Kategorie-Archiv: Tostedt

Tostedt – Kuh- und Schweinekaff in der Heide – 900 Jahre alt – und Umgebung

Schuppenaufbau

Wir haben einen Keller und wir haben einen Schuppen, in dem wir unsere Fahrräder, Gartengeräte und was man sonst noch so für den ‚Außenbetrieb’ braucht, lagern können. Und nach fast 17 Jahren wurde uns dieser Schuppen etwas zu klein. Was macht man also? Man baut an oder baut neu.

So haben wir nun am letzten Wochenende einen neuen, wenn auch bedeutend kleineren Geräteschuppen im Garten aufgebaut. Wir, das sind Hans-Jürgen K. (u.a. Fußballwart Herren des FSV Tostedt), mein Sohn Lukas und sein Freund Dennis B. sowie ich für mein Teil. Vielen Dank den helfenden Händen, denn mit vereinten Kräften geht so ein Aufbau dann um einiges besser und schneller.

Die Wetteraussichten für den Tag versprachen ja nichts Gutes. Am Samstag sollte es so gut wie den ganzen Tag regnet. Und so begann der Tag auch mit Dauerregen. Aber kaum zeigten wir uns draußen und arbeitswillig, da kam auch die Sonne hervor und bescherte uns reichlich Wärme und Sonnenschein.

Alles wäre natürlich bedeutend schneller von der Hand gegangen, wäre am Schluss nicht das Problem mit der Tür gewesen. Fehlkonstruktion nennt man so etwas wohl. Und wir mussten reichlich tricksen, um die Tür so angebracht zu bekommen, auf dass sie nicht klemmt oder sonst wie Probleme bereitet. So war das Bierchen am Ende wohlverdient.

Aufbau eines Geräteschuppens - Tostedt 28.04.2012

Aufbau eines Geräteschuppens - Tostedt 28.04.2012

Aufbau eines Geräteschuppens - Tostedt 28.04.2012

Aufbau eines Geräteschuppens - Tostedt 28.04.2012

Aufbau eines Geräteschuppens – Tostedt 28.04.2012

Tostedt: Ein Freibad für ein Parkhaus

Schon lange ist es klar, das ‚bestimmte Kommunalpolitiker’ das Freibad in Tostedt am liebsten schließen möchten. Die in den 60er Jahren erbaute Badeanstalt ist stark sanierungsbedürftig und wurde zuletzt mehr oder weniger recht als schlecht instandgehalten (2011 wurde immerhin eine Heizungsanlage installiert, die das Beckenwasser auf 22 Grad erwärmt).

Freibad Tostedt – Postkarte aus den 60er Jahren
Freibad Tostedt – Postkarte aus den 60er Jahren

Der Rat der Gesamtgemeinde Tostedt hat nun beschlossen, dass eine Bürgerbefragung per Briefabstimmung erfolgen soll. Danach soll der Bürger entscheiden, ob der jetzige Stand erhalten bleiben, eine grundlegende Sanierung als Freibad oder zu einem Naturfreibad erfolgen oder die Schließung beschlossen werden soll (siehe hierzu die Beilage der Samtgemeinde Tostedt zur Kreiszeitung Wochenblatt Nordheide – April 2012). Natürlich entscheidet am Ende der Gesamtgemeinderat.

Bei einer grundlegenden Sanierung müsste die Samtgemeinde einen Kredit in Höhe von 2,8 bzw. 2,4 Millionen Euro aufnehmen, was die bisherigen Kosten durch Zins- und Tilgungszahlen entsprechend erhöhen würde. Für die bisher eintrittsfreie Badeanstalt würde man dann Eintritt verlangen. Bei einer Schließung sparte man nicht nur die bisherigen Kosten von jährlich 180.000 €, sondern könnte durch Grundstücksverkaufserlöse noch Einnahmen erzielen. Letzteres ist allerdings kritisch zu sehen: Die Kosten für den Abbau des Freibades dürften diese Erlöse deutlich schmälern. Außerdem handelt es sich bei einem größeren Teil des Grundstücks, wenn ich das richtig erinnere, um eine Schenkung der Familie von Thien, die mit der Auflage, eben dieses Freibad zu errichten, erfolgte.

Ich will hier gar nicht auf die Kosten für die diversen Sanierungs- und Machbarkeitsstudien eingehen und auf die Kosten, die diese Befragung betragen wird. Ich kann nur hoffen, dass die Bürger ein klares Votum aussprechen werden. Denn sollte die Beteiligung nur gering sein, so würden das ‚bestimmte Politiker’ als Pro für die Schließung des Freibades auslegen, da dann ja bei einer breiten Bevölkerung kein Interesse bestünde.

Im gleichen Zug will man den Tostedter Bürgern den Bau eines Parkhauses am Tostedter Bahnhof schmackhaft machen. Nach jetzigem Stand soll das 4,14 Millionen Euro kosten, wobei allerdings eine Förderprognose von derzeit ca. 2,31 Millionen Euro aus dem ÖPNV-Förderprogramm durch die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) bestehen soll. Ein Förderantrag ist allerdings noch nicht gestellt. Und eine Bürgerbefragung ist in diesem Fall nicht vorgesehen. Von einer Kostenbeteiligung in Form von Parkgebühren wie in Buchholz ist auch keine Rede – die Kosten hätten die Tostedter Bürger zu tragen, obwohl auch auswärtige Pendler aus anderen Gemeinden und Kreisen (man beachte die Autos mit Rotenburger Kennzeichen) von zusätzlichen Parkmöglichkeiten profitierten.

Die Engpässe bei den vorhandenen PKW-Stellplätzen ist übrigens vor allem eine Folge der HVV-Erweiterung bis Tostedt. Viele auswärtige Pendler, die früher in Lauenbrück, Scheeßel oder gar Rotenburg zustiegen, nutzen heute u.a. die kostengünstige ProfiCard des HVV, die allerdings erst ab Tostedt gültig ist. So kommen diese mit dem Auto nach Tostedt, um hier in den Metronom einzusteigen. Es sollten daher andere Lösungen bedacht werden als die, Tostedt mit Parkhäusern einzudecken.

Parkhaus ja! Freibad nein?

Ich denke, dass es Zeit wird, das Freibad zu sanieren und damit auf längere Sicht zu erhalten. Das ist mir auf jeden Fall wichtiger als ein Parkhaus am Bahnhof. Überhaupt könnte man das Freizeitangebot „Freibad“ attraktiver gestalten, z.B. durch verstärkte Beteiligung der ansässigen Sportvereine. Und um die laufenden Kosten zu verringern, ließen sich u.U. auch Sponsoren auftreiben. Ein Förderverein wäre möglich. Durch bestimmte Veranstaltungen könnte man nicht nur den Bekanntheitsgrad des Bades erhöhen, sondern zusätzliche Besucher anlocken. Gefragt sind mehr Ideen! Wenn aber ‚bestimmte Politiker’, die sich seit Jahren gegen den Erhalt des Freibades stemmen, das Sagen haben, dann muss man dessen Schließung befürchten. Bürgerbefragung hin, Bürgerbefragung her!

Übrigens: Meine Frau und meine Söhne gehören zu den hoch gerechneten „maximal 1.000 bis 1.500 verschiedene(n) Personen“, die das Freibad „tatsächlich mindestens einmal im Jahr nutzen“. Nicht nur einmal … Bei all der Zahlendreherei möchte ich darauf hinweisen, dass so gerechnet immerhin an die 1500 Tostedter Bürger durch den Erhalt oder eine Sanierung des Freibades profitierten statt der 366 Autofahrer aus aller Herren Nachbargemeinden durch den Bau eines Parkhauses.

Weitere wichtige Links:
Pro Freibad Tostedt der DLRG Ortsgruppe Tostedt e.V.
Facebook-Seite „Rettet das Freibad in Tostedt“

Und zuletzt: Die Badesaison beginnt in Tostedt am 1. Mai (siehe auch einen Beitrag auf han-online.de zur Freibadsaisoneröffnung 2011).

Kleinkrieg in Tostedt?

Es ist schon etwas her, was in Tostedt, Ortsteil Todtglüsingen geschah: Am Samstag, den 11.2., wurde lt. Polizeipresseartikel „gegen 23.45 Uhr […] die Polizei in die Rosenstraße gerufen. Dort war es vor einem Mehrfamilienhaus, in dem auch ein amtsbekannter Rechtsextremist wohnt, zu mehreren Schussabgaben gekommen.
[…] Bei der Sachverhaltsaufnahme wurde bekannt, dass sich bereits am Nachmittag, gegen 16.30 Uhr ein solcher Vorfall ereignet hatte.

Am Sonntagabend [12.02.2012], gegen 23.35 Uhr wurde die Polizei erneut alarmiert. Wieder wurden mehrere Schüsse in der Straße abgefeuert. […]
Die Polizei hat Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz eingeleitet. Bislang gibt es keine Spur zu den Tätern. Die Beamten des Staatsschutzes sind mit den Ermittlungen befasst.“ (Quelle: presseportal.de/polizeipresse)

Am Tatort wurden übrigens Hülsen einer Schreckschussmunition sicherstellen.

Obwohl die Täter unbekannt sind, warnt die Polizei „vor einer drohenden Gewalt-Eskalation zwischen Links- und Rechtsextremen in Tostedt. ‚Die jüngsten Entwicklungen beunruhigen uns sehr’, sagte Uwe Lehne, Leiter der Polizeiinspektion Harburg […]. Nachdem das Oberlandesgericht Celle das Urteil gegen den Rechtsextremen Stefan Silar aufgehoben hat […], haben offenbar gezielte Provokationen aus der linken Szene zugenommen. Zuletzt griff die Polizei in der Nacht zu vergangenem Samstag [18.02.2012] eine Gruppe von 13 Mitgliedern der Antifa-Szene aus der gesamten Region auf. Bei der Überprüfung der Personalien kam es zu einem Handgemenge, in dessen Folge ein Polizist stürzte und sich den Arm brach. Ein anderer Beamter verletzte sich an der Hand […] :“ (Quelle: Kreiszeitung Nordheide Wochenblatt vom 22.2.2012 – Nr. 8 – 41. Jg – S. 1)

Der Polizeichef, Herr Lehne, ist bekanntlich auf dem rechten Auge stark kurzsichtig, zumindest suggeriert die Aussage von Herrn Lehne, dass die Schüsse von Mitgliedern der Antifa abgegeben wurden, obwohl dies nicht einmal ansatzweise belegt ist. Schreckschusswaffen werden im Übrigen gern in der rechten Szene benutzt (Der Neo-Nazi Silar hantierte verbotenerweise mit einer solchen Waffe).

Wer hat also jetzt in Tostedt (im Ortsteil Todtglüsingen) mehrmals vor dem Haus, in dem der Rechtsextreme Silar wohnt, geschossen? Einiges spricht durchaus für Mitglieder der linksgerichteten AntiFa. Nachdem die im Gemeinderat vertretenen Partei zu einer Demonstration gegen Rechts aufgerufen hatten und über 1000 Bürger diesem Aufruf gefolgt waren (Tostedt wehrt sich gegen Neonazis), sah sich die AntiFa wohl aufgefordert, selbst wieder „das Heft in die Hand“ zu nehmen, sprich: eigene Aktionen gegen Silar und Co. durchzuführen.

Schaut man sich im Internet die einschlägigen Websites der rechtsextremen Szene rund um Tostedt an, dann verwundert es schon, dass die Schussabgaben vor dem Silar-Haus mit keinem Wort erwähnt werden. In tostedtgegenlinks findet sich als Letztes ein Bericht über einen „wiederholte[n] Farbanschlag auf das Geschäft Streetwear-Tostedt“, also dem Laden von Herrn Silar. Mehr nicht. Und im infoportal-nordheide wird zuletzt von der Razzia bei Mitgliedern der rechtsextremen Szene (u.a. auch in Tostedt – siehe unten) berichtet. Nichts von Schüssen gegen Silar.

Auf de.indymedia.org, eine unabhängige Medienplattform, das von der linken Szene genutzt wird, findet sich ein interessanter Hinweis: Ist Herr Silar vielleicht ein V-Mann und kommen die Schüsse gegen ihn wegen Rache aus der rechten Szene (die eben gern mit Schreckschusswaffen hantieren)? Einiges scheint tatsächlich für die Annahme zu sprechen, dass Silar ein V-Mann ist. Vielleicht erklärt sich so auch die erwähnte Urteilsaufhebung. Wenn dem so ist, dann frage ich mich allerdings, ob man hier nicht „den Bock zum Gärtner“ gemacht hat. Welche umstrittenen Rollen V-Männer rund um die Ermittlungen zu den Taten der Zwickauer Terrorzelle gespielt haben, brauche ich nicht weiter zu erwähnen.

So gesehen spricht doch einiges dafür, dass die Schüsse von Rechtsradikalen abgegeben wurden. Vielleicht auch deshalb, um die linke Szene zu denunzieren. Denunziation ist ein „beliebtes“ Mittel der Rechten.

Und da waren dann ja noch die Razzien gegen Mitglieder der rechtsextremen Szene. Wer nun glaubt, dass endlich mit Neo-Nazis und ihren Handlangern aufgeräumt wird, muss sich allerdings mehr als getäuscht sehen. Worum ging es bei den Razzien?

„Am 17. Dezember war eine Gruppe schwarz gekleideter Personen durch Hamburg-Harburg gezogen.
Die Demonstranten trugen weiße Totenmasken und Fackeln. Sie skandierten rechte Parolen und bewegten sich in Marschordnung in Dreierreihen auf der Straße. Außerdem hatten sie Megaphone und ein Transparent dabei. Polizisten stoppten den Aufzug, mehrere Teilnehmer flüchteten. In 17 Fällen konnten aber die Personalien festgestellt werden.“ (Quelle: ndr.de/regional)

Und genau bei diesen 17 Personen ermittelte nun die Staatsanwaltschaft Anfang März „wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz und das Uniformierungsverbot gegen die drei Frauen und 14 Männer. Die Razzia fand in den Hamburger Stadtteilen Eißendorf und Wandsbek statt. In Niedersachsen wurden Wohnungen in Neu-Wulmsdorf, Hannover, Tostedt, Buchholz, Tarmstedt, Wistedt und Lilienthal durchsucht.
Laut Hamburger Staatsanwalt fanden die Ermittler die Totenmasken und beschlagnahmten zudem Datenträger, Computer und schriftliche Unterlagen. Festgenommen wurde niemand.
Die Versammlung im Dezember steht nach Polizeiangaben im Zusammenhang mit einer rechtsextremistischen Gruppe, die […] auf ihrer Webseite anti-demokratische und rassistische Parolen verbreitet und deren Aktionen durch weiße Masken wiedererkennbar werden sollen.
Laut Polizei werben Unterstützer dieser Gruppe dafür, an einer rechtsextremistischen Versammlung in der Hamburger Innenstadt Anfang Juni teilzunehmen.“

Ich hatte gehofft, dass die Razzien in Hamburg und Niedersachsen im Zusammenhang mit den Razzien in Bayern und Rheinland-Pfalz stünden, bei denen 61 Wohnungen von Rechtsextremisten durchsuchten wurden. Aber es ging ‚nur’ um diesen rechten Flash-Mob kurz vor Weihnachten.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie es mit Razzien in Herrn Silars Laden steht, der „unter dem Ladentisch“ sicherlich auch Artikel verkauft, die aufgrund ihres neonazistischen Inhalts verboten sind. Denn solange Verdachtsmomente dieser Art bestehen, wäre es mehr als angebracht, Herrn Silar entsprechend auf dem Zahn zu fühlen. Wenn meine Informationen stimmen, dann wurden solche Razzien von Zeit zu Zeit durchgeführt, wenn auch ohne Erfolg, da Silar zuvor ‚gewarnt’ worden sein soll. Ob das nun im Zusammenhang mit einer angeblichen V-Mann-Tätigkeit Silars in Verbindung steht oder ob im schlimmsten Fall in Polizeikreisen Sympathisanten rechter Kreise arbeiten, vermag ich natürlich nicht zu sagen.

In diesem Zusammenhang möchte ich zuletzt noch auf einen weiteren Aspekt hinweisen: Neonazis geben sich immer wieder den Schein sozialen Engagements (z.B. Kinderschutzkampagne, „Aktiv gegen sexuelle Gewalt“). Besonders Frauen sind mehr und mehr in die ‚Aufbauarbeit’ der Rechtsextremen einbezogen; siehe folgenden Bericht aus der Kreiszeitung Nordheide Wochenblatt vom 25.2.2012:

Sozialer Schein bei Neonazis

(Quelle: Kreiszeitung Nordheide Wochenblatt vom 25.2.2012 – Nr. 8a – 41. Jg – S. 3)

Tostedt wehrt sich gegen Neonazis

Wenn man den Medien glauben darf, dann haben am vergangenen Samstag über 1000 Bürger bei Eiseskälte in Tostedt im Landkreis Harburg gegen Rechtsextremismus demonstriert. Die Kundgebung verlief absolut friedlich. „Es waren weder Anhänger der extremen linken Szene, noch der extremen rechten Szene angereist“, sagte der Polizeisprecher.

Auslösendes Moment für diese Demonstration war die Aufhebung eines Urteils gegen den Inhaber eines Neonaziladens im Tostedter Ortsteil Todtglüsingen (Armutszeugnis für den Rechtsstaat?). Aufgerufen zu dieser Kundgebung hatten alle im Rat der Gemeinde Tostedt und im Samtgemeinderat vertretenen Fraktionen sowie die Kirchengemeinden, Vereine und diverse Verbände.

Tostedt wehrt sich gegen Neonazis © NDR

Tostedt hatte schon immer ein Problem mit vereinzelten Gruppen von Neonazis. So wurde 1998 eine Bürgerbewegung Tostedt gegen Rechts gegründet, das Forum für Zivilcourage, um aufzuzeigen, dass Tostedt keine braune Hochburg ist, dass hier jede Art von menschenverachtender Politik kein Zuhause in der breiten Bevölkerung hat und das man nicht gewillt ist, die alltägliche Nazigewalt hinzunehmen.


Tostedter Bürger demonstrieren gegen Rechts

Noch einige Worte zu der unqualifizierten, ja geradezu dummen Äußerung der älteren Frau in der kurzen TV-Reportage: In Tostedt hat nicht jedes dritte Haus eine deutsche Fahne im Garten. Und selbst wenn, dann sollte man bedenken, dass die schwarz-rot-goldene Fahne ein Symbol für Freiheit und Demokratie ist. Nazis benutzen andere Fahnen und Symbole. Und latent fremdenfeindliche Sprüche werden in Tostedt auch nicht mehr geklopft als anderswo.

Natürlich genügt es nicht, gegen die Gewalt von Extremisten, ob von rechts oder von links, auf die Straße zu gehen. Eine Unterschriftensammlung von Jugendlichen mit der Forderung, den genannten Laden, der als Anlaufpunkt für die rechte Szene dient, zu schließen, hat in der Folge zu einer Resolution des Samtgemeinderats und indirekt auch zur Gründung des Tostedter Präventionsrats im September 2010 geführt. Ich weiß, dass Schulen, Kirchen (z.B. Woche gegen Gewalt – Bandabend Tostedt 2011 und Veröffentlichung Kugelkreuz – eine Veränderungs-CD) und Sportvereine (z.B. zur Integration von Zuwanderern) vieles unternehmen, um der Gewalt und Fremdenfeindlichkeit vorzubeugen. Aber eigentlich ist jeder Einzelne aufgefordert, seinen Beitrag für eine friedliche, tolerante und weltoffene Gesellschaft zu leisten.

Willi, der Super-Maulwurf, und das Gourmet-Frühstück

Wie mich meine liebe Familie sieht, habe ich hier bereits öfter dokumentiert (z.B. in Murmeltiertag). Da zeichnete mich der ältere meiner beiden Söhne als blinden Maulwurf, zunächst etwas phlegmatisch, dann sanguinisch – das habe ich nun davon, von meinen Kindern. Und jetzt kommt Willi, also ich, als Super-Maulwurf bzw. Super-Willi daher – immer noch mit der Blindenbrille (eine Sonnenbrille ist das nicht), wenigstens ohne Blindenstock. Trotzdem ein Widerspruch in sich (obwohl man behauptet, die restlichen Sinne von erblindeten Personen seien viel geschärfter, superscharf also). Diesmal war es der jüngere der beiden Söhne, der das zu Papier brachte. Danke, sehr aufschlussreich …

Solange es nur ein mögliches körperliches Gebrechen (eine übrigens durch eine Brille hinreichend ausgeglichene Kurzsichtigkeit) kennzeichnen soll und nicht auf geistige Blindheit anspielt, will ich das noch einmal durchgehen lassen.

Willi, der Super-Maulwurf © Lukas Albin

Nun Super-Willi hatte heute aus gegebenem Anlass (übrigens dem gleichen, zu dem ich die Zeichnung von meinem Sohn bekam) zum Brunch resp. Gourmet-Frühstück eingeladen. Jetzt Anfang Februar läuft in der hiesigen Gastronomie noch nicht viel hinsichtlich dieser Kombination Breakfast/Lunch – immerhin gibt es da aber den Hof Quellen mit Gastronomie und Café (Biologische Landwirtschaft / Direktvermarktung sind angeschlossen) mit dem Cafe Hof Quellen Wistedt etwas außerhalb von Tostedt und dem Cafe Rothschilds Tostedt (Café, Bistro & Feinkost). Wir haben uns für das ‚Kerngeschäft’ in Wistedt entschieden. In kleiner, gemütlicher Runde gönnten wir uns „ein reichhaltiges Gourmet Frühstück mit vielen hausgefertigten Köstlichkeiten“.

Das Frühstück kostet 9 € 50 (Getränke extra) und ist wirklich zu empfehlen. Vieles stammt dabei aus eigener Herstellung, beginnend bei leckeren Marmeladen über Wurst/Schinken und Antipasti bis hin zu einer leckeren Lachs-Tarte (die Speisen können natürlich variieren). Weiter gab es diverse Käse, Rühreier, Frikadellen und Brätlinge und als Nachtisch einen leckeren Schlemmerquark mit Früchten … und … und … und …. Also auch Vegetarier kommen nicht zu kurz. Wir haben es uns schmecken lassen. Zurück bin ich dann bei Eiseskälte mit meiner Frau zu Fuß nach Hause gegangen. Sich einmal so richtig auslüften zu lassen, tut nach einem so ausgiebigen Mahl wirklich gut.

Tostedter Bürger demonstrieren gegen rechte Gewalt

Hiermit möchte ich noch einmal alle Bürger in Tostedt und Umgebung im Landkreis Harburg zur friedvollen Demonstration am 4. Februar: Tostedt gegen Rechts aufrufen, die von allen im Rat der Gemeinde Tostedt und im Samtgemeinderat vertretenen Fraktionen sowie von Kirchengemeinden, Vereinen und Verbänden unterstützt wird. Es ist an der Zeit zu zeigen, dass Tostedt keine braune Hochburg ist, dass hier jede Art von menschenverachtender Politik kein Zuhause hat. Es tut endlich Not, Präsenz gegen neonazistisches Gedankengut zu zeigen: Wir lassen uns nicht einschüchtern!


Größere Kartenansicht
(A) Treffpunkt Tostedt Rathaus (Schützenstraße 24) – (B) Gang zum Platz Am Sande – (C) Johanneskirche (Himmelsweg)

Tostedt ist bunt: Deshalb: Erscheint heute zur Bürgerbewegung Tostedt gegen Rechts. Beginn um 14 Uhr beim Rathaus in Tostedt mit Gang zum Platz Am Sande. Anschließend laden die Tostedter Kirchen zu einer Friedensandacht in die Johanneskirche ein.

Tostedt ist bunt

Die Demonstration ist als eine friedliche, von bürgerlichen Gruppen initiierte Kundgebung ausgerufen. Leider ist damit zu rechnen, dass auch linke, so genannte Antifa-Gruppen den Weg nach Tostedt finden werden (gestern Abend ließen sich Aufrufe solcher Gruppen, nach Tostedt zu kommen, nicht ausmachen). Ich hoffe, dass die Veranstalter dieser Demonstration auf jeden Fall darauf eingestellt sind. Jeder, der will, ist willkommen, friedlich an dieser Demo teilzunehmen. Wer allerdings meint, gewalttätig seinen Standpunkt verkünden zu müssen, sollte seiner eigenen Wege gehen und sich von dieser Demonstration fernhalten.

Endlich Winter

Vor über einem Viertel Jahr hatte ich einen ‚harten’ Winter (Vorbereitungen auf einen frostigen Winter) prophezeit. Was hatten wir bisher? Einen meist lauen Herbst. Aber wer nun dachte, das wäre es mit diesem Winter, der muss sich arg getäuscht sehen: Förmlich über Nacht ist es jetzt auch bei uns im hohen Norden Deutschlands Winter geworden. Es hat über Nacht geschneit. Und dieser Schnee ist sogar liegen geblieben. Für die nächsten Tage ist sogar richtig knackiger Frost vorausgesagt. Bis zu einem zweistelligen Minus-Bereich. Da heißt es, sich warm anziehen. Ich bin gespannt, wie sich das weiterentwickelt …

Winterimpression Tostedt 2001
aus: Winterimpression Tostedt 2001

Demonstration am 4. Februar: Tostedt gegen Rechts

Der braune Spuk in Tostedt geht vorerst weiter. Das Urteil gegen den Betreiber des Ladengeschäft „Streetwear“ wegen Landfriedensbruchs wurde wie kurz berichtet aufgehoben. Damit ist auch die Bewährungsauflage, den Laden, der Anlaufsstelle für die rechtsextremistische Szene ist, zu schließen, hinfällig. Man kann vom dem Urteil halten, was man will. Es mag juristisch richtig sein (immerhin war es ein geschickter Schachzug des Herrn S., zuzugeben, die besagte „Waffe bereits längere Zeit bei sich gehabt“ zu haben). Damit Herr S. und Konsorten aber nicht zu sehr die Urteilsaufhebung feiern und im Gegenteil spüren, dass man in Tostedt nicht gewillt ist, das Treiben der rechtsextremistischen Szene zu dulden, ruft der Tostedter Bürgermeister mit Unterstützung aller Fraktionen der im Gemeinderat Tostedt und Samtgemeinderat Tostedt vertretenen Parteien (u.a. die Grünen) zu einer Demonstration am Samstag, den 4. Februar 2012 ab 14 Uhr vor dem Rathaus in Tostedt auf:

Bürgerbewegung
Tostedt gegen Rechts
Bürger demonstrieren gegen Neonazis

Wann: Samstag, den 04.02.2012 ab 14:00 Uhr

Treffpunkt: Rathaus

Gang zum Platz Am Sande

Anschließend laden die Tostedter Kirchen zu einer Friedensandacht in die Johanneskirche ein

Fassungslosigkeit und Empörung über den Beschluss des Oberlandesgerichts Celle!

Neonazi Silar muss seinen Szeneladen nicht schließen!

Uns reicht`s!

Wir wehren uns gegen das braune Image Tostedts.

Kommen Sie mit auf die Demonstration, um zu zeigen,

dass die Mehrheit der Tostedter Bürger anders denkt!

Verantwortlich:

Gerhard Netzel
Bürgermeister der Gemeinde Tostedt

Dieser Aufruf wird von allen im Rat der Gemeinde Tostedt und im Samtgemeinderat vertretenen Fraktionen sowie von Kirchengemeinden, Vereinen und Verbänden unterstützt!

 

Zur Information hier die Pressemeldung der Staatsanwaltschaft Stade vom 17.01.2012 zu der Einstellung des Strafverfahrens:

Pressemeldung der Staatsanwaltschaft Stade vom 17.01.2012

Oberlandesgericht Celle hebt Verurteilung von Stefan Silar auf und stellt Strafverfahren ein

Stade / Tostedt. Auf die Revision des Angeklagten Stefan Silar hat das Oberlandesgericht Celle mit Beschluss vom 20.12.2011 ein Urteil des Landgerichts Stade vom 05.08.2011 aus Rechtsgründen aufgehoben und das Strafverfahren wegen des Vorwurfs des Landfriedensbruchs aufgrund eines sogenannten „Strafklageverbrauchs“ eingestellt.

Silar betreibt im Tostedter Raum das Ladengeschäft "Streetwear", in welchem er Bekleidung und Tonträger anbietet, die in der rechtsextremistischen Szene beliebt sind.

Hintergrund der Entscheidung sind Ereignisse von Pfingsten 2010. Damals zog eine Gruppe von linksgerichteten Personen zum Ladengeschäft „Streetwear“ des Stefan Silar in Tostedt und traf dort auf rechtsgerichtete Personen aus dem Umfeld des Silar. Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden Gruppen und der Polizei. Silar war deswegen zum einen mit einem inzwischen rechtskräftigen Strafbefehl des Amtsgerichts Tostedt vom 28.07.2010 wegen Führens einer Schusswaffe ohne eine waffenrechtliche Erlaubnis zu einer Geldstrafe von 15 Tagessätzen zu je 30 Euro verurteilt worden.

Nachfolgend hat ihn das Amtsgericht – Schöffengericht – Tostedt am 21.02.2011 ebenfalls aufgrund der Ereignisse von Pfingsten 2010 wegen einer gesonderten prozessualen Tat des schweren Landfriedensbruchs zu einer Freiheitsstrafe von 1 Jahr und 6 Monaten verurteilt. Dieses Urteil wurde vom Landgericht Stade auf die Berufung des Silar aufgehoben, der nunmehr vom Landgericht Stade am 05.08.2011 nur noch wegen Landfriedensbruchs zu einer Freiheitsstrafe von 9 Monaten verurteilt wurde, deren Vollstreckung zudem zur Bewährung ausgesetzt wurde. Silar erhielt die Bewährungsauflage, sein Ladengeschäft „Streetwear“ bis Ende März 2012 zu schließen.

Das Oberlandesgericht in Celle hob das vorgenannte Berufungsurteil gegen Silar vom 05.08.2011 nunmehr auf, weil die Tat aus dem Strafbefehl und aus dem angefochtenen Berufungsurteil als eine Tat im prozessualen Sinne anzusehen sei.

Die Staatsanwaltschaft war bei ihrer Anklageerhebung noch davon ausgegangen, dass zwischen dem Landfriedensbruch und dem Waffendelikt entsprechend dem Sachstand in den Ermittlungsakten eine wesentliche zeitliche und örtliche Zäsur bestand. Erstmals in der Hauptverhandlung vor dem Landgericht Stade behauptete Silar, er habe die Waffe bereits längere Zeit bei sich gehabt. Das Landgericht Stade hat diese Einlassung zur Grundlage seiner Entscheidung gemacht, wobei das Oberlandesgericht Celle diese Feststellungen dahingehend rechtlich gewürdigt hat, dass neben der vorangegangenen rechtskräftigen Verurteilung wegen des waffenrechtlichen Verstoßes eine weitere gesonderte Verurteilung wegen Landfriedensbruchs unzulässig sei.

Pressemeldung der Staatsanwaltschaft Stade vom 17.01.2012

‚Willi’ beim Ministerpräsidenten

Etwas unter Zeitdruck stand er wohl und nicht so ganz bei der Sache war er. Immerhin empfing Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) letzten Mittwoch Vertreter der Evangelischen Jugend im Kirchenkreis Hittfeld (u.a. Jan Hendrik ‚Willi’ Saxe) und vom Vorstand des Jugendkonvents des Sprengel Lüneburg, die ihm die 6000. „Kugelkreuz“-CD übergaben. Wie berichtet steuerten 13 Bands ihre Songs gegen rechte Gewalt zu dem CD-Projekt bei. „Eine lobenswerte Initiative“ nannte McAllister das Projekt und freute sich über die CD: „Die höre ich mir gern an“, so der Ministerpräsident. Wollen wir es hoffen.

Willi bei McAllister
aus: Kreiszeitung Wochenblatt Nordheide Elbe & GeestNr. 3a – 41. Jahrgang vom 21.01.2012 – Seite 3

Armutszeugnis für den Rechtsstaat?

Recht und Gerechtigkeit sind manchmal zwei Paar Schuh. Eigentlich wundert mich nichts mehr, was in diesem, unseren ‚Rechtsstaat’ passiert. Sicherlich soll und kann ein Täter nicht zweimal wegen der gleichen Straftat bestraft werden. Man spricht hier vom Strafklageverbrauch. Wie sich das nun im Fall des Rechtsextremisten S. verhält, da mögen sich die Gelehrten schlagen. Ich empfinde nur, dass hier Recht und mein Rechtsempfinden nicht gerade deckungsgleich sind.

Hier Bericht, Kommentar und Stimmen aus Tostedt in Kreiszeitung Wochenblatt Nordheide Elbe & GeestNr. 3a – 41. Jahrgang vom 21.01.2012 – Seite 8:

Neonazi geht straffrei aus
Neonazi geht straffrei aus
Neonazi geht straffrei aus

Tostedts neuer Bürgermeister

Mit diesem Ergebnis hatte wohl keiner gerechnet. Die Gemeinde Tostedt wählte überraschend Gerhard Netzel (SPD) zum neuen Bürgermeister, obwohl CDU, FDP und die WG Tostedt mit 16 von den 31 Ratsmitgliedern die Mehrheit im Rat haben. Deren Kandidat, Ernst Müller (CDU), kam aber nur auf 13 Stimmen.

Bürgermeisterwahl 2011 in der Gemeinde Tostedt
Kreiszeitung Nordheide Wochenblatt Nr. 44a vom 05.11.2011/40. Jg. (Seite 8 )

Nach dem doch deutlichen Debakel bei der letzten Kommunalwahl 2011 in Niedersachsen für CDU und FDP (zusammen verloren die Parteien 15 %), mussten beide Parteien jetzt auch noch diese Wahlschlappe hinnehmen.