Kategorie-Archiv: Unsere Erde – unsere Welt

Schutz und Verschmutzung unserer Umwelt

Kleine Zeitgeschichte für Fortgeschrittene

Gerade zur beginnenden Weihnachtszeit sollte man derer gedenken, die nicht von den Segnungen von Demokratie, Wohlstand oder Frieden bedacht sind. Ich möchte hier drei Bücher vorstellen und anempflehlen, die bei zweitausendeins zu kaufen sind, die den Gabentisch vielleicht etwas schwer belasten, die aber eine Zeitgeschichte vermitteln, die wir nicht in den Tagesnachrichten verfolgen können.

Ich habe nichts gegen Israel. Israelis haben das gleiche Recht darauf, innerhalb eines eigenen Staates zu leben. Aber die Gründung des Staates Israel ist mit großem Unrecht belastet, das nicht verschwiegen werden darf, so wie das völkermordende Unrecht der Nazi-Diktatur niemals unter den Teppich gekehrt werden darf. Und auch das Elend chinesicher Bauern sollte nicht hinter leuchtenden Reklamen verschwinden. Vom Elend in Afrika ganz zu schweigen (oder eben nicht zu schweigen):

Die ethnische Säuberung Palästinas. Die Vertreibung von 800.000 Menschen vor, während und nach der Gründung Israels. Dokumentation von Ilan Pappe.

Zwei Monate vor dem Ende der britischen Verwaltung Palästinas im Auftrag der UN, am 10. März 1948, trifft sich im Roten Haus in Tel Aviv, dem Hauptquartier der Untergrundmiliz Hagana, eine Runde hochrangiger zionistischer Politiker. Eingeladen hat David Ben Gurion, später Ministerpräsident Israels. Mit dabei sind Politiker und Militärführer wie unter anderem Yigal Allon (später Außenminister), Moshe Dayan (später Verteidigungs- und Außenminister), Yigael Yadin (später stellvertretender Ministerpräsident), Yitzchak Rabin (später Ministerpräsident und Friedensnobelpreisträger).

Sie verabreden die Endfassung eines Masterplans zur Vertreibung der arabischen Bevölkerung: „Plan Dalet“ (Plan D). Das Land – nur zu elf Prozent im Besitz der jüdischen Einwanderer, die nicht einmal ein Drittel der Einwohner stellen – soll systematisch freigemacht werden für eine endgültige jüdische Besiedelung, und hierzu ist jedes Mittel recht.

Der israelische Historiker und Politikwissenschaftler Ilan Pappe ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Haifa und Leiter des dortigen Instituts für Konfliktforschung. Anhand von Augenzeugenberichten, Tagebuchauszügen und Dokumenten aus Militärarchiven, die bis vor kurzem unter Verschluss gehalten wurden, zeichnet er ein Bild der Ereignisse zwischen 1947 und 1948, das der offiziellen Geschichtsdarstellung und dem Gründungsmythos Israels in entscheidenden Punkten widerspricht. (Wegen des Drucks, dem er seit der Veröffentlichung seines Buchs ausgesetzt ist, verlegt er in diesem Jahr seinen Wohnsitz zumindest vorübergehend nach Großbritannien.)

Ilan Pappe „Die ethnische Säuberung Palästinas“. Deutsche Erstausgabe. Deutsch von Ulrike Bischoff. 19 Fotos. 416 Seiten. Fester Einband.

Der verbotene Millionenseller. Ausgezeichnet mit dem Lettre Ulysses Award, dem „Nobelpreis für Journalismus“.

Die chinesische Wirtschaft boomt mit zweistelligen Zuwachsraten. Für die Europäer ist die Volksrepublik ein riesiger Zukunftsmarkt. Doch abseits der neuen Megastädte leben über 60 Prozent der chinesischen Bevölkerung in bitterer Armut: 900 Millionen Bauern, Land- und Wanderarbeiter. Auf dem Land herrschen Despotie und Willkür. Die Bauern werden mit unsäglichen Steuern und Abgaben belegt – zugunsten der stürmischen industriellen Entwicklung und der Prosperität der Ostküstenmetropolen. China ist ökonomisch und kulturell tief zerrissen – so tief, dass selbst die Bewohner von Peking und Schanghai so gut wie nichts über die Lebensbedingungen der Bauern wissen.

„Über Monate haben sich die Reporter Chen Guidi und Wu Chuntao in den Dörfern der chinesischen Bauern aufgehalten, Minute für Minute, Dokument für Dokument rekonstruiert, mit radikaler Rechtschaffenheit dargelegt, was Korruption, mafiose Verstrickungen, Mord im großen Reich angerichtet haben, für dessen Befreiung von Willkür in der großen Revolution Millionen starben“ (Die Zeit).

Chen und Wus Reportage „Zur Lage der chinesischen Bauern“ wurde in China sofort nach Erscheinen zum Bestseller. Doch bereits bei den Vorbereitungen für eine zweite Auflage schritt die Zensurbehörde ein. Inzwischen kursiert ihr Buch millionenfach als Raubkopie. Jetzt gibt es exklusiv bei uns erstmals die deutsche Übersetzung aus dem Chinesischen von Hans Peter Hoffmann.

Chen Guidi/Wu Chuntao. „Zur Lage der chinesichen Bauern“. Mit zwei Karten. 600 Seiten.

„Ich weiß, dass es Gott gibt, denn ich habe dem Teufel die Hand geschüttelt.“

„Die akribische Beschreibung des vielleicht schlimmsten Verrats der Menschheitsgeschichte, ein Buch, das man lesen muss“ (Guardian): UNO-General Roméo Dallaire, Leiter UN-Friedensmission in Ruanda, kämpfte erst verzweifelt gegen den drohenden Genoid Als der schnellste Völkermord unserer Zeitgeschichte beginnt, hält er gegen den Nicht-Eingreifen-Befehl der UN-Zentrale mit seiner kleinen Truppe von 250 Ghanaern aus. Ihre Selbstlosigkeit und Tapferkeit konnten die furchtbaren Ereignisse jedoch nicht aufhalten. Der Westen schaute zu … „Nach meiner Rückkehr aus Ruanda fragte mich ein Armeegeistlicher, wie ich weiterhin an Gott glauben könne. Ich weiß, dass es einen Gott gibt, antwortete ich ihm, weil ich in Ruanda dem Teufel die Hand geschüttelt habe“ (Dallaire). „Wer einen Einblick gewinnen will, welche Mechanismen hinter den Kulissen der Vereinten Nationen ablaufen, muss dieses Buch lesen – und wundert sich beim Blick auf Krisenregionen wie Darfur im Sudan über nichts mehr“, resümierte der General-Anzeiger bereits vor zwei Jahren. Das Thema Darfur ist immer noch auf der UN-Tagesordnung …

Dallaire, Roméo: Handschlag mit dem Teufel – Aus dem Englischen von Andreas Simon dos Santos. 651 Seiten. Broschur.

Sternenpartnerschaften

Wenn man auf dem Lande wohnt, ist die Chance, etwas vom Sternenhimmel zu sehen, doch viel größer, als in der Stadt. Und so hat sich meine Frau vor Jahren ein Sternguckerteleskop zugelegt, mit dem sie weniger die Nachbarn bespannt als die Sterne über uns. Und Anfang 2004 haben meine Frau und meine beiden Söhne eine Sternenpartnerschaft beim Planetarium in Hamburg übernommen. Entsprechend ihren Vorlieben für bestimmte Tiere wählten sie sich ihre Sterne aus:

Urkunde Sternenpartnerschaft Planetarium Hamburg

Boötes (Bärenhüter)

Meine Frau Christa, ihres Zeichen Bärchenfan: Stern „HIP71277“ Boötes (Bärenhüter)
Nummer im TYCHO Kalalog: TYC 2559-01173-1
Koordinaten (Jahr 2000): RA 14 h 34 min. 39 sek.
…….. Dekl.: 36 Grad 37 min. 34 sek.
Größenklasse: 6.01
Einzelstern
Distanz: 568 Lichtjahre
Spektralklasse: K5III
Leuchtkraft: 100fache Sonnenleuchtkraft
Sichtbarkeit in Deutschland: November – August

Chamaeleon (Chamäleon)

Mein großer Sohn Jan: Stern „HIP43012“ Chamaeleon (Chamäleon)
Nummer im TYCHO Kalalog: TYC 9403-01455-1
Koordinaten (Jahr 2000): RA 08 h 45 min. 55 sek.
…….. Dekl.: -79 Grad 30 min. 16 sek.
Größenklasse: 5.79
Einzelstern
Distanz: 559 Lichtjahre
Spektralklasse: K5III
Leuchtkraft: 118fache Sonnenleuchtkraft
Sichtbarkeit in Deutschland: unbeobachtbar

Lacerta (Eidechse)

Und mein jüngster Sohn, Lukas: Stern „HIP109079“ Lacerta (Eidechse)
Nummer im TYCHO Kalalog: TYC 3605-01645-1
Koordinaten (Jahr 2000): RA 22 h 05 min. 50 sek.
…….. Dekl.: 45 Grad 06 min. 45 sek.
Größenklasse: 6.49
Einzelstern
Distanz: 698 Lichtjahre
Spektralklasse: A0VI
Leuchtkraft: 97fache Sonnenleuchtkraft
Sichtbarkeit in Deutschland: ganzjährig

Privater Emissionshandel gefällig?

Frau Merkel hat ein hehres Ziel vor Augen: Der weltweite Ausstoß an CO2 soll pro Kopf und Jahr auf maximal 2 Tonnen begrenzt werden. 2 Tonnen? Das sind immerhin 2000 kg.

Um das Ganze möglichst effizient zu handhaben, schlage ich vor, dass ein privater Emissionshandel mit so genannten Emissionszertifikaten eingerichtet wird. Nach jetzigem Stand entspricht eine Tonne Kohlendioxid einem Emissionszertifikat. Jeder Mensch dieser Erde bekommt also zwei Zertifikate. Produziert einer mehr als 2 Tonnen CO2, so muss er Strafe zahlen oder kann ungenutzte Zertifikate anderer kaufen. Wer weniger Emissionen erzeugt, kann seine Zertifikate entsprechend auf dem freien Markt verkaufen.

Klimawandel?!

Wer wie meine Familie (4 Personen = 8 Tonnen CO2) kein Auto besitzt, ist natürlich gut dran. Da können wir durch Emissionshandel noch einmal kräftig unsere Haushaltskasse aufbessern. Okay, gelegentlich fahren wir mit der Bahn, die für kohlenstoffdioxid-äquivalente Emissionen sorgt, und ab und zu lassen wir auch einmal einen Pups (Abgase dieser Art werden auch entsprechend umgerechnet). Aber am Ende stehen wir mit unserer CO2-Produktion besser da als die vielen Autobesitzer.

siehe zdf.de: Merkel will CO2-Ausstoß weltweit begrenzen

Einflugschneise Tostedt

Wer möchte nicht wie die Zugvögel gen Süden ziehen, wenn es bei uns kalt und dunkel wird? Nun, das kleine Städtchen, in dem ich hause, wird in diesen Tagen von vielen dieser Zugvögel überflogen. Tostedt ist eine Art Einflugschneise. Schon früh hört man bei schönem Wetter das Geschnattere, bevor die Flieger in großer Anzahl zu sichten sind. Sie kommen aus östlicher Richtung und fliegen weiter gen Westen, denn viele Vögel suchen sich im Abendgrauen einen Rastplatz in der Nähe wie das Tister Bauernmoor bei uns, das zur Rast von Kranichen bestens geeignet ist.

Vogelzug

NASA World Wind 1.4

Google Earth dürfte allen Internet-Nutzer ein Begriff sein. Es ist ein weltweites geografisches Informationssystem, das uns an alle Plätze unseres Planeten führen kann. Ähnliches stellt uns seit einiger Zeit auch die NASA zur Verfügung: Mit der Version 1.4 ihres kostenlosen Satelliten-Programms „NASA World Wind“ wird uns eine überarbeitete Grafik-Engine samt 3D-Lichteffekten, visueller Atmosphäre und Schattenwurf spendiert.

Mittels des „Time Controllers“ können Anwender die Erde Tageszeit genau beobachten. Je nach Sonnenstand werden unterschiedliche Erdteile in den Blickpunkt gerückt. Besonders beeindruckend sind die 3D-Bilder der Bergwelt (sieht wirklich sehr plastisch aus und hebt sich in dieser Eigenschaft von Google Earth ab).

Um das Tool nutzen zu können, benötigt man einen Rechner mit mindestens Windows 2000 oder XP und eine Breitband-Anbindung zum Internet. Weiter wird ein installiertes .NET Framework 2.0 vorausgesetzt (sollte das fehlen, so kann es automatisch installiert werden).

Die Zugspitze - mit NASA World Wind beobachtet
Die Zugspitze – mit NASA World Wind beobachtet

Die coolsten Fotos aus NASA World Wind 1.4

Hannes Wader: Plattdeutsche Lieder

Vor vielen Jahren, als ich noch in Bremen lebte, lernte ich dort einen Engländer kennen, der als Soldat nach Deutschland kam, eine Deutsche heiratete und dann hier hängen blieb. Wenn man ihn sprechen hörte, hätte man meinen können, er wäre ein typischer Norddeutscher. Ja, sogar ein bisschen plattdeutsch konnte er reden. Überhaupt, so meinte er, käme er mit dem Plattdeutschen ganz gut zurecht, weil es viel mehr Ähnlichkeit mit dem Englischen hätte.

Auf unserer Rückreise aus unserem Bayernurlaub dieses Jahr begegnete ich mit meiner Frau im Zug von Garmisch-Partenkirchen nach München Werner, der mit dem Janker und den Dread Locks. Wir unterhielten uns wie erwähnt angeregt und kamen u.a. auf Hamburg und den Sänger Hannes Wader zu sprechen. Und auf Waders Album „Plattdeutsche Lieder“.

Hannes Wader: Plattdeutsche Lieder (1974)

In diesen Tagen habe ich mir nun Hannes Waders Plattdeutsche Lieder besorgt. Es sind viele Lieder, die mich stark an irische oder schottische Folklore erinnern. Aber auch das norddeutsche Element kommt nicht zu kurz. Viele Lieder sind Vertonungen von Gedichten des Dichters und Schriftstellers Klaus Groth (1819 – 1899), der als einer der Begründer der neueren niederdeutschen Literatur gilt.

Niederdeutsch, oder auch Plattdeutsch bzw. Plattdüütsch (wie man auf Platt sagt) ist eine in Norddeutschland verbreitete Mundart, an der die Wirrungen der hochdeutschen Lautverschiebung ungeschadet vorübergezogen sind und die sich dadurch die Ähnlichkeit mit dem Englischen bewahrt hat.

Plattdeutsch wird heute vorwiegend von ältere Menschen und in ländlichen Regionen gesprochen. Ab und zu ist es aber auch immer wieder modern, diese Mundart (wenigstens ansatzweise) zu beherrschen. Ich selbst spreche kein Platt, verstehe es aber ganz gut (besonders in geschriebener Form). Dafür kann ich ganz gut das sprechen, was man weithin als Hamburgisch bezeichnet, was aber Missingsch benannt wird (z.B. vom Ohnsorg-Theater bei TV-Sendungen gesprochen – oder von Käpt’n Blaubär). Damit habe ich früher immer ganz gut meine Söhne unterhalten können. Besonders mein Jüngster konnte nicht genug davon bekommen (eben viel Seemannsgarn: Jo, min Jungs, so geiht dat!).

Anzumerken ist, dass das Plattdeutsche selbst heterogen ist und sich in viele Dialekte aufteilt, die sehr unterschiedlich sind, z.B. je weiter man zur niederländischen Grenze kommt, desto mehr ähnelt das Platt dort dem Niederländischen (in Ostfriesland sagte man mir, dass das Platt dort der Burensprache in Südafrika entspricht, was hieße, dass das Afrikaans eigentlich Platt wäre).

Dass die plattdeutsche Sprache auch zum Politikum werden kann, beweist folgende kleine Anfrage an den Landtag in Niedersachsen, die übrigens in Plattdeutsch verfasst wurde (Tokunft vun de Plattdüütsche Spraak in Hochschool un School in Neddersassen). Ich kann mich erinnern, dass der niedersächsische Landtag auch schon Sitzungen in plattdeutscher Sprache abgehalten hat.

Empfehlen möchte ich die plattdüütsche Website von Wikipedia, da bekommt man ein wenig das Gefühl für diese Sprache. Interessant ist natürlich auch das Plattnet. Und hier findet der Interessierte Nachschlagewerke für das Niederdeutsche (z.B. ein Wörterbuch deutsch-niederdeutsch).

Nun aber zu Wader und seinen plattdeutschen Liedern: Es fiel mir nicht leicht, aus diesem bunten Strauß betörender Lieder eines herauszusuchen. „Dat du min leefste büst““ finde ich sehr schön („Das Du meine Liebste bist“). Aber ich habe mich für „meinen Johann“ entschieden (nicht nur, weil mein ältester Sohn Jan heißt, oder Wader mit Vornamen Hannes, beides sind Abwandlungen des Namen Johann). Ungelogen: Beide Lieder treiben mir die Tränen in die Augen … Und „Min Jehann“ ist ein trauriges Lied, traurig-schön. Klaus Groth erinnert sich darin an seinen verstorbenen Bruder:

Klaus Groth: Min Jehann

Ik wull, wi weern noch kleen, Jehann,
Do weer de Welt so grot!
Wi seten op den Steen, Jehann,
Weest noch? bi Nawers Sot.
An Heben seil de stille Maan,
Wi segen, wa he leep,
Un snacken, wa de Himmel hoch
Un wa de Sot wul deep.

Weest noch, wa still dat weer, Jehann?
Dar röhr keen Blatt an Bom.
So is dat nu ni mehr, Jehann,
As höchstens noch in Drom.
Och ne, wenn do de Scheper sung
Alleen, int wide Feld:
Ni wahr, Jehann? dat weer en Ton!
De eenzige op de Welt.

Mitünner inne Schummerntid
Denn ward mi so to Mod.
Denn löppt mi’t langs den Rügg so hitt,
As domals bi den Sot.
Denn dreih ik mi so hasti um,
As weer ik nich alleen:
Doch allens, wat ik finn, Jehann,
Dat is – ik sta un ween.

(hierzu eine Seite „mit ingelsch Översetten un hoogdüütsche Glossaren“, verstanden?!)


Hannes Wader: Min Jehann (aus: Plattdeutsche Lieder – 1974)

Schmetterlinge

Ein Garten ohne Schmetterlinge ist wie die Suppe ohne Salz: fade. Daher sollte man auch dafür sorgen, nicht alles Kraut (von Unkraut kann nicht die Rede sein) zu vertilgen. Besonders Brennnessel dienen vielen Schmetterlingsraupen als Futterpflanze. Und so wurden wir in diesem Jahr, das sich leider bisher als ziemlich arm an Schmetterlingen zeigt, dafür belohnt, dass neben vielen Blumen auch einige Zweige Brennnessel stehen geblieben sind. Eine dicke fette Raupe bekam genug Nahrung, um sich zu verpuppen und in diesen Tagen als schöner Schmetterling zu schlüpfen – ein Admiral, den man nicht alle Tage sieht:

Schmetterlingsraupe der fertige Schmetterling - ein Admiral
Raupe der fertige Schmetterling, ein Admiral

Meyers Konversationslexikon

Ich gehöre zu den Menschen, die gern in alten Büchern stöbern. Besonders alte Lexika haben es mir angetan. Es ist äußerst interessant zu erfahren, wie die Menschen früher unsere Welt sahen. Und schnell erfährt man, dass Grenzen (Ländergrenzen und die des geistigen Horizonts) nur begrenzt Gültigkeit haben.

Eines der größten Nachschlagewerke, Meyers Konversationslexikon, gibt es jetzt in einer digitalen Ausgabe im Internet. Diese Site macht das Lexikon von 1888 mit seinen 19 Bänden und ca. 20.000 Seiten jetzt online verfügbar. Dazu wurde das Lexikon Stück um Stück digitalisiert und via OCR in Text umgewandelt, welcher manuell korrigiert werden.

Meyers Konversations-Lexikon.

Zusätzlich wird Meyers Lexikon als Taschenlexikon auch in einer aktuellen Version (10. Auflage) seit 2006 online veröffentlicht, alle Artikel sind kostenlos abrufbar.

Al Gore lädt ein: Live Earth

Gleich an 11 Standorten treffen sich die Stars, um am heutigen Tag auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Al Gore, unter Clinton US-Vizepräsident, lädt zu diesem Konzertmarathon „Live Earth“ in neun Städten auf sieben Kontinenten für über 24 Stunden ein. Mit Hilfe der Erlöse dieser Konzerte soll eine Stiftung für Klimaschutz eingerichtet werden.

Live Earth 07/07/2007

ab 5 Uhr: Sydney – Aussie Stadium
u.a. mit Blue King Brown, Paul Kelly, Toni Collette & The Finish u.a.

ab 8 Uhr: Tokio – Makuhari-Messe & Kyoto – To-ji-Tempel
u.a. mit Linkin Park u.a. bzw. Yellow Magic Orchestra u.a.

ab 11 Uhr: Shanghai – Oriental Peral Towers
u.a. mit Sarah Brightman, 12 Girls Band u.a.

ab 14 Uhr: Istanbul – Yedikule
u.a. mit Yusuf, Deep Purple, Paul Young u.a.

ab 14 Uhr: Hamburg: HSH Nordbank Arena
u.a. mit Katie Mulua, Shakira, Silbermond u.a.

ab 15 Uhr: Johannesburg – Cradle of Humankind
u.a. mit Angelique Kidjo, UB40, Soweto Gospel Choir u.a.

ab 15 Uhr 30: London – Wembley Stadium
u.a. mit Black Eyed Peas, Genesis, Madonna, Red Hot Chili Peppers u.a.

ab 21 Uhr: Rio de Janeiro – Copacabana
u.a. mit Gilberto Gil, Good Charlotte, Lenny Kravitz, Jennifer Lopez u.a.

ab 21 Uhr: New York – Giants-Stadium
u.a. mit Bon Jovi, Smashing Pumpkins, The Police u.a.

außerdem gibt es evtl. eine Aufzeichnung aus der Antarktis – Rothera-Station
u.a. mit Nunatak

im deutschen TV:
ab 5 Uhr auf N24
17 – 20 Uhr 15 und ab 23 Uhr auf Pro7

Live im Internet

3 x 7

Heute ist der 07.07.2007 (nach dem Teufelstag, den 06.06.06) wieder ein Tag, der gern für Hochzeiten genutzt wird, weil man sich dieses Datum mit den drei Siebenen gut merken kann (besonders die ‚Herren‘ der Schöpfung haben mit Hochzeitstagen bekanntlich ihre Probleme).

Aber der heutige Tag ist auch Auftakt zu Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der S-Bahn in Hamburg. Ein großes Familienfest startet um 11 Uhr auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz.

Hamburger S-Bahn mit Tele-Michel

Außerdem werden heute (die Zahl sieben ist gewissermaßen ‚Programm‘) die ’sieben neuen Weltwunder‘ gekürt, an deren Abstimmung jeder auf diesem Globus teilnehmen konnte.

Weltwunder der Neuzeit

Nachtrag – siehe zdf.de: Kolosseum ist eines der sieben neuen Weltwunder

Hob Ikh Mir A Mantl – Jiddisch für Anfänger

Beim Evangelischen Kirchentag in Köln vor gut zwei Wochen besuchte mein Sohn ein Konzert mit Klezmermusik, bei dem auch jiddische Kinderlieder vorgetragen wurden. Klezmer bedeutet soviel wie „Gefäß des Liedes“ und entspricht einer jüdischen Volksmusiktradition. Vorgetragen wurden die Lieder von Daniel Kempin. Besonderst beeindruckt war er von einem Kindernlied: Hob Ikh Mir A Mantl:

Es handelt von einem Schneider, der einen Mantel schneidert. Nachdem dieser mit der Zeit zerschlissen ist, macht er aus dem noch brauchbaren Stoff eine Jacke (Rekl). Auch diese wird nach und nach fadenscheinig, so näht er daraus eine Weste, später eine Fliege (schnipssl bzw. shnipsl), dann ein „gor nischt“ und am Ende dieses witzige kleine Kinderlied (lidl).

Da sich das Jiddische des (extra angepassten) Hebräischen als Schrift bedient, gibt es von dem Lied natürlich unterschiedliche Transkriptionen. Hier der Text, wie er meinem Sohn freundlicherweise von Daniel Kempin zur Verfügung gestellt wurde:

1. hob ich mir a mantl fun farzajtikn tuch, trala lala, lalalala, lalala,
is in im nischto kejn ganzener duch,trala lala, lalalala lalalala.
darum hob ich sich batracht un fun dem mantl a rekl gemacht
trala lalalalala, trala lalalalala, un fun dem mantl a rekl gemacht.

2. rekl … rekl a wesstl … rekl a wesstl
3. wesstl … wesstl a hitl … wesstl a hitl
4. hitl … hitl a schnipssl … hitl a schnipssl
5. schnipssl … schnipssl a gor nischt … schnipssl a gor nischt
6. gor nischt … gor nischt a lidl … gor nischt a lidl

Hier eine weitere Übertragung:

1. Hob ikh mir a mantl fun fartsaytikn shtof / Tralala…
Hot dos nit in zikh kayn gantsenem shtokh / Tralala…
Darum, hob ikh zikh batrakht
Un fun dem mantl a rekl gemakht
Tralala… / Fun dem mantl a rekl gemakht

2. Hob ikh mir a rekl… fun dem rekl a vestl gemakht
3. vestl / shnipsl
4. shnipsl / knepl
5. knepl / gornitl
6. gornit / dos lidele

Eine deutsche Übersetzung konnte ich leider nicht finden (aber der Text spricht für sich und ist im Wesentlichen auch ohne Übersetzungshilfe zu verstehen), dafür mehrere englische Übersetzungen – hier eine:

I HAD A LITTLE OVERCOAT
(traditional Yiddish, English by Teddi Schwartz & Arthur Kevess

1.I had a little overcoat, as old as can be
Tralala lalalala lalala
What I’d ever do with it, I just couldn’t see / Tralala…
So I thought a little while
And made myself a jacket in the very latest style
Tralalala lalala (2x) / Made a jacket in the very latest style

2. I had a little jacket, it was old as can be…
What… / So I thought a little while
And made myself a vest in the very latest style
Tralala. . .made a vest in the very latest style

3. I had a little vest / . . & made myself a tie
4. tie / button
5. button / nothing
6. nothing / song

Nun, Jiddisch ist eine westgermanische Sprache und ging aus dem Mittelhochdeutschen hervor, benutzt dabei semitischen und slawischen Elemente. Vor dem Holocaust gab es etwa 12 Millionen Sprecher, die meisten davon in Osteuropa. Heutzutage sprechen neben älteren Menschen aller jüdischen Glaubensrichtungen vor allem chassidische Juden Jiddisch als Umgangssprache.

Über das Jiddische sind viele hebräische Wörter und Begriffe in die deutsche Sprache geflossen, die auch noch heute verwendet werden (meist kennt man aber nicht deren Herkunft). Hier eine Liste deutscher Wörter aus dem Hebräischen, z.B. die Wörter meschugge, Mischpoke, Maloche und Schlamassel dürften den meisten bekannt sein.

siehe auch: Wikipedia auf Jiddisch