesem Tag einen ungewohnten Besucherandrang erleben wird. Vielleicht erfahren wir bis dahin noch einige Details.

Wie kommt es eigentlich, dass Du kein Mitglied im Laufi-Forum bist ?

Mach’s gut !
Lockwood

25.11.2006

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Hallo Lockwood,

Was die Teilnahme von Ian Anderson am Weihnachtskonzert des Bundespräsidenten betrifft, würde es mich sehr interessieren, wie es überhaupt dazu kommen konnte. Sollte Herr Köhler vielleicht ein verkappter Tull-Fan sein (ich stelle ihn mir gerade mit Kopftuch bzw. Käppi vor)?

Ian Anderson und Fan Horst Köhler, Bundespräsident

Ja, das Konzert selbst findet bereits am Samstag, den 16. Dezember, statt und wird dann am Heiligabend vom ZDF ausgestrahlt. Ich denke, der Meister wird einiges aus dem „Christmas Album“ zum Besten geben. Aber lassen wir uns überraschen.

Überraschend sind auch schon die Ankündigungen zur Tull live on Tour 2007 in Deutschland, die im Juni/Juli 2007 stattfinden soll (zu sehen im Laufi-Forum). Auf der offziellen Tull-Website findet sich da bisher nichts, außer Termine bis April 2007 als Acoustic Tull-Tour. Also eine Fortsetzung auf deutschem Boden?

Und eine Acoustic Tull-CD ist auch in Planung mit einigen Live-Aufnahmen. Ich fürchte, es wird nichts Neues geben, wieder nur eine „Best of …“, wenn auch der Akustik-Titel. Gern lasse ich mich eines Besseren belehren.

Da wir gerade bei laufi.de sind: Es gibt wieder neue Videos dort zum Herunterladen. Zunächst ein Promo-Clip von „Moths“. Und dann wohl ein Beitrag aus der ZDF-Drehscheibe von 1982. Es hat beides seinen besonderen Reiz. Merkwürdig, wie oft Jethro Tull im deutschen Fernsehen zu sehen war (und weiterhin zu sehen ist).

Warum ich nicht Mitglied im Laufi-Forum bin? Zum Mitglied hat es nie gereicht. Ich weiß auch nicht. Man kann ja auch ohne Anmeldung die Beiträge lesen. Und wenn man seinen Senf dazu geben möchte, konnte man das zumindest früher auch ohne Anmeldung. Ich habe dort also durchaus meine Spuren hinterlassen und einige Kommentare verfasst. Neuerdings muss man sich dazu aber wohl anmelden. Da ich in letzter Zeit nichts zum Kommentieren auf dem Herzen hatte (okay zum Beitrag „End game – Jethro Tull im Halbschatten“ hätte ich etwas schreiben mögen – aber hatte dann keine Lust, mich anzumelden), so bin ich bis heute eben noch kein Mitglied. Dafür habe ich mich beim TullChat angemeldet – und bin dort seit langer Zeit nicht mehr gewesen. Es genügt mir, wenn ich mich hier äußere. Ich muss nicht allgegenwärtig sein.

Aber zurück zu Dir: Brian May und Queen sind mir nicht so geläufig. Ich hatte, als ich in Bremen lebte, einen Kumpel, der Queen-Fan war. Aber er konnte mich mit seiner Begeisterung nicht anstecken. youtube.com sei dank: ich habe mir „Bohemian Rhapsody“ angesehen und –gehört, Brian May spielt da ja wohl auch seine „Red Special“. Soviel habe ich zuvor gelesen, dass es sich dabei um einen Eigenbau handelt und die Gitarre wohl einen speziellen Klang hat. Nun, die Gitarre klingt weicher und erinnert mich irgendwie an die Gitarre (Steve Howe) von der Gruppe „Yes“ (z.B. in „Close to the Edge“).

Parallelen von „Bohemian Rhapsody“ zu „Thick as a Brick“ vermag ich nicht erkennen. Das Queen-Stück ist (oh, mamma mia) weitaus eingängiger als TAAB, das sich erst nach mehrmaligem Hören richtig erschließt. Allein die Gesangsstimmen von Freddie Mercury und Ian Anderson sind so unterschiedlich. TAAB ist zwar ein Konzeptalbum und solche werden oft wie Opern gehandelt. Wenn aber etwas opernmäßig ist, dann „Bohemian Rhapsody“. Nichts gegen Queen, irgendwie liegen die bei mir auf einer Linie mit „Who“ (und die haben ja auch Rockopern verfasst), was nicht abwertend ist. Aber so richtig erwärmen kann ich mich nicht für die. Ich gestehe aber, dass ich das Gitarrenspiel von Brian May nicht übel finde.

Zu Gitarrenheroen: Ich denke schon, dass Eric Clapton und auch Jimi Hendrix zu den ganz großen Gitarristen zu zählen sind. Clapton zeichnet sich durch einen gewissen Minimalismus aus. Nicht umsonst nennt man ihn auch „Slowhand“, was etwas irreführend ist. Er kann durchaus mit „schneller Hand“ spielen. Aber er spielt keine unnötige Note und hat den richtigen Drive, das richtige Rhythmusgefühl, das genaue Gefühl, den Blues … Auch versteht er es zu improvisieren. Angeblich hat er noch nie eine falsche Note gespielt (wobei man ‚falsche’ oder ‚richtige’ Noten immer im Kontext sehen muss; ich denke, dass er auch schon mal daneben gegriffen hat, aber die nächsten Noten so gespielt hat, dass sich die anscheinend falsche Note im Umfeld dieser nächsten Noten wieder als ‚richtig’ erwies). Ein ähnliches Improvisationstalent war Hendrix. Leider war er zu oft zu sehr vollgedröhnt, sodass manches dann doch eher unerträglich fürs Ohr war. In früheren Zeiten gab es ja das berühmte Schlagzeugsolo, ich erwähnte es bereits. Die richtige Zeit, um aufs Klo zu gehen. Ähnlich verhielt es sich mit schier endlosen Gitarrensoli. Die kamen manchmal einer in aller Öffentlichkeit vollzogenen Selbstbefriedigung gleich. Ein solcher Onanist war Hendrix.

Kommen wir mit frisch gewaschenen Händen von der Toilette zurück. Andersons Technik auf der akustischen Gitarre ist eine ganz besondere und vor allem individuelle. Ich weiß nicht, wie er sie entwickelt hat. Ich kenne auf jeden Fall keinen, der diesen Anschlag hat (es sei denn, dieser imitiert Herrn Anderson). Und mir ist diese Spieltechnik weitaus lieber als alle diese superschnellen Riffs, die mehr Demonstration darstellen als wirklich gefühlvolle Musik (John McLaughlin ist ein solches Beispiel – höre hierzu: Mahavishnu Orchestra: Open Country Joy – dieses Stück finde ich noch sehr schön; später wurde es dann aber richtig ätzend, es war so, als wolle die gute John einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufstellen). Ein Solo auf der elektrischen Gitarre wie das von Martin Barre in „Aqualung“ hat natürlich auch etwas.

Ja das Hippodrom-Konzert aus 1977 gefällt mir auch sehr gut. Da hatten Anderson und Co. den richtigen Drive gefunden. Witzig auch, wie Barriemore Barlow sein Mini-Schlagzeug auf die Bühne zieht. Natürlich ist allein die Setlist vom feinsten. Sehr schön finde ich aber auch das Konzert von 1978 in Madison Square Garden, das damals über Satellit nach Europa übertragen wurde. Aber kein Wunder, beide Konzerte liegen zeitlich sehr eng beieinander. Allerdings würde ich schon einiges dafür geben, aus den Jahren 1972 und danach etwas in bewegten Bildern (und entsprechender Qualität) nachvollziehen zu können.

Was die besonderen Ereignisse in der Menschheitsgeschichte anbelangt, da würde mir das Hippodrom-Konzert vollständig ausreichen. Den Fall der Berliner Mauer habe ich zumindest indirekt miterlebt. Zum einen reichte die Trabi-Kolonne am besagten Tag im November 1989 bis zu uns nach Tostedt. Zum anderen war ich zum Jahreswechsel 1989/90 in Dresden und Umgebung (mit Interflug angeflogen) und habe etwas von der Stimmung dort mitbekommen. Golgatha, Schlacht von Hastings, Prozess gegen Georges Danton? Da genügt mir, was der Chronist überliefert hat. Alles etwas zu blutig für mich.

Für heute genug. Zum Beitrag End game – Jethro Tull im Halbschatten im Laufi-Forum später etwas mehr (aber der spricht ja eigentlich für sich selbst – da wundert es mich auch nicht, dass so wenige mit so wenigen Worten darauf geantwortet haben. Scham? Unverständnis?)

Bis bald
Wilfried

27.11.2006

English Translation for Ian Anderson

Bahnfahren mit Dampf

Als Pendler bin ich nicht immer ein Freund des Bahnfahrens, nämlich dann wenn ich im Regen stehe und auf den Zug warten muss, weil sich dieser verspätet – oder wenn Schienenersatzverkehr angesagt ist. Es gibt aber auch Zeiten, dann lehnt man sich ganz entspannt zurück und geniesst eine Bahnfahrt, wenn ’s z.B. mit Dampf voran geht und man Urlaub hat.

So geschehen im Sommer 1997, als ich mit meinen Lieben Urlaub im östereichischen Zillertal machte. Einige der Impressionen habe ich auf Video gebannt, diese leicht stilisiert überarbeitet und mit den wohl unumgänglichen „Locomotive Breath“ von der Gruppe Jethro Tull (live eingespielt am 25. November 2001 im Hammersmith Apollo, also heute vor genau 5 Jahren) unterlegt.

weitere Videos …

Die Zillertalbahn kommt Zillertalbahn - 'Kinderbahn' Fahrt mit der Achenseebahn
Die Zillertalbahn kommt Zillertalbahn: Mit der Kinderbahn Fahrt mit der Achenseebahn

Was ist bloß mit Ian los? Teil 32: Von Tricks und Passionen

Hallo Wilfried,

Dein Mp3 – Quiz hätte ich nicht beantworten können. Ich hätte irgendetwas in Richtung Richie Blackmore getippt.

In der abgelaufenen Woche hattest Du einige bemerkenswerte Beiträge in Deinem Weblog. Das hast Du zwar immer, aber mir sind in den letzten Tage einige ganz besonders ins Auge gesprungen. Zuerst das mehrteilige Konzert des „Passion Play“. Ganz große Klasse ! Ich verstehe nicht, dass dieses Opus so zerrissen worden ist. Es ist vielleicht nicht das allergrößte Tull-Album, aber zumindest das, das ich am häufigsten gehört habe. Mir gefällt, wie bei allen Konzept-Alben, seine Durchgängigkeit. Fast schon eine Oper. Bei dem Konzert 1973 zeigte Mr. Anderson, warum und womit er sich den Titel eines Meisters verdient hat. Diese Kraft, dieses Genie, diese Stimme !

Das zweite Highlight der letzten Woche war Dein Beitrag zum 60. Geburtstag von Mr. Barre. Es erstaunt mich immer wieder, wie Du die Informationen und Bilder an Land ziehst. Jedenfalls ist daraus ein Würdigung entstanden, die der guten Seele von JT gerecht wird. Seine Solo-Musik (das wenige, was ich davon kenne) gefällt mir zwar nicht, aber ich bin mir bewusst, dass er einen großen Anteil daran hatte, aus Jethro Tull das zu machen, was wir heute kennen und schätzen. An dieser Stelle ein großes Lob an ihn, dass er soviel innere Stärke zeigt, seinen breiten Scheitel mit Würde zu tragen.

Zum parallelen Flötenspiel bei Anderson’s Gesang:
Deiner Erklärung, dass die zweite Flöte auf den Keyboards erzeugt wird, stand ich erst skeptisch gegenüber. Es klang einfach zu sehr nach Flöte. Aber ein aufmerksames Studium des Videos von „For a thousend Mothers“ brachte Gewissheit: Mr. Giddings spielt die Flötenstimme auf dem obersten Manual seiner Tasten-Batterie. Das wirft ein neues Problem auf: Wer sagt uns, dass er lediglich die zweite Stimme spielt ? Wird hier noch mit weiteren Tricks gearbeitet ? Was ist noch echt, was kommt von Synthi oder gar Tonband ? Lediglich der Gesang von Mr. Anderson ist unverkennbar echt.

Trotz allem: Die 2000er Version der tausend Mütter gefällt mir besser als die 1973er Version. Die jüngere Variante wirkt kraftvoller, dynamischer, druckvoller und gleichzeitig melodischer. Das ist vielleicht der Verdienst der zweiten Flötenstimme.

Deinem Hinweis, dass Mr. Giddings in Fragen „technischer Unterstützungen“ möglicherweise einen schlechten Einfluss auf den Meister hatte, kann ich nicht ganz folgen. Mr. Anderson hat auf mich nie den Eindruck gemacht, dass er leicht zu beeinflussen sei. Im Gegenteil: Er ist dafür bekannt, dass er innerhalb seiner Band ein hartes Regiment führt und das geschwungene Zepter auch mal auf Schädel niedersausen lässt. Wenn jetzt also ein wahrscheinlich nicht unersetzbarer Tastenmann daherkommt und einige Tricks vorschlägt, die dem Meister nicht zusagen, wird Mr. Anderson dem kaum um des lieben Friedens willen zustimmen.

Zum Schluss ein kurzer Themenwechsel:
Es gibt auch jenseits der anspruchsvollen Rockmusik Melodien, die einem gewissen Anspruch gerecht werden und / oder die man einfach gerne hört. Das wurde mir heute Morgen wieder deutlich vor Ohren geführt: Im Radio lief „If you don’t want my love“ von Elaine Paige. Tolle Melodie, großartige Stimme ! Diese Stimme erinnert ein wenig an Marti Webb, ebenfalls eine erstklassige Sängerin. Solche Stimmen vermisse ich heutzutage.

Ich wünsche Dir ein schönes Restwochenende und eine entspannte Woche

Lockwood

18.11.2006

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Hallo Lockwood,

erst macht mein Bildschirm schlapp (war auch schon eine alte Krücke) und jetzt zickt auch noch mein PC. Ich hoffe er hält noch eine kurze Zeit.

Also ich will ehrlich sein: Die Gruppe Mountain ist mir so gut wie unbekannt. Irgendwann hatte ich zwar schon einmal das Lied „Mississippi Queen“ gehört – und gleich wieder vergessen. Das war es dann auch schon. Wenn man aber die kurzen Gitarren-Passagen der drei Stücke hört, dann erkennt man durchaus eine gewisse Ähnlichkeit mit der Spielweise von Martin Barre. Also Leslie West von der Gruppe Mountain ist so etwas ähnliches wie das Vorbild unseres Tull-Gitarristen. Wäre ich nie drauf gekommen.

Zum youtube-com-Video Jethro Tull: “For a Thousand Mothers (11/28/2000)” haben einige Leutchen ihre Kommentare abgegeben. Finde ich ganz interessant, z.B. „Jethro Tull are just the best damn live act ever!!!! Stick that in your pipe and smoke it!!!!”.

Ich pflichte Dir bei, dass Andersons Stimme nicht mehr die allerbeste ist. Aber instrumental sind Anderson und Barre wirklich eine Klasse für sich. Das siehst Du ja kaum anders, wenn Du die 2000-er Version von „For a 1000 Mothers“ für ‚kraftvoller, dynamischer, druckvoller und gleichzeitig melodischer’ hältst als die Versionen früherer Jahre. Besonders in den ersten Jahren fehlte es an der richtigen Dynamik, da klang alles noch sehr statisch und auch technisch (ich meine spieltechnisch) ziemlich unsauber und schlecht aufeinander abgestimmt.

Und deshalb haben Anderson und Co. auch heute noch diesen relativ großen Erfolg, wenn es um Live-Auftritte geht. Man weiß zwar, dass Andersons Gesang nicht mehr so toll ist, aber man weiß auch, dass man ansonsten, wenn man in eines der Konzerte geht, gut bedient wird. In diesem Sinne hatte ich mich ja auch zu meinem letzten Konzertbesuch im Juni 2005 geäußert.

Aber selbst die Tulls früherer Jahre hatten meiner Meinung nach schon mehr drauf als ihre Kollegen (ich will keine Namen nennen). Ich habe dieser Tage diverse Stücke anderer Bands aus den 70-er Jahren gehört. Besonders die Gitarrensoli waren für mich kläglich: bisschen Wischi-waschi mit viel Verzerrer! Mehr nicht. Da klingt Martin Barre bereits damals wie ein Gitarrengott und ließe sich höchstens von Clapton und Hendrix einholen.

Aber auch Gruppen aus dem letzten Jahrzehnt haben rein musikalisch gesehen viel weniger drauf als unsere lieben Tull-Brüder (ich habe mir in der vergangenen Woche geduldig Scheiben von ‚Nirvana’, ‚Placebo’ und ‚Panic in the Disco’ angehört, besonders Placebo war vor kurzem groß gefeiert). Nicht viel, was mich da vom Hocker riss. Und dabei bin ich durchaus aufgeschlossen für Neues.

Warum ich das eigentlich schreibe: ich habe ja selbst einmal in einer Gruppe blutiger Amateure gespielt. Und ich erinnere mich heute noch, dass wir uns bemüht haben, eine gewisse Dynamik in unsere Stücke hineinzubekommen (‚Drive’ nennt man das wohl auch). Aber es war nichts zu wollen. Bei Anderson, Barre und Co. klingt manches so leicht und locker. Aber damit es so klingt, muss man viele Jahre gespielt haben, um dieses Können und diese Routine zu erlangen. Wenn dann die Jungs auch noch richtig Spaß daran haben, dann klingt es noch etwas besser. Und den Spaß haben Anderson und Co. größtenteils noch, davon gehe ich aus. Gut, manche Abende ist man vielleicht nicht ganz so gut drauf (irgendwie klingt der Lugano-Auftritt so). Aber dafür sind es ja auch nur Menschen.

Ja, ob nun aus der Konserve oder wirklich live … Wie ich schon sagte, irgendwann hatte ich dazu in einem Interview gelesen, dass Jethro Tull auch auf Tricks zurückgreift (Wer würde das aber bei einem so komplexen Sound nicht tun). Der Original-Beginn von „Thick as a Brick“ lässt sich live nun einmal nicht so wiedergeben, dann brächten wir Ian Anderson zweimal (einmal den Sänger und gleichzeitig den Flötisten). Das Flötenspiel lässt sich also vom ‚Band’ abrufen (ist natürlich digital gespeichert – meist auch auf einem Keyboard) oder am Keyboard durch entsprechende Klangeinstellungen (MIDI, das Thema hatten wir in einem anderen Zusammenhang) bewerkstelligen. Ich denke, bei Jethro Tull halten sich diese Tricks im Rahmen und werden wirklich nur da verwendet, wo es nicht anders geht. In diesem Zusammenhang fällt mir die goldene Hochzeit meiner Schwiegereltern vor gut einem Jahr ein. Da spielte ein so genannter Alleinunterhalter … und der klang wie ein ganzes Orchester mit seinem Keyboard. Und obwohl er wirklich nicht singen konnte, vertuschte er dieses sehr geschickt, indem er seiner Stimme einen Chor beimischte. Also technisch ist heute selbst im Amateurbereich vieles möglich.

Okay, Herr Anderson wird sich schon nicht von Herrn Giddings in diesen Dingen unkritisch beeinflussen lassen. Aber ich traue Andrew Giddings mehr technisches Verständnis zu als dem Meister. Und wenn man die richtigen Argumente hat, dann wird sich auch Ian Anderson in bestimmten Dingen überzeugen lassen. Wie weit das geht, davon habe ich keine Ahnung. Vielleicht fragt er ja auch Herrn Giddings: „Hey, Andy, hier würde ich ganz gern die Flöte hören. Aber wer singt dann den Part? Und Martin kann zwar Flöte spielen, aber an dieser Stelle ist er noch mit den Ausläufern seines Solos beschäftigt. Also?“

Apropos Highlights! Nun die „A Passion Play“-Zusammenschnitte sind ja nicht auf meinem Mist gewachsen. Also Dank an den Bastler TullTapes. Aber wenn man sucht, dann wird man auch fündig (gilt im weitesten Sinne fürs Internet). Hierbei war dann doch eher der Zufall Herr des Geschehens: Von „Thick as a Brick“ gibt es aus dem Jahre 1972 Aufnahmen eines Konzertes in Japan. Nicht diese üblichen 10-12 Minuten, nein, ich habe es nicht zusammengerechnet, aber weit über 60 Minuten! Ich spreche von Audio-Aufnahmen. Natürlich ergibt sich diese lange Zeit durch Flöten-, Schlagzeug- und sonstige Soli, die eingebaut wurden. Das Schlagzeugsolo kann man getrost vergessen (war in den 70-er Jahren wohl so üblich, sich auch den Drummer einmal richtig austoben zu lassen). Ich habe bisher nur einmal quer hineingehört. Ist natürlich keine professionelle Aufnahme, aber immerhin mehr als ein Zeitdokument. Ich habe die Aufnahmen im so genannte FLAC-Format (steht für „Free Lossless Audio Codec“), dass sich u.a. mit WinAmp abspielen lässt, wenn man den entsprechenden Audio-Codec heruntergeladen hat. Die Größe der Dateien: ca. 500 Megabyte. Ich habe aber auch schon ein Progrämmelchen gefunden, das FLAC-Dateien in MP3 umwandelt. Hier eine kleine Kostprobe.

In diesem Zusammenhang erinnere ich mich auch an eine Diskussion im Laufi-Forum (auf die Schnelle finde ich nicht, wo), in der es um alte Videoaufnahmen (z.B. von „Thick as a Brick“ aus dem Jahre 1972) geht. Anscheinend lagern diese auf dem (schon legendären) Dachboden von Herrn Anderson (gleich neben dem Soprano-Saxophon) und liegen dort offentlich trocken und wohltemperiert. Einer der Mitstreiter alter Tage (ich glaube, es soll Jeffrey Hammond sein) verlangt bei Veröffentlichung eine Menge Knete, die der Meister aber nicht herausrücken will. Wie auch immer: Es muss noch einige alte Aufnahmen geben, die bisher den Weg in die Öffentlichkeit nicht gefunden haben (ähnlich dem Isle of Wight-Konzert von 1970, das dann endlich als CD bzw. DVD erschien). Ich bin nun nicht der Typ, der sein Geld aus dem Fenster wirft. Aber für eine ‚remastered’ Videoaufnahme von „Thick as a Brick“ aus dem Jahre 1972 (vielleicht noch in voller Länge – mit dem geigenden Damentrio – oder waren es vier Damen?) würde ich schon einige Euro locker machen wollen (lieber PC halte bitte noch ein Jährchen).

Und apropos Laufi-Forum: Ich bin da gerade über einen Beitrag gestolpert, den ich Dir wärmstens ans Herz legen möchte (und Dich damit sicherlich auch etwas ärgere): end game – Jethro Tull im Halbschatten. Da hat sich einer wirklich Gedanken gemacht um unseren Meister. Wir sollten darauf zu sprechen kommen. Lies es aber erst einmal in Ruhe. Werde mir „Roots to Branches“ einmal wieder in Ruhe anhören müssen.

Lass Dich nicht stressen.
Eine gute Woche
Wünscht Dir
Wilfried

P.S. Deine Anmerkung zu Elaine Paige (sie ist wie Marti Webb durch Musicals bekannt geworden) betreffend: Sicherlich gibt es schöne Frauenstimmen nicht gerade wie Sand am Meer, aber es gibt sie doch in unerwarteter Fülle. Bei meinen Anmerkungen zu den Reisevorbereitungen zu unserer Schottland-Tour vor einem Jahr hatte ich wegen des Tull-Lieder „Kelpie“ im Internet recherchiert und war dabei auf ein Duo gleichen Namens stoßen, die u.a. auch den Tull-Titel in ihrem Programm haben. Das Duo bildet der schottische Gitarrist Ian Melrose und die Deutsche Kerstin Blodig, die auch Gitarre spielt, aber gleichzeitig die Sängerin der Gruppe ist – auch mit einer sehr schönen Stimme, wie ich finde.

21.11.2006

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Hallo Lockwood,

manchmal sollte man doch wieder einen Blick auf die offizielle Tull-Site werfen:

German TV Christmas Eve Performance

Ian will be performing for the German President’s Christmas TV concert and service from the beautiful monastery, Mariah Laach, Germany, to be broadcast on Christmas Eve. Details soon.

Also Heiligabend vor der Glotze? Lässt sich ja aufzeichnen.

Gruß
Wilfried

21.11.2006

English Translation for Ian Anderson

Happy birthday, Martin: Martin Lancelot Barre wird 60

Martin Barre wurde lange Zeit unterbewertet. Erst im Laufe der Jahre haben Kritiker und Fans gemerkt, welch brillanter Musiker er ist. Sicherlich lag es daran, dass er bei der Gruppe Jethro Tull im Schatten von Ian Anderson stand, dem charismatischen Kopf der Band. Aber ohne ihn, darin sind sich die Kenner einig, hätte es Jethro Tull in dieser Form bis heute nie gegeben.

Legendär ist sein Gitarrensolo auf dem Stück „Aqualung“, dass er im Studio ‚in einem Stück’ eingespielt hat. Dieses Solo wird inzwischen zu den zehn besten in der Rockszene gerechnet. Anerkennung, die mehr als berechtigt ist.

Martin Barre 1962 mit seiner 1. Gibson ES 330 Gibson Les Paul 1959 Martin Barre mit seiner Gibson Les Paul 1959
Martin Barre 1962 mit seiner 1. Gibson ES 330 Gibson Les Paul 1959 Martin Barre mit seiner Gibson Les Paul 1959
Küsschen von Ian Anderson Martin Barre spielt eine Ibanez
Küsschen von Ian Anderson Martin Barre spielt eine Ibanez

Aber auch zum späten Gewinn des Grammys im Jahre 1988 für die Scheibe „Crest of a Knave“ war der Beitrag von Martin Barre nicht unerheblich. Seine knackigen Gitarrenriffs haben dazu beigetragen, der Gruppe den Preis in der Kategorie „Best Hard Rock/Metal Performance Vocal Or Instrumental“ zukommen zu lassen. Eingeweihte wissen es längst: Metallica zum Trotz!

Neben den vielen Alben mit Jethro Tull hat er inzwischen auch drei Solo-Alben eingespielt („A Trick of Memory“, „The Meeting“ und „Stage Left“) und wirkte bei unzähligen anderen Produktionen als Studiomusiker mit.

Heute nun wird Martin Lancelot Barre 60 Jahre alt. Von hieraus die besten Glückwünsche und alles Gute für die weiteren Jahre. Als alter Tull-Fan hoffe ich insbesondere, dass es eine noch lange gemeinsame Zeit mit Ian Anderson wird. Happy birthday, Martin!

Martin Barre bei wikipedia

Sicherlich eine interessante Information ist die Aussage von Martin Barre, er wäre von Leslie West von der Gruppe ‚Mountain’ beeinflusst. Hier ein Auszug aus einem Interview, das Shawn Perry mit Barre im Herbst 2003 führte (im Original):

Auszug aus: Interview mit Martin Barre (Herbst 2003) von Shawn Perry

SP: On „Count The Chickens,“ [Song von Martins CD “Stage left”] you’re playing a Les Paul Junior, which you say you bought after meeting Leslie West. You also played it on „Aqualung.“

MB: Yeah, it was the lead guitar.

SP: Would it be fair to say that some of your playing on „Aqualung“ was indirectly influenced by Mountain?

MB: I think so. Not „Aqualung“ itself, but yeah the way I play it. Leslie is the only player that I’ve actually had influence from directly. But Leslie West with his sound, he’s a great player. I didn’t try to copy him, but there are certain things about his playing that I really, really like.

SP: Correct me if I’m wrong, but doesn’t Ian usually play the acoustic guitar on Tull’s records?

MB: He normally does, but sometimes I’ll play a lead acoustic line.

SP: That being said, I think your acoustic playing on this album is very refreshing.

MB: I enjoy it. I love the acoustic sound. That’s why I’m playing bouzouki and mandolin too. The structure of the sound. I really like the sound of the guitar; you know the inversions and making an orchestral sound with the acoustic.

SP: Do you prefer the acoustic over the electric guitar?

MB: In some ways, I do because they’re so honest. You don’t get away with anything when you play the acoustic guitar. There are no sounds that mask the notes or bad technique. It’s a great, pure sound. I love it. I get a little satisfaction if I play the acoustic well to my mind. It’s very satisfying. With electric, I think you’re always fighting the elements with an electric guitar. You’re always trying to get a better sound. It’s not a perfect instrument.


kurze Ausschnitte aus Liedern von der Gruppe „Mountain“ (Gitarre: Leslie West) –
vom Album „The Best of Mountain“ (‚Never in My Life‘ / ‚Mississippi Queen‘ / ‚Boys in the Band‘)

Ian Anderson & sein verhasstes Saxophon

Gestern verwies ich auf bei youtube.com gefundene Videos von Live-Auftritten der Gruppe Jethro Tull aus dem Jahre 1973: A Passion Play. Für Ian Anderson und seine Mannen wurde das Album selbst zu einem Passionsspiel, da es von der Kritik förmlich verrissen wurde. Anderson verkündete die Auflösung der Gruppe und zog sich mehrere Monate aus der Öffentlichkeit zurück. Aber wir wissen: mit dem Album „Warchild“ gelang der Gruppe 1974 ein passables Comeback.

Ian Anderson mit Soprano Sax

Nun, auch auf „Warchild“ hören wir den Meister auf dem Saxophon blasen. Aber inzwischen dürfte das gute Stück auf dem Dachboden seines Landhauses verstauben. So wie er nie mehr auch nur eine Note von „A Passion Play“ spielte, genauso wenig rührte er das längliche Soprano Saxophon wieder an. Immerhin ist es ein ungewohnter Anblick, Herrn Anderson mit seinem Saxophon zu sehen, sind wir ihn mit Flöte mehr als gewohnt.

Jethro Tull: A Passion Play

Ja, die Leiden mit einer Leidenschaft: Jethro Tull. Es sind eigentlich eher die Möglichkeiten, die das Internet bietet und dessen Nutzen (Benutzung) zur Leidenschaft wird. Im Falle der Rockgruppe Jethro Tull sind diese mannigfaltig. Besonders beim Video-Portal youtube.com sind fleißige Bienchen am Werke, die fast täglich neues altes Material meiner (immer noch) Lieblingsgruppe anbieten. Ich selbst gehöre inzwischen auch dazu. Und so wird die Leidenschaft fast schon zur Sucht und damit zum Leiden. Leiden dieser Art können dabei so schön sein.

Nun, bei youtube.com gibt es ein Bienchen namens TullTapes (ein Pseudonym oder wie man es auch nennt: Nickname für einen 36-jährigen Benutzer und Anbieter aus den USA), der mit Leidenschaft alte Videoaufnahmen der Gruppe sammelt (besonders im 8 mm-Format) und jetzt in sechs Teilen einen zusammengeschnipselten Live-Auftritt aus dem Jahre 1973 präsentiert: A Passion Play. Das Album war damals von der Kritik förmlich zerrissen worden. Was dazu führte, dass Ian Anderson und seine Mannen weitere Live-Auftritte cancelten und für geraume Zeit von der Bildfläche verschwanden.

Ian Anderson mit Soprano-Saxophon: A Passion Play

Heute ist dieses Konzept-Album fast vergessen, obwohl es als solches neben „Thick as a Brick“ meiner Meinung nach zu einem Kilometerstein der Rockmusik zählt. „A Passion Play“ ist unverkennbar typische Tull-Musik. Ich selbst habe „A Passion Play“ nie live miterlebt. “Thick as a Brick”, wenigstens in einer Kurzfassung, steht auch heute noch auf dem Programm der Band. Das Passionspiel dagegen wurde für immer vom Spielplan genommen. Und auch das Saxophon, ein Soprano Sax, verstaubt seitdem auf dem Dachboden von Ian Andersons Haus. Anderson hat geschworen, es nie wieder in die Hand zu nehmen.

Okay, die Bild- und auch die Tonqualität ist nicht berauschend, aber akzeptabel. Ich empfand es als ein Ereignis, über 30 Jahre verspätet „A Passion Play“ live im Video zu sehen. Bisher kannte ich nur kleine Ausschnitte von völlig unzureichender Qualität. Vielleicht hätte sich „TullTapes“ das Zwischenspiel (Die Hasengeschichte) sparen sollen. Dieses Video habe ich in besserer Qualität selbst vorliegen. Insgesamt sind die rund 50 Minuten für einen alten Tull-Fan wie mich aber sehr beeindruckend. Und ich habe gar nicht gewusst, dass Ian Anderson dabei weit mehr Saxophon als Querflöte spielt.

Hier nur die Links zu youtube.com [die folgenden Youtube-Videos sind leider ‚privat‘ geschaltet]:

JETHRO TULL RARE PASSION PLAY 1973 LIVE PROJECT PART 1

JETHRO TULL RARE PASSION PLAY 1973 LIVE PROJECT PART 2

JETHRO TULL RARE PASSION PLAY 1973 LIVE PROJECT PART 3

JETHRO TULL RARE PASSION PLAY 1973 LIVE PROJECT PART 4

JETHRO TULL RARE PASSION PLAY 1973 LIVE PROJECT PART 5

JETHRO TULL RARE PASSION PLAY 1973 LIVE PROJECT PART 6

dafür sind neu bei Youtube:
Part 1 of 4 Jethro Tull A Passion Play Concert Film 8mm Oakland CA, New York NY, 1973 tulltapes
Part 2 of 4 Jethro Tull A Passion Play Concert Film 8mm Oakland CA, New York NY, 1973 tulltapes
Part 3 OF 4 Jethro Tull A Passion Play Concert Film 8mm THE HARE
Part 4 of 4 Jethro Tull A Passion Play Concert Film 8mm Oakland CA, New York NY, 1973 tulltapes

Was ist bloß mit Ian los? Teil 31: Dumm wie Bohnenstroh

Hallo Wilfried,

der Meister spielt neben Saiten- und Holzblasinstrumenten noch ein klein wenig Keyboards. Oder zumindest tut er so: Bei einem Auftritt während der „A“ – Tour stellte er sich an die Tasten, ebenso wie beim Konzert 1977 im Hippodrom. Aus der komplexen Klangfülle der Konzerte kann ich leider nicht heraushören, was er den Keyboards entlockt.

In Deiner letzten mail schriebst Du, dass derjenige, der über keinerlei Qualitäten verfügt, im Showbusiness schnell weg vom Fenster sei. Schön wär’s. Leider erlebe ich es immer wieder anders, sobald ich Fernseher oder Radio anmache. Aber ich habe mir vorgenommen, heute nicht zu lästern und niemanden zu schmähen.

Was Musik und Bühnenoutfit des Mr. Anderson betrifft, bin ich absolut Deiner Meinung:
Die Musik steht an erster Stelle, nicht die Klamotten. So sollte es bei einem Musiker nun mal sein. Die ausgefallenen Kostüme des Meisters haben lediglich dazu beigetragen, seinen Wiedererkennungswert zu erhöhen. Jemand wie er hat es nicht nötig, durch Randale und Exzesse aufzufallen. Er besticht ganz einfach durch Leistung; das ist die sicherste Methode, um anerkannt zu werden.

Vielen Dank für die Barre – Dateien. „A Trick of Memory” gefällt mir nicht. “The Dreamer“ schon eher. Wegen der akustischen Gitarren. 12saitig, wenn ich mich nicht irre. Der gute Martin. Einer der wenigen, der in unseren Fender-dominierten Zeiten seine Gibson in Ehren hält.

Ich habe einen Blick in Dein neues YouTube – Depot geworfen und mir hier u.a. das Video aus 2001 „For a Thousand Mothers“ angesehen. Dabei fiel mir auf, dass eine Flöte zu hören ist, obwohl der Meister gerade singt. Mr. Barre kommt als Flötist nicht in Frage, der ist mit der Gitarre beschäftigt. Es ist kein anderer Flötenspieler auf der Bühne, obwohl sie eindeutig zu hören ist. Was geht da vor ? Ein Fake ? Teilplayback ? Eine Karaoke-Veranstaltung ? Kannst Du das aufklären ?

Weißt Du, was es mit den Riesen-Ballons auf sich hat, die der Meister ins Publikum wirft ? Steckt eine Symbolik dahinter ?

Ich begreife nicht, warum sich noch niemand daran gemacht hat, eine deutschsprachige Biografie über Mr. Anderson herauszubringen. Man muss doch nur einige gezielte Blicke ins Internet werfen, um festzustellen, dass Mr. Anderson immer noch seine Anhängerschaft hat. Das Buch würde sich bestimmt gut verkaufen. Ich kenne schon zwei Menschen namentlich, die es kaufen würden. Dazu die gesamte Laufi-Gemeinde. Damit wäre die erste Auflage schon vergriffen. Im zweiten Schritt könnte man über die Verfilmung seines Lebens nachdenken. Obwohl, das ist vielleicht nicht in seinem Sinne.

Mach’s gut und bis bald

Lockwood

10.11.2006

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Hallo Lockwood,

ja der Meister haut auch in die Tasten. Bei der Zugabe zum Konzert 1977 im Hippodrom spielte er einige Akkorde. Auch hörbar, wie ich finde, denn weder John Evan noch David Palmer sitzen an ihren Plätzen. Nun wer täglich mit Musik zu tun hat, dabei zwei Keyboarder um sich geschart hielt, der wird auch einmal selbst versuchen, einem Klavier halbwegs Wohlklingendes zu entlocken. Selbst ich als Amateur werde versuchen, ‚Hänschen klein …’ auf den Tasten zu klimpern, wenn ich irgendwo ein Klavier stehen sehe.

Ja das Showbusiness treibt seltsame Blüten. Wir dürfen dabei nicht von uns ausgehen: Musik ist Geschmackssache (selbst wir kommen da kaum auf einem gemeinsamen Nenner – auch bei Herrn Andersons Musik nicht) und da gibt es vieles, was wir scheußlich finden, das aber trotzdem seine „Abnehmer“ findet. Aber selbst da ist ein Mindestmaß an Qualität oder Können notwendig, um nicht schnell in der Versenkung zu verschwinden.

Zum Wiedererkennungswert von Ian Anderson (seine Mitstreiter sind dabei leider zu vernachlässigen): Das ist zunächst die Flöte! Und dann auf einem Bein gespielt. Wenn es dann noch zerrissene Klamotten oder dergl. sind, dann erhöht das den Wiedererkennungswert. Wem die Musik aber nicht anspricht, dem ist dann auch dieses schnell aufnehmbare Äußere von geringem Interesse. Immerhin erinnert man sich beizeiten an diesen flötenden Gnom. Man kann dann gewissermaßen mitreden, wenn einmal zufällig das Gespräch auf Jethro Tull kommen sollte.

Zum parallelen Flötenspiel bei Andersons Gesang: Du meinst das 2000er Konzert in Sao Paulo. Also Karaoke ist nun doch eine Schmähung. Ich habe noch einmal hineingeblickt und kenne es von „Thick as a Brick“ her: Andrew Giddings spielt die Flöte zu „1000 Mothers“ auf seinem Keyboard. Besonders bei TAAB finde ich es scheußlich, denn was wie eine Flöte klingen soll, klingt eben leider nicht so. Früher hat man dafür das „Glockenspiel“, vom Drummer gespielt, eingesetzt, was weitaus besser, da natürlich klang.

Ich habe hinsichtlich „Thick as a Brick“ noch einmal weiter geforscht:

Original: Querflöte

Konzerte 1972 USA Buffalo & Rochester NY +Toronto: Keyboards (wie 1977) und Glockenspiel

Live at Tampa stadium, 1976 (Tullavision): Glockenspiel

Konzert 1977 Hippodrome: eigentlich nichts, dann Keyboards, die wie Keyboards klingen

Konzert 1978 Madison Square Garden NY: Glockenspiel

DVD „Living with the Past“: Glockenspiel und Andrew Giddings’ undefinierbarer Sound

Konzert 2001 Wildhorse Saloon, Nashville, TN: Glockenspiel und von Andrew Giddings’ ebenso einen undefinierbaren Sound an den Keyboards, der nicht nach Flöte klingt

Besonders das 2000er Konzert in Sao Paulo hat es in sich. Ich muss nochmals nachhören, aber es gibt da Stellen, da wird der Gesang von Ian Anderson durch einen Chor unterlegt, der wiederum an den Keyboards von Herrn Giddings erzeugt wird.

Irgendwo habe ich gelesen, dass gerade in den letzten Jahren einiges auch vom Band wiedergegeben wird, aufgerufen von … na, von wem wohl: Andy Giddings. Ich will es einmal so sagen: Herr Giddings hat in solch technischen Spielereien einen schlechten Einfluss auf unseren Meister. Du kennst wahrscheinlich das Mini-Video, wo Herr Giddings sogar offensichtlich schummelt, in dem er so tut als ob …

Zur Anderson-Biografie: Das Buch vom „A New Day“-Herausgeber, Dave Rees, mit dem Titel „Minstrel in the Gallery“ ist doch wohl ins Deutsche übersetzt worden. Also gleich eines: da schreibe ich lieber einen Roman, als eine entsprechende Biografie. Vielleicht brauchst Du mich ja als kostenpflichtigen Berater?!

Noch kurz zu Martin Barre: Im Anhang eine kleine MP3 mit den Beginn zu insgesamt drei Liedern. Kennst Du rein zufällig die Gruppe, die das spielt? Kommen wohl aus den USA. „Mississippi Queen“ habe ich irgendwann vor vielen Jahren einmal gehört. Wie auch immer. Die Auflösung ist dann spätestens am 17. in meinem Geburtstagsbeitrag zu Martins 60. zu finden.

WilliZ Audio-Rätsel: Welche Gruppe aus den USA spielt diese drei Titel

Ach so: Die Ballons am Schluss. Beim 77-er Hippodrom-Konzert waren diese mit dem Pfund-Zeichen bemalt. Ansonsten weiß ich aber auch nichts zur Bedeutung. Werde beizeiten recherchieren. Bin gespannt, ob ich etwas Aussagekräftiges finde, außer diesem hier.

Guten Start in die neue Woche
Wünscht Dir
Wilfried

12.11.2006

English Translation for Ian Anderson